Gold in den Tiroler Bergen


Von Dr. Franz Niederwolfsgruber
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Immer wieder hat die Goldsuche in den Bergen Tirols Menschen aus nah und fern angelockt. Tatsächlich lassen sich manche Vorkommen dieses edlen Metalls nachweisen, wenn auch vieles über ihren Ursprung und Reichtum ins Sagenhafte reicht. In zahlreichen Abhandlungen über Tiroler Bergbaue sind einzelne Goldvorkommen erwähnt. Die folgende Aufstellung will diese Angaben zusammenfassen, um einen Überblick über alle Stellen zu geben, an denen Gold geschürft wurde, bzw. Gold neben verschiedensten anderen Erzen auftrat. Wie weit es sich jedoch bei den einzelnen „Gold"-Bauen tatsächlich um Gold gehandelt hat, läßt sich schwer sagen. In den meisten Fällen handelte es sich wohl nur um „göldische Kiese", um goldhältigen Pyrit oder andere Erze, die in Spuren Gold enthielten. Dies wird auch dadurch erhärtet, daß die meisten, zunächst mit viel Optimismus begonnenen Baue wegen des zu geringen Ertrages bald wieder eingestellt wurden.

Nur der Goldbergbau von Heinzenberg im Zillertal war tatsächlich und auch längere Zeit hindurch erfolgreich.

Aber nicht nur das Berggold wurde gesucht, sondern auch das sogenannte Seifengold, das in zahlreichen Waschwerken gewonnen wurde. In Spuren enthalten ja die meisten aus dem Gebiet der Zentralalpen kommenden Bäche Gold. Reich war die Ausbeute jedoch nur in den seltensten Fällen.

Wie weit der Bericht eines Senners Gültigkeit hat, ist wohl sehr fraglich. Es heißt da, der Senner einer Alm im Weertal habe jedes Jahr beim Auftrieb auf die Alm ein Kännchen an einer bestimmten Stelle in einen bestimmten Bach gehängt. Im Herbst sei dieses dann immer mit Goldkörnern angefüllt gewesen, so daß er den Winter über vom Erlös gut leben konnte. - Es wird bei diesem und ähnlichen Berichten wohl ziemlich viel „Goldsucher-Latein" enthalten sein.

Nordtirol:

Besonders zahlreich waren die Goldfunde im Bereich der Quarzphyllitzone. Der bedeutendste und auch am längsten in Betrieb stehende Bergbau war im Zillertal, in der Gegend von Zell. Der Abbau reicht hier bis ins Jahr 1427 zurück. Der wichtigste Bau war der von Heinzenberg (südlich der Gerlosmündung), am ergiebigsten waren das „Friedrichslager" und der „Adelsvorschub", wo bis zu 60 Gramm Gold je Tonne Gestein enthalten gewesen sein soll. Die Baue von Heinzenberg reichen bis 250 Meter unter die Talsohle, weiters sind in diesem Gebiet zu erwähnen die Baue: „Scheibenwände", nahe dem Heinzenberger Bau, in der Gerlosklamm (eröffnet 1650) „Tannenberg", ½ Kilometer südlich Heinzenberg,- „Alt-und Neurohr" (1858 eingestellt), nördlich der Gerlosmündung, und schließlich der „Leimacherberg", westlich Zell. Das Gold tritt hier überall in feinen Äderchen auf. (Einige Proben vom Bergbau Heinzenberg sind in der Mineralogischen Sammlung des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.) Über das Zillertaler Goldvorkommen schreibt Fr. M. Vierthaler 1) „Das Gold erscheint in kleinen Körnern; auch angeflogen; und schwitzet, wenn man eine reiche Stufe in starkem Feuer brennt, perlenartig, wie Thau auf den Pflanzen, hervor." Mit wechselndem Glück wurde bis zum Beginn des ersten Weltkrieges nach dem Zillertaler Gold geschürft.

Goldschmelzerei, Georg Agricola

Goldschmelzerei
Georg Agricola: De re metalica 1556. Seite 360.

Am Pankrazberg wurden 1620 bis 1675 goldhaltige Arsenkiese abgebaut. Über die Verleihung eines Goldwaschwerkes im Zillertal berichten Akten von zirka 1600. Aus dem Bereich der Quarzphyllitzone sind noch kleinere Goldvorkommen am Hippold (Wattental) bekannt. Ein reiches Vorkommen vermutete man im Arztal bei Ellbögen, da im Erlacherbach Goldsand gefunden wurde. 1642 wurde mit dem Abbau begonnen, der 1640 wegen zu hoher Kosten jedoch wieder eingestellt wurde.

Erfolgreicher war in diesem Gebiet die Goldwäscherei. Zunächst schien sie allerdings ohne Bedeutung zu sein, dann aber, ab 1570, sollte die Goldwäscherei nur mehr nach Verleihung durch den landesfürstlichen Bergrichter erlaubt sein, da durch die vielen Fremden zu große Werte außer Landes gebracht wurden. Älteste Nachrichten über Goldwäscherei liegen über den Weerbach aus dem 13. Jahrhundert vor; später erwähnt der Tiroler Landreim (1550) wieder die Goldwäscherei im Weerbach, wo sie sich bis vor 150 Jahren gehalten hat. Auch die Sill war von Goldwäschern sehr begehrt. 1550 wurde Thoman Krel und Marthan Strickner, beide von Patsch, vom Zenzensteg (unterhalb Vill) bis zum Kerersteg (unterhalb Patsch) das Waschrecht verliehen, 1551 an Jakob Zangkhner und Hans Sanndt aus der Steyermarkh vom Kerersteg bis zum Brenner. 1583 erwirkten sich der Ambraser Burghauptmann Jakob Lidl und der Kammerrat Friedrich v. Schrenkh ein Privileg zum Goldwaschen in der Sill von Matrei bis Innsbruck.

Von den Seitenbächen der Sill führen außer dem bereits erwähnten Erlacherbach auch noch der Pfoner-, Riggeles- und Falkasanerbach Gold in geringen Spuren, das im 16. und 17. Jahrhundert auch gewaschen wurde. Ferner sind der Watten-, Piller- und Kundler-Bach in geringen Mengen goldführend. Schließlich wird noch bei der Schneebruggenalm (am Nordabfall des Gilferts) im 13. Jahrhundert Wäscherei auf goldhaltige Schwefelkiese erwähnt.

Auch aus dem östlich an die Quarzphyllitzone anschließenden Gebiet der Wildschönauer Schiefer und der Kitzbüheler Alpen sind Goldfunde bekannt. So war das Kupfervorkommen von Grundhabig bei Kitzbühel angeblich goldhältig. Bei Thierberg wurde im Bereich der Gratlspitze (Alpbachertal) 1465 bis 1760 neben verschiedenen anderen Erzen auch Gold abgebaut. Im Glimmerschiefer der unteren Schieferhülle tritt ebenfalls neben anderen Erzen (Pyrit und Kupferkies) in Spuren Gold auf, und zwar bei der Hechenbergeralpe in der Floite und am Griesberg (im Brennergebiet) in 2138 Meter Höhe.

Im Berggericht Kitzbühel waren Ende des 15. Jahrhunderts ebenfalls zahlreiche Goldwaschwerke in Betrieb: von 1490 -1491 beim Kirchlein, 1490 auch in der Hofseite ober der alten Kohlgruben, 1492 im Hofleitner Bache, ebenso unter Münichen und Stockach. Aus zwei Schreiben von 1520 und 1525 geht noch hervor, daß drei Meilen von Kitzbühel entfernt - eine nähere Ortsangabe fehlt -ein Goldwaschwerk betrieben wurde. Aus dem Bereich der Stubaier und Ötztaler Alpen sind auch verschiedene Bergbaue auf Gold bzw. goldhaltige Erze bekannt. „Im Thal Stubay auf der Volpener Alpen, am Peil genannt, wurde ein Goldbergwerk entdeckt und von Conraden Rantel im Jahre 1468 gemietet", berichtet Sperges 2). Nach einem anderen Bericht soll auf der Fulpmeser Alpe von 1428 bis 1468 ein Goldbau in Betrieb gewesen sein. Auch im 17. Jahrhundert wurde am Peil noch auf göldische Kiese gebaut. Weitere Bergbaue waren im Unterbergtal am „Glücksgrat" und im hinteren Schlickertal. Die Bezeichnung „Goldgrube" für das Kar am Nordabfall des Hohen Burgstall weist heute noch darauf hin (so die Bezeichnung Gold nicht als Galt zu deuten ist). Der Schlicker Goldbergbau wurde 1587 infolge eines Bergsturzes aufgelassen.

Agricola, Goldwäscherei an einem Gebirgsbach

Goldwäscherei an einem Gebirgsbach
Georg Agricola: De re metallica 1556. Seite 270

„Im Gebirg oberhalb Stams, bey der Saugrueben genannt", soll einst ein reiches Goldbergwerk bestanden haben, „darinen das Gold Zopfenweis wachsen soll, solches aber den Vernehmen nach durch die Venediger verbannt, oder verblendt sein, auch vor derselben Gruebcn der böse Geist in Gestalt eines todten Roß augenscheinlich liegen und hieten solle" 3). Dieselbe Quelle erwähnt „das beste Gold in Ynthal zwischen Brutz und Landek 50.000 Schritt von dem Schlos Landek" als ein „recht roth gulden Erz" und schließlich noch einen goldführenden Bach im Ötztal, „dies Wasser läuft in die Etz". Dieses letztgenannte Vorkommen dürfte identisch sein mit jenem goldführenden Bach, den Wolfstriegl 4) am Übergang vom Ötztal ins Passeier erwähnt.

Bei Landeck und Martinsbruck wurde schon 1352 auf Gold, Silber und Eisen gebaut, wie weit die Angabe mit Martinsbruck jedoch stimmt, ist schwer zu sagen, da an anderer Stelle erwähnt wird, daß in bituminösen grauen bis schwarzen Schiefern am Martinsbach inner Kauns auf goldhaltigen Pyrit geschürft wurde. Schließlich sei noch angeführt, daß 1524 im Stamser-, Pitz- und Ötztal Gold gewaschen wurde.

Die Nördlichen Kalkalpen sind arm an Goldfunden. Es wird nur ein Goldbergwerk von „Pichlbach und der Lörz" erwähnt, sowie ein mehr als fragliches Vorkommen vom Sammetjoch bei Wiesing, das im Jahre 1657 in Betrieb gestanden sein soll.

Osttirol:

Schon 1533 wird in einem Vertrag, der zwischen Ferdinand I. und dem Erzbischof von Salzburg, Kardinal Matthäus Lang v. Wellenburg, über den gemeinsamen Betrieb einiger Bergwerke abgeschlossen wurde, auch ein Goldbergwerk von Windisch-Matrei erwähnt. 1549 liegt ein späterer Bericht über ein entdecktes Goldbergwerk im Virgental vor. Italiener betrieben 1574 vermutlich in Turn bei Lienz und in Wald ein Bergwerk, das reichlich Gold enthielt (angeblich je Tonne Gestein 6890 Gramm Silber und 626 Gramm Gold). In Latersberg wurde 1668 ein Goldbergbau betrieben, 1772 begehrte ein gewisser Aeschlreitter die Belehnung mit einem alten Schürf im Tegischbache (Defereggen). Wolfstrigl 5) fand im Sand der Isel bei St. Johann im Walde „nicht unbeträchtliche Spuren von Goldschlick". In neuerer Zeit dort durchgeführte Versuchsbaue wiesen die Existenz von Gold nach. Die Probe einer Goldstufe von Michelsbach zeigte den Gehalt von 48 Gramm je Tonne Gestein.

Alte Namen weisen auch heute noch auf Goldfunde hin: in der Zoppotnitzen z.B. die Namen „Goldboden" und „Goldzeche". In der Goldzeche, südwestlich vom Hochnarr im Fleißner Gletscher, wurde 1872 der Goldbergbau wieder aufgenommen. Er war mit 9000 Fuß Meereshöhe (zirka 3000 Meter) der höchste Goldbergbau Österreichs. Bereits im Jahr vorher waren am „Seebühl" im Kleinfleißnertal in 7400 Fuß Höhe drei neue Gebäude, ein Wohnhaus, ein Pochwerk und ein Schlemmwerk, errichtet worden.

Weitere Goldvorkommen sind am Großvenediger, in der Gegend des Hohen Happ über der Dorferalpe, sowie angeblich in der Nähe der Weißspitze bei Prägraten. Dieser letztgenannte Fundpunkt soll jedoch nach Gasser 6) bei der Froßnitzer Alpe (2500 Meter) liegen. Er selbst erhielt von dort 1896 zwei schöne grünpatinierte Bornitkristalle, an denen ziemlich dicke Knoten und Drähte von gediegenem Gold in der Größe eines Weizenkorns hafteten. Auch am Mellitzenbach soll das Gold in Begleitung kleiner Bornitkristalle auftreten.

Südtirol:

Auf Südtiroler Boden liegt der älteste Goldbergbau Tirols. Er war im Eigentum der Grafen von Eppan zu Tassul am Nonsberg. Auf diesen Bergbau erhoben die Bischöfe von Trient Anspruch; 1181 erfolgte der Abschluß eines Vertrages, „womit Graf Friedrich mit seinen Söhnen, Egno, nachmals Bischof zu Orient, Ulrichen und Arnolden, desgleichen Graf Heinrich, dieselben Goldklüfte mit vielen anderen Gütern für ein Stück Geld dem Bischof Salomon zu Orient abgetreten und selbige sodann von ihm wieder zu Lehen erhalten haben“ 7). Später findet man über diesen Bergbau keine Notiz mehr.

Verschiedene Berichte bezeugen kleinere Goldvorkommen: so im St.-Anna-Stollen von Rabenstein im Pensertal, in geringen Mengen zu Prad und Stilfes im Vintschgau und im Martelltal neben Bleiglanz und Zinkblende; am Kuntersweg wurde 1602 ein Versuchsbau auf Gold aufgenommen. 1483 wurde im Münstertal Gold geschürft. Auch das Erz zu Pfunders bei Klausen enthält Gold, wie auch „im Thale Aren Golderzt mit Vitriol" gegraben wurde. Hier ist das Golderz im Brixner Quarzphyllit und im Kontakt mit der Klausenit-Intrusion. Neun Kilometer nordwestlich vom Pfundererberg war im 17. Jahrhundert am Seeberg auf der Villanderer Alpe nach Gold gegraben worden. Das Erzvorkommen ist dort analog dem vom Pfundererberg.

Nach einem sehr merkwürdig verfaßten Bittgesuch um Verleihung von Schürfrechten soll ein reiches Goldvorkommen bei Gsteyr im Naiftal bei Meran um 1472 entdeckt worden sein. Ein Bericht von 1640 erwähnt die Entdeckung eines Goldvorkommens bei Terlan.

Ein Goldwaschwerk Cristan Behaims bei Bruneck wird um 1566 erwähnt, bei Bozen wurden goldhaltige Körner in der Größe kleiner Linsen gefunden. Am 5. August 1482 wurde am Passerfluß bei Meran einem Waschwerk auf Gold „gegen den 10ten Teil der Frohn die Concession" erteilt.

1) Fr. M. Vierthaler: Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Österreich. 2. Teil, Wien 1816, Seite 189.
2) Sperges, Josef v., Tyrolische Bergwerksgeschichte, Wien 1765, Seite 77.
3) Denkwürdigkeiten aus der Schatz-Registratur der tirolischen Stände, in: Innsbrucker Morgenblatt Nr. 66, 1852, Seite 263.
4) Wolfstrigl-Wolfskron, Die Tiroler Erzbergbaue 1301-1665, Innsbruck 1903, Seite 175.
5) Wolfstrigl-Wolfskron, Die Tiroler Erzbergbaue 1301-1665, Innsbruck 1903, Seite 313.
6) Gasser, G., Die Mineralien Tirols, Innsbruck 1913, Seite 251.
7) Sperges, Josef v., Tyrolische Bergwerksgeschichte, Wien 1765, Seite 36.

Literaturangaben:

Blaas, Josef, Geologischer Führer durch die Tiroler und Vorarlberger Alpen. Innsbruck 1902.
Gasser, G., Die Mineralien Tirols einschließlich Vorarlbergs und der Hohen Tauern. Innsbruck 1913.
Hirn, Josef, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol. Innsbruck 1885. „Bergwesen unter Erzherzog Ferdinand."
Jäger, Albert, Beitrag zur tirolisch-salzburgischen Bergwerksgeschichte. Wien 1875.
Klebelsberg, Raimund v., Geologie von Tirol, Berlin 1935.
Pfaundler, Georg v., Geschichtsnotizen. „Alte Bergbaue 1240-1806".
Pfaundler, Georg v., Notizen über tirolische Bergbauten 1832-1862.
Senger, Josef v., Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in Tirol, in: „Der Sammler" 1808, Band I.
Sperges, Josef v., Tirolische Bergwerksgeschichte. Wien 1765.
Srbik, Robert v., Bergbau von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart. Innsbruck 1928.
Stolz, Otto, Geschichtskunde der Gewässer Tirols. Schlern-Schriften, Band 32, 1936.
Vierthaler, Fr. M., Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Österreich, 2. Teil. Wien 1816.
Wallnöfer, H., Über das „Goldbergwerk" Seeberg-Villanderer Alpe-Klausen. Schlern 1947, Nr. 10.
Wolfskron, Max, Reichsritter v., Beitrag zur Geschichte des Tiroler Erz-Bergbaues. Zeitschrift des Ferdinandeums 1897.
Wolfstrigl-Wolfskron, Max v., Reichsritter, Die Tiroler Erzbergbaue 1301-1665. Innsbruck 1903.
Denkwürdigkeiten aus der Schatz-Registratur der tirolischen Stände, in: Innsbrucker Morgenblatt Nr. 66, 13. August 1852.
Tiroler Bote 1872, S. 1457.

Quelle: Dr. Franz Niederwolfsgruber, Gold in den Tiroler Bergen, in: Tiroler Heimatblätter, 32. Jahrgang, Heft 4-6, April - Juni 1957, S. 40 - 43.
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