Die Transalpine Erdölleitung von Triest nach Ingolstadt (TAL)
Von Leni Wallner

TAL - DIE TRANSALPINE ÖLLEITUNG TRIEST – INGOLSTADT

Das Adriatische Meer reicht weit in den europäischen Kontinent hinein, Triest ist der nördlichste Hafen des Mittelmeeres.

Die von hier über die Alpen nach Norden führende Transalpine Ölleitung (TAL) stellt somit den kürzesten Weg für das arabische oder nordafrikanische Erdöl zu den Raffineriestandorten in Mitteleuropa dar.

Lage der Trasse:

Karte zur TAL - Tansalpine Pipeline
Bildquelle: Google Maps


Nach eingehendem Studium der meteorologischen und navigatorischen Verhältnisse in der nördlichen Adria wurde die Muggia-Bucht südlich von Triest zur Kopfstation der Pipeline bestimmt.

Von den Tankerpiers in der Muggia-Bucht gelangt das Öl zunächst in das große Tanklager San Dorligo bei Triest. Von hier beginnt seine unterirdische Reise in der TAL nach Norden, vorbei an Udine und Tolmezzo. Das Rohr steigt die Südhänge der Alpen hinauf und unterschreitet die ital. – österr. Grenze im ersten der drei Pipelinetunnel im Plöckenmassiv. Über den Gailbergsattel führt die Trasse hinab in das Tal der Drau, läuft parallel zum Fluss bis Lienz und steigt in Matrei vorbei im Tauerntal zum zweiten, dem Felbertauern–Pipelinetunnel empor. Die Route führt von dort an Mittersill vorbei über den Pass Thurn und westlich von Kitzbühel in einen dritten Tunnel durch das Massiv des Hahnenkamms. Bei Kufstein verlässt die TAL österreichisches Staatsgebiet und führt nunmehr auf deutschem Boden westlich von Rosenheim und Wasserburg vorbei in nördlicher Richtung in das Gebiet Ingolstadt.

Nördlich des Plöckentunnels wird eine Mineralölleitung nach Wien abzweigen. Westlich von Wasserburg erhält die TAL einen Abzweiger nach Burghausen in Bayern und bei Ingolstadt eine weitere Stichleitung nach Forchheim nördlich von Erlangen. An diesen Endpunkten werden bestehende bzw. geplante Raffinerien mit Öl versorgt.

Hauptabnehmer sind die Raffinerien im Gebiet um Ingolstadt, die bisher nur über die südeuropäische Ölleitung Marseille – Karlsruhe und die Rhein-Donau-Ölleitung Karlsruhe – Ingolstadt beliefert wurden. Die Auslastung dieser Leitungen und der weiter steigende Bedarf an Öl machten den Bau der TAL notwendig.
Ein späterer Verbund der TAL mit der Rhein-Donau-Ölleitung ist vorgesehen.


Bau und Finanzierung:

Für dieses Bauunternehmen haben sich zwölf Ölgesellschaften zusammengeschlossen:
ESSO 20,4 % GBAG 6 %
SHELL 15,4 % Texaco 6 %
BP 11,4 % Continental 3 %
Mobil Oil 11,4 % DEA 3 %
AGIP 10,4 % Scholven 3 %
Marathon 7 % Wintershall 3 %

Für den Bau und den Betrieb sind verantwortlich, in
Italien: Società Italiana per l’Oleodotto Transalpino S.p.A., Triest
Österreich: Transalpine Ölleitung in Österreich Ges.m.b.H., Innsbruck
Deutschland: Deutsche Transalpine Ölleitung Ges.m.b.H., München

Gesamtkosten einschließlich Hafenanlagen: 5,2 Mrd. Schilling
Jährliche Betriebskosten: 730 Mill. Schilling (tägl. 2 Mill. S ) [Hinweis: Stand 1967]

Der Gesamtpersonalstand einschließlich des Hafenpersonals in Triest beträgt etwa 200 Mann, davon etwa 30 in Österreich.
Während der Hauptbauzeit im Sommer 1966 waren ca. 4500 Menschen beschäftigt.
Die durchschnittliche Investition pro Mitarbeiter und Arbeitsplatz beträgt 25 Mill. Schilling.


Technische Daten:

Länge der Rohrleitung Triest Ingolstadt: 465 km, davon auf österr. Staatsgebiet ca. 160 km, ca. 140 km auf ital. und ca. 160 km auf deutschem.

Der österr. Trassenabschnitt stellte an die Techniker die weitaus größten Anforderungen, weil hier das Gelände am schwierigsten war.

Tiefster Punkt: Triest, 0 m

Höchster Punkt: Felbertauerntunnel, 1550 m

3 Tunnel: Gesamtlänge: 21 km, davon
Plöckentunnel (6,9 km – 950 m)
Felbertauerntunnel (7,3 km – 1550 m)
Hahnenkammtunnel (6,8 km – 1100 m)

Grabentiefe: 2 m

Rohrdurchmesser: 1 m

Rohrlänge: 12 m

Bodenbedeckung: 1 m

Zahl der Rohre: 40 000

Gewicht der Rohre: 100 000 t

Zahl der Pumpstationen: zunächst 5, später 11

Pumpen je Station: zunächst 2, später 5 mit je 4000 PS

Die schon jetzt erstellten und arbeitenden Pumpen stehen in Triest, Cavazzo, Paluzza, Matrei i. Osttirol und Gruben. Letztere müssen das Öl über den Scheitelpunkt der ganzen Strecke, den Felbertauern pumpen. Von hier fließt das Öl mit eigener Schwerkraft bis Ingolstadt.

Kapazität des Tanklagers in Triest: zunächst 810 000 t, später 1 800 000 t
Nach dem Vollausbau werden im Jahr rund 1000 Tanker ihre Ladung in Triest löschen, vorerst sind es ca. 500.

Beförderungskapazität: Vorerst vermag die TAL im Jahr 25 Mill. t Öl zu befördern, nach dem Vollausbau wird ihre Leistung auf über 50 Mill. t ansteigen. [Hinweis: Stand 1967]

Sie ist damit die größte und leistungsfähigste Ölleitung Europas. Sie befördert dann mehr Tonnage als die gesamte Österreichische Bundesbahn.

Das Öl braucht für die Strecke Triest – Ingolstadt beim jetzigen Betrieb etwa 100 Stunden. Die Steuerung erfolgt vollautomatisch durch elektronische Kontrollzentren in Triest und Ingolstadt. Zur Kontrolle wird die gesamte Trasse regelmäßig begangen und mit einem Hubschrauber abgeflogen.

Der monatliche Stromverbrauch der gesamten TAL beträgt derzeit 9 Mill. kWh.
Davon entfallen auf den österreichischen Abschnitt allein 3.Mill. kWh oder jährlich 36 Mill. kWh. Bei endgültigem Ausbau mit zusammen 15 Pumpen in Österreich wird der Stromverbrauch auf 360 Mill. kWh ansteigen. Das entspricht einem Stromverbrauch, der allein über die halbe Kapazität des Kraftwerkes Kaprun verfügt. Die TAL ist damit der größte Stromabnehmer in Österreich.

Um mit dem Bau beginnen zu können, waren Verhandlungen mit mehr als 5500 Grundbesitzern erforderlich. Es war dabei kein einziges Enteignungsverfahren notwendig.

Die TAL quert 30 größere Flüsse, 136 mittlere und kleine Wasserläufe, unterführt 26 Eisenbahnlinien und 154 Straßen.


BILDTEIL:

Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966.
Im Hintergrund kommt die Pipeline über Schwoich in Inntal herunter. Die Bilder zeigen die Vorbereitungen für die Herstellung des Inndükers (Innquerung).
© Gerd Kohler

Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966.
Im Hintergrund kommt die Pipeline über Schwoich in Inntal herunter. Die Bilder zeigen die Vorbereitungen für die Herstellung des Inndükers (Innquerung).
© Gerd Kohler

Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966.
Im Hintergrund kommt die Pipeline über Schwoich in Inntal herunter. Die Bilder zeigen die Vorbereitungen für die Herstellung des Inndükers (Innquerung).
© Gerd Kohler

Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im März 1966.
Im Hintergrund kommt die Pipeline über Schwoich in Inntal herunter. Die Bilder zeigen die Vorbereitungen für die Herstellung des Inndükers (Innquerung).
© Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im April 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im April 1966.
Blick von Süd-Portal des Hahnenkamm-Tunnel, der Anstieg von Jochberg zum Portal (Tirol).
© Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im April 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im April 1966.
Blick von Süd-Portal des Hahnenkamm-Tunnel (Tirol).
© Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im April 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im April 1966.
Blick auf Süd-Portal des Hahnenkamm-Tunnel (Tirol).
© Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im Mai 1966 © Gerd Kohler

Dokumentarfotos der Baustelle der Pipline "Triest - Ingolstadt" Transalpine Ölleitung (TAL), im Mai 1966.
Verlegung des Rohres mit einem "Seitbaum". Hier im Bereich einer Bachquerung ist das Rohr mit Beton ummantelt.
© Gerd Kohler

Ein "Hütchen" der TAL in Kiefersfelden (D) © Wolfgang Morscher

Eines der markanten roten "Hütchen" der TAL in Kiefersfelden (D)
© Wolfgang Morscher, Ostern 2004

-> weiter zu Teil 5

Quelle: Helene Wallner, Die Transalpine Erdölleitung von Triest nach Ingolstadt (TAL), Hausarbeit 1967, elektronischer Reprint 2010.
© Helene Wallner, 2010 - © Fotos: Gerd Kohler.