Die Franzensfeste - Fortezza, Teil 1
© Wolfgang Morscher
Teil 1: Franzensfeste - Fortezza
Teil 2:
Franzensfeste - Fortezza - Impressionen
Darstellung der Franzensfeste 1880
aus: Wanderungen durch Tirol und Vorarlberg, München 1880
Ludwig von Hörmann: "An den hellblendenden Festungsmauern vorbei fahren wir vorsichtig an den Rand des isolierten Riesenpiedestals, auf dem das Fort steht, um jene unheimliche Schlucht zu übersetzen, welche das Pustertal vom Eisacktal trennt. Eine auf zwei kolossalen Granitpfeilern ruhende eiserne Gitterbrücke überspannt die hundertsechzig Fuß breite und dritthalbhundert Fuß tiefe Klamm. Mit Bangen blickt das Auge in die schwindelerregende Tiefe, durch welche sich der Eisack schäumend und tosend zwängt. Hundert Fuß unter uns schwingt sich die alte Ladritscher Holzbrücke in kühnem Bogen über die Schlucht, historisch berühmt durch die blutigen Tage von 1809. Schon im dreizehnten Jahrhundert heißt es in einer Schrift: "sie hänge über Felsen ob einem schauerlichen Abgrunde." Man nannte sie deshalb im Mittelalter kurzweg Pons Pedans, die Hängebrücke. Hier wurde auch im Jahre 1229 zwischen Heinrich von Taufers, Bischof von Brixen, Albrecht, Grafen von Tirol, und dem gewaltthätigen Adel der Umgegend der Landfrieden beschworen.
Franzensfeste mit Brennerbahn 1870er Jahre
Fotographie Fr. Unterberger, Innsbruck, Tirol
rechts im Foto die von Carl Prenninger entwickelte Gitterbrücke auf vier gemauerten Pfeilern und einer Höhe von 76 Metern über dem Eisack. Beide Brückenenden konnten im Kriegsfall eingezogen werden.
© Bildarchiv SAGEN.at, Privatbesitz des Autors
Portal der Franzensfeste
"FRANCISCUS. I. AUSTR. IMP.
INCHOAVIT. MDCCCXXXIII.
FERDINANDUS. I. AUSTR. IMP.
PERFECIT. MDCCCXXXVIII."
"Franz I., Kaiser von Österreich,
begann (das Werk) 1833.
Ferdinand I., Kaiser von Österreich,
vollendete es 1838")
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Die Franzensfeste
Die "Franzensfeste" wurde von Kaiser Franz I. als Befestigung errichtet, um bewaffneten Eindringlingen den Weg zu wehren. Eine Entscheidung, die auch unter dem Eindringen napoleonischer Truppen unter dem Kommando von General Lefèbre am 4. und 5. August 1809 (Schlacht bei der Klause von Grasstein, "Sachsenklemme", unter Andreas Hofer) gestanden ist.
1832 wurde Ingenieurgeneralmajor Franz von Scholl beauftragt, einen Entwurf für die von Franz I. gewünschte Festung zu fertigen. Ähnlich der Anlage "Rocca d'Anfo" wurde die Verteidigungsanlage der Region angepasst geplant. Mit der Bauleitung wurden Oberstleutnant Karl von Martony und die Hauptleute Magdlich von Magddenau und Lazarus Manula beauftragt.
Lehm zur Ziegelherstellung wurde bei Neustift bezogen, Kalk aus Bruneck. Der Granit stammt vom "Pfalznerberg, ein überaus freundliches Mittelgebirge in eben diesem Zuge, an dessen Südflanke die Gemeinden Pfalzen und Ißing sich lehnen.[...] Diese Felsenblöcke lassen sich leicht und gut bearbeiten, darum wurden sie auch ungeachtet der mehr als 5 Stunden weiten Entfernung zum Baue der Franzenfeste vor einigen Jahren in großen Massen benützt" 4). Die Zahl der am Bau Beschäftigten schwankte je nach Jahreszeit zwischen 3500 und 4600. Sie waren in Einsatzeinheiten von je 200 Mann eingeteilt und der Führung eines Offiziers unterstellt. Die Franzensfeste wurde nach fünfjähriger Bauzeit am 18. August 1838 zu Ehren des am 2. März 1835 verstorbenen Kaisers Franz I. als "Franzensfeste" von Ferdinand I. eingeweiht.
1840 wurde die Festung in das Verteidigungssystem des "Deutschen Bundes" eingefügt.
Infolge neuer Verteidigungstheorien und der fortschreitenden Entwicklung von Schußwaffen verlor die Anlage jedoch bald an strategischer Bedeutung und diente mehr und mehr als Waffenlager und Pulverkammer. Im ersten Weltkrieg wurde sie nur noch als Pulverkammer verwendet. Die Festung war nie in militärische Auseinandersetzungen einbezogen worden. (nach 2.)
Ergänzungen (nach 1.):
Der Bau der Festung "an der Ladritscher Brücke" verschlang 2,6 Millionen Gulden (heute etwa 400 Millionen Euro).
Für die Ziegel wurden 900.000 Kubikmeter Ton abgebaut, aus dem in zwei Öfen 20 Millionen Ziegel hergestellt wurden, als Brennholz wurden 297.500 Laufmeter Schwemmholz verwendet.
Die Festung sollte mit 90 Geschützen bestückt werden.
Im Kriegsfall konnte die Festung eine Garnison von 1000 Männern aufnehmen, in Friedenszeiten genügte eine Abteilung von 70 Soldaten für den Betrieb der Festung.
Die Festung war bis zum Jahr 2003 militärisches Sperrgebiet und wurde im Mai 2005 der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Gemeinde Franzensfeste übergeben. (mündlich).
Die Franzensfeste wird derzeit (2007) in ein Museum umgebaut und wird ab Mai 2008 die siebte Auflage der Kunstbiennale "Manifesta 7" beherbergen.
Ab September 2008 wird in einem zweiten Schritt die mittlere Festung für die Landesausstellung 2009 umgebaut für die sowohl die untere als auch die mittlere Festung zur Verfügung stehen sollen. Somit entstehen 4847 Quadratmeter Ausstellungsfläche aufgeteilt auf etwa 60 Räume und insgesamt 10592 Quadratmeter Fläche im Freien für Ausstellungen, Ruhezonen oder Spielplätze.
Die Franzensfeste, die imposante Anlage, wie sie sich dem überraschten, nach Italien fahrenden Autofahrer nach dem Brenner bzw nach der Ausfahrt aus dem Autobahntunnel "Franzensfeste" präsentiert.
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Franzensfeste, Im Talwerk, rechts Offiziersmesse
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Unterschieden werden in der Franzensfeste auf 65.000 Quadratmetern Festungsanlage die Bereiche:
- Talwerk, mittlere Festung
- Talwerk, untere Festung
- Höhenwerk, obere Festung
Franzensfeste, Blick vom Talwerk auf das Höhenwerk
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Franzensfeste Talwerk
Im Bildhintergrund der Stausee Franzensfeste, rechts oben der Aquädukt der Pustertalbahn
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Der Meridian von Franzensfeste
Locus perennis - Geodätischer Punkt
Im Jahr 1889 wurde auf Franzensfeste ein kleiner Obelisk aufgestellt, der einen geodätischen Fixpunkt markiert. An dieser Stelle treffen ein Breitengrad und ein Meridian aufeinander.
Es handelt sich um einen der sieben Messpunkte, die in der k.u.k. Monarchie zwischen 1878 und 1890 angebracht wurden, um die exakte Höhe über dem Meeresspiegel der Adria anzuzeigen. Die weiteren sechs Hauptfixpunkte oder Urmarken bestehen heute noch in Ungarn, Rumänien, in Slowenien und in Tschechien; in Österreich befindet sich keine.
Die Urmarke der Franzensfeste liegt auf 736,4520 m.
Die Inschrift lauetet:
"Hauptfixpunkt des Präzisions-Nivellements in Österreich-Ungarn, ausgeführt in Verbindung mit der Europäischen Gradmessung. Errichtet: 1893."
Franzensfeste Locus perennis - Geodätischer Punkt
Die Inschrift lautet:
"Locus perennis, diligentissime cum libella librationis quae
in Austria et Hungaria confecta cum
mensura graduum meridionalium et parallelorum quam Europeam
vocant erectum
MDCCCLXXXIX"
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Die Kapelle der Franzensfeste
Sieben Jahre nach Einweihung der Franzensfeste wurde eine Kapelle nach dem Entwurf von Hauptmann Gedeon von Radò gebaut und am 22. Oktober 1845 durch Bischof Bernhard Galura von Brixen geweiht. Die Kapelle ist eine der ersten Kapellen Europas im neugotischen Stil.
Vor der Kirche standen zwei Statuen von Feldmarschall Radetzky und Hess, welche heute verschwunden sind.
Franzensfeste Kapelle
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Franzensfeste im Inneren der neugotischen Kapelle
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Das Gold von Franzensfeste
Weltbekannt ist die Franzensfeste durch ihren Mythos vom Gold.
Am 16. Dezember 1943 wurden in Franzensfeste zwölf Eisenbahnwaggons mit 127,5 Tonnen Gold in Barren und Münzen gelagert. Es handelte sich um die Goldreserven der Banca d'Italia. 23 Tonnen davon wurden 1944 in die schweizerische Nationalbank überführt. 79 Tonnen Gold wurden von Truppen des Dritten Reichs nach Deutschland geführt, wovon bis heute aber nur 4,3 Tonnen in Salzburg sichergestellt werden konnten, der Rest ist bis heute verschollen.
Der restliche Teil von 25 Tonnen Gold wurde am 17. Mai 1945 von Offizieren des 349. Infanterieregimentes der fünften Armee in einem Bunker auf Franzensfeste gefunden.
Während der Führung vom Verein Oppidum (siehe unten) werden weitere Erklärungen und Funde zum verschollenen Gold von Franzensfeste präsentiert.
Um der hervorragenden Initiative des Vereins nicht zu schaden, wird der Leser auf den Besuch der Führung hingewiesen.
Franzensfeste, Goldlager
Hinter einer Stahltür lagerten an dieser Stelle 25 Tonnen Gold der Banca d'Italia.
Die Lagerung und der Verbleib von weiteren über 70 Tonnen Gold ist ungeklärt und begründete den weltbekannten Mythos um das Gold von Franzensfeste.
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Die unendliche Treppe (auch "ewige Stiege")
Franzensfeste "Die unendliche Treppe" oder "ewige Stiege"
(Blick vom Talwerk ins Höhenwerk)
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Die "unendliche Treppe" (auch: "ewige Stiege") verbindet innerhalb der Franzensfeste das Talwerk mit dem Höhenwerk, also die Festungsanlagen im Tal mit der Bergfestung, die militärische Bezeichnung ist "Laufgang" bzw. Treppenpoterne.
Die Treppe birgt viele Geheimnisse auch bautechnischer Art.
Die Höhe des Gewölbes beträgt 3,47 Meter, die Breite des Tunnels beträgt 2,53 m. Die Stufen haben eine Höhe von 18,4 cm und einen Eintritt von 31,6 cm. 1). Der Höhenunterschied ist 75 Meter.
Als "Trivia-Detail" sei erwähnt, dass die Anzahl der Granit-Stufen der "Unendlichen Treppe" (auch: "ewige Stiege") bis heute nicht festgestellt ist:
- Dario Massimo 3) S. 62: 451 Stufen
- Original-Plan (lt. 3): 433 Stufen
- Christoph Hackelsberger 1986, S. 59: 433 Stufen
- Schimenti/Facchinelli 1998, S. 27: 433 Stufem
- Tappeiner, Prospekt 2006: 454 Stufen
- Verein Oppidum (Stand 09/2007): 457 Stufen
Dennoch scheint die Zählung von Dario Massimo mit 451 Stufen am verlässlichsten zu sein.
Franzensfeste "Die unendliche Treppe" (auch: "ewige Stiege")
(Blick vom Höhenwerk ins Talwerk)
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Die Franzensfeste und die Bahn
Durch ihre talsperrende Lage im Eisacktal musste die Franzensfeste im Lauf der Zeit mehrfach bauliche Veränderungen durch Verkehrswege hinnehmen. Schliesslich liegt die Franzensfeste an einem Verkehrsknoten, wo sich schon die Römerstrasse der Via Claudia Augusta Padana, die am Flußhafen Hostillia am Po begann und nach Norden, nach Augusta Vindelicum führte. Zudem kreuzte in der Region um Franzenfeste die Römerstrasse, die von Aquileia über Aguntum (Lienz), Littamum (Innichen) und Sebatum (Bruneck) nach Vipitenum (Sterzing) führte.
Der erste massive Eingriff erfolgte durch den Bau der Eisenbahn.
Im Jahr 1867 wurde die Brennereisenbahn Bozen-Innsbruck eröffnet, welche die Verbindung von Verona nach München vervollständigte. Notgedrungen musste Carl von Etzel die Franzensfeste durchqueren, es wurde jedoch gefordert, dass die Einsicht in die Verteidigungsanlage auf ein Minimum beschränkt bliebe. Zudem musste ein Militärbahnhof innerhalb der Franzensfeste errichtet werden.
Weiters wurde ein Bahnhof Franzensfeste errichtet.
Der Bahnhof Franzensfeste wurde vom Chefarchitekt der Südbahngesellschaft Wilhelm von Flattich (1826 - 1900) mit seinem Mitarbeiter Franz Wilhelm errichtet. Zwei stockhohe Eckpavillons wurden durch einen ebenerdigen Trakt verbunden, der im Zentrum die Andeutung eines Risalits führt. Die Verkleidung mit Schindeln und die Holzausführung schufen ein ungewöhnliches Bauwerk. Hier wählte Flattich wie in Kufstein aus militärischen Rücksichten eine Leichtbauweise. Beide Aufnahmegebäude, Franzensfeste und Kufstein, befanden sich in Festungsnähe, im Kriegsfall sollte man sie schnell abreißen können. 5)
Franzensfeste Fahrplandetail 31. Oktober 1913
Bemerkenswert ist die Militär-Haltestelle innerhalb der Franzensfeste.
Es dürfte sich um den bis 1940 existierenden Bahnhof "Unterau" handeln, der durch die Erhöhung der Staatsstraße wegen des Kraftwerkes aufgegeben werden mußte.
aus Pozzato, S. 49
Der Grundbuchauszug von der Franzensfeste aus der der Zeit um 1900 zeigt auf der linken Seite den heute nicht mehr existierenden Militärbahnhof "Militär-Haltestelle Franzensfeste" und "Militär-Verladerampe":
Franzensfeste Grundbuchauszug um 1900
Bemerkenswert ist die Militär-Haltestelle innerhalb der Franzensfeste, sowie die beiden Zugangspunkte zum Militärareal.
aus Pozzato, S. 92
Eine äußerst seltenes Detail der Miltär-Haltestelle dürfte ein Zoom in die Fotographie aus dem Jahr 1890 (vgl. oben) zeigen. Die Fotografie deckt sich mit dem Grundbuchauszug, die treppenähnliche Anlage oberhalb der Bahnlinie könnte ein Detail des heute zerstörten Materialaufzuges sein. Erklärende Informationen wären hierzu in unserem Forum willkommen:
Franzensfeste mit Brennerbahn um 1890
Fotographie Fr. Unterberger, Innsbruck, Tirol
(Detail: die Elektrifizierung der Brennerbahn erfolgte ab 1928)
© Bildarchiv SAGEN.at, Privatbesitz des Autors
Am 20. November 1871 wurde die Pustertalbahn eröffnet (Detail: statt eines Eröffnungsfestes wurden die zwanzigtausend Kronen an die armen Einwohner der Gegend verteilt), die die Anlage der Franzensfeste durchquerte, was auch den Verteidigungsanforderungen entsprach. Auf der Bahnstrecke innerhalb der Festung gab es zwei Zugangspunkte zum Militärareal (siehe Grundbuchauszug).
Franzensfeste Durchfahrtsstrecke der Pustertalbahn
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Franzensfeste Durchfahrtsstrecke der Pustertalbahn - Detailansicht
Hier: Unterquerung der Brennerautobahn und Überquerung der Staatsstrasse
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Franzensfeste Durchfahrt der Pustertalbahn - Detailansicht
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Franzensfeste - Hohe Brücke / Fortezza. Ponti
"J. B. W. I. 114/6"
Postkarte, vermutlich um 1920, deutscher Text überstempelt
Bildarchiv SAGEN.at
Zwischen Franzensfeste und der Ortschaft Aicha wurde ein Viadukt über den Eisack errichtet. Die Gesamtlänge des Viaduktes betrug 203,90 Meter, die Konstruktion zählte zur Zeit der Erbauung zu den gewagtesten Bauwerken seiner Zeit. Die Brücke hatte sieben Bogenöffnungen auf gerader Linienführung. Die Stahlträger waren sieben an der Zahl, davon der mittlere ein Gitterwerkbau, die seitlichen Vollblechträger. Die Brücke stützte sich auf sechs Pfeiler, von denen die zwei mittleren erhalten worden sind. Sie bestehen aus starken Granitblöcken und stehen am Rande der Schlucht und sind bis zu 32 Meter hoch. In den Pfeilern befanden sich "Feuerkammern", welche die Zerstörung des Bauwerkes ermöglichten, um so die Bahnlinie zu unterbrechen. Von der Seite der Franzensfeste konnte der dortige Seitenträger eingezogen werden. Der Schlüssel für diesen Mechanismus war am Bahnhof Aicha aufbewahrt, es gibt aber keinen Beleg, ob das komplizierte System jemals in Gang gesetzt wurde.
Im Jahr 1987 wurden die Mittelpfeiler verstärkt und im Jahr 1988 eine verkürzte Brücke mit 156,96 Meter eingesetzt.
Der Bahnhof Franzensfeste soll als "Portal Franzensfeste" das südliche Ende des 55 km langen Brenner-Basistunnels werden, dessen Baubeginn im Jahr 2010 war und mit dessen Fertigstellung etwa ab 2028 gerechnet wird.
Die Franzensfeste und das Kraftwerk
Im Jahr 1939 begann die Società Elettrica Alto Adige (Montecatini) im Auftrag der Italienischen Staatsbahnen mit dem Bau eines Eisackkraftwerkes bei Franzensfeste und eines Kraftwerkes der Rienz bei Mühlbach, deren Generatoren in einem Kavernenkraftwerk in der Nähe von Brixen sind. Die damit gewonnene Energie wird in das Transportnetz der Italienischen Staatsbahn eingeleitet.
Für das Kraftwerk bei der Franzensfeste wurde ein 65 m hoher Staudamm in Unterau errichtet, das Dorf Unterau und auch Teile der Festung wurden überflutet.
Blick vom Höhenwerk der Franzensfeste auf die Gemeinde Franzensfeste und den Stausee des Kraftwerkes.
Im Bild oben die Gemeinde Franzensfeste (Fortezza) mit knapp unter 1.000 Einwohnern (Fraktionen: Franzensfeste, Grasstein, Mittewald).
Die Verkehrslinien von links nach rechts:
- 2 Spuren Brennereisenbahn
- 1 Spur Pustertalbahn
- 4 Spuren Brennerautobahn (+ 2 Pannenstreifen)
- 2 Spuren Staatsstrasse (verdeckt, unter der Autobahn)
Im südlichen Bildteil wurde durch diese Verkehrsstränge ein Teil der Festung zerstört.
© Wolfgang Morscher, 20. September 2007
Rätsel um die Franzensfeste
Die Franzensfeste wird auf den Besucher mit den vielen Eindrücken verschiedenste Rätsel bringen. Neben dem "Mythos um das Gold der Franzensfeste" sind sicher die Rätsel um die "unendliche Treppe" (auch "ewige Treppe") beeindruckend.
Dem Autor stellten sich eine Menge weitere Fragen, wie etwa die Nutzung und die Lebensverhältnisse in diesem Gebäude bis zum Jahr 2003.
Es scheint völlig unklar, wie Menschen in einem Granitgebäude in schattiger, alpiner Lage leben konnten? Zudem ist kein Ofen oder keine Heizung in der gesamten Anlage sichtbar. Sanitäranlagen?
Weiters ist unklar, wie das italienische Militär hier bis vor wenigen Jahren Waffen gelagert haben soll? Es sind außer den überdimensionalen Blitzableitern keine Spuren von Kränen und dgl., ja nicht einmal Bohrungen für technische Anlagen im Granit vorhanden. Es erscheint unrealistisch, dass hier moderne Waffensysteme über die Treppen in die Lager transportiert wurden.
Anhand dieser Beispiele wird gezeigt, dass die Anlage für den Besucher diese und noch viele spannende Fragen mehr aufwirft.
Zusammenfassung:
Die Franzensfeste wurde im Jahr 2005 gleichsam "besenrein" an Südtirol übergeben, damit findet sich fast ausnahmslos keine bewegliche Sache bzw. Einrichtungsgegenstand innerhalb der Festung, der etwa über das soziale Leben in der Festung "berichten" könnte.
Zudem durften die Soldaten auf der Franzensfeste über diese nichts berichten, daher fehlen auch viele Hinweise aus mündlicher Überlieferung.
Dennoch oder vielleicht auch aus diesen Gründen kann die gewaltige Wirkung der Franzensfeste nur durch persönlichen Besuch erlebt werden!
Hinweis:
Der Verein Oppidum betreut die Habsburgerfestung Franzensfeste in kultureller Hinsicht.
Es werden regelmässige Führungen veranstaltet, sowie Führungen nach Vereinbarung.
weiter zu Teil 2: Impressionen von der Franzensfeste
Fragen und Diskussion zur Franzensfeste nur in unserem Forum!
Quellen:
- 1) Dario Massimo, Die Franzensfeste, Verlag A. Weger, Brixen, 2007. ISBN: 978-88-88910-45-1
(mit englischer Übersetzung, in Deutsch und Italienisch erhältlich)
-
2) Flavio Schimenti, Laura Facchinelli, Fortezza Franzensfeste, Die Festung, die Eisenbahn, das Dorf, La Fortificazione, La Ferrovia, Il Paese, Gemeinde Franzensfeste, Comune di Fortezza, 1998.
- 3) Francesco Pozzato, Die Bahn im Pustertal, Bozen 1989.
- 4) Johann Jakob Staffler, Das deutsche Tirol und Vorarlberg (1847) in: Dietrich Feil, Das alte Bruneck, Ausgewählte Texte aus dem 19. Jahrhundert, 2006, S. 55.
- 5) Angela Jursitzka, Helmut Pawelka, Tirols Schienenweg in den Süden, Kufstein - Innsbruck- Brennerbahn - Bozen, Alba Düsseldorf 2007.