Bergrevier Taufers


von Robert R. v. Srbik

Der schon in der Bronzezeit im Ahrntal betriebene Abbau auf Kupfer fand in historischer Zeit seine Fortsetzung. Allerdings fehlen für die nächsten Jahrhunderte Funde oder Nachrichten; erst am Ausgang des Mittelalters lernen wir den lebhaften Bergbau im Ahrntal unter Erz-hierüber stammt aus dem Jahre 1848, soweit bisher bekannt ist.

Kaiser Maximilian I. nützte den seit alters wegen seiner Güte berühmten Kupferreichtum des Rettenbacher Bergwerkes für seine Geschützgießereien aus. Es lieferte 1498 400 q Kupfer, im Jahre 1500 deren 200 an das Innsbrucker Zeughaus ab. Selbst nach Wien mussten die Gewerken 1506 eilends 50 q Kupfer zum Gießen eines sogenannten „Hauptstückes" (schweren Geschützes) senden. Der Transport erfolgte auf Kosten der Gewerken, die für jeden Zentner aber nur vier Rheinische Gulden erhielten. Für die Wertschätzung der Bergbaue im Ahrntal durch Maximilian spricht die Einsetzung eines eigenen Bergrichters daselbst (1502) und die Loslösung von dem Berggericht in Sterzing. Unter den Gewerken befand sich auch der Bischof von Brixen, ferner die Freiherren von Welsberg und zwei Schwazer aus der Patrizierfamilie der Stöckl und Tänntzl, freilich zählten zu ihnen auch die Fugger, denen der Kaiser als seinen Geldgebern verpflichtet war. Er überließ ihnen daher 1515 gegen den Willen seiner Raitkammer für einen Pacht von jährlich nur 1000 Gulden auf sechs Jahre alle Einkünfte des Berggerichtes Taufers. Nach dem Tode des Kaisers (1519) und Ablauf dieser Frist (1521) setzte die Kammer es aber durch, dass dieses Wucherabkommen nicht erneuert wurde.

Nebst der berühmten Kupfererzeugung wurde im Ahrntal auch Vitriol hergestellt, ferner 1594 auch auf „Hüttrauch“ (Arsenik) abgebaut. Die Asbestverwertung zu Federweiß überließ die Regierung gegen entsprechende Abgaben einem Privaten als Monopol (1581). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren in diesem Revier bereits zahlreiche, aus je mehreren Gruben bestehende Kupferzechen, in denen meist Raubbau betrieben wurde. Durchschnittlich ergaben damals etwa ein Dutzend Kübel Erz einen Zentner Kupfer. Der Häuer erhielt für den Kübel sechs Kreuzer, der Schmelzer für den Zentner Kupfer etwa 30 Kreuzer. Das Erz brauchte bis zur Herstellung der Kupferschmelze in den zehn schlecht eingerichteten Schmelzhütten sieben Feuer. Ein Zentner Kupfer bedurfte hierbei zwei Fuder Holzkohle, deren jede 30 Kreuzer kostete. Durch rücksichtslose Holzschlägerungen verwüstete man damals den Waldbestand im oberen Ahrntal. Prettau, wo die obersten drei Gruben waren, lieferte im Jahre 1528 rund 30.000 Kübel Erz, 1529 allerdings nur 22.000. Den Bitten der Gewerken gab die Regierung endlich 1536 nach und bezahlte den Zentner Kupfer nunmehr mit fünf anstatt wie bisher mit nur vier Rheinischen Gulden. An den bekannten Geschützgießer Löffler in Mühlau bei Innsbruck mussten 1541 abermals 150 q Kupfer abgegeben werden. Die jährliche Erzeugung betrug damals in Taufers 1500 q reines Kupfer oder etwa 18.000 (1500 x 12) Kübel Kupfererz. Ein Zehntel dieser Jahresproduktion wurde demnach in der kaiserlichen Geschützgießerei verwendet.

Nach dem Aussterben der Freiherren von Welsberg, der mächtigsten Gewerken im Ahrntal, wurde deren Erbe Graf Wolkenstein-Rodenegg und damit der einzige Gewerke im Revier (1567). In den letzten Dezennien des 16. Jahrhunderts war der Betrieb von wechselndem Erfolg begleitet. Wolkenstein erhielt wiederholt Geldzuschüsse und Erlass von Fron und Wechsel seitens der Regierung. Wenn ein reicher Kupfergang angefahren wurde (1603), stellte sie jedoch sofort diesen Zuschuss ein. Schwierigkeiten bereiteten auch das weite Herbeischaffen des Grubenholzes, da in der Umgebung stark abgeholzt worden war, ferner Feuersbrünste und Wassereinbrüche. Solche Vorfälle benützte Wolkenstein stets mit Erfolg, um wieder Gnade und Hilfe zu erhalten. Auch durch Vitriolerzeugung trachtete er seine Einkünfte zu vermehren. In den ertragreichen Jahren 1585 bis 1590 standen im Ahrntal acht Kupfergruben im Betrieb. 90 Knappen erzeugten damals durchschnittlich 24.000 Kübel gutes Erz und 7000 Kübel Pocherz. 1611 stieg die Arbeiterzahl sogar auf 300, sie sank aber im nächsten Jahr wegen gefährlicher Wassereinbrüche auf 112. Durch Ausnützung nur der besten Erze wurde der momentane Ertrag zwar erhöht, für die Zukunft aber war der fortgesetzt betriebene Raubbau von den schlechtesten Folgen. Die Knappen erhielten wenigstens ihre ordnungsmäßigen Gebühren in Geld und Proviant.

Unter seinen Erben änderte sich jedoch bald das Bild. Denn sie begannen in den dreißiger Jahren (1639) den Knappen ihren Liedlohn schuldig zu bleiben, setzten den wildesten Raubbau fort und erreichten obendrein bei der Regierung trotz Nachsicht von Fron und Wechsel sogar zum Teile die Tilgung ihrer Schulden. Nichtsdestoweniger wurden aber die Knappen nicht bezahlt und auch nicht für Proviant gesorgt. Einige Zechen mussten daher aufgelassen werden.

Endlich kam das Werk 1644 unter Sequester. Die Knappen erhielten nunmehr wie schon 1640 die von ihnen erhauten Erze als Bezahlung, um sich damit für ihre seit vier Quartalen umsonst geleistete Arbeit schadlos zu halten. Schließlich wäre es 1649 ähnlich wie in Schwaz und Rattenberg auch hier beinahe zu einem offenen Knappenaufstand gekommen. Die Gläubiger, in deren Verwaltung der Wolkensteinsche Besitz übergegangen war, vermochten aber, allerdings wieder nur gegen mehrjährigen Erlass von Fron und Wechsel, ihn zu verhindern. Die Knappen stellten jedoch damals die Arbeit ein. Nachdem vorübergehend das Land Tirol den Betrieb übernommen hatte, gelangte er nach einigen Zwischenfällen an den Brunecker Bürger Stephan Wenzel, einen Vorfahren der späteren Barone Sternbach (1657). Die von seinem Vorgänger abermals im ihren Arbeitslohn von 8.200 Gulden geprellten Knappen waren bei diesem Besitzwechsel die Leidtragenden, denn es erging ihnen auch jetzt nicht anders. Den Versuch des nunmehrigen Gewerken, das Kupfer statt an das Lienzer Messingwerk wegen besserer Einlösung ins Ausland zu verkaufen, verbot jedoch 1665 die Regierung unter Hinweis auf das „bonum publicum". So hatten wieder die Knappen die Folgen zu tragen.

Die Ahrner Werke aber, in denen noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts erfolgreich abgebaut wurde, gingen durch das Zusammentreffen der geschilderten Umstände immer mehr ihrem Untergang entgegen. Sie kamen Mitte des 19. Jahrhunderts an den Grafen Enzenberg, wurden aber Ende des Jahrhunderts wegen Erzarmut und der amerikanischen Konkurrenz aufgelassen.


Bergbau Ahrntal

Bergbau Rettenbach im Ahrntal: Kupfer- und Schwefelkies mit Magneteisen im Chloritschiefer. Sehr ausgedehnt, schon 1400 als „sehr alt" bezeichnet. In Prettau vermutlich schon römische Schurfbaue. Spätestens im 12. Jahrhundert erste Belehnung. Älteste Angaben von 1479; 1525 Vitriolwerk errichtet. 1609 300 Knappen, Kasern Kupferkies und Pyrit (1525 — 1638). Dann Rückgang. Ununterbrochener Betrieb bis 1895. Das beste Kupfer im Lande, Orientexport. 14. und 15. Jahrhundert 3 Gewerkschaften, bildeten 1580 den „Ahrner Handel". Verhüttung zuerst Prettau, dann von 1450 — 1878 (Vermurung) Arzbach bei St. Johann im Ahrntal, 1894 aufgelassen, hierauf Steinhaus. Zuletzt in Prettau vorwiegend Schwefelkies abgebaut: Kupfer- und Schwefelkies-Schürfe (Vitriol) in der Klamm bei St. Peter, im Klein- und Großklausengraben, bei Luttach, dann silberhältiger Bleiglanz bei Heiligen Geist. Sämtlich von geringerer Bedeutung. — Alte Schurflöcher und Bergbaunamen im Mühlwaldertal weisen auf Bergbau hin.

Quelle: Robert R. v. Srbik, Überblick des Bergbaues von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart, Innsbruck 1929, (Sonderabdruck aus den Berichten des Naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines Innsbruck), S. 215 - 219.
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