Übersicht über das Vorkommen und die Verwendung der Salzlagerstätten in Oberösterreich


Von H. Commenda

Naturgeschichtlicher Teil von Hofrat H. Commenda.

Vorbemerkung.

Die nachfolgende Übersicht der Salz-Vorkommnisse bildet den Schlussteil der Beiträge des Gefertigten zur Kenntnis der Gesteine und Mineralien des Landes Oberösterreich, sie behandelt einen Stoff, der ebensowohl in naturgeschichtlicher, wie in kultur-, wirtschafts-, wie rechtsgeschichtlicher Hinsicht von größter wissenschaftlicher wie praktischer Bedeutung ist. Für die letzteren Belange ist es dem Verfasser gelungen, in Herrn Hofrat d. R., Karl Schraml, den langjährigen, verdienten technischen Leiter des österreichischen Salzwesens insbesondere vor und im Weltkrieg als den berufensten Bearbeiter zu gewinnen, dem der Gefertigte auch für seinen Teil die wertvollsten Anregungen und Mitteilungen verdankt. Hinsichtlich der Literatur, welche am Schlusse des Ganzen folgen wird, ist der Bearbeiter bei dem Umstande, als die öffentliche Studienbibliothek seit Jahren geschlossen ist, dem oberösterreichischen Landesmuseum wie dem Landesarchiv verpflichtet, denen daher auch an dieser Stelle der beste Dank zum Ausdrucke gebracht sei. Möge bald aus der berufenen Feder Hofrat Schramls der kurzen Übersicht in diesen Blattern eine eingehendere Darstellung des gesamten österreichischen Salzwesens von seinem Beginn bis zu unseren Tagen als ein Dicklberger redivivus folgen und so ein wichtiges Kapitel der Landeskunde der Mit- und Nachwelt überliefern!
Der Verfasser.

1. Einteilung.

Das Chlornatrium, Stein- oder Kochsalz, im gewöhnlichen Leben gemeinhin als ,,Salz" bezeichnet, ist neben wenigen anderen Stoffen des Mineralreiches, von denen das Wasser und die Brennstoffe Oberösterreichs schon in früheren Artikeln kurz behandelt wurden, in der Natur ebenso wohl in großen Massen als Gestein als in kleinen Einsprengseln als Mineral verbreitet. Es ist neben dem Wasser der einzige unorganische Stoff, den der Kulturmensch seiner Nahrung beifügt, da er seiner als Beisalz, nicht bloß Würze der Nahrung bei vorwiegender Pflanzenkost bedarf, seit er sesshaft und Ackerbauer geworden ist. Namentlich genießt er es mit dem Brote in einer jährlichen Menge von 6 bis 7 kg pro Person, er benötigt es aber auch für seine pflanzenfressenden Haustiere, in manchen Fällen als Viehsalz wie als Dungsalz und für Gewerbe und Industrie in immer steigendem Maße. Schleiden führte schon 1875 gegen 38 Gewerbe und Industriezweige an, die es benötigen und seitdem ist seine Verwendung noch beträchtlich gestiegen. Erforderte vor 50 Jahren seine Benützung als Speise-, Vieh- und Dungsalz noch mehr als die Hälfte der jährlichen Förderung und Erzeugung, so überwiegt in Industrieländern bereits dessen perzentuelle Verwendung für gewerblich-technische Zwecke, insbesondere für viele Zweige der chemischen Industrie. Die Menge seines Verbrauches ist darum wie jener der Seife, zu deren Erzeugung es auch dient, nach Liebigs Ausspruch ein Gradmesser der Zivilisation eines Volkes. Aus diesen Gründen gehört das Salz auch zu den wichtigsten wie ältesten Handelswaren aus dem Mineralreiche. Während aber das Wasser überall, wo Menschen hausen, sich unmittelbar finden, oder doch in geringer Entfernung anzutreffen sein muss, sind abbauwürdige Lager von Kohle selten und kommt das Salz oberflächlich nur an wenigen, meist wüsten Stellen vor. Die Menschen sind alle zu seiner Gewinnung an die spärlichen Salzquellen oder Solen, in deren Nähe es auch oft in der Tiefe angetroffen wird, oder in warmen Klimaten an die Ufer des Meeres, der Salzflut, wo es die Natur gelegentlich ausscheidet, angewiesen. Salzberge selbst finden sich oberflächlich nur ganz wenig. In der Tiefe sind sie auch nur wenig verbreitet.

Diese Punkt- und strichweise Verteilung der Salzvorkommnisse, während dessen Verbrauch auf die ganze von ackerbautreibenden Menschen bewohnte Erde, die Ökumene, sich erstreckte, bewirkte, dass zu den Salzfundquellen schon in grauer Vorzeit, lange vor der geschichtlichen Periode, regelmäßig begangene Handelswege führten, und an diese Stätten selbst sich oft uralte Siedlungen knüpfen, die sich ungleich anderen Betriebsstätten und politischen Brennpunkten, wenn sie auch zeitweilig durch widrige Naturereignisse oder Kriegswirren und Barbareneinfälle niedergeworfen und zeitweilig verwüstet, doch immer wieder binnen kurz oder lang aus Schutt und Trümmern sich erhoben und erhielten, während andere in Vergessenheit sanken.

Dem gegenüber sind Kohlenbergbaue während des Altertums und Mittelalters, so lange der Mensch seine industriellen Erzeugnisse durch handwerksmäßigen Betrieb herstellte, kein Bedarf gewesen, da ihm der Wald sein Holz in Fülle für seine Zwecke bot.

Es ist darum auch kein Zufall, dass auch bei uns die wichtigste Salzstätte des Landes, Hallstatt, auch den Namen für einen ganzen Kulturkreis lieferte, dessen Bestand in die Zeit der biblischen Patriarchen und der Pyramidenerbauer zurückgreift, lange bevor die Fackel der Geschichte über Hellas und Rom aufleuchtete, lange bevor phönizische und griechische Schiffe Italien und die Säulen des Herkules erreichten, und römische Legionen die Alpenpässe überschritten und Städte gründeten.

So zahlreich wie die Verwendungsarten des Salzes, so vielseitig ist dessen Bedeutung für die reinen und angewandten Naturwissenschaften, wie auch die geschichtliche Betrachtung.

Bildet die Lehre von der Zusammensetzung, Entstehung und dem Aufbau der Salzlager ein wichtiges Kapitel in der Chemie, Geologie, Mineralogie und Gesteinslehre, so auch die Gewinnungsart ein solches in der Montanistik und Technologie, in geschichtlich-geographischer Hinsicht knüpft sich an sie vielfach die politische und Handelsgeschichte wie Geographie, ihre Bedeutung spiegelt sich in der Kultur- wie Religionsgeschichte — der Salzbund Gottes in der Geschichte Israels — in Sitte und Brauchtum nicht minder, wie in der Rechts-, Handels- und Wirtschaftsgeschichte.

Das Nähere über die geschichtliche und technologische Seite wird von Hofrat K. Schraml, dem langjährigen Leiter des alpinen Salzwesens berichtet werden, ihm ist es zu verdanken, dass im Weltkrieg trotz der Störungen der Salzbergbauten in den Karpaten und Ungarn der Bedarf aus den alpinen Lagern gedeckt werden konnte. Bezüglich der Abschließungszeit der nachstehenden Arbeit sei bemerkt, dass selbe im Wesen bereits seit 1926 vorliegt (vgl. Schlußartikel).

Es erübrigt noch, am Schluss der Darstellung einen Um- und Ausblick über das Salzwesen anzustellen und auch auf den Wendepunkt zu verweisen, der sich durch die Ausgestaltung und Verbesserung der einheimischen Kohlenproduktion auch für das Salzwesen ergeben dürfte.

Die Ausscheidung des Salzgehaltes aus den Lösungen erfolgt in der Natur auf zwei Wegen, 1. durch Erwärmen der Sole, wobei das Wasser verdunstet bzw. verdampft und aus der übersättigten Lösung das Salz ausfällt, 2. durch Abkühlung unter den Gefrierpunkt, wobei ebenfalls beim Festwerden des Lösungsmittels die Ausscheidung erfolgt. Soviel bekannt ist, wurde bisher nur der erstere Weg zur Salzgewinnung eingeschlagen, der auch dem Produkt seinen Namen Kochsalz verschafft hat. Ob auch der andere, die Abkühlung unter den Gefrierpunkt überhaupt, oder auch unter welchen besonderen Umständen in der Praxis lohnend werden könnte, scheint bisher nicht untersucht worden zu sein.

2. Zeitliche Verbreitung der Salzvorkommnisse.

Wie im Abschnitt über die Entstehung der Salzlagerstätten etwas eingehender auszuführen sein wird, knüpft sich die Entstehung der Salzlagerstätten an die Küste des Meeres oder solche Landstrecken, die früher von Salzwasser bedeckt waren. Das Meer entstand durch Entgasung des Erdinneren samt dem Luftkreise schon vor dem Auftreten organischen Lebens, das, wie es scheint, zuerst im Meer auftrat. Darum treffen wir auch Salzlager in allen geologischen Zeitabschnitten, während der Salzwasseransammlungen an der Erdoberfläche vorkamen, von der Urzeit angefangen bis zur geologischen Gegenwart. Für die frühere österreichisch-ungarische Monarchie war es im Gegensatz zum Deutschen Reich, wo Salzvorkommnisse aus den verschiedensten Formationen der Erdgeschichte bekannt sind, kennzeichnet dass die Salzlagerbildung nur zur Trias- und Tertiärzeit in namhafter Weise vor sich ging und dies blieb daher auch für die derzeitige Bundesrepublik erhalten. Der Triaszeit gehören nur die alpinen Salzberge, der Tertiärzeit die Salzlager der Karpaten in Galizien und Ungarn, wie die Salzquellen innerhalb des Karpatenbogens an, letzteren entsprechen die an dem einen Orte Oberösterreichs seit uralter Zeit bekannten Sole- und Heilquellen (Bad Hall) und die durch Bohrungen erst in den letzten Dezennien erschroteten sauren Wässer von Wels und Läppersdorf.

Die alpinen Salzlager sind entgegen Mojssissovich wohl nur auf die untere Stufe der alpinen Trias, den Buntsandstein, beschränkt und treten gern neben und in dem für diese Stufe kennzeichnenden Werfener Schiefer und Gips auf.

Im Vorlande gehören die Salzquellen besonders der Miozänstufe oder dem mittleren Tertiär an. es ist aber wahrscheinlich, dass sie in einzelnen Vorkommnissen noch älter sein können.

3. Örtliche Verteilung.

Was die örtliche Verteilung anlangt, so finden sich Salzlager und -quellen in 22 Staaten des derzeitigen Deutschen Reiches vor, während von den derzeitigen österreichischen Bundesländern nur in Tirol, Salzburg, Steiermark und Oberösterreich Salz gewonnen wird. Dabei sind nur in Oberösterreich auch aus dem Vorlande Salzvorkommnisse bekannt, in den übrigen österreichischen Bundesländern finden sie sich ganz auf die Alpen beschränkt. Aber auch in den Alpen fehlen sie der Flysch-, Schiefer- und Urgesteinszone, ja auch in der Kalkzone sind sie in den Voralpenbergen nicht bekannt und auf die Kalkhochalpen beschränkt und in diesen nur auf einem Geländestreifen vor Hall in Tirol im Westen bis Mariazell im Osten entwickelt.

Wegen der innigen Verbindung der Berchtesgadner Salzvorkommnisse mit Hallein in Salzburg einerseits, Reichenhall andererseits seien in der folgenden Aufzählung nach Buschmann auch diese Bildungen genannt. Als alpine Salzvorkommnisse sind anzuführen, wobei die noch im Betrieb stehenden gesperrt gedruckt sind:

A. In Tirol:

1. Das Halltal bei Hall in Tirol.
2. Der Röhrerbichl bei Kitzbühel.

B. In Salzburg:

3. Der Dürrenberg bei Hallein, der auch mit dem Berchtesgadner Salzberg in Verbindung steht.
4. Die Salzquellen an der Pfannhauswand bei Unken.
5. Salzquellen am Tuval bei Hallein.
6. Die (Bitter-) Salzquelle bei Ofenau südlich von Golling.
7. Die Salzquellen im Lammertal bei Abtenau und beim Handlhof daselbst.

C. In Oberösterieich:

8. Solquellen in der Gosau (Rossalpe) 1293 — 1295 versotten.
9. Die Solen um Ischl, von denen jene von Pfandl bis zur Betriebnahme des derzeitigen Salzberges in Gebrauch stand.
10. Der Salzberg am Rheinpfalz zwischen Ischl und Aussee.
11. Solen und Sulzen um Goisern (Hoher Kufberg, Jochberg, am Hütteneck, nächst Posern, in der Nähe der Seislingaber).
12. Die alte, während mindestens 700 Jahren betriebenen Saline am Michelhallbach (1560 durch einen Bergsturz vernichtet).
13. Ober Hallstatt im Halltal unter dem Plassen.
14. Am Warschenegg wurde zwischen Roter Wand und Wurzener Kogel von Geyer vor kurzem Haselgebirge gefunden.
15. Solen um Windischgarsten (nach Hauenschild im Markte selbst 1754 bei Gelegenheit einer Brunnengrabung entdeckt und wieder verschlagen), am Rande des Rotenmoos-Torfmoores, weiter in der Ötz, im Bannholze, im Sulzgraben in der Gegend des Bodinggrabens.
16. Um Spital am Pyhrn (Frumaneralm, Gamering, beim Bauern am Pyhrn).
17. Eine mächtige Salzquelle in der Laussa beim Pelzalmjäger.
18. Die Solquellen und das Haselgebirge im Bosrucktunnel (Geyer).

D. In Steiermark:

19. Bei Altaussee (Ahornberg), welche mit dem Salzlager am Michelhallberg und dem derzeitigen Ischler Salzberg in Verbindung stehen dürften.
20. Bei Pürg-Klachau, mindestens von 1150 an durch ein Jahrhundert in Benützung.
21. Am Harting bei Liezen und Hartberg bei Admont.
22. Zu Hall bei Admont, durch sechs Jahrhunderte bis 1543 in Betrieb.
23. Zu Weißenbach - St.Gallen, wie vorhin, vielleicht mit Nr. 17 in Verbindung.
24. Im Halltal bei Mariazell, ebenfalls verschlagen.

E. In Niederösterreich:

25. Das Kleinzell-Salzerbad bei Hainfeld, eine schwache sulfathältige Sole, das östlichste bekannte Vorkommen unserer Alpen.

Der Standort der einstigen Saline am GuIch bei Spital am Pyhrn, welche dem Kloster Gleink gehörte, konnte vom Gefertigten nicht näher ermittelt werden, sei daher hier nur angeführt.

4. Im Vorlande.

Im tertiären Schlier des Alpenvorlandes ist kein Steinsalzlager bekannt, sondern finden sich nur natürliche Solquellen am Sulzbach und anderen Orten um Hall, bei Kremsmünster und Wels. Diese wurden vermutlich schon zu Römerzeiten ausgebeutet und 777 von Herzog Thassilo an das Stift Kremsmünster zur Gewinnung von Sudsalz vergabt. Nach der Wiedereröffnung des Hallstätter Salzberges 1311 erhielt Kremsmünster seinen Salzbedarf daselbst angewiesen, die Solquelle wurde verschlagen, als sie sich von selbst wieder zeigte, durfte sie nur mehr zu Heilzwecken verwendet werden (vgl. Heimatgaue 1925, S. 137). Seit 1868 wurden zu Hall mehrere neue Salzquellen — zum Teil in Begleitung von brennbaren Erdgasen — erbohrt, welche die Blüte des Kurortes ermöglichten, neuerdings wurden auch um Wels in und nächst der Stadt, wie zu Läppersdorf—Scharten Solen erbohrt, es scheinen aber solche noch weiter verbreitet zu sein, wie denn auch bei Grieskirchen zu St. Georgen von den Jörgern schon 1569 Solen gefunden wurden und in Spuren bis zum Inn und nach Bayern sich verfolgen lassen.

Viele alpine Vorkommnisse wurden im Mittelalter auch ausgebeutet, seit der Mitte des 16. Jahrhunderts befinden sich nur noch in Betrieb die natürlichen Edelsolen von Reichenhall in Bayern, die Salzberge von Hall in Tirol, der Dürrenberg bei Hallein, der auch von der Berchtesgadener Seite aus in Angriff genommen wurde, endlich — nach dem Verfall des Michelhallberges bei Goisern — die Salzberge im Halltal ober Hallstatt, auf dem Rheinpfalz bei Ischl und dem Ahornberge bei Altaussee.

Der höchstgelegene und schon im 8. Jahrhundert bekannte Salzberg ist jener von Hall in Tirol, dessen bergmännischer Betrieb unter Graf Meinhard von Görz-Tirol durch den österreichischen Ritter Nikolaus von Röhrenbach 1275 eingeleitet wurde, dessen Stollen zwischen 1300 — 1600 Meter liegen und durch das unwirtliche Klima und den geringen Salzgehalt von kaum 50 % beeinträchtigt wird. Trotzdem versorgte der Halter Salzberg seitdem Tirol, eine Zeitlang auch einen Teil der Schweiz.

Der Dürrnberg bei Hallein, schon zur jüngeren Steinzeit bekannt, wurde auch zur Römerzeit abgebaut, kam dann durch Alemannen- und Slaveneinfälle ins Erliegen und kam erst wieder durch die Salzburger Erzbischöfe im Osten gegen 1000 n. Chr. in Aufschwung, als König Ludwig denselben das Salzregal verliehen hatte, im Westen aber erst als das Stift Berchtesgaden von Friedrich Rotbart ebenfalls das Salzrecht erhielt. Die in der Rasselstätter Zollordnung um 900 erwähnten Salzschiffe aus Bayern dürften fast nur Reichenhaller Salz verfrachtet haben. Im 11. bis 13. Jahrhundert belieferten die bayrischen und Salzburger Salinen nicht nur ihre Mutterländer, sondern beherrschten auch den Markt in Böhmen und den größten Teil des babenbergischen Österreich.

Der Salzberg ober Hallstatt war schon in vorrömischer Zeit lange in starkem Betrieb, der gegen Ende der Römerzeit verfiel, aber an der oberen Traun wenigstens durch Schöpfwerke ober Tages um Ischl. Goisern (Michelhallberg) noch fortgesetzt wurde, so dass schon um 900 Salzschiffe aus dem Traungau ausdrücklich erwähnt werden.

Auch der Ausseer Salzberg war wahrscheinlich schon im Altertum bekannt, erlangte aber erst viel später größere Bedeutung, da ja noch im 10. Jahrhundert Traunkirchen die Mutterpfarre für das ganze obere Trauntal war, von dem die Filialen Goisern, Ischl, Hallstatt und Aussee erst um und nach 1000 abgetrennt wurden.

Der Hallstätter- wie Ausseer Bergbau wurde aber erst wieder in Angriff genommen, als die Habsburger in Österreich und Steyr Landesherren wurden, jener zu Ischl erst nach dem Verfall des Michelhallberges um 1550 entdeckt.

Es wird im 2. Artikel von Hofrat Schraml ausgeführt werden, dass, und warum im früheren Mittelalter die Salzgewinnung wie in Salzburg, so auch in Österreich und Steiermark an Klöster und Adelige vergeben wurde und erst wie die Salzburger Erzbischöfe in Hallein, so auch im österreichischen Salzkammergut nach 1300 wieder vom Landesherrn nach und nach eingelöst und zum Monopol gemacht wurde und nach und nach in den österreichischen Ländern das ,.fremde" — bayrisch-salzburgische — Salz verdrängte, bis es seit dem Ausfall der Länder der Böhmischen Krone an die Habsburger bis zum Zerfall Österreichs Staatsmonopol war und blieb.

Die Salzgewinnung förderte in der vorrömischen Zeit auch Steinsalz oder Salzkern. Von der Römerzeit an aber bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Speisesalz wie auch im Deutschen Reich fast nur aus natürlichen und künstlichen Solen durch Sieden erzeugt, ein bei der steten Steigerung des Holzpreises kostspieliger Vorgang, der den Salzpreis hochhielt. Erst seit der Entdeckung vieler Steinsalzlager im Deutschen Reich, insbesondere um Staßfurt u. a. O., trat die Gewinnung und Verwertung des Steinsalzes und seiner Begleitmineralien insbesondere der Kalisalze in den Vordergrund. Der Preis des Steinsalzes verbilligte sich, dessen Konkurrenz drückte auf den Verbrauch des Sudsalzes, so dass letzteres nur durch die strenge Aufrechterhaltung des Monopols sich in Österreich bis zum Weltkrieg behaupten konnte.

5. Charakter der Salzlagerstätten im Salzkammergut, Hallstatt, Ischl, Aussee.

Das Steinsalz kommt, wie schon in den früheren Artikeln (vgl. Heimatgaue 1926, S. 43 ff und 138 ff) ausgeführt wurde, sowohl als Gestein wie als Mineral vor. Als Gestein gehört es wie das Wasser und der Gips zur Gruppe der chemischen Niederschlagsgesteine, es ist aber mitunter mit losen mechanischen Trümmergesteinen, insbesondere Ton vermengt, als Mineral begleiten es regelmäßig Gips und Anhydrit, seltener andere wasserfreie (Glauberit. . . .) oder wasserhältige Sulfate (Bittersalz. . . .) oder Chloride (Sylvin), welche sich als einfache Verbindungen von Kalzium, Magnesium, Kalium und Natrium mit Schwefelsäure und zum Teil Wasser oder Doppelsulfate und Chloride darstellen. Die Salzlagerstätten bestehen zum Teil wie in den Karpaten oder Norddeutschland hauptsächlich aus großen Massen derben reinen Steinsalzes oder sie enthalten, wie in den Alpen vorwiegend ein Gemisch von Steinsalz mit Begleitgesteinen und Mineralien, das Haselgebirge, in welchem reines Steinsalz nur nebenher und untergeordnet als Salzkern und Kernsalz vorkommt. In ersterem Fall erlauben sie die bergmännische Gewinnung des Steinsalzes, welches nach seiner Förderung, nur noch, um verwendet zu werden zerkleinert, werden muss, im letzteren lässt sich reines Salzgut nur nebenher und untergeordnet gewinnen, das Salz muss, um dem menschlichen Genuss zu dienen, erst in natürlichen Quellen, Solen oder durch Einleitung von Süßwasser erst gelöst und dann als Sudsalz gewonnen werden, was auch für Oberösterreich gilt.

Nicht bloß hierdurch werden unsere Salzlager charakterisiert, sondern auch dadurch, dass ihnen derzeit eine obere Zone von Kalium- und Magnesiumsalzen fehlt, welche sich schon in den Karpaten (Kaluz), sehr verbreitet aber in Norddeutschland um Staßfurt vorfindet, die man auch, weil sie, um zu Steinsalzlager zu gelangen, erst abräumen muss, als Abräumsalze bezeichnet. Nach dem Vorschlag von Tschermak bezeichnet man dieselben als vollständige Salzlager, denen gegenüber unsere Salzvorkommnisse als unvollständig bezeichnet werden müssen.

Dies gilt sowohl von unseren alpinen Salzlagern, als namentlich von den Vorkommnissen im Vorlande, bei denen es zur Ausscheidung von Steinsalz, soviel bekannt ist, überhaupt nicht gekommen ist.

6. Entstehung der Salzlager.

Soweit bekannt, entstanden die Salzlager als Niederschläge entweder aus dem Meer oder aus Salzseen.

Das Meerwasser ist eine ungesättigte Lösung verschiedener Mineralien, die hauptsächlich aus Chloriden und Sulfaten von Alkali- und Leichtmetallen bestehen, denen aber noch mechanisch Sand und Ton und feine Teile von Karbonaten beigemischt sind. Das offene Meer hat im Mittel einen Gehalt von etwa 3,5% gelöster Stoffe, Binnenmeere haben weniger, wenn viele Flüsse einmünden, und wenn die Verdunstung gegenüber dem Niederschlage nicht sehr überwiegt (Ostsee), im Gegenfalle (Rotes Meer) ist der Salzgehalt stärker.

Der Gewichtsmenge nach verteilen sich die im Wasser gelösten und verteilten Stoffe auf:

1.
NaCl
27,2
g
78%
2. MgCl2 3,4 g 9%
3. MgSO4 2,3 g 6%
4. CaSO4aq 1,3 g 4%
5. KCl 0,6 g  
  MgB2 0,05 g  
  CaCO5 0,04 g 3%
  Andere 0,1 g  
    _____ _ _____
    35,00 g 100%

 

Es kommen von den gelösten Stoffen dem Rauminhalte nach über 78% auf das Steinsalz, 10% auf andere Chloride und der Rest auf Sulfate und andere Stoffe. Würde das Meer an Ort und Stelle verdunsten, so würde etwa 3,5 m Niederschlag auf eine Wassersäule von je 100 m entfallen, oder da die bekannten tiefsten Stellen des Meeres etwa 10 km eingesenkt sind, daselbst nur Salzschichten von rund 350 m Mächtigkeit zurückbleiben können. Nun sind aber an vielen Orten, insbesondere in Norddeutschland, durch Bohrungen im Maximum der Aufwölbung über 1 km, ja 1200 m dicke Steinsalzschichten festgestellt worden, zu deren Bildung eine weit über alle Erfahrung gehende Meerestiefe verdunstet sein müsste, was durchaus unwahrscheinlich ist.

Steinsalz und seine Begleiter finden sich aber auch in den von Penck als „Wannen" bezeichneten Erdräumen in abflusslosen Seen und rings abgeschlossenen Meeresbuchten, Erstere enthalten, da schon der Boden der Kulturländer etwas, jener der Steppen- und Wüstenländer oft reichlich Salz enthält, durch Anreicherung infolge Verdunstung des Wassers der einmündenden Rinnsale mehr minder Steinsalz und seine Begleitminerale. Die Salzseen wechseln daher viel mehr als offene Meere sowohl in der Menge, als auch der Art der gelösten Stoffe.

In nicht wenigen Salzseen ist nun also die Salzmenge auf das Vielfache des im offenen Meere vorfindlichen bis gegen die Sättigung oder zur vollen Sättigung gesteigert (Elton See, Totes Meer), in anderen aber, wo reichlich Süßwasser zugeführt wird, schwächer als im offenen Meere (Aralsee, nördlicher Kaspisee).

Aber auch die Art der gelösten Stoffe ist in abflusslosen Seen sehr verschieden. Bei den einen bildet wie im Meere das Steinsalz die Hauptmenge (Aral-, Kaspi-, großer Salzsee), bei anderen (Neusiedler-See, die Natronseen Ägyptens) treten Natriumkarbonat oder Sulfat stärker hervor, oder Bittersalze von Magnesium (MgCl2 und MgSO4) endlich auch Borax (Na2 B4 07) insbesondere in vulkanischen Gebieten (Toskana, Kalifornien).

Herrscht nun Wüstenklima mit geringen Niederschlägen und heißen Sommern, so verdunstet mehr Wasser als die Zufuhr beträgt und der Salzgehalt steigt bis zur Sättigung (Totes Meer) oder darüber hinaus (Elton See); dasselbe geschieht, wenn bis auf eine schmale Zufuhrstelle abgeschlossene Meeresbuchten einen ständigen Zufluss an Salzwasser erhalten, während die Verdunstung nur Süßwasser entfernt (Kara Boghas am Ostufer des Kaspisees).

Überschreitet in einem solchen Gebiet die Lösung den Sättigungspunkt einzelner Stoffe, so fallen diese als Niederschlag aus, während die übrigen noch in Lösung bleiben.

Die Vorbedingung der Salzlagerbildung ist also ein arides oder Wüstenklima mit heißen Sommern, bei dem die jährlichen Niederschläge weitaus gegen die Verdunstung zurückbleiben und die Trockenheit der Luft, meist begleitet von Winden und Stürmen, die Verdunstung begünstigt.

Wir unterscheiden vier Phasen der Salzlagerbildung:

1. Ausfällung der dem Salzwasser mechanisch beigemengten Stoffe als Sand, Ton, Mergel, dann die Eindampfung zu gesättigter Lösung.

2.Eindampfung der gesättigten Lösung auf die Hälfte des Volumens, nebst Ausscheidung von Gips.

3. Weitere Eindampfung der Salzlauge auf 20 – 25% der ursprünglichen Menge, dabei Ausfällung hauptsächlich von Chlornatrium, während die Kalium- und Magnesiumverbindungen und die Sulfate des Natriums noch in Lösung bleiben (Bitter- oder Mutterlaugensalze), endlich
4. Ausfüllung der Mutterlaugensalze bei langem Anhalten ausnahmsweise hoher Sommertemperatur, gepaart mit großer dauernder Trockenheit, wobei die Eindampfung bis auf 10 % des ursprünglichen Volumens vorschreiten kann, was aber nur in ganz seltenen Fällen eintreten kann, da meist Regenperioden sich einschieben und den Prozess stören werden. Im Gegenfall kommt es auch zur Ausscheidung der Sulfate von Magnesium und der Kalisalze, welche die Reihe der Salzausscheidungen nach oben schließen (Abraumsalze).

Ein vollständiges Salzlager nach dem Schema Tschermaks zeigt daher alle vorbenannten Phasen durch Gesteine vertreten, bei einem unvollständigen fehlen die letzten, d. i. die Abraumsalze, und die vorhandenen zeigen Störungen. Ein zur Zeit unvollständiges Salzlager kann nun schon von jeher ein solches gewesen sein, oder es wurden seine etwa leichter löslichen Teile später wieder entfernt, bzw. durch Wassereinbrüche oder atmosphärische Niederschläge aufgelöst und fortgeführt. Damit ein Salzlager erhalten bleiben kann, muss es daher nach seiner Bildung durch einen Gesteinsdeckel geschützt werden.

Ein vollständiges Salzlager zeigt Staßfurt. Hier zeigen sich im Durchschnitt von oben nach unten:
Oben Hangendes: nach der Bildung des Steinsalzlagers und der Abraumsalze entstandene, dasselbe gegen das Oberflächenwasser schützende Gesteine: die Lagerdecke, gegen unten eine Lage Salzton.
a) Die Abraumsalze: Zone der oberen, zuletzt ausgeschiedenen Kali- oder Abraumsalze, durch Verdunsten der Mutterlauge entstanden, ein Gemisch aus vorwiegenden Carnallit mit anderen Begleitsalzen, Kieserit u. a. m.: Carnallitregion.
b) Vorherrschendes Steinsalz mit eingelagerten Bänkchen von Kieserit u. a. Begleitmineralien: Kieseritregion.
2. Steinsalz mit eingelagerten Begleitmineralien, besonders Polyhalit. Das Steinsalzlager selbst, bestehend aus geschichtetem Steinsalz, dazwischen zahlreichen schwachen Anhydritflözchen, sogenannten Jahresringe. Es bildet die Hauptmasse des Lagers und wird nach Bischof als Anhydritregion bezeichnet.
1. Mächtiges Anhydritlager, aus Gips durch Wasserentziehung seitens des Steinsalzes entstanden.
Unten Liegendes: Stinkschiefer des mittlern Zechstein (Perm). Boden des Salzlagers.

Die wichtigsten Arbeiten über die Bildung der Steinsalzlager überhaupt stammen von Ochsenius, weiters Toula und insbesondeis Van t'Hoff und seiner Schule, welche die verwickelten geologischen und chemischen Vorgänge in mühsamer Kleinarbeit feststellten. Die Ausscheidung der Salze erfolgt nämlich zwar im allgemeinen, aber nicht genau umgekehrt dem Grade der Löslichkeit, sie ist auch durch das Vorhandensein und die Art der Lösungsgenossen — der Begleitmineralien — und den Grad der Wärme in der Umgebung, Druck usw. beeinflusst.

Dabei wurde festgestellt, dass zur Bildung und Ausfällung mancher dieser Stoffe weit über die Mitteltemperatur der derzeitigen heißen Zone der Erde hinausgehende Wärmegrade von 40 bis 50 Grad und mehr erforderlich waren, welche weniger durch die innere Erdwärme, als durch chemische Prozesse erklärlich werden.

Es hat sich weiters gezeigt, dass darum auch die vorfindlichen Hartsalze und Salzkonglomerate nicht mehr in ihrer ursprünglichen oder ,,Mutterbildung" erhalten sind, sondern schon im Laufe der Ablagerung umgebildet wurden, oder „deszendente" Vorkommnisse darstellen.

Diese Prozesse dauerten aber auch noch nach der Ablagerung und Eindeckelung der Salzlager fort. Durch vorübergehende Einwirkung von Tagwässern wie durch die gebirgsbildenden Kräfte, welche die Salzlager aufrichteten, wurden auch noch nachträgliche oder posthume Veränderungen in den Gesteinen bewirkt.

Die Schichten der norddeutschen Salzlager wurden durch gebirgsbildende Kräfte nach ihrer Ablagerung zwar mehr weniger aufgerichtet, ohne doch von ihrer Unterlage abgetrennt und weiterhin verfrachtet zu werden. Diese Salzlager finden sich daher noch auf ihrer Bildungsstätte vor, sie sind im ganzen autochthon oder bodenständig, wenn auch das Salz selbst zum überwiegenden Teil durch Strömungen herbeigeführt worden sein mag. Ganz anders und viel verwickelter gestaltet sich die Sachlage bei den alpinen Salzlagern.

 

Die Gesteine und Mineralien der alpinen SaIzlager.

Wie in den Heimatgauen 1926, Gesteine S. 45 ff und Mineralien Seite 138 ff ausgeführt ist, bestehen unsere heimischen alpinen Salzberge nicht wie die norddeutschen zumeist aus wohlgeschichtetem Steinsalz mit einer Anhydritzone im Liegenden und einer Abraumzone im Hangenden, sondern das Steinsalz, „der Salzkern", wie es hier heißt, tritt nur als nebensächliche Einlagerung gegenüber dem Haselgebirge und fremdartigen Einlagerungen in untergeordneter Menge auf. Mojssissovich glaubte zwar, im Hallstätter Salzlager auch eine „Anhydrit"- und „Polyhalit"region zu finden, was sich aber nicht bestätigte. Die Mineralien der Salzlagerstätten sind — von den geringen Beimengungen an Brom- und Jodverbindungen abgesehen — entweder Chloride (Steinsalz, Sylvin…) oder Sulfate (Anhydrit, Gips, Polyhalit...) oder Gemenge beider, z. B. der aber noch nicht sicher in den Alpen nachgewiesene Kainit.

Diese Verbindungen sind entweder wasserfrei (wie Steinsalz, Sylvin, Anhydrit, Glauberit und Vant' Hoffit, die Mehrzahl aber wasserhaltig, wie die einfachen Sulfate Gips, Kieserit, Epsomit und Glaubersalz, oder die Doppel- und mehrfachen Sulfate (Blödit, Löweit, Simonyt beziehungsweise Polyhalit).

Von K-hältigen Mineralien findet sich nur der Polyhalit in namhafter Menge, während Sylvin, Kainit und Carnallit fast ganz fehlen.

Das Vorhandensein geringer Mengen verschiedener Mg- und K-hältigen Begleitmineralien spricht dafür, dass zwar ursprünglich die alpinen Salzlager ebenfalls zonenförmig gebaut waren, dass aber diese Anordnung durch die späteren wiederholten Veränderungen bei der Aufrichtung der Alpen gestört und fast verwischt wurde, ja dass die Salzlager nicht mehr auf ihrer ursprünglichen Bildungsstätte angetroffen werden, sondern von derselben in horizontaler und vertikaler Richtung verfrachtet wurden und jetzt Fremdkörper in ihrer Umgebung darstellen, die durch mechanische und chemische Einwirkungen verschleppt und umgestaltet wurden, so dass ihr derzeitiges Hangendes und Liegendes nicht mehr das Ursprüngliche ist.

 

Phasen in der Entwicklung der alpinen Salzlagerstätten.

Soweit sich jetzt schon ein Urteil finden lässt, sind in der Entwicklung der alpinen Salzlager nachfolgende Phasen zu erkennen:

Über einem Untergrunde von paläozooischen Gesteinen, von denen nur die im Bosrucktunnel von Geyer beschriebenen Quarzite bekannt sind, fand wohl zu Beginn der Trias eine Ablagerung von marinen Werfener Schiefern statt, mit denen die Gesteine der Salzlagerstätten als Bildungen außerhalb des Meeres in Verbindung stehen. Es folgte in der älteren Triaszeit eine Hebung über den Meeresspiegel oder ein Zurücktreten desselben, dann folgten die normalen Phasen der Salzlagerbildungen: 1. die normale Salzlagerbildungs-Phase. a) die Ausfällung der mechanischen Beimengungen als Sand, Ton und Mergel, die seitdem aber durch Verfestigung in schiefrige und Mergelgesteine umgewandelt wurden; b) nach Eindampfung der Lösung auf die Hälfte des Volumens die Ausscheidung von Gips, der unter dem Einfluss von Druck und Wärme und der folgenden Steinsalzmassen, welche wasserentziehend wirkten, in Anhydrit sich umwandelte. c) Die weitere Eindampfung auf ein Viertel bis ein Fünftel des ursprünglichen Volumens unter Ausscheidung von geschichtetem Steinsalz, von dem Reste sich noch im derzeitigen Kernsalz vorfinden. 6) Ansätze zur Bildung der „Abraumsalze", die noch in den „Begleitmineralien" (vgl. z. T. die wasserfreien und wasserhaltigen Sulfate, Mineralien S. 136 — 138) in Spuren sich erhalten haben, aber vor dem Abschlusse dieses Stadiums durch Wassereinbrüche meist wieder zerstört sind. Dies alles ging vor sich während des „Buntsandstein"-Abschnittes der Trias-Periode, dann kam die Eindeckung. Sie erfolgte durch dem Liegenden ähnliche Gesteine, Gips beziehungsweise Anhydrit, Mergel u. dgl., auf welcher die Kalke der Muschelkalkstufe und noch jüngeres Gestein zur Ablagerung kamen. Nun waren die Salzlager eingedeckelt, diese konnten sich darum erhalten.

Mit dem Abschluss der Salzlager gegen die Einwirkung der Tagwässer begann die zweite Phasenperiode, welche von der mittleren Triaszeit über den ganzen Jura bis zur mittleren Kreide reichte. Es war in unseren Alpen jene große Senkungsperiode, während davon die „Tethys", ein ausgedehntes tropisches Binnenmeer, wie es Sueß benannte, unsere Alpen bedeckte und auf ihrem Grunde die Schichten der heutigen Kalkalpen in einer Mächtigkeit von Hunderten, vielleicht über 1000 Meter sich absetzten. Je dickere Gesteinsbänke sich über den Salzlagern anhäuften, um so mehr stieg mit dem Druck auch die Erdwärme der Umgebung und damit auch die Temperatur des Salzlagers bis 40° Celsius und vielleicht darüber. Diese Faktoren zusammen mit der langen Zeit bewirkten chemische Veränderungen und Umsetzungen, welche statt der ursprünglichen deszendente Salzgesteine entstehen ließen.

Noch waren aber die alpinen Salzlager, abgesehen von örtlichen Hebungen und Senkungen, welche z. T. auch schon infolge Volumsänderungen der Gesteine beziehungsweise Minerale bei der Wasseraufnahme eintreten mussten, noch wenig gestört, die Entwicklung war bisher daher ganz analog der schon genannten Bildungsverhältnissen der norddeutschen Salzlager. Nun aber trat die bedeutsame Änderung ein. In den Alpen erfolgte in der Kreidezeit die erste große Gebirgsaufrichtung, während in Norddeutschland keine größere tektonische Veränderung mehr vor sich ging.

Das Relief unseres Landes wurde damit total umgestaltet, während im Norden des Gebietes der südliche Teil des Massivs sich allgemach senkte und später ganz untertauchte, stieg das Alpengelände nach langer Zeit wieder zum Teil über das Meeresniveau empor, und zu den vertikalen traten auch horizontale Schollenbewegungen, Zerrungen und Pressungen, welche auch die eingebetteten Salzlager erfassten und sogar von ihrer Bildungsstätte verfrachtet haben. Auf den entstandenen Verwerfungen und Brüchen drangen dann auch Tagewässer ein, lösten einen Teil der Salzgesteine auf, führten sie fort und setzten sie in veränderter Form anderswo wieder ab, sie leiteten die posthumen Veränderungen ein, welche seit dem noch eintraten. Umgekehrt eröffneten die tiefer gehenden Störungen hie und da z. B. im derzeitigen Salzlager von Hallstatt Wege in tiefere Rindenteile, aus welchen Magmen empordrangen und bis in die Salzlager sich erstreckten (Melaphyrgang von Hallstatt, vgl. S. 243.).

Nach einer von der mittleren Kreide bis zur mittleren Tertiärzeit andauernden Periode relativer Ruhe erfolgte die zweite und letzte große Hauptaufrichtung der Alpen; welche wieder große vertikale Aufpressungen und horizontale Verschiebungen der einzelnen Gebirgsteile und damit auch der Steinsalzlager auf ihre derzeitigen Fundstellen mit sich brachte und dieselben vielfach über ihre jüngere Umgebung hin aushob. Ihr ist es zuzuschreiben, dass während geologisch die Salzlager zu den ältesten und darum tiefstgelegenen Rindenteilen der Kalkalpen gehören, sie derzeit orographisch hoch über der Sohle der Haupttäler gelegen sind.

Mit und seit der letzten Aufrichtungsperiode der Alpen erfolgte die bleibende Verlandung des ganzen Terrains und die allmähliche Entwicklung eines Flussnetzes, welches schon vor der Eiszeit in der Hauptsache der derzeitigen Entwässerung entsprach, die Bildung und der örtliche Austritt der Solen mittels der eingedrungenen Tagwässer, die Fortsetzung posthumer Veränderungen und teilweiser Regenerierung der Salzlager, welche bis in die Gegenwart andauert.

Zu diesen Veränderungen gehören auch die Entsalzung eines Teiles der Tone im Haselgebirge, die Rückwandlung des Anhydrit in Gips durch Wasseraufnahme und anderer wasserfreier Salzmineralien in wasserhältige unter Volumsveränderungen, welche alle Stollen- und Schachtbauten zuwachsen lassen, und die meisten Ca, Mg und Na-hältigen Begleitmineralien wasserhältig machen, während wasserfreie und Kalisalze dagegen zurücktreten.

Natürliche Solen- oder Salzquellen finden sich im Bereich der alpinen Salzberge in geringem Maße überall, wo diese an die Oberfläche treten und waren wohl schon lange bekannt, als man die Salzberge noch nicht bergmännisch ausbeutete. Aber nur in Reichenhall liefern sie soviel Edelsole, dass ihre direkte Verwertung seit jeher und dauernd lohnend ist. An anderen Orten (Pfandl bei Ischl) wurden sie mit dem Bekanntwerden reicherer Vorkommnisse im Berg verlassen oder es verfielen selbst alte Bauten durch Naturereignisse (Michel Hallbach), an anderen Orten wurden sie überhaupt nicht in Verwendung genommen (Pürg, Windischgarsten) oder wurden aus politischen Gründen verlassen (Gosautal) oder zu Gunsten anderer Orte aus fiskalischen Ursachen unterdrückt (Hall bei Admont a. a. O.) oder endlich nicht mehr zur Salzgewinnung, sondern zu Heilzwecken verwendet (Hall bei Kremsmünster).

Im Land Salzburg seien die schwachen Solen im Lammertal und eine sulfatische Sole im Handlhof bei Abtenau erwähnt.

 

Die derzeitigen Salzberge.

Gegenüber den zahlreichen S. 168 ff verzeichneten Fundstätten von Salzgesteinen und Mineralien findet derzeit wie schon bemerkt, eine bergmännische Ausbeutung dieser Vorkommnisse seit Jahrhunderten nur mehr statt 1. zu Hall in Tirol, 2. zu Reichenhall in Bayern, wo natürliche reiche Solen zutage treten, 3. am Dürrenberg zwischen Berchtesgaden und Hallein, wo die Ausbeute sowohl auf der bayrischen Seite zu Berchtesgaden, wie auf der österreichischen 4. zu Hallein erfolgt, 5. zu Hallstatt, 6. zu Ischl in Oberösterreich, endlich 7. bei Aussee in Steiermark, während alle anderen alten Fundstätten seit der Mitte des 16. Jahrhunderts verlassen sind, neuere Funde, wie solche um Windischgarsten, am Warschenegg usw. vorkamen, nicht benützt werden, weil die vorerwähnten den Bedarf reichlich decken und auch abgesehen vom österreichischen Salzmonopol, die schwächeren und abgelegeneren den Betrieb derzeit nicht lohnen würden. Dem Alter und der Bedeutung nach standen bisher der Hallberg bei Hallstatt und der Dürrenberg bei Hallein — Berchtesgaden an der Spitze der Salzlieferung, ihnen folgten der Salzberg bei Aussee und jener bei Ischl, alle diese Salzberge sind durch Solenleitungen mit im Tale gelegenen Saldane oder Sudstätten verbunden, welche aber seit mehr als Dreihunderten zur Erleichterung und Verbilligung des Holzbedarfes noch weiter talabwärts geführt wurden. So führt die Solenleitung Hallstätter Sole nach Ischl und weiter abwärts nach Ebensee, Aussee ist seit den letzten Dezennien mit Ischl—Ebensee ebenfalls durch eine Leitung verbunden, auch stehen Berchtesgaden und Reichenhall seit 100 Jahren mit den Sudorten im bayrischen Traunstein und Rosenheim, das schon weit im Vorland liegt, in Verbindung: „Die Sudhütte sucht den Brennstoff auf."

Es erscheint nunmehr angemessen, nun noch die beiden heimischen Salzberge von Hallstatt und Ischl etwas näher zu besprechen, und ihnen auch den benachbarten Ausseer Salzberg anzuschließen, den Sudhüttenbetrieb aber erst im zweiten Artikel des näheren zu schildern.

 

Der Hallstätter Salzberg (vgl. Fig. 1 - 2).

Lage und äußerer Anblick. Der Hallstätter Salzberg, der älteste und bisher ertragreichste des österreichischen Salzkammergutes, befindet sich westlich des Ortes, wie schon erwähnt, im Halltale, einem vom Rudolfsturm zum Plassen ansteigenden Hochtal, dessen südliches Gehänge das weltberühmte Hallstätter Grabfeld trägt. In das Hochtal ist der — auch Kreuzbach oder Mühlbach benannte — Hallbach am unteren Ende tief eingeschnitten, von dem er über 200 Meter in Kaskaden zum See abstürzt. Der Boden dieses Hochtales, in welches die Stollen des Bergbaues münden, besteht oberflächlich aus Schutt und ausgelaugtem Haselgebirge, gegen Norden wird dasselbe von den triassischen und jurassischen Schichten des Schneiderkogels, gegen Süden vom ähnlich gebautem Himbeerkogl begrenzt, im Westen steigt die steile Kalkmasse des oberjurassischen Plassen bis 1952 Meter auf.

Hallstätter Salzberg, Längsprofil

Figur 1 - Hallstätter Salzberg, Längsprofil

Gegen Osten wird der Salzberg von der tiefen Einsenkung am See durch einen Riegel vom Dachsteinkalk abgetrennt, auf welchem der alte Rudolfsturm steht. Den Bau des Steinsalzlagers versinnlicht Figur 1 im Längsdurchschnitt, der vom See zur Plassenwand gezogen ist.

Hallstätter Salzberg, Querprofil

Figur 2 - Hallstätter Salzberg, Querprofil

Fig. 2 im Querschnitt von S — N.

Die ältesten Gesteine, zugleich das Liegende des Salzlagers, bilden Werfener Schiefer (1), die sowohl auf dem erwähnten Kalkriegel aus Dachsteinkalk (3) aufliegen, als auch im Lager nebst jüngeren Trümmern von Kalk in unregelmäßig begrenzten Massen auftreten (4). Er wird von grauem und schwarzen Ton „Lebergebirge" und bituminösen Kalk und Anhydrit begleitet, nach Innen dem Salzlager zu und über demselben an der Sole des über das Salzlager fließenden Hallbaches folgt ausgelaugtes Haselgebirge (Ha) und salzhaltiges (Hs) welches gegen Westen unter die hellen Kalke des Plassen (6) einfällt. Die Decke des Salzlagers gegen die Sohle des Halltales bilden über dem ausgelaugten Haselgebirge Moränen und alluvialer Kalkschutt (9 — 10). Im Innern des Salzlagers, das aus einem Gemenge von „Kernsalz", Begleitgesteinen und Haselgebirge besteht, finden sich mehrfach fremdartige Trümmer von Schiefer und Kalkgesteinen (5), die teils von den Seiten, teils von unten und oben in das Salzlager hineingelangten, als dieses von seiner ursprünglichen Bildungsstätte verschleppt und aufgepresst wurde. Das bei (u) auftretende, zuerst als „Melaphyr" bezeichnete Aufbruchsgestein zeigt, dass bei diesen Umwälzungen zeitweilig der Flözmantel der Erdrinde durchrissen, und den ihn unterteufenden breiigen Tiefegesteinen ein Weg eröffnet wurde.

Noch deutlicher als der Längsschnitt des Salzlagers zeigt ein Querschnitt desselben von S und N (Fig. 2) die Entstehung des derzeitigen Vorkommens durch Aufpressung, welche bereits L. Zeuschner (schon vor 75 Jahren dazu führten, die alpinen Salzlager im Gegensatz zu den sedimentären Salzbildungen in den Karpaten als sporadisch auftretende, spaltenerfüllende Schlammausbrüche anzusehen.

Die 11 Stollen im Hallstätter Salzberg sind von oben nach unten:

    Bauzeit Seehöhe  
1. Der hohe Wasserstollen 1725 ca. 1220 m  
2. Der niedere Wasserstollen 1733 1180 m  
3. Der Kaiser Ferdinand-Stollen 1524 1150 m  
4. Der Kaiser Karl-Stollen 1687 1100 m  
5. Der Kaiser Kath. Theres.-Stollen 1675 ca. 1050 m  
6. Der Kaiser Leopold-Stollen 1570 ca. 1000 m  
7. Der Kaiser Josef-Stollen 1607 970 m  
8. Der Kaiserin Christine-Stollen 1719 950 m  
9. Der Kaiserin Maria Theresia-Stollen 1782 910 m  
10. Der Kaiserin Elisabeth-Stollen 1893 830 m 850 m
11. Der Kaiser Franz Josef (Erb)-Stollen 1856 735 m Rudolfsturm


Die Mächtigkeit des ganzen aufgeschlossenen Lagers beträgt also rund 400 Meter, es reicht bis in eine Höhe von rund 1150 Meter und ist bis zum Kaiser Franz Josef-Erbstollen, dem tiefsten Einbau, auf eine Mächtigkeit von über 400 Meter aufgeschlossen, dürfte aber noch bis gegen 500 Meter, dem Spiegel des Hallstätter Sees, hinabreichen.

Mit Ausnahme des Kaiserin Elisabeth-Stollens, der noch in Ausrichtung sich befindet, haben alle Stollen ihre Mündungen am Tage, zudem finden sich außer den genannten Wasserstollen noch Schürfe zur Bewältigung des von oben zusitzenden Quellwassers, zur Verbindung der einzelnen Stollen untertags bestehen senkrechte Schächte und schräg ansteigende Schürfe. Außer obigen Stollen finden sich noch mehrere sonstige Einbaue.

Deckenaufbau des Untergrundes im Hallstätter Salzberge.

In den letzten dreißig Jahren wurde erkannt, dass unsere Alpen einen Deckenbau zeigen, d. h., dass bei der Alpenaufrichtung jene große Gesteinskörper, welche die derzeitigen Gebirgsgruppen bilden, nicht nur in vertikaler Richtung, sondern oft noch mehr auch horizontal verfrachtet und übereinander geschoben wurden, so dass sie von ihrer Bildungsstätte abgehoben und verschleppt wurden. Dies gilt insbesondere auch von den derzeitigen Salzlagern, welche als Fremdkörper in ihrer derzeitigen Umgebung sich vorfinden und Teile derartiger Decken sind, die über eine anders zusammengesetzte Basis geschoben erscheinen. Durch die sorgfältigen Arbeiten Er. Spenglers konnte dies bisher des Näheren am Hallstätter Salzberg festgestellt werden, während für die anderen Salzkammerberge ein ähnlicher Vorgang zwar sehr wahrscheinlich, im einzelnen aber derzeit noch nicht erwiesen ist.

Die beifolgenden Profile 5 und 6 geben in dieser Richtung Einblick auf die Gebirgsteile, welche der (Tiroler) Basis, beziehungsweise (Juvavischen) Deckscholle angehören, und zwar zeigt Fig. 5 das Gelände in einem Schnitt von W 18° N nach O 18° S. Fig. 6 hingegen S 15° gegen W nach N 15° gegen Osten das Profil 5 geht vom Gosautal über das Brieltal und den westlichen Abfall des Plassen zum Halltal über das Salzlager zum Rudolfsturm und dem Hallstätter See W 16° gegen N und O 18° gegen Süden. Zwischen dem Gosau- und Brieltal liegen unter quartären Schutten Gosau-Mergel und Sandsteine und Konglomerate auf mittleren Triasschichten, die der tirolischen Basis angehören. Nun folgt im Brieltal eine Verwerfung, welche die tirolische Einheit von der juravischen Deckscholle scheidet. Dieser gehört das Profil bis zum Rudolfsturm ober Hallstatt an, während daselbst wieder die tirolische Basis sich einstellt, die also von der iuvavischen Deckscholle überschoben ist. Am Ostgehänge des Brieltales liegt zuerst Gosau Konglomerat (9c) auf unterer Trias 1 (Werfener Schiefer), dann folgt am Abhang zur hohen Maxenhütte mittlere und obere Trias, 2 — 3, die wieder gegen den Plassen hin mittl. Trias in (anis.) Dol- und Schleyeralmausbildung, 2—3, überlagert vom ob.jur. Kalkklotz des Plassen, ti, der am steilen Ostgehänge von einem rasch wachsenden Schuttmantel, 9/10, bedeckt ist. Nun folgt das Halltal, dessen Sohle aus ausgelaugtem Haselgebirge, Ha, das salzreiches, Ha, mit fremden Einschlüssen f, f, zuhüllt, bis gegen den Rudolfsturm hin, wo Werfener Schiefer (1) das Salzlager unterteuft, selbst wieder aber auf Dachsteinkalk, 8, aufliegt, der bereits der tirolischen Basis angehört.

Es gehört also das Geländestück Gosau — Brieltal und wieder Rudolfsturm — Hallstatt der tirolischen Basis, der Mittelteil Brieltal – Plassen — Hallstatt — Rudolfsturm der juvavischen Deckscholle an, die sich aus drei Teilschollen (G. Maxerhütte, 2), P. 1433a und Plassen — Halltal aufbaut.

Wie ersichtlich, ist das steinsalzführende Haselgebirge im Profil 1 auf einer Strecke von 2.2 Kilometer aufgeschlossen und nimmt von oben nach unten an Mächtigkeit zu, die aber durch die eingeschlossenen Fremdkörper beschränkt ist. Das Profil 6 führt von S 15° gegen W vom Echerntal beim Binderwirt über den Sommerau- und Steinbergkegel zur Karrwand und sinkt von da wieder zum unteren Gosautal ab.

Wir finden auf diesem Schnitt (2) den Echerntalbruch im Süden (6), den Rossalpenbruch im Norden des Sommeraukogels, dann den Stollengrabenbruch 3 zwischen Steinbergkogel und Karrwand.

Der Teil zwischen Echerntal- und Roßalpenbruch gehört unten der Tiroler-Basis, am Gehänge beiderseits des Sommeraukogels dem ersten Teilstück der Juvavischen Deckscholle an. Die Umgebung des Steinbergkogels liegt im 2. Teilstück der juvavischen Deckscholle, die Karrwand schon wieder in der Tiroler-Basis. Ausgelaugtes Haselgebirge findet sich als schmale Zone am Sommeraukogel, wie beiderseits des Steinbergkogels. Aber nur nördlich desselben schließt es auch salzführendes Haselgebirge, Hs, in der Ausdehnung von nicht einmal ½ Kilometer ein. Das Hallstätter Salzlager bildet daher von S — N nur einen schmalen, steil in die Tiefe einfallenden Zug, dessen Erstreckung unter dem Plassen zur Rossalpe in der Gosau zu vermuten, aber nicht nachgewiesen ist. Die Fortsetzung vom Halltal nach SW bei der Werkstatt unter dem Solinger Kogl dürfte hingegen durch den Rossalpenbruch unterbunden oder doch verschoben sein.

Nach dieser Darstellung erscheint daher die Anlage eines Aufschlussstollens vom Echerntal zum Salzlager nur wenig hoffnungsreich gegenüber der durch die Fortsetzung des Ischler Erbstollens gegen Aussee zu erwartenden Ausbeute, wie im folgenden zu zeigen sein wird.

Der derzeitige Salzberg von Ischl. (Fig. 3 u. 4.)

Um Ischl bestanden schon im frühen Mittelalter mehrere natürliche solenverwertende Salzsiedestätten, von denen die am Pfandl und Michaelhallbach längere Zeit in Betrieb standen, bevor der Salzberg von Hallstatt wieder in Aufnahme kam. Der derzeitige Ischler Salzberg bei Pernegg war im Mittelalter unbekannt und unbenutzt, erst als mit dem Anfall Böhmens an das Habsburgerreich im 16. Jahrhundert der Salzbedarf ungemein stieg, und das Sudwerk am Michelhallberg durch gewaltige Muren verschüttet wurde (1562), musste man an geeigneten Ersatz denken.

Im Jahre 1565 entdeckte Hans Praunfalk den Salzberg bei der Reinfalz-Alpe, der seitdem in Abbau steht. Die Figuren 3 und 4 geben Schnitte durch denselben von NW — SO und von W — O.

Der jetzige Bergbau von Ischl liegt am rechten Traunufer im SO des Marktes und zieht sich von dort über Pernegg ansteigend gegen die Reinfalzalpe, wo das den Salzkern umgebende Hasel- oder Lebergebirge oberflächlich ansteht. Oberflächlich wird das Gehänge außerdem im höheren Teil aus Juraschichten, am Abfalle gegen das Trauntal auch aus älteren Kreidekalken und Mergeln gebildet, gegen die Tiefe des Berges folgen sodann Triaskalke, unter welchen das stockförmige und aufgerichtete Salzlager folgt. Dieses besteht aus dem frischen Haselgebirge, Hs, welches reichlich zur Hälfte aus Steinsalz sich zusammensetzt und beiderseits von einem Mantel ausgelaugten Haselgebirges, ha, begleitet ist.

Ischler Salzberg, Längsprofil

Figur 3 - Ischler Salzberg, Längsprofil

Es grenzt gegen SO an Werfener Schiefer 1, Fig. 3 zeigt sehr deutlich die Aufrichtung der im NW im Hangenden befindlichen mittel-obertriassischen Kalkschichten, während die Kreideschichten in Falten gelegt sind.

Gegen SO stoßen die das Salzlager abschließenden Werfener Schichten diskordant an die jüngeren Hangendschichten, welche sie überlagern. Der Salzstock bildet also eine Kuppe, die sich als Teil einer gegen N überschobenen, gegen S abbrechenden Antiklinale darstellt. Infolge dieser Umstände ist das Salzlager in seinen oberen Teilen gegen die Reinfalzalpe weder so mächtig noch reichhaltig, wie in den tieferen Abschnitten, dafür werden die Zufahrtsstollen nach der Tiefe immer länger, bevor sie nutzbares Salzgebirge erreichen.

Ischler Salzberg, Querprofil

Figur 4 - Ischler Salzberg, Querprofil

Figur 4, der west-östliche Schnitt des Ischler Salzlagers zeigt ebenfalls die kuppenförmige Gestaltung, aber viel größere Ausdehnung des Salzlagers in dieser Richtung.

Stollenbauten. Fig. 5.


Bergbau von Ischl an der Reinfalzalpe.

1. Mitterberg 1563 (verfallen)
2. Lipplesgraben Stollen 1564
3. Steinberg Stollen 1567 (aufgelassen)
4. K. Matthias Stollen 1577
5. Neuberg 1586
6. Frauenholz Stollen 1611
7. K. Amalien Stollen 1687
8. K. Elisabeth Stollen 1719
9. M. Ludovica Stollen 1747
10. K. Josef Stollen 1751
11. M. Theresia Stollen 1775
12. K. Leopold II. Stollen 1794
13. K. Fr. Josef Erbstollen 1895 — 1916.

Auch die vorstehend bezeichneten Stollen sind von weiteren Einbauten begleitet.

Die vorstehend bezeichneten Stollen nehmen nach unten an Länge zu, an Alter ab, im 19. Jahrhundert wurde hier kein neuer Stollen angeschlagen.

Erst um die Wende des 19. Jahrhunderts wurde der unterste Kaiser Franz Josef Erbstollen von der Talsohle bei Laufen ausgehend in zirka 500 Meter Meereshöhe beginnend und in einem so großen vertikalen Abstand vom Kaiser Leopold Stollen vorgetrieben, dass sechs Tiefbauhorizonte eingeschoben werden können und damit der Abbau bei der derzeitigen Förderung für Jahrhunderte gesichert erscheint, auch wenn nicht der Ausseer Salzberg oder andere benachbarte Salzstöcke bei weiterem Vortriebe angefahren werden.

Damit fand man für das 19. Jahrhundert trotz gestiegener Förderung das Auslangen; dachte aber fürsorglich der Zukunft und suchte dabei gleich für absehbare Zeit den Bedarf zu decken. Während die bisherigen Stollen den einzelnen Stockwerken des Betriebes entsprechen, erschien für einen derartigen „Erb“stollen ein größerer Abstand angemessen, der aber auch eine viel größere Länge verlangte und sehr kostspielig sich gestalten musste, ohne dass er vorerst für die Salzförderung in Betracht kam.

Über den Ischler Salzberg wie über jenen von Aussee fehlt derzeit noch eine Arbeit, welche die Tektonik des Untergrundes ähnlich der von Spengler über Hallstatt behandelt. Doch ist auch hier ein analoger Bau anzunehmen, da Anfang und derzeitiges Ende des Franz Josef Erbstollens der Gamsfelddecke, der juvavischen Deckscholle, die Mitte von 1050 — 2070 Meter der tieferen bayrischen Decke angehören. Wie Spengler annimmt, wurde erst durch eine nach-gosauische Verschiebung das derzeitige Lageverhältnis zustande gebracht. Das schematisierte Profil 7, welches im ganzen von W — O führt, zeigt drei auf der Strecke Trauntal — Alt Aussee sich folgende Salzvorkommnisse, von denen 1 bei dem Ischler Salzberg 3. Ausseer Salzberg in Abbau stehen, der mittlere unter der B. Sandlingalm die Fortsetzung des Mich. Hallbaches anfahren dürfte.

Deckenaufbau des Hallstätter Salzberges

Figur 5 - Deckenaufbau des Hallstätter Salzberges

Deckenaufbau um den Karrwand Hallstätter Salzbergwerk

Figur 6 - Deckenaufbau um den Karrwand Hallstätter Salzbergwerk
Schichten-Bezeichnung: Ha = ausgelaugtes, Hs = salzführendes Haselgebirge und "Malaphyr" im Hallstätter Salzberge, fr. = fremdartige Einlagerungen: 1. untere Trias, Werfener Schiefer, 2. mittl., 3. obere Trias und Rhät, 4. Lias, 5. mittlere und obere Jura, 6. Tithon, 7. unt. u. m. Kreide, 8. obere Kr. Gosau, 9/10 Diluviale Gesteine u. allw. Gehängeschutt, ~~ = Brüche

Der Ausseer Salzberg. (Fig. 7)

Wenn auch in Steiermark gelegen, muss derselbe wegen des wahrscheinlichen Zusammenhanges mit dem von Ischl kurz erwähnt werden. Derselbe liegt unfern von Altaussee unter dem Ahornberg, er ist nach Ritter von Hauenfels auf über zwei Kilometer in der Länge, 1.5 Kilometer in der Breite und über 300 Meter in der Tiefe aufgeschlossen. Die das Salzlager überdeckenden Schichten bestehen aus mitteltriassischem (anisischem) Dolomit, auf welchem zum Teil (Rotenkogl) obertriassische Hallstätter, zum Teil Dachsteinkalke liegen, weiters finden sich liassische Kalke und Mergel, mittel- und oberjurassische, endlich tithonische Kalke (Sandling) (Fig. 7.)

Schematisches Profil vom Ischler zum M. Hallbach und Alt Ausseer Salzbergwerk

Figur 7 - Schematisches Profil vom Ischler zum M. Hallbach und Alt Ausseer Salzbergwerk

Werfener Schiefer ist nur in der westlichen Umgebung (Vorder-Sandling, Leisling gegen St. Agatha), sowie vom nördlichen Fuße des Sarstein (Pötschen — Aussee) entblößt, während das Haselgebirge um den Sandling und Raschberg schon oberflächlich mehrfach ansteht, in der Tiefe aber vielfach aus der Gegend von Ischl — Goisern, Sankt Agatha gegen Altaussee und die Talsenkung um Aussee reichen dürfte. Der Salzbergbau von Aussee bildet, wie das schematische Profil 7 zeigt, das vom Trauntal beiläufig nach Ost bis zum Augstbach reicht, eine flache Kuppe von unterer Trias, die sich gegen die Tiefe stark verbreitern dürfte. Im Westen gegen den hohen Sandling folgt die mächtige Synklinale des hohen Sandling, die von der (mittleren?) Trias über alle Stufen des Jura reicht.

Am Vordersandling schneidet eine Verwerfung das Gelände ab, und es folgt hier abermals Haselgebirge, dessen Ausbisse als Solen am Michelhallbach die gleichnamigen im Mittelalter bis 1563 ausgebeuteten Sudstätten speisten. Auch dieses dürfte kuppenförmig gestaltet sein und gegen die Tiefe sich verbreitern, einerseits gegen den Ausseer-, anderseits unter dem Raschberg gegen den Ischler Salzberg hin. Der Ischler Erbstollen hat den Ischler Salzberg schon durchörtert, steckt jetzt in der Kalkscholle des Raschberges und dürfte wahrscheinlich bei weiterer Fortsetzung den Michelhallberg durchlaufen und endlich den Ausseer Salzberg erreichen.

Der Salzbergbau in der Umgebung von Aussee geht am Sandling — Michelhallbach wohl mindestens auf die Römerzeit zurück, am derzeitigen Salzberg bestanden erst um 980 Salzpfannen, die unter den steirischen Ottokaren aber in den Händen von Privatgewerken waren. Erst die Habsburger konnten 1420 den Salinenbesitz um Aussee zum ausschließlichen Kammergut machen und 1543 die übrigen Salzwerke Nordsteiermarks (Hall bei Admont, zu St. Gallen bei Weißenbach, im Halltal a. Salza bei Maria Zell) zur Auflassung bringen.

Das Salzlager zu Altaussee wird zur Zeit also erst in seinem nordöstlichen höchstgelegenen Flügel abgebaut, es enthält nicht nur das reichste Haselgebirge mit 70 —90 % Salzgehalt, sondern auch große Einschlüsse von „reinem Salzkern", unmittelbar verwendbaren Steinsalzes. Die gewonnene Sole wird zum Teil bei Aussee versotten, seit 1906 aber durch eine 16.5 Kilometer lange Solenleitung über die Blahalm im herrlichen Rettenbachtal nach Ischl geleitet und mit der Hallstatt — Ischler Sole daselbst oder in Ebensee zur Verwendung gebracht.

Von allen derzeitigen alpinen Salzbergen im österreichischen Salzkammergut, das von Hallein über Hallstatt und Ischl bis Aussee reicht, hat nach dem Stand der derzeitigen Kenntnisse der von Aussee die größte Zukunft. Um zu seiner vollen Bedeutung zu kommen, ist aber die Fortsetzung des Kaiser Franz Josef Erbstollens vom Ischler Salzberg unter dem Raschberg und Sandling bis in den Salzstock von Alt Aussee erforderlich, weil dann die Sole direkt nach Ischl und Ebensee zur Versiedung geleitet werden und voraussichtlich auch der alte Michelhallberg wieder in Benützung gebracht werden kann. Damit ist auch bei gesteigertem Bedarf an Speise- und Industriesalz in Österreich die Grundlage auf absehbare Zeit vollauf gesichert. Im Hausruck aber liegt für den Sudhüttenbetrieb sehr geeignete Kohle, die der Hauptsache nach nun im oberösterreichischen Landesbesitz sich befindet und in den Salinen einen sicheren Absatz finden kann.

Quelle: H. Commenda, Übersicht über das Vorkommen und die Verwendung der Salzlagerstätten in Oberösterreich, in: Heimatgaue, Zeitschrift für oberösterreichische Geschichte, Landes- und Volkskunde, 9. Jahrgang 1928, S. 166 - 173 und S. 240 - 250.
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