Fahlerz in Tirol


= (Tetraedrit, Schwarzerz, Schwazit, Weiss- u. Graugültigerz)

(Zu den Sulfosalzen gehöriges Kupfererz).
regulär; (tetraedrisch-hemiedrisch).
H.: 3 – 4.
G.: 4,36 – 5,36.

Spaltb. oktaedrisch unvollk.; Bruch muschelig bis uneben, feinkörnig. Spröd. Stahlgrau bis dunkel eisenschwarz; Strich schwarz. Verhalten vor der Lötlampe je nach den einzelnen Vertretern der Gruppe: schmilzt z. T. mit Knistern unter Entwickelung von Arsen-, bez. Antimonrauch.

Chem. Zus.: enthält die Sulfüre von Kupfer, Eisen, Zink, Silber oder Quecksilber einerseits, mit Schwefelarsen und Schwelelantimon andererseits. Darnach unterscheidet man:

a) Antimonfahlerz, zu welchem man auch das  (bis 15,6 %) Quecksilber enthaltende (Quecksilberfahlerz, bez. den nach seinem Fundorte Schwaz so benannten Schwazit rechnet (Manche Autoren (vgl. 6 b, 154) reihen den Schwazit dem Antimonarsenfahlerz an, wahrend z. B. Neumann-Zirkel (vgl. 18, 457) ihn dem Antimonfahlerz unterordnen).

b) Antimonarsenfahlerz (von Brixlegg) und Arsenfahlerz (angeblich von Obernberg).

Die meisten der nun folgenden Fundorte beziehen sich auf alte, ganz oder zum Teil aufgelassene Bergbaue, in denen Fahlerz als Haupt- oder Nebenprodukt sich vorfand, deren Wiederaufnahme sich aber wegen Armut der Erze, sowie der Schwierigkeit des Abbaues und Transportes ohne kostspielige Förderungsmittel kaum lohnen würde.

Von alten Bergbauen werden genannt:

Fundorte und Vorkommen:

Kitzbühel: der seit 1872 aufgelassene Kupferbergbau Sinnwell, und das seit dem 15. Jahrhundert in Betrieb stehende, ärarische (Bergverwaltung Kirchbüchl, k. k. Oberbergverwalter Hieronymus Senft) aber derzeit eingestellte Kupferbergwerk Schattberg mit vorherrschend Kupferkies und Fahlerz im Grauwackenschiefer; ferner der durch seine (bis 900 in) tiefen Schächte berühmt gewordene Bergbau (auf Kupferkies und Fahlerz) am Röhrerbühel bei Oberndorf, zwischen St. Johann i. T., (1 ½ km von der Bahnlinie entfernt), dessen Tiefbaue schon vor hundert Jahren wegen Wasserandrang verlassen werden mussten und worin man nebst Baryt und Gips eine Salzsole auffand.

Eine deutsche Bergbau - Unternehmung hat nun hier einen 90 m tiefen Sondierschacht abgesenkt, von welchem aus man mittels Querschlägen das erzführende Terrain auf neue Erzadern mit Erfolg zu untersuchen vermochte, so dass vor kurzem die Freifahrung eines neuen Grubenfeldes wirklich stattfinden konnte.

Vom Spertental erwähnt man für derbes Fahlerz die alten Gruben: Brunnalpe und Jufen, und außerdem erscheint Fahlerz, wenigstens untergeordnet und spurenhaft, in zahlreichen anderen Gruben dieser Gegend: am Schnaidbrand, Rohrer, Rößholz, Götschen, Traholz u. a.

Vom Großachental sind hervorzuheben die Fahlerzgruben an der Blaufeldalpe, die Grube Ehrenbach bei der St. Annakapelle im Ehrenbachtal; dann (im Saukasertale): Streiteck (südwestl. von der Steinbergalpe) und Si1berstuben bei der Alpe Kasereck.

Bei Pillersee (in der Salisgrube) brach das Fahlerz putzenförmig im Kalkstein ein; es fand sich daselbst, wie in Brixlegg, auch Baryt in abbauwürdiger Menge.

In der Gemeinde Reith existieren (nach v. Isser) alte Fahlerzgruben im Eggergraben und Griesbach; östlich von Oberndorf (am Nordabhang des Kitzbüheler Horns gegen St. Anton) die aufgelassenen Fahlerz-Erzgruben: St. Antoni, Lengriß und Christi Himmelfahrt's Stollen, Hörgerbrand u. a. Sie bilden die Abquerung der Röhrerbühler Gänge.

Im Leukental an der Salve: Fahlerz- und Kupferkiesgruben in der Gemeinde Elmau (Haselberggraben, Kleinbergl-Schurf nächst dem Bauerngut Knallern, Lanzertal am Westabhang des Astberges und südlich vom letzteren der Weißenbach-Schurf; in der Gemeinde Going ebensolche: (Fuggerbau und Eabstolln, Linderau-Schurf, Ströblötz-. Marchergraben- und Kräutlergraben-Schurf.)

Über den Fund eines interessanten Fahlerzblockes vom Nordabhang des Brandstall-Joches siehe in der österr. Zeitschrift für Berg- u. Hüttenwesen 1888, 381.

Von der Wildschönau sind zu erwähnen die alten Fahlerz-Gruben südlich von Niederau und westlich von Oberau, dann im Mühltal im Weißenbachgraben (mit den Gruben Schlaglwald und Thalerkogel; und endlich die aus der Umgebung von:

Hopfgarten, im Grundtal (Kelchsautal), woselbst (an der Urschlaualpe) schon im 15. Jahrhundert Bergbau auf vorherrschenden Kupferkies und Fahlerz getrieben wurde.

* * *

Wir nähern uns hier einem Gebiet, das durch seinen ehemaligen Reichtum an silberhaltigen Kupfererzen (vorherrschend Fahlerz) in aller Welt bekannt geworden ist und im Mittelalter die Aufmerksamkeit hoher und höchster Häupter auf sich gelenkt hat, welche letztere einen Großteil ihres Reichtums den Schätzen jener Berge zu verdanken haben. Ich meine das Gebiet, das sich südlich längs des Inn von Brixlegg bis Schwaz erstreckt. — Wo immer hier der Wanderer seine Schritte hinlenkt, im Tal und auf der Höhe, rufen die zahlreichen Gruben die alten Historien in Erinnerung, die ihn mit der Vergangenheit, mit den Zeiten Maximilians und der Fugger verknüpfen, Historien und Sagen, wie sie heute noch im Volke jener Gegend gang und gäbe sind. Aber die meisten dieser Gruben stehen verlassen und verödet, und nur ihr tatsächliches Vorhandensein und die Tradition erinnern den Besucher an den hier einst so lebhaften Bergbau und die einstigen Schätze dieser Berge. Im Alpbachtal, östlich von Maurach, existiert eine alte Grube, die noch heute den Namen „Schatzberg“ führt. Von solchen Fahlerzgruben gibt es aber in der Gegend zwischen Brixlegg und Schwaz eine so große Menge, dass ihre detaillierte Aufzählung auf Schwierigkeiten stoßen würde.

Wir führen hier nur die bekanntesten an, und zwar zunächst jene der Umgebung von Brixlegg und Jenbach: hier die alte Fahlerzgrube „am Schrofen“ über der Brettfall bei Straß; die Fahlerzbaue Mauken, Sommerau, „Kaspar am Bürgl“ und vor allem den berühmten Bau Mauknerötz (Von der Mauknerötz besitzen wir u. a. eine Pseudomorphose von Azurit nach Fahlerz, d. h. einen cm großen, innen hohlen Azurit-Kr. von der Form des Fahlerzes; (vgl. Vork.-Nr. 2259), woselbst Fahlerz als Hauptprodukt nebst Bleierzen, Roteisen- und Nickelerz, Baryt und Quarz im Grauwackengebirge kluftartige Gänge bildet. An der Holzalpe brach das Fahlerz mit Kobalt- und Nickelerzen; längs der Ramsau-Dolomitscholle von Silberberg führt der Weg nach Tierbach mit alten Gruben am „Bauchkopf“, über welchem der im Schwazer Dolomit liegende Tierberg, Geyer und Silberberg in den zahlreichen Bauen reiche, Fahlerzschätze bargen. — Auch die alten Fahlerzgruben beim Weiler Higna [Hygna] im Nißlgraben werden oft genannt.

Ferner erwähnt man, dass die alten Schürfbaue am Müh1bichl und Matzenköpfl bei Brixlegg in neuerer Zeit (vom k. k. Montanärar unter dem Amtsvorstand Bergrat Ludwig Buchal) wieder gewältiget werden, und ein neuer Schurfbau ,,Bruckerberg“ am Südfuße des Reitherkogl eröffnet wurde.

Von noch größerer Bedeutung für den Montanisten und auch Mineralogen sind die (ebenfalls vom k. k. Montanärare betriebenen) Fahlerzbaue am Groß- und Kleinkogl (Dazu gehört auch der Bau am Klauseck dortselbst). bei Reith in Brixlegg, die im unteren Alpenkalk (Gertraudikalk) liegen. Hier findet sich das Fahlerz in südstreichenden, ostfallenden Gängen von Baryt, Quarz und Kalkspat, als vorherrschendes Gangerz und zwar nicht bloß derb, sondern auch (obschon jetzt nur mehr als Seltenheit) kristallisiert in höchstens 1 cm großen Kristallen, wogegen solche von über Zollgröße früher häufig waren. Sie erschienen selten glatt, meist etwas rau, bisweilen schillernd, mit einem grauen Überzug behaftet, metallisch stahlgrau bis eisenschwarz. Das Vorkommen ist fast stets begleitet von weißem schaligem Baryt; außerdem oft von Braun- und Kalkspat, Quarz, Malachit, Kupferschaum, Lasur, Ziegelerz und Crysokoll, als besondere Seltenheit (nach v. Senger) auch Spießglanz.

Die Kristalle sind (nach Cathrein) durch das Überwiegen negativer Formen charakterisiert; vorherrschend sind oo 0, häufig auch —1|2 (0), — 1|2 (2 0 2), seltener oder ganz fehlend ½ 2 0 2 und oo 0 oo ; im ganzen 7 Formen, (darunter ein neues Triakistetraeder).

Kombinationen siehe in Levys Atlas.

An Kristallfragmenten von Brixlegg bestimmte Breithaupt das spez. G. = 4,73.

Untchj zerlegte solche, wobei sich dieselben als Antimon-Arsen-Fahlerz ohne Spur von Quecksilber oder Silber herausstellten, obschon sie äußerlich durch nichts vom sog. Schwazit unterschieden waren. (Vgl. Mitteil. d. naturwiss. Vereines für Steiermark, Graz, 1872, 60.)

Becke analysierte rauflächige dunkle Kristalle von gleichem Fundort und fand sie ebenfalls Hg- frei.

Schwaz: Von großem historischen Interesse sind die äußerst zahlreichen Fahlerz-Baue im Schwazer Berggerichtssprengel, welcher sich vom Weertal ostwärts bis zur Mündung des Zillertales mit Inbegriff von Schlitters und dem Öxltal erstreckte. Wenn nun auch die Angabe des Kanzlers M. Burglechner und anderer Historiker, welche behaupten, dass zur Zeit der höchsten Blüte der Falkensteiner Bergbau allein bei 30.000 Menschen beschäftigte, sicher viel zu hoch ist und sich wohl auf den gesamten Schwazer Berggerichtssprengel bezieht, soviel steht fest, dass die Bergknappen dieses Reviers zu jener Zeit eine Macht für sich bildeten, die im Falle von Aufständen, wie solche sich öfters wiederholten, recht gehörig zu respektieren waren. Nach der Schwazer Bergchronik zählte man ums Jahr 1556 am Falkenstein allein 36 Grubengebäude und 144 Stolleneinbaue, die inklusive der Nebenstrecken einer Gesamt-Streckenlänge von 222,83 km gleichkommen; es standen daselbst ,,55 Eigenörter, 129 Hilfs-, 30 Vertrags und 972 Lehenörter, d. h. 1186 Gesamtörter mit einer Gesamtmannschaft von 6650 Köpfen in Belegung . . ." (v. Isser). Die Schwazer Bergbaue, deren erste zu Beginn des 14. Jahrhunderts fallen, lassen sich in 12 Bergbauobjekte zergliedern:

1. Falkenstein;
2. Burgstall und Neufund;
3. Palleiten und Schwabboden;
4. Ringenwechsel;
5. Reichental oder Weittal;
6. Rafflstein und Weißer Schroffen;
7. Tenn in Radaun;
8. Rotenstein;
9. Schwaderalpe;
10. Kellerjoch;
11. Schwazer Eisenstein;
12. Alte Zeche und Zapfenschuh.

Von den genannten Bauen kommen heute nur noch der Falkenstein und Ringenwechsel, Reichental, Altzeche und Zapfenschuh in Betracht.

Am Falkenstein kamen in früheren Zeiten Kristalle vor, welche die Größe einer Nuss, d. h. 1 Zoll und darüber erreichten.

Was sich aber noch allenfalls von solchen Kristallen und überhaupt von Fahlerz hier findet, sind (nach v. Isser's Ausspruch) „nur spärliche Brosamen vom reichgedeckten Tische der Natur, an dem unsere Vorfahren speisten, und decken die ganz bedeutenden Investierungen noch bei weitem nicht, die von der opfermutigen Unternehmung zur Wiederbelebung des Falkensteins gemacht wurden“ (Im Jahr 1870 wurde ein neuer, rund 2500 m langer Tiefbaustollen („Wilhelm Erbstollen“) zur Untersuchung der alten Baue ins Feld getrieben, und eine moderne, zweckmäßige Erzaufbereitungswerkstätte nebst verschiedenen anderen kostspieligen Institutionen hergestellt; (123, 72). Denn während des etwa 400 jährigen Bergwerksbetriebes am Falkenstein allein betrug die Ausbeute an dem aus Falkensteiner Erzen gezogenen Silber nicht weniger als 1,7 Millionen Kilogramm und 2 ¼ Millionen W.-Zentner Kupfer, deren Geldwert sich auf rund 800 Millionen Kronen beziffert.

Das Fahlerz erscheint hier im dolomitischen Kalk in Lagergängen, Putzen, Nestern und Stöcken, und zwar häufig mit Azurit und Malachit, die sich aus dessen Zersetzung bildeten, nebensächlich aber auch mit Bleiglanz, Braun- und Roteisenerz, und Rotkupfererz (Ziegelerz), wobei Quarz, Calcit (oder Bitterspat) und Flussspat die Gangart bilden. Das Fahlerz dieser Lokalität zeichnet sich bekanntlich durch einen hohen Gehalt an Quecksilber aus, weshalb es zum Unterschied von anderen ähnlichen Erzen „Schwazit“ genannt wird.

Weidenbusch analysierte derben, sog. Schwazit vom spez. G.=5,11, welcher 15.57 % Quecksilber enthielt; demgegenüber muss aber gesagt werden, dass es in Schwazer Bauen auch bisweilen Fahlerz gibt, das quecksilberfrei ist. Peltzer analysierte eine derbe Varietät vom spez. G. = 4,88, und fand darin einen Quecksilbergehalt von nur 0.25%, während in anderen überhaupt kein Quecksilber vorgefunden wurde.

Das Fahlerz vom Ringenwechsel erscheint ebenfalls meist derb als Kluftausfüllung mit Azurit, Malachit, Quarz, Kalkspat und schön kristallis. Aragonit (Igloit), und zwar mit einem Durchschnittsgehalt von 0,550% Silber und 20% Kupfer.

In neuerer Zeit hat der Schwazer Bergwerksverein auch die alten Bergbaue Reichental (oder Weittal) durch die Veranlagung des 500 m langen „Neubrückstollens“ in den Kreis seiner Operationen gezogen.

Der von der Firma J. u. Th. Reitlinger in Wien mittels Drahtseilförderbahn betriebene Bergbau auf der Schwaderalpe bezieht sich auf (vorherrsch.) Spateisenerz: der wieder in Stillstand getretene Bergbau am Kellerjoch auf (vorherrsch.) Kupferkiese.

In einem Teil des Schwazer Eisenstein-Bergbaues, spez. in der Bertazeche, (Johanni- und Kumpflager), sind Fahlerze und Bleiglanz gegen Spateisen so vorherrschend, dass darauf gebaut werden kann.

In einem gewissen Zusammenhang mit den Eisensteiner Erzlagerstätten stehen die am Pirchanger und in dessen weiterer, westlicher Fortsetzung („am Arzberg“) liegenden Baue: Alte Zeche und Zapfenschuh (im Quarzphyllit), deren Gang- und Kluftausfüllungen im Zapfenschuh- oder Kreuzzechnergang vorherrschend aus Fahlerz mit Bleiglanz und Bournonit nebst etwas Spateisen (und ganz ausnahmsweise Argentit, Rotgültigerz, Kupfernickel, Nickel und Kobaltkies in Spuren) bestellen.

Trotz großer finanzieller Opfer der Hüttenverwaltung Brixlegg durch Anlegung eines 1200 m langen Unterbaustollens vom Jahr 1875 und eines erst vor wenig Jahren getriebenen 500 m langen Querstollens zur Erschließung des westlichen Teiles der Altzechner Baue nächst dam H. Kreuzkirchlein an der Reichsstraße von Schwaz nach Pill) konnten auch diese einst so ergiebigen Baue nicht mehr fruchtbringend im Gang erhalten werden.

Die Gesamtausbeute, welche allein die Fugger aus den verschiedenen Erzen der Schwazer Gruben schöpften, beziffert sich nach A. R. Schmidt (Unterinntaler Erzbergbaue, 1857) auf rund 100 Millionen Gulden rh.

Navistal: In den Phylliten und den darin befindlichen Kalklagern an der Terrasse oberhalb der Griff- und Klammlalpe gibt es (in der ,,Knappenkuchl“) alte Gruben mit Eisenspat, Fahlerz, Kupferkies und Baryt.

Imst und Nassereit: Am Tschirgant bei Imst wurde einst nebst vorherrschend Bleiglanz und Blende auf Fahlerz gebaut; derbe Fahlerze finden sich übrigens auch bei Nassereit am Haverstock und in der Grube Hohe Warte.

Landeck-Stanzertal und Ried: Oft erwähnt werden die alten Baue in der „Gand“ im Stanzertal, woselbst stark quecksilberhaltiges Fahlerz derb, mit Siderit und Baryt im dolomitischen Kalke brach; ein Vorkommen von hier soll 17,53% Hg ergeben haben.

Zu letzteren Bergbau dürften die zwischen Ladis und Serfaus befindlichen alten Gruben gehören; in einer Varietät von Serfaus fand Öllacher 1,24% Hg. — Die Erze erscheinen hier derb, dicht und eingesprengt in einem talkschieferähnlichen, durch häufige Quarzausscheidungen charakterisierten Tonschiefer, nester-, z. T. auch lagerformig. — Alte Gruben auf Fahlerz zwischen Pians-Flirsch; auf der Fladalpe, südl. von Tobadill; ferner am Kohlwald, hier angeblich mit gediegen Quecksilber; und bei Nasserein;

nach v. Isser bei St. Jakob (Feli) am Arlberg und Pians (im Lattenbachtobl); ferner bei Landeck (unter der Tialspitze); bei Ried (am Rotenstein, nahe der Grenze gegen die Gneiße in einem eisenhaltigen Kalklager; ebenso weiter südlich am Masmer).

Im Tscheytal (Pfundsertal) ein verlassener Bergbau auf Fahlerz und Bleiglanz, putzenförmig im Gneißphyllit des Schafkopfs; ein ebensolcher (auf Fahlerz, Kupferkies und Bleiglanz) bei der Mutzalpe unweit Nauders.

In Vorarlberg bestanden Fahlerz-Bergbaue im Silbertal bei der Algunsalpe und am Christberg bei Dalaas (am Lobinger); letzteren Ortes mit Siderit und Kupferkies im Glimmerschiefer;
sodann im Relltal (bei Villefau), im Tonglimmerschiefer.

* * *

Im mittleren Landesteile erscheint das Fahlerz unvergleichlich seltener und meines Wissens nirgends mehr als ausbeutungswürdiges Objekt. Von einiger Bedeutung war seiner Zeit das Vorkommen vom:

Obernbergtal: Hier, ½ Stunde ober dem Dorf gleichen Namens in der Wildgrube am Kühberg bestand ehmals lebhafter Bergbau auf Fahlerz und Bleiglanz, denen sich vorzügliche gelbe und braune Blende, schönfärbiger Fluorit, Baryt und Quarz anreihen. Das Fahlerz soll nach Liebener und Vorhauser dem Arsenfahlerz angehören.

Zillertal: Die am Ausgang des Tales gegen das Unterinntal zu gelegenen alten Fahlerz-Gruben haben wir bereits unter den Brixlegger- und Schwazer-Vorkommen nominiert.

Hohe Tauern: Weinschenk erwähnt als Fundort für Fahlerz die Goslerwand bei Pregratten.

Etwas reichlicher erscheint das Erz auf dem Salzburg'schen Gebiete der Hohen Tauern und zwar: nach Weinschenk im Habachtal (am Gamseck) und im Brenntal (mit Kupferkies); außerdem z. B. in Krimml, Bluter Tauern und einigen anderen Orten.

Iseltal: Im Graben südwestlich von Schlaiten bestehen alte Gruben auf Fahlerz und Kupferkies.

Ich nehme an, dass die jüngst von Prof. Kirchmayr in einem alten Stollen zwischen Panzendorf und Ausservillgratten gesammelten Erzmuster zum Teil wenigstens Fahlerz enthalten; ich fand dieselben übrigens reichlich mit Chlorit, Quarz und Pyrrhutin gemengt.

Passeier: Im Bergbau Schneeberg, woselbst vorwiegend auf Zinkblende und Bleiglanz gebaut wird, findet sich Fahlerz nur ganz nebensächlich nebst Magnet-, Eisen- und Kupferkies, Limonit u. v. a.

Im Vinschgau scheint Fahlerz in früheren Zeiten an mehreren Orten in ausbeutungswürdiger Menge vorgekommen zu sein; wenigstens erwähnt man desselben aus den alten Schurfbauen:

vom Tartscherbühel bei Glurns, woselbst noch Spuren alter Baue auf Fahlerz mit Baryt;
ferner von Stilfes und vom Martelltal (an der Muthspitze; hier mit Kupferkies).
Auch im Naiftal bei Meran ist im Alfreiderwald Fahlerz vorgekommen.

Lana: Laut einer Notiz des Dir. A. M. wurde bei Völlan (ober Lana) im Jahr 1904 Fahlerz mit Tirolit (?) und Lazulith (sollte heißen Azurit) spurenhaft gefunden. Näheres darüber konnte ich nicht erfahren.

Terlan-Nals: Urkundlich ist nachzuweisen, dass am südlichen Abhange der Schauflerhöhe (am Silberbach) vor alten Zeiten lebhafter Bergbau auf Bleiglanz und Fahlerz getrieben wurde. (Vgl. Näheres unter Bleiglanz.) Derzeit ist jedoch von letzterem Erze trotz eifrigen Nachforschens in den hier wieder (auf Bleiglanz und Blende) aufgenommenen Grubenbauen meines Wissens noch kein Fahlerz gefördert worden. Dasselbe gilt von den jenseits der Etsch bei Nals vorhandenen Gruben.
Spuren alter Baue auf dieselben Erze traf ich in der Umgebung von:

Bozen, und zwar in der Sarnerschlucht auf dem rechtsseitigen steilen Porphyrgehänge unweit vom Goldegghof. Auf einer nun überwachsenen Halde liegen zahlreiche, verwitterte Baryt- und Kalkspatbrocken, die stellenweise reichlich mit Kupferlasur und Malachit buntfarbig überzogen sind und sehr deutliche Spuren von derbem Fahlerz als Einsprengung enthalten. In einem solchen Haldenstücke beobachtete ich ein zwar nur mm großes, aber flächenreiches und gut ausgebildetes Rhombendodekaederchen von Fahlerz.

Villnöß: Von privater Seite wurde mir einmal mitgeteilt, dass innerhalb dieses Tales unweit vom Bad Froy im graphitischen Phyllit Fahlerz gefunden worden sei; man zeigte mir auch schwarze, bunt beschlagene Schiefer, die allerdings auf Fahlerz deuten; auch existiert unweit davon eine alte Kupfergrube.

Neumarkt-Fleims: v. Isser berichtet mir, dass bei St. Lugano an der Straße nach Cavalese (in Fleims) sich Fahlerz mit Malachit und Azurit finde, worauf (wohl nur versuchsweise?) gebaut wird.

Auf der Grimmalpe (Joch Grimm) alte Gruben auf Bleiglanz und Fahlerz.

Trient: Auf die uralten, teilweise schon den Römern bekannten und später von den Bischöfen in Trient auf silberhaltigen Bleiglanz und Fahlerz (mit Baryt) betriebenen Gruben am Ostabhang des Calisberges haben wir schon bei früheren Gelegenheiten hingewiesen. Solche alte Gruben mit Bleiglanz, Fahlerz und Baryt gibt es übrigens in der weiteren Umgebung von Trient viele, so u. a.:

im Pinné- (Pineid-)Tal, am Mte. Gallina (nahe am Lago Santo) und östlich vom Weiler Bosco auf der Alpe Masetto, dann weiter südlich bei St. Agnese.

Noch zahlreichere, verlassene Grubenbaue auf die vorgenannten (und andere) Erze im

Valsugana und dessen Seitentälern, spez. im Fersinatal (Palu): bei Viarago (am M. Brada), woselbst erst kürzlich wieder Versuchsschürfe aufgenommen wurden;
dann gegenüber im Rigolergraben, bei St. Orsola und Fierozzo am westlichen Gehänge des Gronleit.

Haberfelner hat diese Gegend mit ihren Erzschätzen ausführlich und mit großem Verständnisse beschrieben und daran historische Reminiszenzen an den hier einst so regen Bergbau geknüpft, welche das Interesse der Bergbauunternehmer in so hohem Maße erregten, dass nun an mehreren Orten mit regem Eifer an der Wiedergewältigung einiger alter Baue gearbeitet wird. — Fahlerz scheint aber hier nirgends mehr in abbauwürdiger Menge vorzukommen.

Baron Sourdeau schrieb mir von einem prächtigen Exemplar schön kristallisierten Fahlerzes vom Mochenital (Anwiese, Priegelgang, dortselbst), das Dr. Garbari in Trient in seiner Prachtsammlung verwahrt. Aus demselben reichen Erzgebiet in Cinquevalle meldet man Fahlerz aus den alten Gruben von St. Oswald (am Larganzabach bei Roncegno); ferner vom nördl. Abhang im Val di Cave, Val Campelle (Val Sorda) und Val Conseria.

In Primör (Primiero), bei Canale S. Bovo (Südabh.), gibt es ebenfalls alte Gruben von Fahlerz mit Kupferkies, Pyrit u. a.

Anmerkung: auf die Literaturbelege zu den jeweiligen Vorkommen wurde in der digitalen Version verzichtet.

Quelle: G. Gasser, Die Mineralien Tirols einschliesslich Vorarlbergs und der Hohen Tauern, Innsbruck 1913, S. 223 - 229.
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