Von den Anfängen der Salzgewinnung in den österreichischen Alpen


Von Hofrat Ing. Karl Schraml

Geschichtlicher Teil

Nach der letzten Eiszeit am Ende des Diluviums wichen die Gletscher vom Vorlande gegen den Kamm der nördlichen Kalkalpen langsam zurück. Die Flussläufe der Salzach, Traun und Enns wurden eisfrei und das unter vieltausendjährigem Firn erstorbene Leben begann wieder zu keimen; in den sumpfigen Tälern grünten das Moos und niederes Strauchwerk, auf den Gehängen drang der Wald vom mitteleuropäischen Flachlandsgürtel her nach Süden vor. Und wie die Pflanzen- und Tierwelt beim Rückzug der Gletscher dem weichenden Eise folgte, so auch der Mensch. Wenn auch die bisher gemachten Funde keinen sicheren Anhalt zur Annahme bieten, dass am Hallstätter Salzberg eine dauernde Ansiedlung der Steinzeitmenschen bestand, steht doch deren Anwesenheit außer Frage. Wahrscheinlich war es zuerst das äsende Wild, das die aus dem Erdinnern hervorquellenden salzigen Wässer entdeckte und sie dem verfolgenden Jäger verriet. Für die in der jüngeren Steinzeit schon sesshaft gewordenen nordischen Einwanderer, die bereits in geschlossenen Siedlungen an den Seen wie im Vorlande bis zur Donau wohnten und im Zuge ihrer kulturellen Entwicklung immer mehr zur pflanzlichen Ernährung übergegangen waren, hatte das Vorhandensein des kostbaren Salzes die größte Bedeutung. Dessen erste Gewinnung erfolgte hier wie allerorts aus Solquellen durch Eindampfen entweder über Hitzsteine oder in tönernen Gefäßen und war bei dem hohen Tauschwerte des Salzes einträglich genug, um die Menschen selbst an diese unwirtlichen Orte dauernd zu fesseln. So entstanden in Hallstatt wie auch in Hallein Niederlassungen, die sich die ganze vorgeschichtliche Zeit über erhielten und deren Bewohner — entweder Illyriker oder Etrusker —- in der Bronze-Eisenzeit (900 bis 400 v. Chr.) eine hohe Kulturstufe erreichten. Als die Solquellen schwächer wurden, versiegten oder ihren Bedürfnissen nicht mehr genügten, gingen die Ansiedler ihnen in die Tiefe nach und wurden zu Bergleuten; sie legten Schächte an, wo die Tagdecke am schwächsten war, drangen in das Haselgebirge ein und verfolgten die reichen Salzadern hundert und mehr Meter in die Tiefe. Das abgebaute Steinsalz wurde in Tragkörben oder ledernen Rucksäcken zu Tage gefördert und als solches in den Handel gebracht. Der Einbruch der Kelten, um 400 v. Chr., machte der uralten Hallstätter Kulturperiode ein Ende und erst in der späteren La Tene-Zeit wurde die Salzgewinnung wieder aufgenommen und unter der Römerherrschaft noch fortgesetzt. Doch wurde das Salz nicht mehr bergmännisch gewonnen, sondern an der Lagerkuppe auf der Damm-Wiese aus Quellsole ersotten.

Jedenfalls hatte die römische Niederlassung, deren Dauer von 40 bis 327 n. Chr. angegeben wird, ihren Grund in der Erzeugung und dem Handel mit Salz. Erstere verblieb in den Händen der unterworfenen Kellen und der mit ihnen verschmolzenen früheren Bewohner, während die Römer die Leitung des Betriebes und den Salzhandel an sich zogen. Nach den bisherigen Ausgrabungen und Funden zerfällt die Zeit der römischen Besiedlung Hallstatts in drei Perioden. Die erste begann unter Nero um 50 n. Chr. oder noch früher unter Claudius und lag am Salzberg in der Nähe des Rudolfsturmes. Vom Beginn des zweiten Jahrhunderts bestand eine kleine römische Kolonie in Lahn, die um das Jahr 140 durch Feuer zerstört wurde. Als die Einbrüche der Germanen immer bedrohlicher wurden, verlegten die Römer ihre Wohnsitze auf das leichter verteidigungsfähige Steilgehänge des Hallberges, etwa an die Stelle der katholischen Kirche und nördlich davon ins „Tremische", während die Lahn ihr Begräbnisplatz blieb.

Seit dem Untergang des weströmischen Reiches und dem Einbruch der germanischen Wanderzüge verfiel die uralte Salzgewinnungsstätte und erst nach der dauernden Landnahme der Bajuwaren im fünften Jahrhundert kam wieder Leben und Ordnung in den Traun- und Salzachgau. Um das Jahr 900 wurde der Salzbergbau im Salzburgischen und Bayerischen wieder aufgenommen und urkundlich i. J. 1311, tatsächlich aber schon längere Zeit vorher auch der in Hallstatt neu in Betrieb gesetzt. Die Gemenglagerstätte ließ die bergmännische Gewinnung reinen Salzes nicht zu und erforderte die Lösung des im Haselgebirge enthaltenen Salzes und die darauffolgende Eindampfung der erzeugten Sole. Unterhalb der Dammwiese, wo das ausgelaugte Salzgestein bis fast an die Tagdecke reichte, wurden der Neubergstollen als erster Bau angelegt und von ihm aus im Haselgebirge kleine Schächte niedergebracht. In diese wurde Wasser eingeleitet, das sich mit Salz sättigte und sodann als Sole wieder hochgezogen, geschöpft wurde. Am Dürnberg und in Berchtesgaden sollen diese Schöpfbaue anfangs unmittelbar vom Tag aus abgesenkt worden sein.

Die Sol- und Sudsalzerzeugung lag zuerst in den Händen Einzelner, die sich zu Pfännerschaften zusammenschlossen und an den Landesherrn bloß eine bestimmte Abgabe zu leisten hatten, sonst aber über das Salz frei verfügen konnten. Die Sole wurde anfangs an Ort und Stelle in kleinen Pfannen versotten, erst später verlegte man die Sudsalzerzeugung ins Tal und leitete die Sole in Röhren hinunter. Das Salzburger Erzstift und die bayerischen Herzöge hatten schon frühzeitig der Erzeugung und dem Handel mit Halleiner, Schellenberger und Reichenhaller Salz ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt und in den österreichischen und böhmischen Ländern ein Hauptabsatzgebiet hiefür gefunden. Die Erschließung des Hallstätter Salzberges und die immer reicheren Erträgnisse des dortigen Sudwesens nötigten die österreichischen Landesfürsten zur Abwehr der Einfuhr fremden Salzes, dies um so mehr, als sie die reiche und unversiegliche Einnahmequelle aus dem Salzverkauf zur Füllung der eigenen Kassen sehr gut brauchen konnten. Aber erst nach jahrhundertelangen Verhandlungen, Absperrmaßnahmen und harten Streiten war es möglich, die alterworbenen fremden Rechte durch Einigungen und Verträge aufzuheben und das Kammergultsalz von dem ausländischen Wettbewerbe zu befreien. Damit waren dem Hallstätter und dem Ischler Salzwesen, zu dem sich im Jahre 1607 noch die Pfannstätte in Ebensee gesellte, reiche Absatzgebiete dauernd erschlossen.

Die ursprüngliche Art der Soleerzeugung in Schöpfwerken währte bis zum Jahre 1575 und wurde durch die heute noch üblichen Ablasswerke verdrängt.


Salzerzeugung vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart

Sinkwerksanlage, Alter Schöpfbau in Säuberung

Sinkwerksanlage, Alter Schöpfbau in Säuberung

A. Bergbau. In der Ausrichtung des Salzlagers blieb es anfangs beim alten. Das stockförmige Lager wird von oben nach abwärts durch Stollenaufschlüsse in 30 — 40 Meter senkrechten Abständen unterabteilt; beiderseits dieser vom Tag aus bis an die Hintere Salzgrenze reichenden Hauptschachtrichten zweigen Nebenstrecken, Kehren, ab, von welchen nötigenfalls wieder Parallelstrecken auslaufen. Hierdurch wird die Abbaufläche eines Horizontes in Grubenfelder eingeteilt, in welche die Laugwerke in Abständen von 90 — 100 Meter zu liegen kommen. Es sind dies Kammern von kreisrunder Form mit 25 — 42 Meter Durchmesser und 2 Meter Höhe, die im Niveau des tieferen Horizontes liegen und mit diesem durch den später abgedämmten Ablassoffen in Verbindung stehen. Mit dem Anlagehorizont sind sie entweder durch eine lotrechte Pütte oder einen schrägen Bau, das Sinkwerk, verbunden. Die Abbaukammern werden heute voll ausgesprengt, früher wurde zu diesem Zweck bloß ein System von Längs- und Querstrecken, Öffen angelegt und deren Vereinigung zu einem geschlossenen Raum der auflösenden Wirkung des Wassers überlassen. Das durch die Putte oder das Sinkwerk eingelassene süße Wasser füllt den Verlaugungsraum bis zur Decke, den Werkshimmel, an und löst das im Haselgebirge enthaltene Salz auf, während das taube Nebengestein zu Boden sinkt. Das Werk wird so lange bis zum Himmel mit Wasser vollgehalten, bis die Lauge mit Salz gesättigt ist. Die so gebildete Sole wird hierauf durch den Werksdamm abgelassen. Jeder solche Vorgang heißt eine Wässerung und zerfällt in die FüIlzeit, die Ätz- oder Vergütungs- und in die Leerzeit. Da bei jeder der aufeinanderfolgenden Wässerungen ein kleiner Teil der Werksdecke, das Ätzmaß aufgelöst und in Form von Sole weggeführt wird oder als unlöslicher Werkslaist zu Boden fällt, steigt sowohl der Himmel wie die Sohle des Laugwerkes stetig an. Hat ersterer auf diese Weise die Höhe des Anlagehorizontes erreicht, so ist das Werk ausbenützt. Leider wird dieses Ziel nur selten erreicht und führen verschiedene widrige Umstände meistens zu einem vorzeitigen Ende der Verlaugung.

Kommt das Werk in salzreiches Haselgebirge zu liegen, das nur wenig unlösliche Bestandteile enthält, so erhöht sich der Werksraum, bei salzarmen Gebirgen dagegen verengt er sich und würde erblinden, wenn nicht eine Aussäuberung des überschüssigen Laistes stattfände. Die auflösende Kraft des Wassers wirkt nicht nur an der Decke, sondern auch an den Seitenwänden des Werksraumes und erweitert denselben.

Da eine solche schüsselförmige Aufbenützung der Laugwerke mit beträchtlichen Gebirgsverlusten verbunden ist, kürzt man die Füllzeit, während welcher das Wasser am stärksten seitlich ausgreift, durch die Verwendung großer Einwässerungsleitungen tunlichst ab und dämmt Ausschneidungen zurück, welche die Beziehungen zu Nachbarwerken gefährden. Trotzdem wird die Himmelsfläche mit dem Hinaufrücken der Decke in reichem Haselgebirge immer größer, sie beträgt anfangs 800 bis 1000 Quadratmeter und erreicht bisweilen eine Ausdehnung von 10.000 Quadratmeter und darüber. Das eigenartige Gefüge des ungeschichteten Haselgebirges, in welchem das zähe, mit den übrigen Gesteinsarten innig verwachsene Steinsalz die verbindende Grundmasse bildet, erweist sich als ungemein tragfähig, doch sind Himmelsverbrüche und Werksniedergänge nicht ausgeschlossen und besonders an der Salzgrenze nach Entblößung des tauben Gesteins stets zu befürchten. Zur größeren Sicherung des Baugerippes legt man in neuerer Zeit die Laugwerke senkrecht untereinander, wodurch allseits ein unverritzter Schutzpfeiler stehen bleibt, und nützt nicht die ganze verfügbare Etagenhöhe aus, sondern lässt zwischen je zwei übereinanderliegenden Werken eine Bergfeste von mindestens 8 Meter zurück. Die Gebirgsverluste, die beim gewöhnlichen Wässerungsbetrieb durch die seitliche Erweiterung des Verlaugungsraumes, durch Verbrüche, die zurückgelassenen Schutzpfeiler und Bergfesten und aus anderen Zwischenfällen entstehen, sind sehr groß und machen den Laugwerksbetrieb unwirtschaftlich, da nur etwa ein Siebtel der zu Gebote stehenden Gebirgsmittel für die Soleerzeugung zu Genuss gebracht werden.

Man war daher seit jeher bestrebt, den Nachteilen des Wässerungsbetriebes durch technische Hilfsmittel zu begegnen, zu welchen insbesondere die schon erwähnten Ausschneidungsdämme gehören. In sehr reichem Haselgebirge wie am Ausseer Salzberg wird durch eine geeignete Wasserführung am Himmel eines schon ausgedehnten Werkes eine neue kleine Werksanlage geschaffen, die dann auf einem bleibenden Versatz satter Sole neu aufgesotten wird. Auf diese Weise ist es möglich, dem Ideal der zylindrischen Aufsiedung nahe zu kommen und die Etagendicke voll auszunützen. Die erzeugte Sole ist gesättigt, wenn sie im Hektoliter 31.6 Kilogramm Salz enthält, wobei ihr spezifisches Gewicht 1.200 beträgt. In diesem Zustand wird sie durch das Ablassrohr aus dem Laugwerk entfernt und entweder in tiefer gelegene Einschlagwerke zur Klärung und als Vorrat eingelassen oder unmittelbar zur Sudhütte geleitet.

B. Sudhütte. Die erste zu Beginn des 14. Jahrhunderts unter Königin Elisabeth in Hallstatt erbaute Salzpfanne war annähernd kreisrund mit abgeschrägter Auszugseite und maß 3 Klafter im Durchmesser. Mit der Zunahme des Salzabsatzes in der Folgezeit wurde sie immer mehr vergrößert und besaß zur Zeit des I. Reformationslibells im Jahre 1524 schon eine Länge von 7 ½ ° und eine Breite von 6 ° — etwa 140 Quadratmeter in der Fläche —. Im Jahr 1533 wurde dann eine zweite kleinere Pfanne eingebaut. Beide Pfannen wurden aber bald darauf bedeutend vergrößert und besaßen nach dem II. Reformationslibell im Jahre 1564 eine Bodenfläche von 334 und 279 Quadratmeter.

Als auch diese nicht mehr reichten, sollte in Hallstatt noch eine 3. Pfanne aufgestellt werden. Hiezu kam es aber nicht, weil inzwischen der Salzberg in Ischl erschlossen wurde, wo 1571 auch ein neues Pfannhaus entstand. Als der stetig ansteigende Holzverbrauch für die Sudpfannen selbst wie für die Erzeugung der Salzkufen und den Schiffbau aus den Waldungen um Hallstatt nicht länger mehr voll gedeckt werden konnte, kam es im Jahre 1607 zur Erbauung der Sudhütte in Ebensee, worauf die zweite Pfanne in Hallstatt abgetragen wurde. Es war eben wie die Alten damals meinten, besser, „die Sole dem Walde als diesen der Sole zuzuführen".

Die Rundpfannen erhielten sich in Oberösterreich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts und wurden von der vorteilhafteren rechteckigen Tiroler Bauart verdrängt, die noch heute allgemein üblich ist (Heimatgaue, 1. und 2. Heft 1928; Schraml, Alte Sudhäuser im Salzkammergut (mit Zeichnungen)).

Bei dein Brand des Marktes Hallstatt im Jahre 1750 wurden auch das Sudhaus, das Verwaltungsgebäude (Hofhaus) und die sonstigen ärarischen Baulichkeiten eingeäschert, worauf die Saline nach Lahn verlegt wurde.

An Stelle des Brennholzes zur Sudfeuerung trat im Jahr 1883 Trauntaler Lignit, dessen Zufuhr und wirtschaftliche Verwendung durch den Bau der Salzkammergutbahn ermöglicht worden war.

Die für die Kohlenzufuhr und die Salzablieferung ungünstige Lage der Sudhütte in Hallstatt, von der Bahn durch den See getrennt, ließ eine Erweiterung des Betriebes nicht zu, der daher seit der Errichtung der Saline in Ebensee immer beschränkt blieb. Ebenso mangeln auch der innerhalb des dicht verbauten Kurortes gelegenen Ischler Sudhütte die Entwicklungsmöglichkeiten.

In Ebensee hingegen fallen diese Schwierigkeiten und Hemmungen weg, auch seine geographische Lage näher der Kohle und dem Salzabsatzgebiet ist wirtschaftlich günstiger wie die von Hallstatt und Ischl. Die Saline in Ebensee vergrößerte sich denn auch durch den Zubau neuer Sudanlagen immer mehr und wurde die größte Salzerzeugungsstätte der Monarchie. Sie hat auch heute noch ihre Bedeutung als Mittelpunkt der österreichischen Salzindustrie nicht eingebüßt, wenn auch ihre Leistung infolge der Verkleinerung ihres Besalzungsbereiches stark zurückgegangen ist.

C. Forstwesen und Waldwirtschaft. Bis zum Übergang auf die Kohlenfeuerung war die Salzerzeugung im Kammergut auf den Holzertrag der Wälder angewiesen, die alle, auch die herrschaftlichen und Privatforste des ganzen oberösterreichischen Alpenvorlandes von Abtenau bis Kremsmünster, mit dem Reservatsrecht des Staates zum Zwecke des Bergbaumonopols belegt waren. Das Salzamt in Gmunden war die oberste Verwaltungsstelle sowohl für das Salzwesen wie für die Waldwirtschaft, ihm oblag auch die Sorge um den Salzverschleiß und den Transport. Es war auch die oberste Gerichtsstelle des in sich geschlossenen Kammergutes, dem das Pfleggericht in Schloss Wildenstein bei Ischl, als ausführendes Organ unterstand. Die Notwendigkeit, neben dem Mannschaftsbedarf für die immer steigende Salzerzeugung auch noch genügend viel Arbeitskräfte für die Holzwirtschaft aufzubringen, bewog die landesfürstliche Regierung schon im 14. Jahrhundert und später noch, die Besiedlung der Kammergutsorte, wo es ihr am dringlichsten schien, nach Kräften zu fördern. So wurde den mittellosen Salz- und Holzarbeitern zu ihrer Verehelichung ein Heiratsgut in Bargeld ausgefolgt und ihnen, namentlich in Gosau, „der Mutter der Wälder", aber auch um Goisern Rodungsgrund an der Waldgrenze zur Erbauung eines Häusels und Errichtung einer kleinen Wirtschaft zugewiesen. Der Umfang der Holzarbeit im ausgehenden Mittelalter ist daraus zu entnehmen, dass für die zwei Pfannen in Hallstatt jährlich 90.000 Kubikmeter Blochholz beschafft werden mussten. Solchen Ansprüchen waren auch die dichten Waldungen in der Gosau und längs der Traun vom Koppental bis Lauffen auf die Dauer nicht gewachsen und der Zeitpunkt ihrer Erschöpfung rückte in greifbare Nähe. Da brachte ein glücklicher Zufall Hilfe, das Salzlager in Ischl wurde entdeckt und die Sudhütte dort erbaut. Als auch diese Erleichterung nicht ausreichte, kam es wie schon erwähnt, zur Errichtung der Saline in Ebensee. Dort standen jungfräuliche Wälder in großer Ausdehnung zu Gebote und auch die kostspielige und gefährliche Salzschifffahrt auf der oberen Traun blieb erspart. Man brauchte das Salz nur über den See zur Hauptverladestätte in Gmunden zu führen.

Dafür war es notwendig geworden, die Sole von den oberen Salzbergen nach Ebensee zu leiten; dies geschah zuerst bloß von Ischl aus, worauf im Jahre 1618 die Leitung bis auf den Hallstätter Salzberg verlängert wurde.

Die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts verwendeten HoIzröhren wurden allmählich durch Eisenrohre ersetzt, die dauerhafter und leistungsfähiger sind. Die Auswechslung wurde beschleunigt, als nach dem Bau der Ammoniak-Sodafabrik in Ebensee in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts [1880] der Solebedarf stark anstieg. Am Beginn des 20. Jahrhunderts endlich wurde auch der Ausseer Salzberg zur Versorgung der Ebenseer Verbrauchsstätten mit Sole herangezogen und eine neue Soleleitung über die Blaa-Alm durch die Strubegg-Klamm und das Redtenbachtal nach IschI gelegt.

D. Allgemeines. Die Landesfürsten hatten von früh an das Kammergut zu ihrer ausschließlichen Domäne gemacht und die gesamte Bevölkerung, unmittelbar und mittelbar, in den Salzdienst gestellt. Dieser umfasste nicht bloß die eigentlichen landesfürstlichen Arbeiten in den Salzberger und Pfannhäusern, im Wald und auf den Holzaufsatzplätzen, sondern mittelbar auch die im Privatdienste der SaIzfertiger stehenden Arbeiten für die Verpackung, Verladung und Verfrachtung des Salzes wie den Schiffbau.

Damit oblag ihnen aber auch, gewiss ebenso im eigenen Interesse, die Pflicht, alles vorzukehren, was das Leben, die Sicherheit und die Wohlfahrt der Bewohner und namentlich der arbeitenden Klassen erforderte. Die Salzfertiger waren gehalten, die zurückgeschleppten Salzschiffe mit Getreide, Lebensmitteln und Getränke zu beladen, deren Verkaufspreise vorgeschrieben waren. Der Viehbestand eines großen Landstriches, der Viechtau, war als Hofmark nach außen gesperrt und diente ausschließlich zur Fleischversorgung des Kammergutes. Kranke und alte Salzarbeiter und deren Frauen fanden in dem reich dotierten Salinenspital zu Hallstatt Aufnahme und Verpflegung, die ausgedienten Meister und Arbeiter erhielten Provisionen. Die Arbeiter bezogen außer dem „Muss“salz noch Brenn- und Nutzholz zum eigenen Bedarf, sie waren vom Militärdienst und der Steuerleistung befreit und durften bei Verfehlungen nicht mit Geldstrafen belegt werden Da aber die Löhne bis ins 19. Jahrhundert hinein niedrig gehalten wurden und die vielen kriegerischen Ereignisse und unruhigen Zeiten stets eine große Teuerung zur Folge hatten, war das Leben der Kammergutsarbeiter ärmlich und die Not oft groß.

Hallstätter Salzberg, Bergaufschlag im 16. Jahrhundert - Bergaufschluss in der Gegenwart

Hallstätter Salzberg, Bergaufschlag im 16. Jahrhundert - Bergaufschluss in der Gegenwart

Der Salinenbetrieb in der Gegenwart

A. Bergbau. Bis zum Jahr 1856 hatte jeder Abbauhorizont am Hallstätter Salzberg seine eigene Tagausfahrt und war die Zahl dieser Hauptschachtrichten vom ältesten Neuberg an bis zum Maria Theresienstollen auf elf gestiegen. Fast ebenso viele, zehn Hauptschachtrichten zählt auch der Ischler Salzberg. Ein weiterer Tiefenaufschluss in der bisherigen Art war weder dort noch da mehr tunlich. In Hallstatt wären die nächstfolgenden Stollen in den flach gestreckten Ausgang des Hochtales nächst dem Rudolfsturm zu liegen gekommen und wäre deren Vortrieb mit bedeutenden Schwierigkeiten verbunden gewesen. In Ischl hätte man damit schon die Talsohle von Perneck erreicht. Man hat sich daher an beiden Orten zu tieferen Einbauen entschlossen, oberhalb welcher eine Reihe von Zwischenhorizonten Raum zur Anlage findet. Diese besitzen daher keine unmittelbare Tagausfahrt mehr, sondern stehen mit dem oberen Bergbau sowohl wie mit dem Unterfahrungsstollen durch einen Hauptschlacht in Verbindung, der zur Förderung, Führung, Einwässerung, Soleleitung und Wetterführung dient. Der im Jahr 1856 angeschlagene Franz Josef-Stollen in Hallstatt liegt 140 Meter unterhalb des tiefsten Maria Theresia-Abbauhorizontes und erschließt fünf Zwischenhorizonte, der Erbstollen in Laufen bei Ischl, im Jahre 1905 eröffnet, steht durch den 180 Meter tiefen Distlerschacht mit dem nächst höheren Leopold-Stollen in Verbindung und ermöglicht die Anlage von sechs Abbauetagen.

Die gegenwärtige Vor- und Abbauweise wurde schon im früheren Abschnitt besprochen, die neueste Zeit hat nur insofern Wandel geschaffen, als die Hilfsmittel der modernen Technik für die Häuer- und Fördererarbeiten wie für die Bewetterung und Beleuchtung in ausgedehntem Maße Verwendung fanden.

B. Sudhütte. Die seit alters her übliche Verdampfung der Sole in offenen Pfannen kommt für den größten Teil des erzeugten Sudsalzes auch heute noch zur Anwendung, doch hat es die verbesserte Heiztechnik zu einer so vollkommenen Ausnutzung der aus der Kohle erzeugten Wärme gebracht, dass der kalorische Wirkungsgrad unserer Sudpfannen von 82 — 85 % jenen der besten Dampfkesselanlagen übertrifft. Als Brennstoff dient zumeist Trauntaler Lignit, dessen Langflammigkeit und niedere Verbrennungstemperatur für den Sudprozess günstig sind. Die Kohle wird auf Treppenrosten in Halbgasöfen unter der Pfanne verschürt, das Ofenmauerwerk enthält Luftzuführungskanäle, die einerseits kühlend wirken, anderseits die Verbrennungsluft vorwärmen und so den Heizeffekt erhöhen. Die Pfannen, deren in der Regel 2 — 4 in einem Sudhaus vereinigt sind, bestehen aus zusammengenieteten Kesselblechen von 6 — 10 Millimeter Stärke und haben eine Bodenfläche von 100 — 200 Quadratmeter und eine Höhe von etwa 70 Zentimeter.

Der Pfannenherd steigt von der Feuerung gegen die am anderen Ende befindlichen Gasabzugskanäle bis auf 70 Zentimeter unter dem Pfannenboden schräg an. Die Sudpfanne wird durch zahlreiche gemauerte und gusseiserne Säulen, die Pfannsteher, getragen und besitzt an der einen Schmalseite meist vier Feuerungen; die Verbrennungsgase streichen unter dem Pfannenboden durch und treten aus der entgegengesetzten Seite, dem Urend, in den Dörraum über. Die Sole wird hierbei auf 96 — 100 ° nahe unter dem Siedepunkt erhitzt und gerät in lebhafte Verdunstung. Das Salz scheidet in Form kleiner Kriställchen aus und fällt zu Boden. Die Brüdendämpfe sammeln sich an der Decke des durch eine Holzverschalung abgeschlossenen Raumes oberhalb der Pfanne an und entweichen durch einen schmalen Dunstfang ins Freie. Nach einer dreistündigen Sudzeit, während welcher die Pfanneneindeckung allseits geschlossen bleibt lind der Salzausfall ungestört vor sich geht, werden die seitlichen Pfannendeckel auf der Auszugseite geöffnet und wird das Salz mit langstieligen Krücken über den schrägen Pfannenbord auf eine schwach ansteigende Bühne, die Pehrstatt, gezogen. Die mitgerissene Mutterlauge fließt in die Pfanne zurück und der Salzschlamm wird allmählich fester. Auf etwa 20 % abgetrocknet, wird er auf parallel mit der Pehrstatt verlaufende, 4 — 5 Meter breite und ebenfalls geneigte Traufbühnen geschaufelt, auf denen das Salz nach mehrstündiger Lagerung einen weiteren Teil der ihm anhaftenden Mutterlauge verliert. Mit noch etwa elf Prozent Feuchtigkeit wird es auf die Plandörren überführt, dort in dünner Lage ausgebreitet, wiederholt umgeschaufelt und gar getrocknet. Die Plandörren schließen sich unmittelbar an die Pfannen an, bestehen aus dünnen Blechen, die zum Schutz gegen das Rosten mit Firnis bestrichen werden und haben eine Bodenfläche von 50 — 100 Quadratmeter. Die Feuergase haben eine Anfangstemperatur von etwa 900°, treten mit 270° unter die Plandörren und mit 80° in die Essen. Das auf 3 — 4° abgedörrte Salz ist verschleißfähiges Blanksalz und kommt aus den Lagerräumen entweder unmittelbar in den Verschleiß oder zur weiteren Umarbeitung. Auf 1 Quadratmeter Pfannenfläche werden täglich 90 bis 100 Kilogramm Sudsalz erzeugt und mit 100 Kilogramm Trauntaler Kohle 110 bis 140 Kilogramm Salz gewonnen. Die Sudarbeit wird in achtstündigen Schichten durch 12 ½ Tage ununterbrochen fortgesetzt, worauf die Feuer gelöscht und die Pfannen für die neue Siedeperiode zugerichtet werden. Der aus Salz und Gips bestehende Bodenbelag, der Pfannkern, der sich in der zweiwöchigen Kampagne gebildet hat, bis zu 10 Zentimeter dick wird und den Wärmedurchgang erschwert, wird abgeschlagen, die Flugasche vom Pfannenherd und aus den Gaskanälen entfernt, die notwendig gewordene Instandsetzung der Ofenfeuerung, Pfanne und der Dörren ausgeführt und hierauf die Siedearbeit wieder begonnen. Größere Reparaturen, die Hauptzurichten werden in der Regel einmal im Jahr vorgenommen und dauern meist sechs Wochen.

Von den oberösterreichischen Salinen besitzt Ebensee derzeit vier Sudhäuser mit elf Pfannen und zwei Vakuumsalzerzeugungsanlagen, während in Ischl und Hallstatt nur je ein Sudhaus mit zwei Pfannen in Betrieb stehen.

Speisesalz. Bei dem erfahrungsgemäßen jährlichen Salzverbrauch des Kulturmenschen von 7 ¾ Kilogramm ergibt sich der Jahresbedarf Österreichs mit ungefähr 500.000 Zentner. Mehr als 60 % dieser Menge werden von den oberösterreichischen Salinen erzeugt, während der Rest auf jene in Aussee, Hallein und Hall i. T. entfällt. Das unmittelbar im Pfannenbetrieb gewonnene Sud- oder Blanksalz ist noch immer die gangbarste und auch billigste Speisesalzsorte, grobkörnig kristallinisch und etwas wasserhaltig. Sie wird vom Großhandel in 50-Kilo-Säcken ab Saline übernommen und im Kleinhandel dem allgemeinen Verbrauch zugeführt. Neben dem Blanksalz wird noch Formsalz, Mahlsalz und Tafelsalz erzeugt. Das vormals übliche handgeschlagene Stöckelsalz, die Füderl, sind verschwunden, dafür stellt die Saline in Aussee 20 Kilogramm schwere gepresste Salzzylinder her, während in Ebensee würfelförmiges BrikettsaIz erzeugt wird. Beide Salzsorten werden nach der unter hohem Druck erfolgten Pressung in besonderen Dörrkammern scharf getrocknet und sind fast wasserfrei. Durch die Vermahlung des Formsalzes oder von in Tellertrockenapparaten nachgedörrtem Blanksalz wird das Mahlsalz oder Feinsalz erzeugt, das von der städtischen Bevölkerung gegenüber dem gröberen Blanksalz bevorzugt wird. Das erlesenste Produkt der österreichischen Salzindustrie ist aber das TafelsaIz, das aus chemisch gereinigter Sole in Aggregaten von je drei hintereinander gereihten und durch Dampfleitungen verbundenen, geschlossenen Kochern erzeugt wird. Diese werden mit Dampf geheizt, und das Sieden der Sole unter stufenweise abnehmendem Luftdruck bewirkt. Dadurch sinkt die Siedetemperatur in den aufeinanderfolgenden Kochern und wird die im Dampf enthaltene Wärme fast restlos ausgenützt. Das ausfallende Salz wird in Zentrifugen vorgetrocknet und in mit Dampf geheizten Trockentrommeln bis auf 0.1 % gedörrt. Das Tafelsalz unterscheidet sich von dem mehlartigen Mahlsalz durch feinstkristallinische Körnung und hellen Glanz und kommt nur paketiert in den Verschleiß. Das noch weiters erzeugte feinste Tafelsalz behält infolge chemischer Behandlung seine Streufähigkeit auch nach längerer Lagerung bei und ist eine ausgesprochene Luxusware, die dem feinsten ausländischen Salze an Güte nicht nachsteht. In letzter Zeit wird endlich noch jodiertes TafeIsalz abgegeben, das von der Arzneiwissenschaft als wirksames Vorbeugemittel gegen Kropferkrankung erkannt wurde und nach ärztlicher Vorschrift zusammengesetzt ist.

Außer dem Speisesalz erzeugen die österreichischen Salinen noch Vieh-, Dung- und Fabriksalz. Ersteres wird durch Vermengung von 99 ¼ % Kochsalz mit ½ % rotem Eisenoxid und ¼ % Wermutpulver bereitet und zu einem wesentlich billigeren Preise abgesetzt. Als Lecksalz werden neben natürlichem Steinsalz „Bergkern“ noch Viehsalzlecksteine als Preßstücke verkauft. Dungsalz wird wenig begehrt, weil der Düngewert des Cl Na gering ist, und aus den Abfallsalzen hergestellt. Um so größere Bedeutung kommt dem Fabriksalz zu, das in drei Sorten zur Abgabe gelangt. Das Fabriksalz I. Sorte besteht aus reinem Sudsalz, das mit einem je nach der Verwendungsart verschiedenen Denaturierungsmittel vermengt wird. Das Fabriksalz II. Sorte wird aus Sudbetriebs- oder gemahlenen Steinsalzabfällen hergestellt und gleichfalls denaturiert. Endlich wird auch Sole zu industriellen Zwecken verbraucht. Der Salzverbrauch des Gewerbes und der Industrie ist überaus mannigfaltig; zu den wichtigeren Verwendungszwecken gehören die Häutekonservierung in den Lederfabriken, das chlorierende Rösten der Erze in den Metallhüttenwerken, das Bleichen in der Papier-, Zellulose- und Kartonfabrikation, die Seifenerzeugung, die Bereitung von Gefrorenem und Kunsteis, die Bedienung der Kühlapparate, die Verhinderung der Eisbildung in den Gleisen der Straßenbahnen usw. Vor allem aber ist es die chemische Industrie, welche Salz in großen Mengen verarbeitet. Die größte Abnehmerin von Salzsole in Österreich ist die Ammoniaksodafabrik in Ebensee, die fast 40 % der gesamten Soleerzengung beansprucht.

Produktionsmenge

Es besteht kein Zweifel, dass schon die vorgeschichtlichen Besiedler des Hallstätter Salzberges Salz über ihren Eigenbedarf gewonnen und damit einen lebhaften Tauschhandel betrieben haben. Nach der Wiedereröffnung des Bergbaues wurde die Salzerzeugung landesfürstliches Regal und auch der Handel streng überwacht. Mit der fortgesetzten Erweiterung des Absatzgebietes hielt die Vermehrung der Salzerzeugung gleichen Schritt. Über die jeweilige Menge derselben gibt die nachstehende Tabelle Aufschluss, deren Werte meist nur angenähert sind, da zuverlässige Angaben über die Gesamterzeugung nicht immer vorliegen und die Menge des unentgeltlich abgegebenen Salzes — als Gottesheilsalz an Klöster und Stiftungen, Herrensalz an die Beamten der Verwesämter und die niederösterreichische Hofkammer und als Mußsalz an die Arbeiter und Bewohner des Kammergutes — nicht genau erfasst werden kann.

Salzerzeugung der oberösterreichischen Salinen

Jahr

Erzeugung
in
Meterzentner

Anmerkung
1311
28.000
Eine kleine Pfanne
1524
67.200
Größere Pfanne
1563
182.000
2 große Pfannen. Allmähliche Verdrängung des Halleiner und bayerischen Salzes aus den österreichischen Ländern.
1607 - 1620
226.000
Je eine Pfanne in Ebensee, Ischl und Hallstatt.
1645 - 1650
95.000
Starker Rückgang des Absatzes an Klein-Küfel und Groß-Kufensalz zu Ende des 30 jährigen Krieges.
1725
240.000

Einfuhrverbot des fremden Salzes und Übernahme des Groß-Kufenhandels durch die oberösterreichischen Landstände erhöhten den Absatz.

1818
275.000
Je zwei kleinere Rundpfannen in Ischl und Hallstatt und die große Tirolerpfanne in Ebensee.
1863
564.000
Vermehrung der Pfannen in Ebensee. Vergrößerter Absatz an Vieh- und Fabriksalz.
1913
800.000
Durchschnittliche Leistung in den letzten Jahren vor dem Kriege.
1914 - 1915
1,000.000
Höchstleistung am Beginn des Weltkrieges nach dem Verlust der galizischen und Seesalinen.
1918
615.000
Rückgang der Erzeugung zu Ende des Krieges infolge Erschöpfung der Mannschaft, Mangel  an Kohle und schlechten Bauzustandes der Betriebe.
1926
460.000
Anpassung an den stark verringerten Salzbedarf Österreichs nach dem Zerfall der Monarchie.

Salzhandel

Die in den 2000 Gräbern im Leichenfeld nächst dem Rudolfsturm gemachten Funde haben uns nicht nur Kunde gegeben von der hohen Kulturstufe, auf der die ältesten Bergleute am Hallstätter Salzberg standen, sie ließen uns auch ihre vielfachen Handelsbeziehungen erkennen. Mancher Bronzeschmuck ist etruskischer Herkunft, der Bernstein stammt von der Ostseeküste oder der zimbrischen Halbinsel, und das in der Bronze enthaltene Zinn mag vielleicht aus Böhmen, wenn nicht aus dem fernen Cornwall seinen Weg in das stille Alpental gefunden haben. Viel näher lagen die Fundstellen für Gold und Kupfer, ersteres wurde schon in sehr alter Zeit aus den Erzgängen im Gasteiner- und Raurisertal gewonnen während zahlreiche Kupferbergbaue in den Alpen bereits in der ersten Bronzezeit, wenn nicht schon im Neolithikum in Obersteiermark und Pinzgau, in Mitterndorf und Schladming bestanden haben.

Der erste Salzhandel vollzog sich auf Saumpfaden, von denen einer durch die Gosau ins Lammertal und weiter ins Salzburgische führte. Mit ziemlicher Sicherheit ist auch ein Saumpfad anzunehmen als Verbindungsweg zwischen den Pfahlbausiedlungen am Mond- und Attersee und dem Ennstal, der sich längs des Traundurchbruches über Aussee und weiter nach Osten durch das Salzatal zog. In der späteren Bronzezeit bestand auch ein Weg von Hallstatt über die Dachstein-Vorberge nach Schladming.

Der Ausbau der Verkehrswege durch die Römer förderte gewiss auch den Handel mit Salz; wahrscheinlich haben diese schon die von Natur aus gegebene Wasserstraße traunabwärts im Alpenvorland benützt. Zahlreiche Fundstellen von Münzen, Inschriften und Gräbern aus der Römerzeit, die in vielen Orten des Kammergutes, in Goisern, Ischl, Ebensee, Traunkirchen und Altmünster gemacht worden sind, bestätigen diese Vermutung. Von Gmunden aus verlieren sich die Spuren, man glaubt, dass die Hauptverkehrslinie seitlich des Traunflusses durch das Aurachtal ging und zwischen Vöcklabruck und Schwanenstadt die Römische Heeresstraße, die Iuvavium (Salzburg) mit Laureacum (Lorch) verband, erreichte.

Für die Ausfuhr des Salzes aus dem Kammergute blieb die Traun vom frühesten Mittelalter bis in die neueste Zeit der ausschließliche Handelsweg, der anfänglich nur auf der Strecke zwischen Gmunden und Lambach durch den Traunfall für die Schiffe unpassierbar war. Noch bis zum Jahre 1289 musste das Salz von Gmunden nach Lambach zu Lande gebracht werden. Hier wurde es in Stadeln eingelagert und von neuem auf Schiffe verladen, die dann bis nach Wien fuhren. Die Fluss-Strecke von Gmunden bis Lambach war nur durch Abklausen des Traunsees für die Salzschiffe fahrbar, erst von da an boten sich der Schiffahrt bei mittlerem Wasserstand keine Schwierigkeiten mehr.

Das Niederlags-(Stadel-)recht daselbst besaß das Stift Lambach, das hiefür vom Salzamt entschädigt wurde. Diese Ladstätte blieb aus schiffahrtstechnischen Gründen auch nach der schon im 14. Jahrhundert gelungenen Behebung des Traunfallhindernisses bestehen und wurde erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelassen, als die Eisenbahn sich den Weg ins obere Trauntal öffnete und die Schifffahrt verdrängte. Schon die Verpachtung der unter staatlicher Verwaltung gestandenen Traunschiffahrt an einzelne Privatunternehmungen im Jahre 1825 war nachteilig, da die bisherige einheitliche Leitung verloren ging (Heimatqaue 1. und 2. Heft 1928, S. 1. Puchinger, von der alten Salzschiffahrt zu Stadel). Der Daseinskampf begann aber im Jahre 1834 mit der Erbauung der Pferdeeisenbahn von Linz nach Gmunden und der Flügelbahn von Linz nach Zizlau, dem Hauptumschlagplatz für den Salzhandel nach Niederösterreich. Im Jahre 1841 beförderte die Eisenbahn bereits über 600.000 Zentner Salz von Gmunden. Der Kampf wurde für die Schifffahrt aussichtslos, als 1854 Dampfbetrieb an Stelle der Pferdebahn trat und nach der Eröffnung der Salzkammergutbahn im Jahre 1877 beendet. Die mit Salz, Trauntaler Kohle und anderen Waren beladenen Trauner, die bis dahin vereinzelt noch nach Linz fuhren, schwanden von dieser Zeit an für immer aus dem Bilde der Landschaft. Heute ist die Traunschiffahrt nur mehr auf die Holzflößerei beschränkt. Damit hatte auch der einst so blühende Salzhandel der Gmundener Bürgerschaft ein Ende gefunden.

Außer der Ladestätte in Stadel bei Lambach und dem vorerwähnten Umschlagplatz in Zizlau gab es auf dem Weg nach Wien noch eine Reihe anderer Ladestätten, von denen aus das Hinterland mit Salz versorgt wurde. Lange Zeit hindurch die einzige und wichtigste in Oberösterreich war am Zusammenfluss des Lorchbaches und der Donau in Enghagen bei Enns gelegen, zu welcher später noch die Ladestätte in Mauthausen hinzukam.

Das Salz wurde anfangs so wie es aus den Dörrpfieseln kam „in nackten Fudern" verfrachtet. Es waren dies Kegelstümpfe von 1.25 Meter Höhe, 32 Zentimeter unterem und 16 Zentimeter oberem Durchmesser im Gewicht von etwa 70 Kilogramm. Da die Fuder ihrer Größe und Härte wegen für den Kleinhandel sehr unzweckmäßig waren und auf dem langen Schiffahrtsweg durch Bruch und Durchnässung litten, wurden sie vorher zerschlagen und das zerstoßene Salz in kleine Holzgefäße von 7 Kilogramm Inhalt, Kufen verpackt. Der Handel mit „KüfeIsalz" reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück und lag in den Händen der aus der Bürgerschaft der Hauptsalzorte Gmunden, Ischl, Laufen und Hallstatt hervorgegangenen SaIzfertiger. Deren Tätigkeit zerfiel in eine gewerbliche, nämlich die Herstellung der Küfel und die Verpackung des Salzes, und in eine handelsmäßige, dessen Verfrachtung und Vertrieb. Mit dem Absatz des Salzes in den einzelnen Ladstätten endete die Aufgabe der Salzfertiger, der weitere Verschleiß war den Gebietskörperschaften und Kaufleuten überlassen. Da die Salzschiffe nach gelöschter Ladung an Ort und Stelle verkauft wurden, mussten immer neue Ersatzzillen angefertigt werden. Als mit der Zeit Mangel an Schiffbauholz eintrat, wurde der Verkauf untersagt, die leeren Schiffe mussten im Gegenzug nach Gmunden zurückbefördert werden und Getreide, Lebensmittel und Wein als Rückfracht mitnehmen, woran das Kammergut stets Bedarf hatte. Dieser recht lebhafte Einfuhrhandel wurde von der Regierung streng überwacht, um die arbeitende Bevölkerung vor Übervorteilungen zu schützen.

Die Salzfeitiger hatten die vom Salzamt bezogenen nackten Fuder um einen bestimmten Preis zu übernehmen und wurden für jedes in die Ladstätte gelieferte Küfel Salz mit einem festen Betrag entlohnt, dessen Höhe von der Länge des Frachtweges abhing. Auch der Preis, um welchen sie das Küfelsalz verkaufen durften, war ihnen jeweils vorgeschrieben. Zu diesem Verkaufspreis kam aber noch ein landesfürstlicher Zuschlag, die große Maut, die anfangs 3 ζ für das Küfel betrug, bald aber erhöht wurde. Und da die fortgesetzten kriegerischen Ereignisse und bewegten Zeitläufe der späteren Jahrhunderte die Staatskassen stets leerten, schien es der einfachste und sicherste Weg, sie wieder zu füllen, indem man die Salzmaut erhöhte. So stieg diese nach dem Dreißigjährigen Krieg auf 84 ζ, nach den Türkenkriegen im Jahre 1693 auf 120 ζ und im Jahr 1717 auf 156 ζ für das Küfel, das ist auf das 32fache des ursprünglichen Betrages.

Zu den kleinen Küfel kamen am Beginn des 16. Jahrhunderts die großen Kufen als Handelsware mit 145 — 150 Л d. s. 82 — 84 Kilogramm Inhalt. Ihre Erzeugung wurde notwendig, um der Überproduktion des Hallstätter Salzes Eingang ins obere Mühlviertel und nach Böhmen zu verschaffen, welche Gebiete auf Grund alter Verträge von Hallein und Schellenberg aus mit Salz versorgt wurden. Als es nach langen Verhandlungen gelungen war, die Einfuhr des fremden Salzes einzuschränken, konnte das Hallstätter Salz nur dann willige Abnehmer finden, wenn es in großen Kufen geliefert wurde, an welche die Bevölkerung gewöhnt war. Der Großkufenhandel lag vom Jahre 1524 an in den Händen der Stadt Gmunden, nahm einen gewaltigen Aufschwung, verfiel aber am Beginn des 17. Jahrhunderts, weshalb er im Jahre 1633 vom Salzamt übernommen wurde. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und als im Jahre 1692 dem bayerischen und Halleiner Salz das Niederlagsrecht in allen böhmischen Städten überhaupt entzogen wurde, stieg der Jahresbedarf an großen Kufen neuerlich bis auf 100.000 Stück an. Diese Massenerzeugung konnte aber auf die Dauer nicht aufrecht erhalten weiden, weil es an geeignetem Werkholz für die Anfertigung der Kufen zu mangeln begann. Im Jahre 1706 wurde daher die Großkufenerzeugung eingestellt und dafür das Salz in Zentnerfassel verpackt. Diese Gefäße bestanden nicht aus Spaltholz, sondern waren aus dünnen Brettern zusammengefügt, daher wesentlich billiger wie die Kufen und blieben bis zum Jahre 1866 in Gebrauch, als mit dem Aufhören der Salzschifffahrt auch die Fassverpackung überflüssig geworden war. Die Erzeugung der kleinen Küfel wurde bereits im Jahre 1844 eingestellt, die Verfrachtung und der Handel damit war aber schon seit 1775 den Salzfertigern genommen worden und oblag dem Salzamt in Gmunden. Nach der Einstellung der Kleinküfelerzeugung blieb für die Fertiger nichts mehr zu tun übrig, im Jahre 1849 wurden die letzten noch vorhandenen sechs Vertreter dieses altehrwürdigen Standes aus dem Dienstverband des Staates gelöst.

Für die Kenntnis des Salzhandelswesens in Oberösterreich ist es nicht ohne Wert, zu erfahren, dass eine Zeitlang auch die oberösterreichischen Landstände selbst sich mit dem Salzhandel befasst haben. Die Einstellung der Großkufenerzeugung im Jahre 1706 und der Verkauf des ungewohnten Fasselsalzes hatte einen lebhaften Salzschmuggel aus Bayern ins Mühlviertel und nach Böhmen und damit einen starken Rückgang des Salzabsatzes zur Folge. Zu dessen Bekämpfung trat die kaiserliche Regierung an die oberösterreichischen Landstände mit dem Ansinnen heran, die nach der Zahl der bestehenden Feuerstätten entfallende Menge von 44.000 Fuder jährlich zum Verschleiß zu übernehmen.

Nach dem im selben Jahr 1706 hierüber abgeschlossenen Vertrag bezogen die Stände das Salz aus der Aufschütt in Gmunden ohne Bezahlung der Aufschüttgebühr und gegen Rückersatz des Fuhrlohnes. Ihnen wurde das ausschließliche Salzverschleißrecht übertragen, der private Salzhandel eingestellt und dem ausländischen Salz der Eingang in die österreichischen Provinzen untersagt. Dieser Vertrag wurde 1722 und 1725 erneuert, 1750 aber wieder aufgehoben. Von nun ab stand es jedermann frei, seinen Salzbedarf von bestimmten Ladstätten aus zu beziehen. Letztere standen unter der Leitung eines vom Gmundner Salzamt aufgestellten Salzversilberers, in Gmunden selbst wurde das Salzgeschäft von der bürgerlichen Salzaufschütt und den noch bestehenden Fertigern betrieben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann das System des Salzfreihandels sich in der Monarchie allmählich durchzusetzen. Für Oberösterreich wurde es im Jahre 1821 gesetzlich eingeführt und in der Zoll- und Staatsmonopolordnung vom Jahr 1835 für das gesamte Staatsgebiet festgelegt. Nur der En-gros-Handel „aus erster Hand" wird vom Staat besorgt. Sowohl der Verkaufspreis des Salzes ab Niederlage als auch die Bedingungen, unter welchen dasselbe bezogen und verwendet werden darf, sind gesetzlich bestimmt. Das Salz ist Monopol, der Überschuss, der aus dem Verschleißpreis nach Abzug der Selbstkosten verbleibt, ist die Verbrauchsabgabe oder die Salzsteuer, die dem Staat kraft dieses Monopols zukommt. Diese Bestimmungen hat auch der Bundesstaat Österreich von der alten Monarchie unverändert übernommen.


Das oberösterreichische Salzwesen vor, im und nach dem Weltkrieg

Die österreichischen Alpensalinen standen im Jahre 1914 auf einem Höhepunkte ihrer Entwicklung, die Betriebe in vorzüglichem Erhaltungszustand, waren mit allen Hilfsmitteln der modernen Technik ausgestattet und bereit, ihre Leistungsfähigkeit noch zu erhöhen, um die anhaltend steigenden Anforderungen der Wirtschaft zu befriedigen. Da kam der Krieg und mit ihm das Ende aller Zukunftshoffnungen. Gleich in den ersten Wochen rückten 35 Prozent des Mannschaftsstandes zu den Waffen ein und zugleich traten ungewöhnlich hohe Salzanforderungen seitens der Militärbehörden und der Kriegsindustrien an die Salinen heran. In der ersten Zeit war es trotzdem nicht übermäßig schwer, die Salzerzeugung im bisherigen Umfang weiter aufrecht zu halten, im Jahre 1915 konnte die Friedenserzeugung sogar um 20 Prozent überschritten weiden und noch im Jahr 1916 bis Mitte 1917 blieb sie auf der alten Höhe. Dann aber wurden die Schwierigkeiten unüberwindlich. Einerseits sollten die ferne von den Kriegsschauplätzen gelegenen Alpensalinen die nach dem Russeneinbruch lahmgelegten galizischen und nach dem Eintritte Italiens in den Weltkrieg auch noch die Seesalinen ersetzen und neben der zurückgebliebenen Bevölkerung noch die Armee, Hunderttausende ostgalizische Flüchtlinge und ebenso viele Kriegsgefangene mit Salz versorgen. Den ins maßlose gestiegenen Anforderungen standen anderseits Betriebe gegenüber, die nach jahrelanger unausgesetzter Höchstanspannung bis zur Unbrauchbarkeit abgenützt waren. Die ganze noch waffenfähige Mannschaft war im Felde, fast nur Knaben, Greise und Kriegsgefangene standen in der Arbeit. Es fehlte an Betriebsmaterial, an Eisen und Kohle, an Holz und Salzsäcken und dann aber auch am täglichen Brot. Es grenzt ans Wunderbare und bleibt für immer eine Ruhmestat der Arbeiter, Meister und Beamten der österreichischen Salzwerke, dass die Sudbetriebe auch in der ärgsten Hungerzeit nicht versagten, wenn ihre Leistung im letzten Kriegsjahr auch stark zurückging. Nach dem Zusammenbruch und dem Zurückfluten der aufgelösten Armee wurden die Verhältnisse nicht besser; man hatte nun zwar Arbeitskräfte genug, aber die gewohnte Ordnung fehlte und der Arbeitswille musste in den Tagen des Umsturzes teuer erkauft werden. Es bedurfte noch jahrelanger Anstrengung, um die Betriebe in das alte Gleis zurückzuführen, die zur völligen Unbrauchbarkeit abgenutzten Sudanlagen wieder in Stand zu setzen und die Erzeugung den geänderten Absatzverhältnissen anzupassen. Die alpenländischen Salinen haben ihr größtes Versorgungsgebiet Böhmen und Mähren verloren und nur mehr eine Bevölkerung von 6 ½ Millionen mit Salz zu beliefern, ihre Erzeugung ist daher unter die Hälfte der Vorkriegszeit gesunken. Diese aufgezwungene Betriebseinschränkung hatte eine wesentliche Verminderung der Sudeinrichtungen und die Herabsetzung des früheren Mannschaftsstandes zur notwendigen Folge. Nunmehr ist auch diese letzte Nachwirkung des unseligen Krieges verwunden, und steht den österreichischen Salinen die Bahn zu neuem Aufstieg offen.

Hoher Tank gebührt aber auch den österreichischen Salzbergleuten, die in den Friedensjahren im Vor-, Ausrichtungs- und Abbau Großes geleistet und den Solebedarf weit über den Bedarf des Tages hinaus sichergestellt haben. Nur dadurch war es möglich, in den Zeiten der Kriegsnot die Salzberge von Arbeitern fast ganz zu entblößen, um sie in den Sudhütten zu verwenden und die Pfannen bis zum Ende unter Feuer zu halten. Diese Vorratsarbeit auf den Salzbergen kommt auch der Zukunft noch zu Gute.


Das Vorkommen und die Verwendungsart des Salzes im Vorland

Steinsalz tritt in Oberösterreich wohl noch an manch anderen Stellen auf, doch nirgends in abbauwürdigen Mengen. Bekannt sind die Solquellen in Bad Hall, die seinerzeit auch zur Salzerzeugung benützt wurden, heute aber ausschließlich zu Heilzwecken dienen und als solche einen Weltruf genießen. Gasführende Solquellen sind weiters in Wels erbohrt worden und auch die jüngst erschlossene Heilquelle in Leppersdorf scheint salinischen Charakter zu besitzen. Salz findet sich ferner in der Salinarmulde von Windischgarsten, in Spital am Pyhrn und im Bosruck, in Pfandl bei Ischl und um Goisern. Das Vorkommen am Michel Hallbach wurde bereits eingangs besprochen. Terrain-Untersuchungen und Schürfbohrungen, die vor etwa 12 bis 15 Jahren in der Gosau und im Lammertal, in Grubach, bei Admont und in der weiteren Umgebung von Aussee angestellt wurden, hatten wohl einige Hoffnung auf das Vorhandensein größerer Salzlagerstätten geweckt, doch unterblieb die weitere Verfolgung dieser Salzschürfungen während des Krieges und hätte unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen Zweck mehr, da die bestehenden Salzbergbaue in Österreich den heimischen Salzbedarf auf Jahrhunderte hinaus decken und eine namhafte Salzausfuhr derzeit aus wirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen ist.


Ausblick in die Zukunft

Eine fühlbare Erhöhung des Speisesalzverbrauches ist bei der geringen Bevölkerungszunahme und den Grenzen, die dem Salzgenusse von Mensch und Tier von Natur aus gezogen sind, nicht zu erwarten. Aufgabe der Verwaltung ist es, Qualitätssalz zu erzeugen, und in dieser Hinsicht ist auch schon Vorzügliches geleistet worden. Wenig vermehren wird sich auch der Viehsalzbedarf, da unser Viehstand über ein gewisses Ausmaß nicht gesteigert werden kann. Dafür bietet die Industrie und das Gewerbe noch ein dankbares Feld für die Entwicklung unserer Fabrikssalzerzeugung. Insbesondere die chemische Industrie, die in Österreich leider noch viel zu wenig Eingang gefunden hat, wäre in der Lage, bedeutende Salzmengen aufzunehmen. Im internationalen Salzhandel wird das österreichische Salzwesen im Wettkampf etwa mit den deutschen Salinen um seinen Fortbestand hart zu ringen haben, es wird sich aber durchsetzen, wenn die überall erkennbare Aufbauarbeit auch weiterhin nicht erlahmt. Die fortgesetzte strenge Rationalisierung der Betriebe zur Verbilligung der Produktionskosten ist aber hiezu unerlässlich.

Anmerkung: das umfangreiche Literaturverzeichnis ist derzeit nicht angefügt.

Quelle: Ing. Karl Schraml, Von den Anfängen der Salzgewinnung in den österreichischen Alpen, in: Heimatgaue, Zeitschrift für oberösterreichische Geschichte, Landes- und Volkskunde, 9. Jahrgang 1928, S. 250 - 268.
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