Vom ehemaligen Bergbau im Montafon


von Walter Weinzierl

Schon in Lorüns fängt es mit den alten Bergbaunamen an, denn dort gibt es ein „Muggarammaköpfle", wahrscheinlich von motta ram, das Kupferhügele.

Darüber erhebt sich der „Davenna"-Bergstock, mit seinem alten Saumweg nach St. Bartholomäberg. Den Namen leiten etliche Forscher vom romanischen da vena, „zur Erzader", ab.

Erst seit 1524 bestand die Absicht eine Wagenstraße von Bludenz ins Montafon zu bauen.

In Lorüns, am Eingang ins Montafon, scheint mir ein Deutungsversuch des Talnamens am Platze zu sein.

Urspürnglich war er ein Bergname, wie eine Urkunde von 1319 beweist. In ihr heißt es: „argentifodinam seu montem dictum Montafune", auf deutsch: „Die Silbergrube, oder der Berg, genannt Montafune."

Meine Deutung, Montafon von einem „mont da fodina, mont da fo, Montafon", dem „Berg zur Erzgrube" abzuleiten, würde auch die immergleiche Schreibweise des Namens mit „f" erklären. Dieser gut verständlichen Namensauslegung steht einzig im Wege, dass sich betonte Silben, in unserem Fall das „di" in fondina, im allgemeinen nicht zu verlieren pflegen.

Aus der Urkunde von 1319 geht zweifellos hervor, dass der ganze Höhenzug von der Davenna über den Kristberg nach Osten, gegen den Arlberg zu, ursprünglich „Mont" geheißen hat, später Montafune genannt worden ist, und dass sich dort ein Silberbergwerk befunden hat.

Hinter Lorüns kommen wir nach St. Anton, dem früheren Zalanz, mit dem sagenhaften, untergegangenen Schloß Prazalanz. An einen alten Bergbau in St. Anton erinnert die Flur „Gavotes", aus gavas sotes, die „unteren Gruben".

Von St. Anton bergeinwärts zieht das „Valleu". Weil die Lawine mit Leue bezeichnet wird, halte ich Valleu für ein Valoy, für ein St. Loy-Tal und „Verblei" dort könnte ein „fer bleis", eine „Eisenhalde" sein.

Vom Valleu aus kommen wir ins Gebiet des Bartholomäberges mit seiner wunderschönen Lage und seinen zahlreichen Flurnamen, die an den einstigen Bergbau erinnern. Nachdem St. Bartholomäus ein Bergbaupatron war, dürfte der Bartholomäberg mit seinen vielen, alten Bergwerken, nach ihm benannt worden sein.

Noch heute, ist in St. Bartholomäberg die Überlieferung lebendig, dass sich früher 34 Schmelzöfen am Bartholomäberg, am Kristberg und im Silbertal befunden haben, was gar nicht abwegig ist, wenn man weiß, dass heute noch 10 alte Bergwerksstollen beim Fritzitobel — 1776 ist anstehendes Kupfererz im Fritzitobel gefunden worden — und seiner Umgebung und mindestens deren 12, sowie etliche Pingen, auf St. Bartholomä festzustellen sind.

Nach den Aufzeichnungen des Johann Fritsch aus den Jahren 1886-87 hat es in Außer-Bartholomäberg eine Menge Stollen gegeben und zwar auf Vanar, im Buxwald, beim Roten Stein in Gantschier und ob der Motten; des weiteren in Schura, Bodaställi, Knappagruba, Worms und von Erbsa bis Gasella.

Gehen wir diesen Aufzeichnungen nach, dann finden wir viele dieser Flurnamen und noch viele, dort nicht genannte.

Die „Knappagruba" lag beim Haue 12 und neben ihr befindet sich, beim ehemaligen Haus 14, der Flurname „Vornas", die „Schmelzöfen", heute der „Unterwald" genannt.

Ein weiteres „Vornas", auch „Vornassle" treffen wir im Nebengut des Hauses 16.

In der Nähe von Erbsa und Motta lag die Erzgrube „im Loch" und zwar bei den Häusern 48 und 49. Daneben finden wir „Gawatsch". So heißt die ganze Parzelle, vom Haus 37-50. Gawatsch kommt von gav-acia, „die Stahlerzgrube". Der Stahl heißt rätoromanisch „atschal" und italienisch „acciaio". Welches Eisenerz mit Stahl bezeichnet worden ist, weiß ich nicht.

Nicht weit davon, beim Nebengut des Hauses 73 liegt „Gavadura", wahrscheinlich die „Erzgrube aus hartem Gestein".

Beim Haus 110 begegnet uns die Flur „Arschura" aus argient, das Silber und aus suora, „oben", gebildet. Mithin haben wir es hier mit dem „oberen Silberboden" zu tun.

Auf Silberbau verdächtig ist auch die Flur „Galarsch", beim Haus 132; von gal argient, wohl soviel wie der „Silberwald".

Auch der Name „Loch" beim Hause 123, Bagut genannt, erinnert an eine Erzgrube und beim Nebengut des Hauses 127 liegt „Plömbi", wahrscheinlich von Plombitscha, der „kleine Bleiboden".

Eine weitere Erzgrube, heute „Loch" genannt, befand sich bei den Häusern 129 und 130.

Die Erzgrube im Buxwald trägt ebenfalls den Namen „im Loch" und liegt beim Hause 183. Im Buxwald und zwar im Nebengut des Hauses 184 haben wir die Flur „Vornes", die „Schelzöfen".

Beim Roten Stein in Gantschier, nicht weit vom Hause 244, erinnert die Flur „Niatz" an alte dortige Schmelzöfen. Niatz kommt vom lateinischen fornaces, die „Schmelzöfen". Dem Namen entsprechend dürften sie sehr weit zurückreichen.

„Vorna" heißt auch eine Wiese und ein Wald ob dem Roten Stein, zwischen Jetzmund und Buxwald.

Auch in Gantschier befindet sich eine Flur „Vorna".

Diese vielen Schmelzhütten setzen eine ganze Reihe von Erzgruben in der Nähe voraus. Über diese ist geschichtlich nicht viel bekannt. Das Wenige sei hier mitgeteilt.

Neben den Häusern von St. Bartholomä befand sich 1473 eine Kupfergrube.

1522 wurde das Bergwerk zu St. Bartholomäberg, zunächst den Häusern und der Kirche, als Niederbergwerk erklärt, weil die Knappen täglich zur Schicht kommen und nachts wieder heimkehren konnten, wodurch die Gewerke weniger Unkosten hatten. Nach Josef Zösmair sind damit zweifellos die Gewerke „Der Dreifaltigkeit" und „von St. Erasmus" zu St. Bartholomäberg von 1527 gemeint.

Auch Bartholomä-Innerberg hatte seinen Bergbau, wie folgende Flurnamen beweisen.

Da haben wir „Gaviela auf Glee", beim Haus 18; 1476 „Glain" genannt. Gava-ila bedeutet „die kleine Erzgrube".

Beim Haus 52 liegt die Flur „Im Loch". Diese Grube wurde 1654 „Magdalines" genannt, was soviel wie „die Magdalenagrube" bedeutet.

Im Maisäß „Sassarsch" suche ich ein sass argient, einen „Silberstein" und im Bergmahd „Malarsch", ein mal argient, einen „Silberfelsen".

Auf der Itonsalpe liegt der „Blömbitscharaboden", zusammengesetzt aus „plom", das Blei, „bitsch", klein und „aram", das Kupfer; also „der kleine Blei-Kupferboden"; heutzutage eine Weide in einer schönen Ebene.

In der gleichen Alpe haben wir noch „Kalandarsch". In ihm steckt sicherlich „argient", das Silber Kalanda bezeichnet einen Erzberg. Hier haben wir also einen „Silberberg" vor uns. Der rätoromanische Namen legt es nahe, hier die argentinfodina, die Silbergrube von 1319 zu suchen.

Wie wir gesehen haben, ist der ganze Bartholomäberg mit alten Erzgruben und Schmelzöfen gespickt gewesen.

Die letzte Kunde von seinem Bergbau finden wir in der Schulchronik von St. Bartholomäberg. Dort heißt es, dass bis in die 2. Hälfte des 18 Jahrhunderts am Bartholomäberg auf Kupfer gegraben worden ist. Das damalige Hauptabbaufeld zog sich bis zur Parzelle Jetzmund hinunter.

In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurden dort vom letzten Steiger, Hundertpfund, alte Bergbaue untersucht und einige neue Probeschürfe gemacht.

Vom St. Bartholomäberg ist es nicht mehr weit bis zum Kristberg mit seinem ehrwürdigen, schönen, gotischen Knappenkirchlein St. Agatha.

Hier wollen wir ein wenig verweilen.

Nahe dem Kirchlein trägt eine Flur den Namen „Ferrara", die Eisengrube, die ihrer lateinischen Bezeichnung nach, auf einen sehr alten vielleicht noch römischen Bergbau hinweist.

An diese Stelle passt eine Aufzeichnung der Schulchronik von St. Bartholomä, die von einer Urkunde vom 13. 3. 1305 zu berichten weiß, dass der Silberbergbau die Eisengewinnung verdrängt hat. Eine andere Nachricht besagt, dass sich nahe dem Silberbergwerk im Dalaaserwald am Kristberg vorher ein Eisenbergwerk befunden habe.

Dieses, im Spätmittelalter berühmte Silberbergwerk befand sich unter dem Kristbergkreuz auf der Dalaaser Hangseite. Ursprünglich hieß es der „Silberberg" und später der „Lobinger". Eine Grube im Lobinger ober Dalaas hieß „Unserer Lieben Frau".

Weitere Gruben dort oben waren, die 1622 stilliegenden sehr alten Stollen „St. Anna" und „St. Magdalena".

Während seiner Blütezeit bestand das Bergwerk aus etwa 20 Stollen, die sich in Abständen von je 38 m befunden haben.

Der Hauptbau im Lobinger liegt zwischen Grauwacke und Glimmerschiefer. Dort wurde auf Fahlerz und Kupferkies gebaut.

1522 wurde der Lobinger als Hohes Bergwerk bezeichnet und 1610 ist es leider eingegangen, denn in besagtem Jahre wird gemeldet, dass das herrliche Silberbergwerk derzeit „aus Mangel des Lusts" nicht mehr gebaut werden kann. Schade, denn der Lobinger war das bedeutendste Bergwerk, das wir in Vorarlberg gehabt haben.

Die erste geschichtliche Kunde von einer Silbergrube im Montafon stammt vom 13. Oktober 1319.

An diesem Tage bestätigte König Friedrich der Schöne von Habsburg, seinem Oheim Graf Albrecht von Werdenberg-Bludenz unter anderem sein Reichslehen, „die Silbergrube oder den Berg, genannt Montafune" (argentifodinam seu montem, dictum Montafune) und bewilligt, dass er es seinem Bruder Hugo, wenn er kinderlos bleibe, weitervererben dürfe.

Offen ist die Frage, ob mit dieser Silbergrube, der Kalandarsch, der Silberberg auf der Itonsalpe oder der Lobinger am Kristberg gemeint war.

Neben dem Kristbergkreuz sind auch etwa 20 Pingen zu beobachten, die von sehr altem Bergbau künden. Von dort aus, nur wenige Schritte gegen das Dorf Silbertal hinunter, sind noch 2 ganz verfallene Stollen zu sehen.

Laut einem alten Schriftstück sind im „Valle Argentiferra", also im Silber-Eisental, Gold-, Silber- und Kupfergruben gewesen und zwar gewann man Gold auf dem „Frömling", einer Parzelle am südlichen Hang, unter dem Agathekirchlein, silbertaleinwärts.

Außer dem schon erwähnten Namen „Ferrara" haben sich noch etliche Flur- und Häusernamen auf dem Kristberg erhalten, die vom ehemaligen Bergbau künden.

In „Unter Fula", beim Haus 123 und 124 deuten „die Kupferleite" und „Kupferställe" von ihm.

Beim Haus 105 liegt „Grubenstall" und beim Haus 115 die Flur „Gruben".

Das Haus 118 heißt „Röttli" und diente der Grubenbelegschaft als Unterkunft; desgleichen das Haus 110, das auch „Röttli" genannt wird und zeitweilig den Namen „Rotenburg" geführt hat.

Auch das abgebrochene Haus 101 trug den Namen „Rotenburg" und wurde noch 1654 richtig „Rottenburg" geschrieben, als einstige Behausung einer größeren Knappenschaft.

Das Haus 116 wird als „Wollenburg" bezeichnet und dürfte demselben Zweck gedient haben. Wieso es zu diesem Namen kam, wissen wir nicht.

Die große Knappenschaft des Silberbergwerkes bildete sehr bald eine eigene Kirchengemeinschaft zu Füßen des Kristberges. Im Jahre 1332 wurde dort eine Kapelle, in „St. Nikolaus im Tal", erbaut, denn so hieß dazumal dieses Dorf. St. Nikolaus war ein Bergbaupatron und deshalb dürfte der Ort St. Nikolaus im Tal, zu seinem alten Namen gekommen sein. In der Folgezeit erhielt es den Namen „im Silbertal" und noch später nannte man es „Silbertal", das 1431 zur Pfarre erhoben worden ist.

Wie alt die Kapelle „Zantel", gleich St. Elogius, in der Pfarrei Silbertal ist, wissen wir nicht. 1565 wird sie als St. Elogin bezeichnet und war dem Schutzheiligen der Bergknappen geweiht.

Beim Dorfe Silbertal war einstens auch ein lebhafter Bergbau, wie wir aus den Flurnamen erschließen können.

In der Parzelle Widum, -Wühri, -Matta tragen die Häuser 4 und 5 den Namen „Burg", als Wohnsitz des ehemaligen Obermeisters des Silbertaler Bergbaues.

Die Flur beim Haus 16 heißt „Frauenlob" und trug 1654 den Namen „bi dem Grüable", von der dortigen kleinen Erzgrube.

Die Parzelle „Frauenlob" umfasst die Häuser 28-42. Bei ihren Häusern 29 und 30 liegt die Flur „Loch", also ein weiterer alter Stollen.

Dazu gibt es noch das „Frauenlobtobel". Aus diesen Namen geht hervor, dass es sich beim „Frauenlob" um ein Bergwerk dieses Namens gehandelt hat, das mehrere Erzgruben umfasste.

Daneben gab es 1585 im Silbertal noch einen „St. Rochus und St. Martin-Erzstollen am Sonnenbau" und 1618, als Neuschurf den „St. Franciskus-Stollen".

In der Parzelle Buchen haftet an den Häusern 143 und 144 der Name „Gruben", von einer Erzgrube und das Stallgut beim Haus 152 wurde „Knappenstall" benannt.

Des weiteren haben wir in der Parzelle Buchen noch die „Knappenschröfa", einen alten Bergwerksschacht und „Röttli", als Bezeichnung des Hauses 140, wo eine Knappenschaft gehaust hat.

In der Parzelle Aussertal lag auch ein Stollen, wie der Name „Loch" beim Hause 70 und 71 kundtut.

Zu guterletzt sei noch vermerkt, dass am Weg von Buchen nach Wasserstuben, das „Goldbrünnele" sprudelt, das mit Bergwerken nichts zu tun hat, aber deshalb interessant ist, weil wir noch 2 rätoromanischen Goldbrünnele im Montafon begegnen werden.

Nun wollen wir ins Silbertal hineinwandern. Südlich des Tales erheben sich die Berge der „Verwall-Gruppe". Verwall kommt vom lateinischen „ferum", das Eisen und von „vallis", das Tal, also das „Eisental", denn ver auch mit Tal zu übersetzen, ergebe den Unsinn eines „Tal-Tales".

Weil aber eine Berggruppe nicht „Eisental" geheißen haben kann, muss angenommen werden, dass „Fervall" der einstige Name des Silbertales gewesen ist, wie das benachbarte, tirolische Verwall heute noch Verwall heißt.

Hinter Wasserstuben zweigt das „Gaflunatal" nordöstlich vom Silbertal ab. Obwohl das Pferd rätoromanisch „chavall" heißt, kann ich beim Gaflunatal nicht an ein Roßtal denken, wenn dort auch Pferdealpen gewesen sein mögen. Viel glaubwürdiger scheint es mir, dass sich Gafluna von „gavaruna, gavaferuna", die „große Eisenerzgrube" ableitet, denn „r" wird im Rätoromanischen oft zu „l". 1567 betrieb Peter Schmidt die Grube „Unser Frauen" in Unter-Gafluna.

Im unbesiedelten Gaflunatal und im hinteren Silbertal ist die Erinnerung an einstige Bergbaue vielfach verloren gegangen und die wenigen Namen die sich erhalten haben, sind meistens missverstanden und verstümmelt worden, wie wir noch sehen werden.

Am Eingang des Gaflunatales ist auf der Gaflunaalpe Bergbau betrieben worden. Noch 1746 war das alte Kupfer-Eisenbergwerk auf der Alpe Gafluna, am Südhang der Eisentalerspitze in Betrieb. Dort gibt es eine Flur „Nescherina", von fornacerina, netzerina, der kleine Schmelzofen, sich ableitend.

Im Gaflunatal selber finden wir die Namen „Kupfergrube" für einen alten Bergbau und „Goldaborst", verballhornt aus ava, das Wasser, und aus or, das Gold. Somit haben wir es hier auch mit einem Goldbrünnele zu tun.

Kehren wir zurück ins Silbertal und zwar dorthin, wo das Gaflunatal sich von ihm abzweigt. Dort liegen südlich der Litz, die „Ronnenalpe" unten im Tale; die „Alpguessalpe" darüber und neben ihr die „Käferaalpe".

Welch eigenartige Namen, aber ihre Deutung fällt nicht allzu schwer, denn Käfera lässt sich von „gavaferuna, gevaferuna" die große Eisenerzgrube, ableiten. Dieses gevafer, gleich Käfer, blieb oben beim Bergwerk haften, während das Wortende „runa ,ronnen" mit dem Walde, den Kohlenmeilern und den Schmelzöfen talabwärts gezogen ist, siehe die Ronnenalpe.

Wahrscheinlich lagen auf der Käferaalpe die älteren Eisenbaue als auf der nahegelegenen Alpguesalpe.

Dieser Name hat im Laufe der Zeit manche Verformungen erfahren. Auf den heutigen Landkarten lesen wir Alpguess; 1535 Alpkuss, 1522 Alpguss und 1489 Alpgnoss.

Schon Josef Zösmair glaubte, dass diese Alpe daher eine Alpgenossenschaft gewesen ist. Diese Genossenschaft kann sich auf das Bergwerk bezogen haben, das im Flurnamen „Gruben" noch heute dort weiterlebt.

1522 war es ein Hohes Bergwerk und hat vielleicht mit seinen Stollen bis zur Käferaalpe hinübergereicht.

Das „gues" in Alpgues kann aber auch von „gaues, gauas, gavas", die Erzgruben, sich ableiten und dann hätten wir es 1489 mit einer Erzgruben-Genossenschaft zu tun.

In der Nähe dieses Bergwerkes liegen die „Dürrwaldalpe", die „obere Dürrwaldalpe", der „Dürrwaldkopf" und die „Dürrwalder Nescherina", in der ein fornetzerina, der „kleine Schmelzofen" steckt.

Diese Dürrwald-Namen werden wohl von den abgeholzten Wäldern für die Kohlenmeiler kommen, die nicht mehr aufgeforstet worden sind.

Das alles deutet darauf hin, dass diese Bergbaue lange betrieben wurden.

Noch ein zweites „Nescherina" liegt im Silbertal, dessen Lage ich nicht kenne.

Weiter taleinwärts war links der Litz, auf „Faneschkla" Bergbau und daneben liegt „das Eiserne Tor", bei dem sich das Bergwerk „zur Eisernen Tür" befunden hat.

1527 wird von einem flüchtigen Aufständischen, namens Jos Felix berichtet, dem ein Achtel des Bergwerkes zur Eisernen Tür gehört hat.

Das Wort Faneschkla kann sich von venascolla, der „Erzadernberg" ableiten.

Gegenüber von Faneschkla, am rechten Ufer der Litz, kommen wir zur Alpe Fresch. Dort war 1522 das „Hohe Bergwerk zu Fräsch", an das noch die „Frescher Löcher", nämlich die einstigen Stollen und die „Gräben", vermutlich alte Ringen erinnern. Auf Fresch soll ein dortiger Silberstollen noch abbauwürdig sein.

1744 wurde auf der Freschalpe unter dem Muttberg und dem Gaflinakopf ein Neuschurf versucht, aber nur mit einem Knappen.

Im hinteren Silbertal ist auch noch der Name „Schmelzofen" lebendig.

Damit nehmen wir Abschied vom Silbertal und begeben uns an seinen Eingang, wo Schruns am Fuße des St. Bartholomäberges sich befindet.

Auch Schruns hatte seinen Bergbau.

Am „Gauenstein", früher „Gauas" geschrieben, müssen Erzgruben gewesen sein, denn gauas und gavas bedeuten Erzgruben. Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurde im Walgau das „v" oftmals zu „u". So wurde Gava zu Gaua und z. B. der Avalatschbach, zum Aualatschbach.

Vielleicht kann aus diesem Vokalwechsel der Schluss gezogen werden, dass die meisten der heute noch mit Gava bezeichneten Erzgruben schon im 14. und 15. Jahrhundert abgebaut worden sind.

Eine kleine Erzgrube lag, wie schon der Name besagt, bei „Gaviela", gleich gavaila, dem Flurnamen beim Haus 285.

In der Richtung zum Bargustobel befindet sich beim Haus 221, die Flur „im Loch" und im Bruggenwald sind die „Blackalöcher".

Auf der Alpe Frattner-Bündte gibt es die „Gräben" und bei den Häusern 307-309 haben wir den Flurnamen „Foppa", die große Erzgrube. Ein weiteres „Foppa" liegt beim Maisäß 334.

Von Montiola führt der „Knappenweg" bergauf zu den einstigen Stollen ober der Kirche von St. Bartholomäberg.

Beim Stallgut „Rosenegg" befand sich ein Bergwerk und das „Schlössle", einstiger Sitz der Grubenaufsicht, lebt im Flurnamen eines Bergmahdes weiter, auf dem heute nur noch eine Barga zu sehen ist. Im Talgrund von Schruns, angrenzend an das Gut Palud, liegt die Flur „Forna", der Schmelzofen.

Bevor wir uns dem hinteren Montafon zuwenden, wollen wir uns auf die linke Talseite nach Vandans und Tschagguns begeben.

In Vandans wurde am Geisberg Bergbau betrieben, denn dort gibt es ein „Gavadura", die Erzgrube, heute eine Mulde in einem Wald- und Wiesengelände, und ein „Gaualonga", also ein gavalonga, einen langen oder tiefen Erzstollen.

Auch in der Vandanser Parzelle „Vens" dürfte Erz abgebaut worden sein, denn manche Forscher leiten den Ortsnamen von venas, die Erzadern ab.

Nach Josef Zösmair gibt es in Vens eine Flur, die „der Bleiboden,, heißt und eine einmähdige Wiese ist.

Im Valkastieltobel liegt die romanische Ruine „Valcastiel". Sie wird oft mit dem alten Bergbau im Montafon in Verbindung gebracht, aber in diesem Tobel gab es keinen Bergbau und die Ruine hat eine so ungünstige Lage, dass sie als ein ehemaliges Jagdschlösslein anzusprechen ist und das umsomehr, als sämtliche sonstigen Schlössle und Burgen in diesem Tale ihren deutschen Namen tragen, mit dem mittelalterlichen Bergbau zu tun hatten und neben Bergwerken sich erhoben haben.

Am Eingang des Rellstales befindet sich auf einer Wiesenhalde die Flur „Gwatsch", 1538 Gawatsch geschrieben, von gav-atscha, die Stahlerzgrube.

Eine Bergmahd im Innerbach mit dem Namen „Rosa" dürfte gleichfalls mit dem Bergbau zu tun gehabt haben.

Im Rellstal wurde auf der Alpe Vilifau geschürft und im Marktobel Kupferkies und Fahlerz gewonnen. Isidor Flur schreibt, dass in diesem Tobel noch um 1800 auf Kupfer gegraben worden ist und nach Artur Schwarz befanden sich auf der Südseite des vorderen Rellstales mehrere Spateisenstein- und Kupfererzstollen.

Im hinteren Rellstal erhebt sich der „Schafgafallkopf". Das Gavall wurde schon von Zösmair mit Pferd übersetzt, aber weil ein Schafpferdekopf ein Unding ist, muss sich Schaf vom rätoromanischen „schav" die Erzgrube ableiten. Somit haben wir es beim Schafgafallkopf mit einer Erzgrube am Roßkopf zu tun.

Nicht weit vom Schafgafallkopf befindet sich der „Salonienkopf" und unter ihm die „obere und untere Salonienalpe".

Für das eigenartige Wort hat Isidor Flur die Erklärung gefunden, indem er nachwies, dass Salonien im Jahre 1319 „an den Saloyen", also „an den St. Elogius" geheißen hat.

Auch auf dieser Alpe gab es Erzgruben. Aus all dem geht hervor, dass das Rellstal einstens einen blühenden Bergbau gehabt hat, aber nur wenige Namen erinnern heute noch an ihn.

Da sind das „Inner- und Außer-Gavant-Tobel" mit dem „Gavantmahd" zu finden und am rechten Rellsbachufer gibt es eine „Gavadura" und das „Grubesertöbili".

Die Erze des Rellstales dürften heraußen in Rodund verhüttet worden sein, denn dort haben wir neben „Gwatsch", von gav-atscha, die Stahl-Erzgrube, beim Haus 70 im „Fornawald", den Flurnamen „Forna", der Schmelzofen.

In Rodund liegt auf Tschöppa eine Weide, namens „Plemperfäsa". In ihr steckt wohl plumbum, das Blei, und wir dürften es bei ihr mit einer „Bleiwiese" zu tun haben. —

Nun kommen wir nach Tschagguns mit seinem ehemaligen reichen Bergbau.

Der Name Tschagguns hat auch mit ihm zu tun und zwar mit dem für Kohlenmeiler und Schmelzöfen notwendigen Wald.

Wahrscheinlich war die Parzelle „Tschegga" für das Dorf Tschagguns, 1480 Tschigguns geschrieben, namengebend. Ursprünglich dürfte es Tschegguna, und dann Tschigguna geheißen haben. Das rätoromanische Wort „schetga", bedeutet „Bannwald" und damit Schetguna und später Tscheguna, der große Bannwald, ist dafür richtungweisend.

Wie waldreich das Ortsgebiet von Tschagguns war, beweist der Name der Parzelle „Zelfen", von selva, der Wald, sich ableitend. Zelfen liegt unmittelbar neben der Tschegga.

Für diese Namensdeutung von Tschagguns sprechen auch die „Forna"-Namen im Ortskern.

Der eine Schmelzofen stand in der Zelfen und die Schmiede, „Schmitte", war im Haus 210 in Ganzanahl. Neben dieser Schmiede hat sich früher noch ein Schmelzofen befunden, in dem das Eisenerz von der Alpe „Gweil" verhüttet worden ist.

In Ganzanahl selber lag auch eine Erzgrube, namens „Gavadura", beim Haus 229. Also wurde der dortige Schmelzofen mindestens von zwei Gruben mit Erz beschickt.

Ein weiterer Schmelzofen befand sich im Maisäß Dambrig, wo das Haus 280 als einstige Knappenwirtschaft bezeichnet wird.

Auch Tschagguns hat sein „Schlössle" und zwar wird das Haus 260 in Biezel so genannt. Es diente der Grubenaufsicht zur Wohnung.

Wenden wir uns nach Krista, wo noch einige Namen an den ehemaligen Bergbau erinnern. Dort heißt ein Stallgut „auf Gavatz", von gav-atscha, die Stahlerzgrube.

Beim Haus 23 und 24 begegnet uns die Flur „im Loch" und beim Haus 67 und den ehemaligen Häusern 64, 68 und 69 heißt es „im oberen Loch", wo aufgelassene Stollen sich befinden.

Gegen Latschau hinauf liegt nochmals eine Flur „im Loch" und gemahnt an einen Stollen und in Latschau-Ber-gen stoßen wir auf „Foppa" und „Föppili", die große und die kleine Erzgrube.

In Latschau beim Hause 111 stand der Schmelzofen „in der Forna" geheißen, und dort werden die Erze der obengenannten Gruben geschmolzen worden sein. Auch eine alte Schmiede befindet sich in diesem Orte.

In Untermatschwitz, beim Haus 305, treffen wir auf „Simas Loch". Dieser Stollen des Sima ist deshalb interessant, weil diese Grube sich in bäuerlichem Familienbesitz befunden hat.

Solche kleinen Familienbergwerke werden wir noch etliche kennenlernen.

Der Flurname „Rotta" bei den nahegelegenen Häusern 301 und 302 weist auf eine Knappenbehausung hin.

Von Matschwitz aus begeben wir uns ins „Gauertal", in dessen Namen das uns schon geläufige Wort gavas, die Erzgruben, steckt. Tatsächlich war dieses Tal reich an solchen, wie zahlreiche Flurnamen beweisen.

Da haben wir den Weiler „Gauen" mit dem „Ronnenwald", also eine Erzgrube mit dem zugehörigen Wald für die Kohlenmeiler.

Eine weitere Grube lag in „Gavadura", heute einem Maisäß mit einem Wald.

Auf der Latschätzalpe, unter dem Geisspitz, liegt „das Zundaraloch" und das „Ofaloch", beides Namen für einstige Stollen. Neben dem letzteren befand sich, wie der Name besagt, auch der Schmelzofen.

Gleich drei alte Stollen finden wir auf der Alpe Spora und zwar „s'Ferdis-Loch", das Ferdinands Loch; „s'lang Loch", soviel, wie der lange Stollen und wiederum ein „Ofaloch", eine Erzgrube, neben dem sich seine Schmelzhütte befand.

Auf der gleichen Alpe haben wir dann noch den „Gafavlboda", also den gava-ila —, den kleinen Erzgrubenboden.

Im obersten Gauertal ist der „Öfenpaß" und gegen den Lünersee zu, liegt das „Verajoch", das „Vertal" und die „Alpavera", lauter Eisennamen, mit den dazugehörenden Schmelzen unter dem Öfenpaß.

Vom Öfenpaß führt auch ein Saumpfad zu den einstigen Gruben im obersten Rellstal.

Diese hochgelegenen Schmelzöfen, sowohl auf der Latschätz- und der Sporaalpe, als auch unter dem Öfenpaß zeigen an, dass das ganze Gauertal ehemals bewaldet gewesen ist, dass diese Waldungen den Kohlenmeilern zum Opfer gefallen sind und nicht wieder aufgeforstet wurden.

Gehen wir zurück nach Tschagguns und von dort auf den Ziegerberg, dann begegnen uns auch hier eine ganze Reihe von alten Bergbauen und zwar die große Erzgrube „Foppa" beim Haus 151 und der Stollen, genannt „das Loch", beim Haus 153; die „untere Gavazutt" beim Haus 184 und die „obere Gavazutt" beim Maisäß 403. Gavazutt kommt von gava-suot, die untere Erzgrube.

In der Nähe des Hauses 178 liegen zwei Stallgüter, namens „Blümentin", wahrscheinlich aus dem rätoromanischen plom montin, das Bleibergle.

Des weiteren finden wir beim Hause 200 die große Erzgrube „Foppa" und beim Maisäß 388 auf Zanuel die Erzgrube „Gavadura".

Doch nicht genug damit. Am Ziegerberg liegt noch der „Gruabbühel", ein Hügel mit alter Erzgrube, heute Stallgut mit einer Barga; das „Marenta-Loch", der Stollen des Marent und die „Verbarga", wohl richtiger Ferbarga, die Eisenhütte, auf Alpila unter der Mittagsspitze.

Die Erze dieser Gruben und Stollen am Ziegerberg werden im schon erwähnten Schmelzofen auf dem Dambrig, Haus 280, verhüttet worden sein, wo auch die Knappschaft dieser Bergbaue ihre Gastwirtschaft hatte.

Zuletzt sei noch erwähnt, dass sich hinter dem Müahlbühel eine kupfer-, eisen- und schwefelhaltige Quelle befindet.

Nun begeben wir uns vom Ziegerberg ins benachbarte Gampadelstal.

Auf der Tilisunaalpe finden wir „Gaflätsches", aus gavalatsches gebildet. Latsches kommt vom lateinischen latus, breit. Mithin haben wir es hier mit breiten, großen Gruben zu tun.

Der dortige Namen „Gruaba" könnte auf weitere Bergbaue hindeuten.

In der Nähe dieser Gruben befindet sich „Kaspersch-Loch", der Stollen des Kaspars.

Damit nehmen wir Abschied von Tschagguns mit seinen vielen, einstigen Bergbauen und gehen weiter ins hintere Montafon.

Wir gelangen nun in das große Kirchspiel St. Gallenkirch, mit seinen Weilern und Parzellen.

In St. Gallenkirch haftet noch der Name „Vorna", der Schmelzofen, an zwei Fluren. Der eine stand in Pargals, der andere grenzte an das Gut Siggamb.

In Mauren begegnen wir der Erzgrubenbezeichnung „im Quatsch", soviel wie Gawatsch, und beim Haus 271 „dem Rosengarten", einem alten Eisenbergwerk.

Vom Maurentobel taleinwärts gibt es die „Knappalöcher", einstige Stollen; das „Knappablies", die Knappenhalde; „Gavadura", die Erzgrube; „Pfoppa", „s'Foppaloch" bei der Greilerwiese, „s'Fröppili" und „den Foppawald". Lauter Namen, die auf größere Bergbaue hinweisen.

Auf Reute haben wir dann die Weide „Ganschiarsch" und in diesem Wort ein argient, also eine Silbergrube zu suchen.

Auf einstige Stollen deuten „das Lobloch", „das Klammaloch" und die Flur „i da Löcher". Die beiden ersten sind Tobel, während die letzte in einem Wiesengelände liegt.

Auch in Gortniel war Bergbau. Dort haben wir das alte Bergwerk, „den Rosengarten", heute eine Mahd, und das „Plattaschloß" bei der Platta für die Bergwerksaufsicht.

Von einstigen Stollen künden „das Teualoch" und das „Schwarzloch", während „Foppa" eine große Erzgrube war. Zu St. Gallenkirch gab es 1620, beim Stollen „Unserer Frauen“, einen Neuschurf auf Kupfererz. In der angeschnittenen Kluft war die Kupfererzader 1 Daumen stark.

In Batmund befinden sich „die Gruabana", die Erzgruben, und an Stollen „das Blachaloch" und „im Loch". Das Blachaloch liegt in einem Wald, in dem auch ein Kupferbrunnen sprudelt.

Des weiteren gibt es in Batmund die Flur „bim Knappabrunna".

In St. Gallenkirch und zwar in Siggam trägt ein Haus den Namen Klösterle. Bekanntlich haben die Mönche von St. Gallen nicht nur Kunst und Wissenschaft betrieben, sondern auch die Wirtschaft gefördert. Bei ihrer Vielseitigkeit ist anzunehmen, dass sie sich in St. Gallenkirch auch des Bergbaues angenommen haben.

Alte Leute wissen zu erzählen, dass die erste St. Gallnerkirche schon am Ende des 11. Jahrhundert dort gestanden ist. Noch in der heutigen Kirche war ein Altar St. Loy geweiht.

In Siggam haben wir ein Haus, „die Rottaburg", welche den Knappen als Wohnung gedient hat.

An den Bergbau erinnert auch noch „das Garneserloch", ein ehemaliger Stollen im Walde.

Hier ist der gegebene Ort über ein Eisenbergwerk zu berichten, das 1540 in der Gemeinde St. Gallenkirch eröffnet worden ist.

1540 befahl König Ferdinand dem Jos Henggi, Bergrichter im Montafon, dem Konrad Mair, Hieronimus Kraffter, Baltasar Hundertpfund, Bürger von Augsburg, und dem Mattheus Zellmayr, daselbst ein neues Eisenbergwerk im Montafon zu bauen, und ihnen zu erlauben 1 oder 2 Öfen, an Holz- und Kohlstätten günstig gelegenen Stellen, zu errichten, wohin das Erz mit den geringsten Unkosten gebracht werden kann.

Endlich durften sie, gegen Schruns hinaus, zu rechter Hand jenseits der Ill, einen Hüttschlag für 2 Hämmer zum Eisenstrecken aufstellen und den Wald zu Gargellen ausstecken.

Einem Hans Verber und Balthasar Geyger sollte im gleichen Jahr ein Hüttschlag und Wald zu einem nachgesuchten Eisenbergwerk verliehen werden, wenn es nicht demjenigen des Zellmayrs und seinen Mitgenossen zu nahe liege. –

Soweit die alte Nachricht und nun besuchen wir das Gargellental.

An seinem Eingang haben wir das „Gweiltobel", die Alpen „Inner- und Außergweil" und den „Gweilkopf".

Der Name Gweil leitet sich ab von gavaila, die kleine Erzgrube. Auf Gweil befindet sich des weiteren die Flur „Gawatsch", von gav-atscha, die Stahlerzgrube.

Das auf Gweil im Tagbau gewonnene Eisenerz ist, wie wir schon gehört haben, in Tschagguns verhüttet worden.

Weiter oben im Gargellental fließt auf der Sarotlaalpe „das Kupferbrünnele".

In Gargellen selbst befinden sich die „Fahralöcher" und erinnern vielleicht an alte Stollen, die dem Schmied gehört haben, denn ein altes rätoromanisches Wort für Schmied war faraer.

Bei Gargellen gabelt sich das Hochtal in das „Valzifenz" und in das „Vergaldnertal".

Valzifenz könnte von val da venas, das Tal zu den Erzadern, kommen.

In diesem Tale gibt es die Flur „im Schloss" der einstigen Behausung der Grubenaufsicht und der Knappen.

Ein Seitentälchen vom Valzifenztal führt hinauf zum „Gafierjöchle", von gafier, die Eisengrube. Hinter diesem Gafierjöchle liegt drüben auf der Schweizerseite „das Erztäli".

Im Vergaldnertal begegnet uns die Flur „uf da Gruaba", auf den Erzgruben; das „Isatäli“, das Eisentälchen und die „Isatälerspitz“.

Parallel zum Gargellental verläuft das Vermieltal. In ihm wurde auf der Alpe Nova auf Eisen und, nach dem Volksmund, auch auf Silber und Gold gebaut.

Über der Alpe Nova liegen die beiden Bergspitzen „s'Knappabergle", 2374 m und „Burg", 2347 m hoch, an dessen Fuß sich die Unterkunft des Grubenmeisters seiner Knappen befunden haben wird, während sich Knappabergle die Erzgruben gewesen sein werden.

Nördlich vom Matschunerjoch, also nahe dem Knappabergle liegt die Flur „Altznofen", wohl ein verunstalt „zum alten Ofen".

Zwischen St. Gallenkirchen und Gortipohl führt ostwärts das „Hüttentobel" und parallel zu ihm das „Netzentobel“ bergauf. Durch das Netzentobel fließt der „Balbierbach“ Dieses Balbier ist nichts anderes, als ein verstümmeltes valfier, das Eisental. Das Netzentobel hat seinen Namen vom lateinischen fornaces, die Schmelzöfen, das im rätoromanischen Munde zu neces, netzen geworden ist.

Daher standen beim Netzen- und beim Hüttentobel Schmelzöfen und zwar beim Hüttentobel die jüngeren deutschen Bergbaues. Dort finden wir auch den Flurnar „Bi der Hütta" an der Stelle eines ehemaligen Schmelzofens, wo sich heute nur noch ein paar Ziegenställe befinden.

Zwischen dem Netzen- und dem Hüttentobel liegt das „Netzen-Maisäß" und höher oben die „Netzenalpe". Auf der Alpe Netzen, unter dem Valschaviler Maderer wurde 1745 Silbererz gefunden.

In ihrem Bereiche haben wir den Namen „die alte Netza“, der alte Schmelzofen, bei dem sich, der Überlieferung nach, die ehemalige erste Siedlung in diesem Bergbaugebiet befunden hat.

Ferner finden wir hier „ofm Netza", auf der Schmelze und die „untere Netza". Unter dieser liegt der bewaldete „Ronabühel" und der „Ronaboden".

Dort oben haben wir auch das „Erzbödli", eine Eisenerzlagerstätte.

Nach Artur Schwarz wurde noch um das Jahr 1800 am Schermstein auf Eisenerz geschürft.

Auf der gleichen Talseite gibt es zwischen St. Gallenkirch und Gortipohl das Maisäß „Sassarscha", von sassargient, der Silberstein.

Gleichfalls auf der rechten Talseite gemahnen uns folgende Namen an alte Stollen: „Das Armenseelenloch" in einem Tobel, vielleicht zum Gedenken an ein Bergwerksunglück so benannt; „das äußere und das innere Milkloch" in den Mulden zwischen einer Bergkante; das „Moniggner-Loch" im Tobel beim Maisäß Monigg; das „Kuenza-Loch", ein Felsloch, und das „Trögliloch" in der Nähe der „alten Netza".

Auf der gleichen Talseite begegnet uns die Flur „Silberwang" in einer Weide.

Linksseitig der Ill mündet bei Gortipohl das „Gafatal", das Erzgrubental.

Vom Gastauer einwärts lagen die Stollen „das Islerloch", heute ein Nebengut; „das Kobelloch" „s'Parrers-Loch", wahrscheinlich vom rätoromanischen Worte faraer, der Schmied, und „s'Dolfaloch", des Adolfs Loch; alle drei sind heute Weiden.

Dort in der Nähe befinden sich „Pleifornas", die Bleischmelzen.

Nach Isidor Flür gab es im Jahre 1503 in Gortipohl einen St. Loyaltar.

Zwischen Gortipohl und dem Garneratal künden von alten Bergbauen die Namen: „Der Bleiwald"; das „Faraloch" in einem Wald; „Gavadura", eine Erzgrube in einem Mahd und „Hanschis Pfoppa", Hansens große Erzgrube, heute ein Magergut.

In Faraloch könnte die alte rätoromanische Form faraer für Schmied stecken, so dass wir es hier mit der Erzgrube des Schmieds zu tun hätten.

Nun verlasen wir den ehemaligen bedeutenden Bergbau von St. Gallenkirch und kommen nach Gaschurn.

Dort gab es im Garneratal an großen Gruben: „Die untere und die obere Pfoppa" auf der Ganeualpe. Hier liegt die Rückseite des „Knappabergles und an vermutlichen alten Stollen gibt es „das innere und das äußere Schmalzloch". Weitere Stollenbezeichnungen im Garneratal sind: „Das Schofblieserloch", „das Lerchaloch" und das „Sürlaloch", vermutlich von suora, oben, also das obere Loch.

Zwischen dem Garneratal und dem Tschambreutobel kommen wir zur Flur „Gawatsch", von gav-atscha, die Stahlerzgrube.

Dort gibt es auch die Weide „Plempitscha" von plom bitscha, der kleine Bleiboden.

Im Tschambreutobel haben wir die Grube „gavadura" in einer Magerwiese und „das Petersloch", den Peters-Stollen.

Auch am Grappeskopf finden sich Spuren alter Bergbaue.

Gehen wir auf die rechte Talseite hinüber, ins „Valschavieltal", von val gava-ila, das kleine Grubental.

Am Hang des Tafamont, gegen Gaschurn zu, soll es im Gantendorfer Tobel Quecksilber geben.

In diesem Tale liegt ein „Latschärsch", abzuleiten vom lateinischen latus und rätoromanischen argient, auf deutsch: Die Silberbreite.

Auch dieses Tal hat sein „Schlössle" für den Grubenaufseher und seine Knappen.

An alte Gruben erinnern im Valschavieltal die Namen: „Gaues", von gavas und „Gavanna"; an ehemalige Stollen: „Das Gretschnerloch", „das Blachaloch", „das Schmalzloch" und „die Schnorrislöcher".

An der rechten Talflanke finden wir ferner „die Rosaganda", heute eine Schafweide und die „Erzgruab", ein ehemaliger Bergwerksbetrieb in der Nähe vom „Schmittli", der alten Schmiede.

Ein Gut heißt „Gawatsch", von gav-atscha, die Stahlerzgrube.

Größere Bergbaue waren „Pfoppa", mit kleiner Kapelle in der Allmein und eine zweite „Pfoppa", beim Haus 177.

An Stollennamen kommen vor: „Das Äschaloch" und das „Tonaloch", das „Antonsloch".

Mit „Goldafor", von Gold ava-or", dem Goldbrünnele, wollen wir unsern Gang durch Gaschurn beenden und Partenen aufsuchen, denn bis im hintersten Montafon gab es früher Bergbau.

Im „Großvermunt" findet man eine Reihe von Stollennamen, die nahelegen, das Wort Vermunt, von fer munt, der Eisenberg, abzuleiten.

Im Großvermunt haben wir an Stollennamen „im Loch", „das Klosaloch", die Grube des Nikolaus, „das hohla Loch", „die Janalöcher", „das Katatschnerloch" und „das Klamnerloch".

Bei den Grenzsteinen zwischen Partenen und Vermunt, haftet an einer Flur der Name „bim Schlössle" und „Zaferne", heute eine Schafweide.

Das Schlössle hat der Bergaufsicht und den Knappen gedient, während die Taferne den Säumern Speise, Trank und Obdacht gegeben hat. —

Im Vallülatal begegnen uns die Namen „of der Erzgruoba" und „bim Schlössle". Dieses liegt an einer engen Wegstelle in der Ganda und zwar links vom Stafel auswärts und hatte die gleiche Aufgabe wie alle Schlössle, die uns im Montafon begegnet sind.

Am Zeinisbach, und zwar dort, wo das Verbelltal mündet, befinden sich „Außer- und Innerganifer". Diese Fer-Namen deuten gleichfalls auf einstige Eisenbergwerke.

„Stahelviel", zwischen dem Verbelltal und Tafamunt, wird sich von Stahel ava-ila, das Eisenbrünnele, ableiten.

In diesem Gebiet gibt es ein Mahd „Gaules", gleich gava-iles, die kleinen Erzgruben und ferner noch das Mahd „Ramma" mit dem gleichnamigen Wald. Ram oder aram heißt rätoromanisch Kupfer und somit wird hier eine Kupfergrube gewesen sein.

Auch im Verbelltal selber ist früher auf Eisen gegraben worden.

Unser Gang auf der Suche nach den alten Bergbauen im Montafon und die darauf hinweisenden Berg-, Tal-, Bach-, Orts- und Flurnamen ist beendet und nun wollen wir die Ergebnisse in großen Umrissen zusammenfassen.

Wie wir gesehen haben, besaß das Montafon zwar nicht viele große Bergwerke, wohl aber eine Unzahl kleiner Erzgruben und das ganze Tal war sozusagen ein einziges, großes, aus vielen Kleinbetrieben zusammengesetztes Bergwerk.

Somit hatte Sebastian Münster recht, als er in seinem Werk „Das Buch der Welt" von 1548 schrieb: „Das Montafon ist ein Tal, darin viel Bergwerk seind, etwan sylberreich, aber jetzund gibt es nur noch Stahel und Eisen".

Die ältesten Gruben haben lateinische oder vom Latein sich ableitende, frührätoromanische Wortformen. Ihnen folgten die heute noch gebräuchlichen rätoromanischen Bergbaubezeichnungen, allerdings oftmals in Montafoner Ausprägung, und letztlich kamen die deutschen Bergbaunamen des späten Mittelalters.

Wann der Bergbau im Montafon begonnen hat, wissen wir nicht, nachdem jedoch das Silberbergwerk am Kristberg schon 1319 in vollem Betrieb und die Eisengewinnung dort älter war, müssen wir diese im Hoch- oder Frühmittelalter, wenn nicht schon in spätrömischer Zeit beginnen lassen.

Wie wurden nun diese Bergbaue betrieben? Die ältesten Gruben sind im Tagbau abgebaut worden. Die heutigen Pingen erinnern daran. Der spätere Bergbau erfolgte durch den Vortrieb von Stollen.

Manche Gruben und Stollen waren, wie ihre Vornamen anzeigen, Privateigentum einzelner Bauern und wurden von ihm und seinen Angehörigen betrieben. Die Erze von mehreren dieser kleinen Bergbaue werden in einem gemeinsamen Schmelzofen verhüttet worden sein. —

Die größeren Bergwerke im Montafon waren vermutlich in gräflichem Besitz, wurden dann als Lehen vergeben und später an Private verkauft.

Sie wurden von Genossenschaften, den sogenannten Gewerken, nämlich der Vereinigung ihrer Besitzer, betrieben und ausgebeutet.

Dieser Zeit dürften die Schlösschen angehören als Sitze der Bergwerksbeamten, welche die Förderung und den Schmelzbetrieb zu beaufsichtigen, die Verteilung des Metalls und dessen Abführung an die Gewerke oder sonstigen Besitzer durchzuführen hatten.

Der gesamte Bergbau unterstand der habsburgischen Regierung in Innsbruck, welche auch den Bergrichter für den Bergbau im Lande vor dem Arlberg ernannt hat.

Die Kriegswirren zu Beginn des 15. Jahrhunderts brachten arge Zerstörungen von Bergwerken mit sich, die lange nicht behoben werden konnten, denn noch 1538 schrieb die Regierung in Innsbruck an König Ferdinand, dass Matheus Zellmayr von Augsburg angefragt habe, ob er mit etlichen Mitverwandten von Augsburg als baulustige Personen das vor langer Zeit erbaute und mit ansehnlicher Mannschaft betriebene, aber zuletzt durch böse Praktiken der Eidgenossen und ihrer Verbündeten zerstörte Eisenbergwerk in Montafon mit gebührenden Freiheiten wieder erwecken und bauen dürfte. Die Bittsteller erhielten darauf vom Bergrichter daselbst etliche alte, zerstörte Gruben und Neuschürfe, die sie zum Teil belegten und ein wenig Erz ausschlugen, daraus Proben und Muster in kleinem Feuer machten und so bereits Kosten hatten. Sie ersuchten daher um besondere Freiheiten, weil sie von Anfang an mit der Erbauung der alten Hüttenschläge, Schmelzen, Zäune, Muster durch fremde Meister usw. große Unkosten hatten, zum Beispiel, dass ihnen, als ersten Schmelzern und Gewerken, die Neubelebung des Bergwerkes allein vergönnt werde, dass sie etliche Jahre der Fron enthoben und ihnen andere Eisenwerksgerechtigkeiten erlassen und die Aufrichtung von Hüttwerk, Öfen und Hämmern, mit zugehörigem Wald usw. gestattet werden. — Hierauf wurde durch den Bergrichter von Hall und mit dem Bergrichter von Montafon alles besichtigt und hiebei der alte Hüttschlag mit Öfen usw. derart zerbrochen und verfault vorgefunden, ebenso die alten Eisengruben so eingegangen und zerfallen, dass alles neu erbaut und in große Tiefe gefahren werden musste. — Weil nun diese Eisenbergwerke nach den gemachten Proben gut und recht seien, sollen den Bewerbern wenigstens auf 5 Jahre die gewünschten Freiheiten gewährt werden.

Große Beunruhigung brachte den Bergwerken auch die Reformation und die nachfolgenden Bauernkriege. Nur durch die eiserne Hand Max Sittichs von Ems wurde Vorarlberg vom Anschluss an die aufständischen Bauern abgehalten, obwohl bei uns besonders Bergwerksleute aus aller Welt mit ihrer Aufgeklärtheit, Neuerungs- und Freiheitssucht beisammen waren und die große Mannschaft „des Bergwerkes Montafon" viel Rumor, Totschlag und Aufruhr befürchten ließ.

In jener unruhigen Zeit erließ Kaiser Karl V., im Jahre 1522, für sich und seinen Bruder Ferdinand, dem er die österreichischen Lande abgetreten hat, eine neue Bergwerksordnung zur Förderung der Bergwerke in den Herrschaften Bludenz und Sonnenberg, welche unter seinem Vogt, Mark Sittich von Ems zu Hohenems und unter dem Bergrichter im Montafon, Matheus Niderist, standen. Diese neue Ordnung hatte vor allem der Aufnahme und Förderung des Bergwerkes Montafon zu dienen, dann zur Abstellung und strengen Bestrafung der häufigen Scheit- und Schmähworte, welche die Bergleute gegeneinander schleuderten, wodurch Aufruhr, Versammlungen und Totschläge entstanden sind.

Nach jenen unruhigen Zeiten folgte nochmals eine kurze Blüte des Montafoner Bergbaus, bis er, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, sogut wie endgültig erloschen ist.

Abschließend sei noch ein Gedanke, bezüglich der Besiedlung des Montafons vorgebracht.

Es ist durchaus möglich, dass die Schwerpunkte des Bergsegens auch die Keimzellen für die Montafoner Dörfer und größeren Weiler waren, wenn wir an den ehemaligen Bergbau in Vandans, Vens, St. Bartholomäberg, Silbertal, Schruns, Tschagguns, Gortniel, St. Gallenkirch, Gargellen, Gortipohl, Gaschurn und Partenen denken. Die einzige Ausnahme davon macht das innere Silbertal, trotz seinem Bergbau, das merkwürdigerweise siedlungsfrei geblieben ist.

Sowohl der Bergbau wie die Besiedlung nahmen ihren Weg vom Taleingang, um allmählich bis in den hintersten Winkel vorzudringen. —

Damit verlassen wir das Montafon und kehren zurück nach Bludenz, dem Ausgangspunkt unserer weiteren Wanderungen.

Quelle: Walter Weinzierl, Über den alten Bergbau in Vorarlberg, Dornbirn 1972, S. 10 - 33.
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