Der Silber- und Kupferbergbau Röhrerbühel bei Kitzbühel in Tirol

4.  Das Schmelzverfahren der Kupferfahlerze.

Das damals und bis in die neueste Zeit beibehaltene Verhüttungsverfahren für die Kupferfahlerze war folgendes: Rösten der Erze, meist zweimal um den Schwefel auszutreiben, auch teilweise des Antimons und Arsen. Darauf folgte das Schmelzen im Schachtofen unter Beimischung von Zuschlägen für kalkhaltige Erze quarzige, für quarzhältige Erze kalkige Zuschläge, um ein leichtflüssige Schlacke zu erhalten.

Das dabei erhaltene Kupfer wird mit Blei legiert oder zusammengeschmolzen, sodass es sich innig vermischte. Dieser Blei-Kupferstein wird in kuchenförmigen Formen gegossen zum Erkalten. Diese Kuchen sind 30 - 40 cm im Durchmesser und 3 - 5 cm dick. Der Zweck ist folgender: Das Silber hat größere Verwandtschaft zum Blei wie zum Kupfer, sodass das Blei jetzt das ganze Silber enthält.

In einem flachen Herd, dessen Seiten ansteigen und dessen Mitte eine nach vorn mit Gefälle verlaufende Rinne hat, werden diese Bleikuchen eingesetzt und auf eine Temperatur von 600° - 800° erhitzt. Das Blei schmilzt oder saigert aus, fließt durch die Rinne ab, wird in einem gemauerten Behälter aufgefangen und zum Erkalten in Formen gegossen. Diesen Herd nennt man den Saigerherd. Die Kupferkuchenrückstände, Kienstöcke genannt, werden noch mehrmals schärfer erhitzt, alles Blei abgeschlagen und dann als entsilbertes Kupfer in Raffinieröfen, wiederholt eingeschmolzen bis es als reines verkaufsfähiges Kupfer die Hütte verlässt.

Das silberhaltige Blei kommt in den Treibofen, einen runden Herd von 2 - 5 m Durchmesser dessen Inneres muldenförmig vertieft ist auf etwa 1/4 bis 1/2 m in der Mitte, mit einer Blechhaube überdeckt, um die Wärme zusammen zu halten. Ein starkes Feuer, teils mit Holzkohlen, teils auch mit Scheiterholz bringt das Blei zum Schmelzen. Mit Gebläse zugeführt Frischluft oxydiert das Blei zu Bleiglätte und Mennige. Diese wird solange abgezogen bis zum Ende das Silber übrig bleibt. So wie sich der Silberspiegel zeigt, wird sofort das Feuer herausgerissen und das Silber mit Wasser abgekühlt.

Dieses sogenannte Brand- oder Blicksilber ist noch nicht genügend rein und kommt in die landesfürstliche Silberbrennerei zum Feinbrennen. Der Silberbrenner war ein beeideter landesfürstlicher Beamter, der den fertig gebrannten Silberbarren mit seiner Marke oder Punze versah, der landesfürstliche Wechsler wog den Barren und schlug das Gewicht ein.

Dieser Schmelzprozess braucht einmal sehr viel Holzkohlen und Schürholz, daneben große Erfahrung, denn die Verhüttung von Kupferfahlerzen macht auch heute noch dem Hüttenmann viel zu schaffen. Das Schmelzen von silberarmen Kupferkiesen dagegen war einfach, durch Wegfall der Silbergewinnung. Für 1 Mark Silber brauchte man 1 Zentner Blei, man rechnete, dass das Blei nicht mehr als ½ % Silber enthalten sollte, daher der große Bedarf an Blei oder auch Frischwerk genannt.

Jede Hütte hatte ihr eigenes Verfahren, das streng gehütetes Betriebsgeheimnis war, dementsprechend war auch die Verrechnung Geheimnis. Meist hatte der Bergbau Verlust, der beim Schmelzkonto wieder reichlich gedeckt wurde. Zu dieser Zeit gab es noch keine neugierigen Finanzämter, sodass die Gewerken doch noch leben konnten, auch wenn die Gruben mit Verlust arbeiteten.

Quelle: Albert Nöh, Der Silber- und Kupferbergbau Röhrerbühel bei Kitzbühel in Tirol, Schwaz 1949.
© Digitale Version Dez. 2009 Ing. Gerd Kohler / Oberndorf in Tirol