Die alten Grabsteine bei der Pfarrkirche von Bruneck


© Dietrich Feil

Nr. 5

Grabstein der Veronica zu Spaur geb. Fugger zu Kirchberg und Weissenhorn (1558)



Grabstein der Veronica zu Spaur geb. Fugger zu Kirchberg und Weissenhorn (1558)


In einer Tabula ansata unter den Wappen: Job 19

SCIO QVOD REDEMPTOR MEVS
VIVIT ET IN NOVISSIMO DIE DE TE-
RRA RESURRECTVRA SVM IN CARNE
MEA VIDEBO SALVATOREM MEVM.
(Zitat nach Hiob 19, 25)

Am 7. tag Februarii Im 1558.
Jar Ist gestorben Und ligt hie begra-.
ben Die wolgeborn Frau, Frau Ve-
ronica Freiin zu Spaur Geborne
Függerin Freiin zu Kirchverg und
Weissenhorn, selige. Des Wolgebor-
nen Herrn, Herrn Danieln Felixen
Freiherrn zu Spaur Obristen und
Erbschenckhen der Für(stlichen) Graf(schaft) Ti-
rol und Haubtman zu Braun-
negg Geliebte Eegemachel. Gott
Verleich Ir ain freliche urstendt.
Amen

"Rahmen mit Blattranken. In vertieften Feldern oben Engel mit Allianzwappen, unten Inschrift. Veronica Freifrau zu Spaur, geb. Fuggerin, gest. 1551(!)." (Weingartner 287 Nr. 8)
Ehemals war der Grabstein der Veronica von Spaur  in der Kirche beim Allerheiligen-Altar in die Mauer eingelassen (Suppl. 55 Nr. 22).

Auffallend ist allerdings, dass die Beschreibung in den Supplementa... sowohl hinsichtlich der Wappen als auch der Inschrift stark vom Sichtbaren abweicht:
Epitaphium lapidis erecti & muro inserti, in eadem Ecclesia Paroch. ad altare OO. SS. sub scutis Fuggeriano et Spauriano. In primi area 1. & 4. perpendiculariter sectis bina lylia. in area 2. monialis cum mitra. In 3. cornua Postarum. In 2. di area 1. & 4. perpendiculariter sectis hinc leo, illinc thesellae quadratae, in areis 2. & 3. diagonaliter sectis binae stellae. Superius legitur: Scio, quod Redemptor meus vivit, & in novissimo die de terra resurecturus sum, & in carne mea videbo Salvatorem meum. Job 19. Inferius autem sic.
Am 17. Tag Februarii im 1551.isten Jahr ist gestorben und ligt hie begraben die wolgebohrne Frau Veronica Freyfrau von Spaur, gebohrne Fuggerin Freyfrau zu Kirchberg und Weissenhorn seelige: des wolgebohrnen Herrn Herrn Danielen Felixen Freyherren zu Spaur, Obristen Erbschencken der gefürsten Grafschafft Tyrol, und Hauptman zu Brauneggen, geliebten Gemahlin. Gott Genad der Seelen.“
Die Hauptunterschiede:
- Der wappenhaltende Engel wird mit keinem Worte erwähnt.
- Das Fuggersche Wappen wird folgendermaßen beschrieben: Im ersten und vierten Feld, die senkrecht geteilt sind, zwei Lilien, im 2. ein Mönch mit Mitra, im dritten Posthörner. Die senkrechte Teilung des ersten und vierten Feldes entspricht zwar korrekt, weil jeweils die eine Lilie blau auf goldenem, die andere golden auf blauem Grund zu sein hat, auf dem Stein ist sie aber nicht zu sehen. Die Mitra-tragende Gestalt wirkt auf dem Stein eher wie ein Engel.
- Das Spaursche Wappen wird folgendermaßen beschrieben: In den senkrecht geteilten Feldern 1 und 4 hier ein Löwe, dort quadratische Steinchen, in den diagonal geteilten Feldern 2 und 3 zwei Sterne. Diese Variante gibt es zwar, hier aber kann von Sternen in den Feldern 2 und 3 keine Rede sein, dafür sind die Motive von Feld 1 und 4 auch auf die Felder 2 und 3 aufgeteilt.
- Bei den Inschriften fällt im lateinischen Bibelzitat eine Abweichung auf, die immerhin kurios ist: der Stein gibt – in Entsprechung zur weiblichen Bestatteten - richtig die weibliche Form „resurrectura“, die Abschrift richtig nach dem Bibeltext „resurrecturus“!
- Die Angabe des Todestages differiert bei Tag und Jahr, der Stein gibt den 7.(!) Februar 1558(!), die Abschrift den 17. Februar 1551.
- Die Inschrift hat jeweils „Freiin“, die Abschrift „Freyfrau“.
- Kleinere Abweichungen sind häufig, die Schlussformel ganz verschieden: hier „Gott Verleich Ir ain freliche urstendt. Amen“, in der Abschrift „Gott Genad der Seelen“.

Weingartner-Hörmann 514 Nr. 5.




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