Der Silber- und Kupferbergbau

RÖHRERBÜHEL

Bei Kitzbühel in Tirol

Schwaz im Juni 1949                                                            Albert Nöh

Digitale Version Dez. 2009                                 Ing. Gerd Kohler / Oberndorf in Tirol

R ö h r e r b ü h e l

1.  Beginn des Bergbaues 1539 - 1560

Über den Beginn des Kitzbüheler Bergbaues liegen keine verlässlichen Nachrichten vor, doch ist anzunehmen, dass etwa Mitte des 15. Jahrhunderts, die im Hochgebirge gelegenen Erzgruben im Betrieb waren. 1505 kam der Kitzbüheler Bezirk von Bayern an Tirol. Von dieser Zeit liegen bereits viele Belehnungen vor, da besonders Kaiser Maximilian den Bergbau sehr förderte, um Einnahmen daraus zu erzielen. Aus bergbücherlichen Akten geht hervor, dass zu der Zeit neben der landesfürstlichen Fronhütte bei Schloss Kaps noch acht private Schmelzhütten bestanden, deren Erze aus der Umgebung stammen dürften. Wer die Gewerken waren, was für Erze und wo sie bauten ist nicht ersichtlich, es dürften Fahlerze, Kupferkiese und Bleierze gewesen sein.

Erst als man im Jahre 1540 in Gegenden wo es niemand vermutet die Teufe erschloss, wandelte sich dies, wie mit einem Zauberschlag um, und diese neu erstandenen Bergbaue am Röhrerbühel wurden damals gerade so wie in unseren Tagen Kalifornien, Australien, Alaska und Südafrika das Ziel der Abenteurer der ganzen Welt.

Sagenumwoben ist seine Entstehung. Am St.Michaelstage (29.9.1539) schliefen drei wohlbezechte Bauern auf dem Heimweg von einem Kirchweihfest im Bühlach unter einem Kirschbaum ihren Rausch aus. In ihren Träumen erblühte das im Boden verborgene Erz und ließ Blätter und Früchte des Baumes im Lichte eines Karfunkelsteines silbern und goldig erstrahlen. Als sie erwachten erzählte einer dem anderen seinen Traum und machten einander Mut. Sie fingen an zu schürfen und entblößten das schönste Kupfer- und Silbererz.

Ein Bericht des fuggerschen Faktors Ulrich Truefer vom 30.1.1634, Fugger Arch. 2.4.6 lautet „habe der allmächtige Gott dieses Bergwerk anno 1539 durch sonderliche Offenbarung dreien Männern, so der Orten unter einem Baum geruht, im Schlaf entdeckt“.

Die Geschichte vom Traum kam schon Sperges bei  Verfassung seiner Bergwerksgeschichte Tirols verdächtig vor, er vermutet nicht Bauern sondern bergwerkskundige Leute, die dort Erze vermuteten und um nicht als mit dem Teufel im Bunde stehend zu gelten, lieber die Wundertraumgeschichte erfanden.

Im folgenden Jahr 1540 empfing übrigens, wie auch Sperges erwähnt, Michael Rainer, einer der drei glücklichen Träumer, vom Bergrichter zu Kitzbühel den ersten Schürf nach Schachtrecht und benannte den Fundschaoht zu „St. Michael und zu unserer lieben Frauen“. Es soll dies der nachmalige Schacht am Gsöllenbau gewesen sein.

Gleich unter dem Rasen wurde schon das reichste Fahlerz gefunden welches, weil in der Talsohle ausbeißend zum Schachtbau nötigte und eine bisher unbekannte reiche Ausbeute gab.

Die Nachricht von diesem edlen Vorkommen verbreitete sich, mit Blitzesschnelle durch die ganze Welt und gar bald bedeckte sich das kleine Bühlach bei Kitzbühel, wo der Röhrerbühel liegt, mit vielen Hunderten von Schächten. Die Belehnungen die im Jahr 1540 nur 156 Neuschürfe und 42 andere Gruben betrugen, stiegen im Jahr 1541 auf 507 Neuschürfe und 204 andere Gruben. Infolgedessen wurde dem dortigen Bergrichter am 22.10.1540 bedeutet, dass von nun an in Kitzbühel nur Schachtrechte verliehen werden sollen und wurden, da man dort noch keinerlei Erfahrungen darüber hatte, am 7.12.1540 der Schwazer Bergrichter Sigmund Schönberger, ein erfahrener Schiner (Markscheider) und zwei verständige Bergleute mit einem Verzeichnis etlicher Artikel wie es an anderen Orten mit Schachtrechten gebräuchlich, nach Kitzbühel abgeordnet.

Den Grund dieser Verfügung lernen wir in einem Erlass vom 26.1.1541 kennen, in dem es unter anderes heisst: "Nachdem sich zwischen der Holztratten und Reinanken, genannt der Röhrerbühel in unserer Herrschaft und Gericht Kitzbühel ein neu Bergwerk erzeiget und das Art desselben Bergwerk, als wir berichtet wurden, ein niederes ebenes moosiges Gebirg ist, dass vielleicht die Stollenrechte nicht passen mögen, sondern nach Schachtrecht belehnt und gebaut werden möge."

Da die Belehnungen viel zu nahe auseinander lagen und daher in kurzer Zeit viel Zank und Streit und Unkosten zu erwarten waren, sollte auch darüber beraten werden.

Die frühere Kitzbüheler Bergordnung passte nicht mehr zu den gänzlich geänderten Verhältnissen, weshalb 1541 mit den Gewerken Verhandlungen über eine neue zu erlassene Bergordnung gepflogen wurden.

Aus einem Bericht Mornauers vom 9.2.1541 geht hervor, dass die Gewerken am Fundschacht schöne Erze hatten und ihnen auf ihr Bitten gestattet wurde, den Gang auf 5 Lehen zu bauen, während für die anderen Schächte nur 4 Lehen üblich waren. Die Gewerken beschwerten sich, dass man ihnen nur die erste Teilung, die auf ein Neuntel nur 1 Star Stuf und 22 Star Bruch ausmachte, fronfrei lassen wollte. Für die nächste Teilung stellten sie 40 Star Stuf und 60 Star Bruch für ein Neuntel in Aussicht. Der Bergrichter versprach ihnen auf hohes Wohlgefallen das 19. Star als Fron und einen Silberwechsel von 24 Kreuzer anstatt 30.

Ebenso beschwerten sie sich, dass sie ihr Erz nur im Land verkaufen und verschmelzen mussten, da sie meist Salzburger wären (Weitmoser, Thienn, Steinhauser usw.) und im Kitzbüheler Gericht keine Hütte, sondern eine solche nur in Kirchberg sei. Sie erklärten den Wechsel ehrlich zu bezahlen, aber einstweilen in Kirchberg zu schmelzen bevor sie wüssten ob das Erz anhalte, dass sie sich auf den Bau einer eigenen Hütte einlassen könnten.

Die den Gewerken gegebene Zusicherung des Bergrichters auf hohes Wohlgefallen fand keineswegs die Billigung König Ferdinands I. Er bemerkte mit Dekret vom 14.3.1541, dass die Gewerken von Röhrerbühel ohnehin wenig Kosten hätten, da sie gleich zu Beginn des Bauens auf das Erz gekommen und leicht die gewöhnliche Fron, das 10. Star und 30 Kreuzer von der Mark Silber, zahlen könnten.

Die Lage der Gewerken war jedoch keineswegs so glänzend als es den Anschein hatte, in Wahrheit standen die Bergbaue am Röhrerbühel trotz allem Reichtum an edelstem Erz, infolge eigentümlicher Misstände geradezu in Gefahr, damals vorzeitig zugrunde zu gehen.

Bei den über 1000 und daher viel zu nahe beieinander gelegenen Schächten war es bei den üblichen kleinen Grubenmassen kaum zu vermeiden, dass bei der Verfolgung der Erzgänge Durchschläge ins fremde Feld erfolgten, was zu kostspieligen Prozessen Anlass gab. Diese nahmen so überhand, dass sie nicht mehr laufend geschlichtet werden konnten. Schwerwiegender aber war, dass Zimmerung, Förderung und Wasserhaltung in keinem Verhältnis zu der an sich geringen Erzeugung der tiefen Schächte standen. Deshalb wurden auch im Jahr 1542 und 1543 etliche hundert Schachte und Gebäude verlassen (über 600 an der Zahl). Auch scheint die Grubenpolizei sehr nachlässig gehandhabt worden zu sein, da wegen der bösen Fahrung viele Unglücksfälle erfolgten.

Einer von den Gewerken erbetenen Kommission gaben die Gewerken an, sich vor zwei Jahren treffentlich in den Berg eingelassen und innerhalb dieser Zeit beim Fundschacht über 40.000 fl verbaut zu haben, ohne einen Gewinn zu erzielen. Die vielen Gruben und unordentlich gemachten Lehenschaften, der große Bedarf an Holz und der Umstand, dass außer beim Fundschacht die meisten Erze krembsich waren, sei die Ursache, dass die große Mehrzahl der Schächte aufgelassen wurde. Krembsich nennt man auch jetzt noch in Tirol Erze, die sich deshalb nicht scheiden lassen, weil Erz und Taubes zu fein miteinander vermengt sind.

Diese Tatsache steht in vollem Widerspruch zu der bisher verbreiteten Ansicht, dass schon in den ersten Jahren des Betriebes eine sehr große gewinnbringende Erzeugung stattgefunden hat.

Die Folge war, dass nach dem Abfall der kleinen Gewerken alle zusammen verglichen wurden in 11 Zechen und dass man Göpl und Richtschächte zur Förderung aufrichtet.

Unter den vielen Gewerkschaften, welche damals am Röhrerbühel bauten, war die Fröschelmoserische, später die Kessentalerische Gewerkschaft genannt, nach ihrem neuen großen  Hüttenwerk in Kössen, die mächtigste. Ihr gehörten an Lukas Litzingers Erben in Nürnberg mit 4/7, Herzog Wilhelm von Bayern mit 2/7 und Heinrich und Andreas Themes Erben zu Salzburg mit 1/7.

In einem Verzeichnis von 1543 sind insgesamt 87 Gewerken angeführt vom Röhrerbühel.

War auch der Röhrerbühel durch die nun gemeinsame Förderung und Wasserhaltung in neun Richtschächten seinem sicheren Verderben glücklich entronnen, so waren die Kosten dieser Neueinrichtungen sehr beträchtlich und dürften die damaligen Betriebsüberschüsse aufgezehrt haben. Es geht dies auch daraus
hervor, dass die Gewerken den baldigen Verfall des Berges in Aussicht stellten, wenn ihnen nicht geholfen werde. Im Gegensatz dazu schreibt König Ferdinand aus Prag am 29. Mai 1543 der Innsbrucker Regierung, „da das Bergvolk in Röhrerbühel in gutem Aufnehmen sei, als dass daselbst sonderlich bei etlichen Gruben ein tapferer Überschuss sei, ob man zur Mehrung des Kammergutes nicht einen höheren Wechsel verlangen könne“. Innsbruck winkte am 27.7.1543 ab, da etliche Schächt schon über 40 Klafter tief seien.

Die gewerkschaftliche Erzeugung an Brandsilber betrug 1542 7081 Mark, 1543 9989 und 1544 8704 Mark insgesamt in 3 Jahren 25.775 Mark. In der gleichen Zeit erhielt der König zunächst die Fron = 1/10 = 2.577 Mark zu 12 Fl = 30.924 FL und den Wechsel 1/2 Fl pro Mark = 12.887 Fl, dazu das Kupfer, so dass das jährliche Einkommen aus dem Regalgefälle mit 45.000 Fl nicht zu hoch gegriffen ist. Von diesem Einkommen waren die königlichen Beamten, Bergrichter, Berg- und Schichtmeister, die Geschworenen, Gerichtsschreiber, Fröner, Silberbrenner und Probierer zu besolden, was jährlich etwa 400 Fl ausmachte.

Die Fronerze wurden in die 38 km entfernte Brixlegger Hütte gebracht und es erhielt der Kitzbüheler Bergrichter den Auftrag, die arg verlotterte Schmelzhütte bei Schloss Kaps wieder herzurichten zum Verschmelzen der Fronerze und als Lohnhütte für kleine Gewerken.

Nach einem Bericht von Ernst Friedrich Mornauer vom 25.6.1544 verbauten sich viele Gewerken noch schwer und baten um Nachlass des größten Teils der Fron und des Wechsels. Dies wurde abgeschlagen. Dagegen erhielten sie für krembsige und kiesige Erz, die in schmalen Striffeln vorkommen, Ermäßigungen, die sie aber den Bergleuten weitergeben sollten.

Die Fröschelmoserischen suchten 1544 an, ihnen zu gestatten, von ihren Kalkerzen vom Ringerwechsel oberhalb des Zillers bei Schwaz 1000 Star zu ihrem neuen Hüttenwerk in Kössen zu führen, da sie ihre Röhrerbichler Erze ohne diese Kalkerze nur mit Schaden verarbeiten könnten, was ihnen am 9.5.1544 gestattet wurde. Die Röhrerbüheler Erze sind quarzig und sauer, die Schwazer Erze kalkhaltig und basisch, beide gemischt gibt eine gutflüssige Schlacke.

Die Gewerken begannen nun ernstlich auch außerhalb des Fundschachtes in die Teufe zu gehen und senkten deshalb die Richtschächte bei unser Frauen in der Reinanken, im Ruedlwald, bei der Dreifaltigkeit und in der Geisterzeche nieder. Überhaupt zeigten sie sich als tröstliche und begierige Bergleut. Da die bei den ersten drei Richtschächten gesetzten Fördergöpl mit Wasserbetrieb je 2.000 Fl gekostet hatten, baten die Gewerken um Gnad und Hilf und erhielten auch wirklich 700 Fl. Bei den Richtschächten Dreifaltigkeit und Geist genügten noch Göpl mit Rosslauf, welche 1.200 Fl kosteten, wofür sie 300-400 Fl Gnad und Hilf beanspruchten.

Im Jahre 1546 war der schmalkadische Einfall in Tirol, der nicht nur für die protestantischen Gewerken, sondern für den ganzen Bergbau traurige Folgen hatte.

Der Bischof von Brixen wöllte getreu dem Bibelwort "liebet eure Feinde" kurzweg alle in seinem Gebiet gelegenen schmalkadischen (d.h. protestantischen) Bergbaue konfiszieren, was aber doch nicht recht anging, da auch die tirolische Regierung ein gewichtiges Wort mit darein zu sprechen hatte. Die Regierung wollte ebenfalls das in Kitzbühel erzeugte Silber und Kupfer beschlagnahmen, doch wiesen die dortigen Bergrichter und Landrichter in einem am 23.12.1547 vorgelegtem Verzeichnis nach, dass nur der kleinste Teil der Gewerken diesem Bund angehören. Die Fugger und Mannlich hatten kaiserliche Freibriefe, der Rosenberger und Ilsung Diener wiesen ein kaiserliches Vidi vor, mit dem sie ihr Silber nicht mehr außer Land führen, sondern in der Haller Münze zu 12 Fl pro Wiener Mark einlösen sollten. Im selben Bericht wurde eingeraten, man möge nicht zu scharf vorgehen, weil sich sonst die baulustigen Gewerken leicht verlieren und der Bergbau zu Grunde gehen könne.

Im Jahre 1547 wurden neuerlich viele Gruben zusammengelegt, wodurch die Gewerken weite Masse erhielten. Sie verpflichteten sich, wacker zu bauen, liegend und hangend und die fremden Klüft auf Mitternacht und Mittag zu erforschen. Leider hielten sie ihre Zusage nicht, da sie seit drei Jahren her 8 Zechen am Ruedlwald und 7 Zechen an der Reinanken und im Edertal nur in Rechten hielten. Es wurde ihnen ernstlich bedeutet, wenn sie nur dort bauten, wo sie Überschuss haben, sie voraussichtlich auch vom König keine Gnad und Hilf mehr erhalten würden.

Die Silbererzeugung für 3 Quartale 1547 betrug nach einem Ausweis des Rattenberger Wechselamtsverwalters:

Bei den Fröschelmoserischen

 7.177

Mark

Bei den Kirchbergern

 1.607

Mark

Bei den Rosenbergern

 1.285

Mark

Bei den Sigsalzischen

   987

Mark

Bei den Ilsung

   151

Mark

Bei den Fuggern

 2.585

Mark

Bei den Baumgartner

   177

Mark

                                       Summe :

13.942

Mark

Sehr lehrreich ist nachstehende Tabelle, die ich der Wirklichkeit entsprechend richtig gestellt habe. Stuf und Bruch (Fahlerz) geht zurück, Kies nimmt zu.

Jahr

Cu Ztr

Star Stuf

Star Bruch

Star Kies

1549

5226

27.180

15.340

13.740

1550

5896

28.050

16.215

14.700

1551

6476

29.085

17.785

17.890

1552

7812

38.395

22.685

17.040

1553

7360

34.240

19.665

19.070

1554

6656

29.550

19.405

17.905

1555

5675

25.195

16.380

15.175

1556

4882

20.330

15.175

13.315

1557

4971

17.250

14.740

17.725

1558

4769

16.430

14.125

17.135

Summe:

 

265.705

171.515

164.325

6.430 kg Silber


Im Jahr 1550 erscheint zum erstenmal die frühere Fröschelmoserische Gesellschaft unter dem Namen Kessentaler Gesellschaft nach ihrem Hüttenwerk zu Kössen. Es wurde sowohl ihr als Hans Rosenberg und der Ilsungschen Gewerkschaft infolge schweren Verbauens ihrer gemeinsamen Bergbaue zu St. Jakob am Streiteck 1000 Star Erze fronfrei belassen, den Gewerken beim Franzl im Edertal und bei der Rosen je 500 Star.

Im Berggericht Kitzbühel hatten die Fugger am Röhrerbühel an 11 Gruben 56 Viertel inne. Ihr verhältnismäßiger Anteil war auch hier gering, an vielen Gebäuen waren sie überhaupt nicht beteiligt. Immerhin zählten sie zu den bedeutenden Gewerken. Zur Entlastung ihrer Jenbacher Hütte hatten die Fugger schon vor 1548 mit dem Bau einer weiteren Schmelzhütte zu Lützelfelden begonnen, für ihre Kitzbüheler Erze.

Darauf waren bis 1548 an Kosten entstanden:

Für das neue Hüttwerk

Fl.

9.190,-

 

 

Für das Hammerwerk

Fl.

  994,-

 

 

Für das Haus

Fl.

2.324,-

Fl.

12.512,-

Ende 1556 wird Lützelfelden mit Fl 21.210,- veranschlagt. Das wichtigste Neuunternehmen war der Neubau der Lützelfelder Hütte mit einem Haus, einem Hammer-, Guss- und Schmiedwerk, mit dem die Errichtung einer sehr umfangreichen Holz- und Kohlarbeit im Griesbachtal, daneben auch Holntal, Edertal, Kaisersbach, Koglwald und zu Weitering Hand in Hand ging.

1549 erhielten die Fugger, Fröschelmoserischen und Kirchbergerischen für 16 neue Gruben und Schächte im Berggericht  Kitzbühel Fronbefreiung.

Besonders wichtig war die Eröffnung des Fuggerbaues im Edertal 1551 mit 6 Schächten, auf den große Summen verwandt wurden, obwohl er sich jahrelang nicht als recht ergiebig erweisen wollte. Am 13.7.1556 wurde Antoni Fugger und Brüders Söhne anbetracht ihres tröstlichen Baues im Edertal, nämlich beim Fuggerbau, St .Wolfgang, St. Johannes, St. Christof und St. Andrä bewilligt, von den Erzen dieser Schächte je 5o Star Bruch und 80 Star Kies fronfrei zu belassen. Noch 1560 erwähnen die Fugger, dass Kitzbühel kaum einen Nutzen bringe. Schließlich erhielt Albrecht Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Ober- und Niederbayern am 6.9.1558 die angesuchte Erlaubnis, 2oo Zentner Kupfer von seinen zwei Neunteln der Kessentalerischen Gesellschaft herrührend für seinen Bedarf außer Landes zu führen.

Ein vermutlich, durch in den Röhrerbüheler Bauen gar nicht selten vorkommende schlagende Wetter veranlasster Grubenbrand ist ebenso interessant als die Art und Weise, wie man das damals erklärte.

Im Erlass der Kammer an den Bergrichter vom 16.5.1552 heißt es „was massen in den schachten und zechen an dem rörerpüchl von dem salitter und schwebl, so der pirg an sich nimmt, wenn die Arbeiter mit den lichtern daselbs einfarn, prunste entsteen und die Arbeiter dadurch verpranndt und erstickht werden“.

Der Bergbau am Röhrerbühel steht wegen der riesigen Schnelligkeit mit der er in die Teufe gesenkt wurde, für alle Zeiten einzig da. Der Geistschacht am Röhrerbühel war bis nach 1870 der tiefste Schacht der Welt.
Im Jahre 1559 hatten die Schächte nachstehende Tiefen erreicht, in Klaftern zu 1,925 m.

1.

Rosenbergschacht

155

2.

Danielschacht

231 ½

3.

Geistschacht

247 ½

4.

Fundschacht

140

5.

Gsellenbau

270

6.

Ruedlwald

151 ½

7.

Reinanken

184 ½

8.

St.Christof

 51

9.

St.Johann b.d. Rosen

 51

10.

St.Georg i.Edertal

170

11.

Haselstauden

 57

12.

Rudolf

 42

Zieht man in Erwägung, dass in der kurzen Zeit von 15 Jahren schon Schachttiefen erreicht wurden, die man bei anderen Bergbauen jener Zeit überhaupt nicht oder erst nach Jahrhunderten kannte, so ist es verständlich, dass die nur wenig oder kein Erz bringende Niederteufung der Schächte mit der Förderung und Wasserhaltung den Gewerken große Opfer auferlegte und der Reingewinn arg geschmälert wurde.

Die Gewerken liebten es, während des ganzen Betriebes des Röhrerbühels ihre Lage als sehr bedrängt hinzustellen und vom Kaiser Gnad und Hilf zu erbitten, dies war verständlich, da der Kaiser ohne jedes Risiko einen ganz schönen Ertrag vom Bergbau hatte, zwar nicht so viel wie in Schwaz, wo er zu dieser Zeit noch 30 - 40% des Metallausbringens erhielt, hier war es gut die Hälfte davon, also 15 - 20%.

Auch hier war es in einzelnen Gruben nicht schlecht, die kaiserlichen Beamten rechnen 1558 für die ersten 6 Raitungen der Geisterzeche mit einem Überschuss von 11.857,- Fl und für alle 11 Zechen des Röhrerbühels vom Jahr 1544 bis Ende 1558 mit einem Überschuss nach Abzug des Verbauens von 704.087 Fl, für damalige Zeiten eine ganz gewaltige Summe.

Quelle: Albert Nöh, Der Silber- und Kupferbergbau Röhrerbühel bei Kitzbühel in Tirol, Schwaz 1949.
© Digitale Version Dez. 2009 Ing. Gerd Kohler / Oberndorf in Tirol