Bartholomäus Ludwig Edler von Hechengarten - ein großer Oberndorfer


von Oberschulrat Ludwig Pürstl

Bartholomäus Ludwig Edler von Hechengarten, Repro: www.sagen.at

Bartholomäus Ludwig
Edler von Hechengarten
ein großer Sohn Oberndorfs, trat schon mit 6 Jahren (1708) als Klauberbub am Rerobichl seine bergmännische Laufbahn an, die ihn zum höchsten Range eines k.k. Hofkammerrates und in den Adelsstand führte.
Er starb 1m 18.12.1773 zu Schemnitz in Ungarn. Das Bild ist das Foto eines Ölgemäldes im Bergwerksmuseum zu Sopron (Ödenburg) in Ungarn.
Quelle: Chronik von Oberndorf, herausgegeben 1991 von Franz Burger.


Bartholomäus Ludwig Edler von Hechengarten - ein großer Oberndorfer

Quelle: Chronik von Oberndorf, herausgegeben 1991 von Franz Burger.

Bortholomäus Ludwig Edler von Hechengarten ein großer Oberndorfer
Von Oberschulrat Ludwig Pürstl

Die Lektüre der Geschichte des Bergbaues im Bezirk Kitzbühel führte zur Auflebung des seinerzeit prominenten Bergfachmannes Bartholomäus Ludwig Edlen von Hechengarten, auch Hechengarten und Hohengarten geschrieben. Um diesen bereits der Vergessenheit anheimgefallenen Sohn Oberndorfs wieder zu Ehren zu bringen, der heimischen Nachwelt zu erhalten und der Jugend als leuchtendes Vorbild vorzustellen, habe ich mich mangels einer vorhandenen Biographie bemüht, eine solche zu verfassen, was nach unseren Archiven zunächst aussichtslos erschien, schließlich aber an Hand von ungarischen und daraus auch österreichischen Archivberichten doch zu einem befriedigenden Erfolg führte:

Bartholomäus Ludwig Hechengartner, so sein ursprünglicher Familienname — es gibt hier ja auch Hechenberger und Hechenbichler —, wurde 1702 geboren, dem Taufnamen nach vielleicht am 24. August und am 25. (Ludwig) getauft Leider scheint er in den Nachbarmatriken nicht auf und in Oberndorf gehen sie nur bis 1780 zurück. Er muss aber doch dahier beheimatet gewesen, sein, was aus seinem Alter beim Antritt der bergmännischen Laufbahn geschlossen werden muss. Er kann aber auch inzwischen mit seinen Eltern zugewandert sein, oder die Taufe wurde überhaupt unterlassen, weil der Vater möglicherweise evangelisch war, gab es hier zu jener Zelt doch einen Heidenfriedhof im Rerobichl. Die Evangelischen wurden im Volke gemeiniglich als Helden bezeichnet.

Aus dem Lebenslauf in seinem Adelsgesuch vom Jahr 1749 ist zu entnehmen, dass Hechengartner bereits mit sechs Jahren seine „Bergschule" (soll wohl bergmännische Laufbahn heißen) am Rerobichl in Oberdorf in den „mindesten Verrichtungen als Klauber Bub, Sauber Jung" begonnen und in Salzburg (Schwarzleo-Leogang) als „Haspler" fortgesetzt hatte. Als 1720 eine Anzahl Tiroler Bergleute in die ungarischen Banater Bergwerke „verpflanzt" wurde, zog der damals 18jährige Bartl mit seinem Vater, der als Scheider-Hutmann zu Oravica im Alter von 64 Jahren starb, auch dahin. Die damals angelegten Namenslisten der ausgewanderten Knappen sind leider nicht mehr vorhanden. Erst diente Hechengartner fünf Jahre als Lehr-, Lohn-, Geding-und Erzhäuer, zwei Jahre als Grubenzimmerer, drei als Hutmann in Majdanpek (Maydenbeck), und war 1734 bereits Bergmeister in Czernestic, mit welchem Bergwerke Majdanpek 1736 vereinigt wurde.

Im Türkenkriege 1737 — 39 wurde bei diesen Bergwerken eine „Bergschützenkompanie" gebildet, deren Kommandant Hechengartner war. Er verteidigte zunächst das kaiserliche Gut Maydenbeck erfolgreich und rettete damit die gesamte Einrichtung vor der end- gültigen Zerstörung durch die Türken. Obwohl die Kompanie vor allem technischen Aufgaben zu dienen hatte, denn die Tiroler Bergknappen hatten als Mineure einen guten Ruf, so stand sie doch auch im Gefechtseinsatz und lieferte Türken und Räuberbanden einige glückliche Gefechte, so am 9. Juni 1738 zur Deckung der Evakuierung von Oravica. Später legte Hechengartner über Auftrag des Feldmarschalls Khevenhüller[sic?]an der Spitze von 5000 Mann 33 Verhaue gegen Widdin (Vidin) und Nisch (Nissa) an und erbaute in den Wäldern der Umgebung 20 Blockhäuser. Anno 1739 scheint er noch als Hechengartner auf, durfte aber mit Antritt der höheren Laufbahn die
klangvollere Schreibweise "Hechengarten" angenommen haben.

Die durch den Verlust des Bergwerks Majdanpek bedingte Stellenlosigkeit des "gewesten Bergmeisters" dauerte indessen nicht lange, denn bereits 1740 wurde Hechengarten zum Commissar zur Wiedererrichtung der ruinierten Banater Bergwerke eingesetzt. Seine hier und beim Bergwerk in Schmöllnitz erworbenen Verdienste wurden durch die Ernennung zum Oberbergmeister und Inspektor im Banat anerkannt. Bei Einrichtung des k. k. niederungarischen Obrist Kammergrafenamtes in Schemnitz im Jahre 1747 wurde er wirklicher k. k. Bergrat, Unterkammergraf und Erster Obergrafenkammeramtsassessor und zum Mitverwalter der ungarischen freien Bergstädte ernannt. Als solcher arbeitete er 1748 die Abänderung des Banatischen Bergsystems aus, das 1754 in Kraft trat.

Im Werk von J. Kachelmann „Das Alter und die Schicksale des ungarischen, zunächst Schemnitzer Bergbaues" wird er auf Seite 199 folgend: erwähnt: „Bartholomäus Ludwig von Hehengarten, Banater Bergwerks- inspektor, war im Jahre 1747 Mitglied einen Commission, die mit der Untersuchung der Lage des Schemnitzer Bergbaues beauftragt war." In der darauf bezugnehmenden Note heißt es weiter wörtlich: „Von Kitzpichl auch ein Tyroler, gleichwie Sternbach und Stampfer. Er war Unterkammergraf am Windschacht bis 1764 und hat in Granbreznitz Eisenöfen gebaut".

Am 14. November 1749 erhielt Hechengarten den Reichsadel und Ritterstand mit dem Prädikat „Edler von Hechengarten".

Unter den Handschriften der Nationalbibliothek Szèchèny befinden sich einige Akten der Bergbauverwaltung von Oravica. Ein Bericht vom 7. Dezember 1752, der an die Bergwerksdirektion von Oravica gerichtet ist und die Zustände des Bergbaues beschreibt, erwähnt auch den Unterkammergrafen Edlen von Hechengarten als solchen, der selber Uebemehmer eines vom 10. September datierten Berichtes war. Zum Untergrafentitel (Comes Camcrae) ist zu ergänzen, das dieser nach ungarischem Recht kein Adelstitel war.

Von der von Schemnitz aus weiterhin versehenen Inspektion (Banater Bergwerksinspektion) wurde von Hechengarten 1758 enthoben und erhielt 1762 die Ernennung zum wirklichen ungarischen Hofkammerrat und 1768 eine Gnadenmedaille mit Brillanten, nachdem er schon vorher mit der Würde des St.-Stephans-Ordens ausgezeichnet wurde, den er auf dem Bilde, mit der linken Hand haltend, trägt. Das Original, ein Oelgemälde, befindet sich mit anderen im Schemnitzer Berg- museum.

Hechengarten wurde aber auch wiederholt in Österreichische und ausländische Bergwerke zur Erstellung von Untersuchungen und Gutachten berufen, so auch 1773 zum schon lange schwerkämpfenden Rerobichler Bergbau, an dem er begreiflicherweise so sehr hing, dass man es ihm nachfühlen kann, wie schweren Herzens er im Verein mit dem Grafen Colloredo den Einstellungsantrag aussprechen musste, der auch in der Hofkamrner-Resolution vom 24. Dezember 1774 die Betriebseinstellung des 234 Jahre allen Bergbaues zur Folge halte.

Das Geschick, hatte auch im Leben dieser Persönlichkeit eine seltsame Fügung vor, indem von Hechengarten, wie bekannt, seine berufliche Laufbahn am Rerobichl von der Pike an beginnen und nach einem weiten, mühe- und ehrenvollen Umwege über Ungarn auch beschließen, sollte, denn er starb noch im gleichen Jahre am 18. Dezember in Schemnitz. In der Beantwortung der Todesanzeige bedauerte die k. k. Hofkammer in Wien den Verlust eines „so alten, nützlichen und getreuen Dieners".

Von seiner Familie wird in den Akten nur der Sohn Ferdinand erwähnt, der 1760-61 als Praktikant in Schemnitz angestellt war und im Todesjahr des Vaters zum Bergrat befördert wurde.

© Digitale Version Jänner 2010 Ing. Gerd Kohler / Oberndorf in Tirol