Die alten Grabsteine bei der Pfarrkirche von Bruneck


© Dietrich Feil

Nr. 12

Grabstein des Christof Sigmund zu Welsperg und Primör und der Maria Anna Catharina geb. Gräfin auf Reitenau, Rosegg und Langenstain (1678?)



Grabstein des Christof Sigmund zu Welsperg und Primör und der Maria Anna Catharina geb. Gräfin auf Reitenau, Rosegg und Langenstain (1678?)


D(eo) O(ptimo) M(aximo)

PRAECISA EST VELVT A TEXEN-
TE VITA MEA. DVM ADHUC ORDIRER SVCCIDIT ME...
(Zitat von Jesaja 38, 12 nach der Übersetzung der Vulgata)

Alhie Ligt Begraben der Hoch: vnd Wol
Geborn Herr Herr Christof Sigmund Frey-
Herr zu Welsperg vnd Primör Erbstabl
vnd Khvchenmaister der Fürstlichen
Grafschaft Tyrol, Erbmarschal Des
Fürstlichen Styfts Brixen, Hochfürstlich Salzbvrg. Camerer vnd
Pfantsinhaber der Herrschaft AltRasen
Vnd dero Frav Ehegemachlin Die Hoch.
vnd Wolgeborn Frav Frav Maria Anna
Catharina Freyfrav zv Welsperg vnd
Primör Geborene Grafin vnd Edle Frav
avf Reitenav Rosegg vnd Langenstain:
Wellicher Herr von Welsperg den 4 Tag
Monnat May Anno 167(8?) vnd Hochgedacht
Dero Frav Ehegemachlin den 4(?) Ivny
Anno 1658 in Gott Seelig verschiden.
Deren vnd allen Christglavbigen
Seelen Gott Gnedig sein wolle. Amen.

"Rahmen mit Rosetten. Oben Allianzwappen mit sechs Helmen, unten Inschrift. Christof Sigmund Freiherr von Welsperg, gest. 1675 und seine Gemahlin Catharina Gräfin auf Reitenau, Rosenegg und Langenstein, gest. 1658." (Weingartner 287 Nr. 15)
Ehemals in der Annen-Kapelle der Pfarrkirche (Suppl. 57 f. Nr. 37). Die Annen-Kapelle lag an der Nordseite der Kirche und war Grabkapelle der Herren von Welsberg.

„Die Herrn von Welsberg in den alten Zeiten Wolfs- und Welfsberg genannt, gehören unter die vorzüglichsten Geschlechter des Adels in Pusterthal, sie waren Lehensleute der Grafen von Görz, ihre zahlreichen Nachkommen nannten sich auch die Taistner, die Füllein, Meisnereuter, von Heimfels, Ligöde, und Roßmort. Daher ist ihre Genealogie vielen Bedenklichkeiten unterworfen...
Die Stammburg der Herrn von Welsberg ist das alte Schloß Welsberg bey dem Dorfe Zell, welches heut zu Tage nach diesem Schloße Welsberg genannt wird...
Caspar Ritter von Welsberg übernimmt 1406 die Herrschaft Primör... Barthlmä Ritter von Welsberg sein (sc. des Balthasar Ritter von Welsberg, + 1502) Sohn, Schloßhauptmann zu Bruneck 1478, erbaute das große welsbergische Haus (Ansitz Sternbach) unter der Unserfrauenkirche daselbst, er starb 1525... Wernher Ritter von Welsberg zu Bruneck seßhaft, seine Frau war Margreth Fuchsin von Fuchsberg, er starb 1517. Sein Grabstein von rothen Marmor, worauf er in mehr als Lebensgröße als Ritter abgebildet ist, befand sich vormals in der welsbergischen Kapelle, die diese Familie in der damaligen Unserfrauenkirche erbauet, und auch zu ihrem Begräbnisplatz bestimmt hatte, gegenwärtig (= ca. 1834) befindet sich derselbe an der Mauer der Pfarrkirche eingemauert.
Christoph Sigmund Freyherr von Welsberg zu Primör und Talvana, ein Sohn des obigen Sigmund (in der Aufzählung Tinkhausers scheint allerdings der „obige Sigmund“ zu fehlen, D. F.), erhielt 1555 die Herrschaft Altrasen zum Pfand.
Christoph Freyherr von Welsberg sein Sohn, starb 1633 als Schloßhauptmann zu Bruneck und Inhaber des Gerichts Altrasen.
Wilhelm Freyherr von Welsberg dessen Sohn, geboren 1585, war Domherr zu Salzburg und Regensburg, wurde 1628 zu Fürstbischof von Brixen erwählt, starb 1641 zu Bruneck, wo er in der Pfarrkirche begraben ligt. Seine Brüder starben ohne Kinder...“ (Tinkhauser 217 ff.)

Bemerkenswert ist Tinkhausers Aufzählung unter anderem wegen der Erwähnung des Grabsteines von Wernher von Welsberg, der seinerzeit an der Mauer der Pfarrkirche eingemauert war, und des zu Tinkhausers Zeit wohl auch noch sichtbaren, allerdings erneuerten Grabes des Fürstbischofs Wilhelm von Welsberg. Beide Zeugnisse legen die Vermutung nahe, dass die 1850 niedergebrannte Pfarrkirche, die J. N. Tinkhauser vor Augen stand, noch einen deutlich höheren Bestand alter Grabdenkmäler aufwies.




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