Einiges über den Bergbau in Vorarlberg


von Robert R. v. Srbik

Für das frühe Mittelalter ist aus den Urkunden nur zu ersehen, in wessen Besitz das vorwiegend im Süden des Landes gelegene Bergbaugebiet sich befand. Von den Karolingern ging es an die Alemannenherzoge, von diesen an die Udalrichinger und schließlich an den Pfalzgrafen von Tübingen über, dessen Sohn Hugo sich den Namen Montfort beilegte. Durch wiederholte Erbteilungen zerriss sein Besitz, die alte Grafschaft Walgau, die sich nach Süden im Rheintal bis über Sargans und über das ganze Flussgebiet der oberen Ill bis zum Arlberg erstreckte.

Die Teilungsverträge im 14. Jahrhundert geben uns zum ersten Mal wieder Kunde über den Bergbau. Es sind dies das „Gemecht“ von 1319 und der „Entscheidbrief“ von 1355. In ersterer Urkunde bestätigt König Friedrich der Schöne eine Erbschaftsteilung zwischen zwei Grafen von Werdenberg, durch die dem einen die Silbergrube oder der Berg, genannt „Montafune“ (argentifodinam seu montem dictum Montafune), den er von König und Reich zum Lehen trägt, im Falle des Ablebens seines Bruders zufällt. Diese Hervorhebung des Lehensverhältnisses ist ein Beweis der Bedeutung des augenscheinlich schon länger bestehenden und ertragreichen Bergbaues.

Wie aus einer anderen Urkunde der Folgezeit hervorgeht, war der Name Montafune ursprünglich kein Eigenname, sondern ein Gattungsbegriff, der auch für den Bregenzerwald angewendet wurde. Er bezeichnete rhätoromanisch den ,,Munt davon“ = Berg dahinten, d. i. den Berg hinter der letzten Siedlung. Erst später wurde diese Bezeichnung auf einen bestimmten, durch seinen Silberreichtum ausgezeichneten Berg allein angewendet.

Wo dieser Berg lag, zeigt die zweite Urkunde, der Entscheidbrief vom Jahre 1355, der eine abermalige Besitzteilung behandelt. Der Erbe der argentifodina sicherte sich die zum Betrieb und zum Schutz des Bergbaues nötigen Leute, die „Silberer“ und „Waiser“. Er siedelte sie teils in der Nähe von Bludenz an, teils im Abbaugebiet selbst, zwischen „Butziens“ (bei Stallehr) und der Alfenzmündung, ferner zwischen „Bretigau" (nicht Landschaft Prettigau im Flussgebiet der Landquart, sondern Partiguw, ein Maiseß, d. i. Alpe, nächst Dalaas i. J. 1463) und „Talaus“ (Dalaas), „als die Schneeschlaipfinen geen“ d. h. bis zur Wasserscheide oder den Gebirgsgrat. Das derart umschriebene Gebiet ist die Silbergrube oder der Mons Muntafune, der Nordhang des Kristberges.

Graf Albrecht der Werdenberger Linie, dem diese Bergbaue nunmehr von der Sarganser Linie zugestanden wurden, sicherte sich natürlich auch die Gerichtbarkeit über die Bergleute am Kristberg. Streitigkeiten der Silberer von Dalaas untereinander sollten vor dem Gericht „über der Egge“ verhandelt werden.

Mit dem Wandern des Bergbaues vom Nordhang des Kristberges über die „Schneeschlaipfi“ in das Silbertal nach Süden und über den Bartolomäberg bis ins Rellstal wanderte auch der Name Montafon. Der Bergbau auf der Klostertaler Seite des Kristberges kam allmählich, vielleicht infolge des Schwabenkrieges 1499, zum Erliegen, jener im Flussgebiet der oberen Ill aber blühte noch über 100 Jahre. So wurde der ursprünglich für das ganze walgauische Hinterland geltende Name schließlich nur auf das obere Illtal übertragen und lediglich für dieses Gebiet hat sich der Name Montafon bis heute erhalten. Durch die Verknüpfung des Namens Montafon mit dem Silberbergbau erklärt sich, dass das 1391 erwähnte Schloss Montafon nicht in dem heute so genannten Gebiet gesucht werden darf, sondern bei Dalaas lag, wo jetzt noch der Flurname Gastl (castrum) eine ehemalige Befestigung verrät. Ebenso ist nun verständlich, dass Papst Johann XXIII. zum Konzil zu Konstanz (1414) angeblich durch das Montafon gekommen sei: er reiste über den Arlberg ins Klostertal, an dem damaligen Schloss Montafon bei Dalaas vorüber an den Bodensee.

In demselben Vertrag von 1355 wird auch eine Bestimmung über den „Eisenberg zu Bürs“ getroffen.

Auf den Bergbau am Arlberg bezieht sich eine Urkunde vom Jahre 1470, in der wegen des Erzes „am Arlen“ zwischen Herzog Sigmund von Tirol, dem Rechtsnachfolger der Grafen von Walgau (Heiligenberger Linie), und der Sarganser Linie verhandelt wird.

Das heutige Tal Montafon kam erst im Jahre 1473 an die Habsburger.

Übersicht der wichtigsten Bodenschätze Vorarlbergs

1 Wirtachtobel an Straße Fluh-Langen. Pechkohlenflöz in Molasse. 1840 eröffnet, bald aufgelassen. Wiedergewältigung 1876, 1887 gefristet, 1894 aufgelassen. Bis Hirschbergau verfolgbar. Auch Stinkstein, Mastodenzahn.

2, 3 Wolfurt, Schwarzachtobel: Kohlenspuren in Molasse.

4 Rainertobel bei Egg: Kleines Kohlenflöz, ebenso bei Lingenau. — In Schönbach bei Andelsbuch Bergbau auf Kupfer. — Bei Hochkrumm großes Torflager und Braunkohle.

5 Mühlebach: Eisenreicher Nummulitenkalk zwischen Flysch und Kreide. 1584 Bergbauversuch.

6 Bad Schwefel: Warme (18° C.) Schwefelquelle im Gault. Steinbrüche am Kapf, schon 1481. — Bei Koblach große Torflager.

7, 8 Rankweil und Hinterbad im Laternsertal: Schwefelquellen (Gault).

9 Nofels: Schwefelquelle im Gault. — Östlich Schaan Eisenerzbergbau 1665, nächst Feldkirch bei Panz und Alsento 1481.

10 Raggal: Magnesiaquelle.

11 Rotenbrunn: Eisenquelle an Bruchspalte zwischen Lias und Hauptdolomit.

12 Galgentobel bei Bludenz: Alte Bergbauversuche auf Toneisenstein. Bei Altklarenbrunn Schlacken von einer Schmelzhütte, ebenso auf der Almain zu St. Peter unter dem Rain, 1522 von der St. Barbara-Gesellschaft errichtet. Holzbezug von Braz und Dalaas. — Furkla (Fürggele): Vitriolbergwerk, noch 1813 bestehend. 1809 die bleiernen Kessel zu Gewehrkugeln umgegossen. Unter dem Furgler Joch am Rotenstein und Masmer alte Bergbaue auf silberhältiges Fahlerz. Bürserklamm 1349 Bergbau auf Eisen, 1481 augenscheinlich Schmelzhütte.

13 Bartholomäberg: Alte Versuchsbaue auf Silber und Kupfer, besonders im 16. Jahrhundert. 1522 neue Bergordnung. Verhüttung Bludenz (1530). — St. Anton: Alte Erzgrube, Spuren „In dem Loch“. Alte Erzstraße nach Bartholomäberg und Kristberg. Gebäudespuren „In dem Mühlenwald“, wo Erzniederlage war.

14 Kristberg-Silbertal: Alte Bergbaue auf Spateisenstein, Fahlerz und Kupferkies. 9. bis 16. Jahrhundert. Verfall 1545 — 1570 infolge Religionsstreit unter den Knappen. Verhüttung Bludenz. — Dalaas: Versuche auf Spateisenstein im inneren und äußeren Gurtentobel. Eigenes Knappengericht „Über der Egge“ seit dem 10. Jahrhundert.

15 Graspeskopf bei Gaschurn: Alte Bergbauversuche auf Erz.

16 Zingetobel am Tafamunt. Angeblich erfolgreicher Bau auf Quecksilber. 1831 angeblich Mercur gefunden. Gurtipohl und Tafamunt serpentinähnliches Gestein aus Talk und Chlorit abgebaut zum Schnitzen kleiner Gebrauchsgegenstände.

17 Putzkammer im Gaflunatal und

18 Gafluner Winterjöchl: Alte verfallene Bergbaue auf Eisen.

19 Nenzigast: Alte Eisengruben. Ähnlich Klösterle, einst lebhafter Bergbau. Hinweis durch erhaltene Ortsbezeichnungen. Verhüttung Danöfen, noch 1610 „Zum Closter bei den Offen“ genannt.

20 Gstüttalpe südlich Zug: Alte Baue auf Blei und Zink.

21 Pazielalpe: Silberhaltiger Bleiglanz mit Galmei und Blende im Dolomit. 16. Jahrhundert bedeutend bis 1580. Verhüttung Zürs (S = Schmelzhütte). Neuere Versuche erfolglos.

Quelle: Robert R. v. Srbik, Überblick des Bergbaues von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart, Innsbruck 1929, (Sonderabdruck aus den Berichten des Naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines Innsbruck), S. 254 - 258.
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