Bergbau im Untersulzbachtal


Von Josef Lahnsteiner

Der Unterbach, so heißen ihn die Leute, hat ein prächtiges Schmuckstück an seiner Brust, den Sulzbachfall. Bei der Prielkapelle kann man ihn schon sehen. Viel interessanter ist es, ihn zu besuchen. Es sind mehrere Aussichtskanzeln an seinem Ufer erbaut, wo man in den gähnenden Schlund hinabsehen und das Schauspiel betrachten kann. Auf dem Steg, der ober dem Fall über den Bach gelegt ist, kann man die Erosionen wahrnehmen, die das Wasser in den Fels gegraben hat. An den Felswänden treten im Herbst lebhafte schwefelgelbe Flächen von einer Flechte auf, die das Bild noch verschönern. Dass das Unterbachtal viel höher liegt als der Oberbach, kommt von der Eis-Erosion her. Der Obersulzbachgletscher ist der mächtigste von allen, er hat heute noch eine Länge von 6 km und bedeckt eine Fläche von 1600 ha, war immer bedeutend größer als sein Nachbar, er hat auch ein größeres Einzugsgebiet und ausgedehnte Kare, die dem Unterbach fehlen, er hat mit seiner Mächtigkeit den Unterbachgletscher verdrängt und an die Wand gedrückt. Weil er sich dadurch nicht rühren konnte, ist auch seine Erosionstätigkeit unterblieben (Pippan, Morphologie MSL., 1948, 143).

Das Unterbachtal ist eng, hat starkes Gefalle, im äußeren Teil 109 m auf 1000 m Lauf. Auch eine Heilquelle wäre in diesem Tale, die aber von niemand beachtet wird (Salzb. Intelligenzblatt, 1800, 663).

Das Berühmteste in diesem Tale ist die Knappenwand. Ihre weltberühmten Epidotkristalle bildeten in den siebziger Jahren das Gespräch im Pinzgau und weit darüber hinaus (siehe Seite 25 ff). Das Kupferbergwerk ist auf der Talsohle, es fördert prächtige Kupferkies- und Schwefelkies-Stufen zutage, aber zu einem rentablen Abbau ist das Vorkommen doch zu klein. In der Stockeralm gibt es Erfrischungen. Vom Kesselkopf geht der Knappenlahner herab, wo es auch Bergbau gab. Heute findet man in diesen Felsen ab und zu schöne grüne Titanite, Sphene und Rutile. 1963 hat Rudi Vötter große saubere Sphene herausgetragen. Der Hintergrund des Tales hat eine prächtige Eiszunge, eine der wenigen, die noch existieren. Sie geht bis über 2100 m herab. Das Tal wird wenig begangen, weil der Aufstieg über die Gletscherzunge oder neben dem Gletscher sehr mühsam ist.

Die Sulzbäche werden vielleicht einmal für Krafterzeugung herangezogen werden. Schon 1899 hat die Firma Maier in Wien die beiden Bäche ausnützen wollen. 1921 wurden wieder Kraftanlagen beantragt und von der Bezirkshauptmannschaft eine Kommissionierung durchgeführt. Der Oberbach sollte bei der Foissenalm aufgestaut, der Unterbach in einem 3000 m langen Stollen herübergeleitet und die so gesammelten Wasser in einem 5000-Meter-Stollen zum Wasserschloss am Nordabhang des Mitterkopfes in der Nähe von Schitthof zum Krafthaus geführt werden. Es blieb aber bisher beim Projekt auf dem Papier.

1938/39 wurden große Kraftwerkprojekte aufgestellt und ausposaunt: Im Krimmler Achental sollen bei der Windbachmündung und inner dem Gemäuer zwei Stauseen errichtet und das Wasser in den Obersulzbach geleitet, der Untersulzbach in den Oberbach zugeleitet und durch den Mitterberg ein Druckstollen gebohrt, an seinem Fuß bei Schitthof ein Großkraftwerk gebaut werden. Da wären die Gletscherwasser der Reichenspitz-, Dreiherrenspitz- und Venedigergruppe eingefangen und eine namhafte Kraft erzielt worden.

Untersulzbacher Bergwerk

Vom Bergbau im Untersulzbach ist 1950 bis 1954 öfter die Rede. Er sollte wieder aktiviert werden. Es ist ein altes Bergbaugebiet. 1569 ist die Grube Philipp und Jakob aufgemacht worden von den Prenthaller Gewerken, sie hat wenig, aber schönes „Aerzt" ergeben. 1603 wird diese Grube wieder genannt. 1625 heißt es, im Unterbach sind alte Stollen, wo die Weitmoser, die Rosenberger und die Brenntaler Gewerken gebaut haben. Es waren schon Pucher, Bergstuben und Röstöfen vorhanden, aber die Stollen sind verfallen. Wegen der Härte des Berges hat man mit „Prennat" gearbeitet, durch den Ruß sind aber die Gänge so überzogen, dass man nicht mehr sieht, wo ein Erz wäre. 1630 haben die Brenntaler noch gebaut. Dann ist dieses Bergwerk verlassen worden und in Vergessenheit geraten. 1710 hat es der Dorferwirt Gregor Perger wieder entdeckt. Er hat darauf alle seine Besitzungen und Lehen in Dorf und Mittersill verkauft bis auf das Lahnergut und hat im Unterbach den Bergbau angefangen. Perger hat sein ganzes, nicht unbeträchtliches Vermögen in diesen Bergbau hineingesteckt, aber nichts gewonnen. Er ist ganz verarmt als Hausmann in Bramberg in der Hadergassen 1725 gestorben. Sein Sohn, der Lahnerbauer Lorenz Perger, hat auch 1719 Freischürfe angemeldet im Obersulzbach. Unterbach und Habach, aber sie doch nicht weiter verfolgt. Die Nachfolger Gregor Pergers haben aber diesen Bergbau zu einiger Blüte gebracht. Es wurden neun Anteile ausgegeben, die zuerst ihren Besitzer öfter wechselten. Als im Jahre 1748 ein Anteil verkäuflich war, wurden Gutachten abgefordert. Damals waren die Gebäude gerade neu aufgestellt worden. Denn 1745 am 29. Juni ist alles abgebrannt: drei Bergstuben, zwei Kücheln, Ärztkasten, Schlafräume der Knappen, Hutmannswohnung, eine Kapelle, viel Arbeitszeug, Kost, Bettgewand und Habseligkeiten der Knappen. Das Feuer war durch Holz ausgekommen, das zum Trocknen auf den Ofen gelegt worden war. Schaden 1200 fl. Es wurde aber alles wieder aufgebaut. Der Berghauptmann Anselm Lürzer von Lend schrieb 1748: Das Kieserz, das in Mühlbach gewonnen wird, lohnt die Bau- und Schmelzkosten nicht ab; wenn das Bergwerk von Untersulzbach nicht dazukomme, muss das Schmelzwerk in Mühlbach eingestellt werden. Er empfiehlt dem Erzbischof den Ankauf des fraglichen Anteils. Er schreibt auch: „Unter der Weyerhofalpe werden nach aller bergmännischen Vermutung mächtige Gänge ihre Lagerstätte haben. Von den Stollen bis hinauf zu den Poppbergmahdern wären es noch 500 Klafter, wo ein ungemeiner Schatz an Ärzten vorrätig liegen kann. Die dermaligen Grubenaufschläge (Stollen) sind nur eine Stunde von Neukirchen entfernt und können Winter und Sommer bearbeitet werden. Die Erzabfuhr geschieht gefügiger im Winter. Waldungen sind genügend vorhanden. Die Taggebäude, Bergstuben, Poch- und Waschwerk und eine Saag, erbaut 1738, Bergschmitten, Wasserwerke sind in gutem Zustand. Ein Neuntel-Anteil wäre feil um 1500 fl. Die Kluftausbisse gehen bis in die Poppbergmahder (Seninger Bock-Gebirg) hinauf. Das Gebirg ist also von ausnehmend großer Hoffnung." Das Untersulzbacher Werk hat die Hütte in Mühlbach aufrecht in Betrieb erhalten bis zu deren Einstellung 1864. Im Untersulzbach wurden später einige Male Versuche gemacht, den Bergbau wieder zu reaktivieren, 1950 bis 1953 wieder, aber zu einer Ausbeutung kam es nicht. Ing. Hubitzki hat 1947/48 den Hieronymusstollen auf 1200 m ausgeräumt und für den Abbau vorbereitet, aber für weiterhin fehlten die Geldmittel.

Wo Schätze zu finden sind

Zum Bergwerk ist noch zu melden: Franz Anton Reisigl (Landesarchiv 38) schreibt: „Ganz nahe beim Eisloch, wo vor Alters ein Silberstollen gewesen sein soll, ist ein Kalkbruch mit horizontalen Schichten. Durch den Segenwald und Brennschlag — vor vielen Jahren ist dort der Fichtenwald abgebrannt — kommt man zum ersten Stollen. Er heißt Neuschurf oder Neugebäu, weil er erst 1773 begonnen wurde. Liefert Kupfer, ist aber ziemlich arm. Dann kommt das Poch- und Waschwerk, die Scheid- und Knappenstuben, jenseits des Sulzbaches der St.-Martins-Stollen, der tief in den Berg hineingeht. Er ist zirka 1740 auf Kupfer gebaut worden, nicht sehr reich an Erz, aber man findet in diesem Berg große Stücke Markasit. Weiter drinnen im Tal ist die Hintere Schlosseralm (heute Stockeralm). Da ist das Kuenburgsche Jagdhaus, wo nun (1786) Branntwein gebrannt wird. Tiefer drinnen ist die Abichlalm, von abgestürzten Granitblöcken voll, dann die Aschamalm, in der um 1730 die Sulzbacher Knappen auf Gold gebaut haben. Sie sollen ihre wöchentliche Ausbeute am Samstag mit nach Hause getragen haben." Noch 1950 heißt die Halde gegen den Kesselkopf hinauf der Knappenlahner (Reisigl, Physikal.-ökonom. Beyträge, LA. 38).

1818 wollte die k. k. Hofkammer Wien das Bergwerk im Untersulzbach auflassen und verkaufen. Es wurde ausgeschrieben: 1. Der Bergbau Hieronymus- und Martinsgrube; 2. Berg- und Knappenhaus, halb gemauert, halb Holz; 3. Bergschmiede mit Kohlenmagazin; 4. Pulverturm, gemauert; 5. Zimmererhütte mit Werkzeug; 6. Kochhütte für Arbeiter und Holzhütte; 7. Sägemühle, gemauert, mit Werk und Bretterhütte; 8. Poch- und Waschwerk von Holz mit Maschinen; 9. das gemauerte Erzscheidehaus beim Hieronymusstollen; 10. die Fördermaschine samt Hütte. Alle Gebäude sind in gutem Zustand. Der Kaufpreis ist 600 fl. für den, der das Werk weiter betreibt. Es fand sich aber kein Käufer, auch für diesen Spottpreis nicht. Die Zeit der Bergwerke war schon vorbei. Das k. k. Bergamt hat den Bau noch selber betrieben bis 1864.

In der Stockeralm kommt Disthen vor, eine Ausbeutemöglichkeit muss erst erhoben werden.

Quelle: Josef Lahnsteiner, Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat. Hollersbach 1965. S. 260 - 263.
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