Ein Beitrag zur Geschichte des Laaser Marmors


Von Emil v. Ottenthal
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Der Abt des Klosters Lambach in Oberösterreich berichtet in seinem Tagebuch (veröffentlicht in den Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden 1918) im Jahr 1717: Am 7. April habe ich mit Petro Antonio Maggi, Steinmetzmeister zu Schlanders in Tirol einen Kontrakt gemacht zu Lieferung eines schönen weißen Schlanderser Marmors zu 2 Statuen auf dem Hochaltar (nämlich der Stiftskirche) betreffend und demselben für jeden Schuh nach Hall zu Wasser geliefert 4 fl. 30 kr. zu zahlen versprochen.

Als „Schlanderser" Marmor bezeichnete man diesen Stein, wie ich mich aus meiner Jugend erinnere, noch vor einem halben Jahrhundert, so lange eben als er vorzugsweise bei Göflan gebrochen und dort aus bearbeitet und versendet wurde. Das interessante ist, daß schon mehr als 200 Jahre dieser Stein so bekannt u. gesucht war, daß man ihn die weite, kostspielige und umständliche Fracht nach Oberösterreich machen ließ. Diesen guten Ruf bezeugt auch der Umstand, daß ein Steinmetzmeister aus der damals in der Bildhauerei führenden Nation sich in Schlanders niedergelassen hatte.

Quelle: Emil v. Ottenthal, Zur Geschichte des Laaser Marmors, in: Der Schlern, Südtiroler Monatsschrift für Heimatkunde und Heimatpflege, Zeitschrift des Vereins für Heimatschutz in Südtirol, 3. Jahrgang, 11. Heft, 15. November 1922, S. 371.
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