Etta Becker-Donner
Ethnologin

• geboren 1911 in Wien, gestorben 1975 in Wien.

Violetta Donner, geboren am 5.Dezember 1911; Univ. Wien (Afrikanische Sprachen, Ethnologie); 1934/35, 1936/37 Forschungsreisen nach Liberia; Promotion 1940 (Die Sprache der Mano ); 1938 wissenschaftliche Hilfskraft, dann Assistentin am Museum für Völkerkunde; 1947 - 49 Aufenthalt in Chile; Forschungsreisen nach Brasilien (1954;1956), China (1956), Turkestan (1959) und Mittelamerika; 1956-1975 Direktorin des Museums für Völkerkunde: 1963 Vorstandstmitglied; 1969 - 1975 Präsidentin der Österreichischen Ethnologischen Gesellschaft; 1965 Mitbegründerin, Präsidentin des Lateinamerika-Institutes; 1965-1975 Auschussrätin der Wiener Anthropologischen Gesellschaft; gestorben am 25.September 1975.

Donner, Tochter einer großbügerlichen Wiener Familie, inskribierte 1928 an der philosophischen Fakultät der Universität Wien afrikanische Sprachen und Völkerkunde. Währen ihres Studiums unternahm sie in den Jahren 1934/35 und 1936/37 zwei Forschungsreisen nach Liberia. Ihren Feldforschungen ließ sie zahlreiche Publikationen folgen, die ihren Ruf als Afrikanistin begründeten. Eine umfangreiche Sammlung von Objekten, die sie auf diesen Reisen gesammelt hatte, wurde 1937/38 in einer Sonderausstellung im Wiener Museum für Völkerkunde gezeigt. 1938 begann auch ihre Karriere im Museum für Völkerkunde, wo sie bis zu ihrer Promotion mit einer Arbeit über die Sprache der Mano (1940) als wissenschaftliche Hilfskraft beschäftigt wurde.

Durch ihre Eheschließung mit dem Amerikanisten Hans Becker 1941 verlagert sich ihr Interesse zunehmend auf die indigenen und die kolonialen Kulturen Lateinamerikas. Dieses Interesse vertiefte sie durch ihren Aufenhalt in Chile, der eine Folge der Ernennung ihres Mannes zum österreichischen Geschäftsträger für Chile war. Nach der Ermordung ihres Mannes in Ausübung des diplomatischen Dienstes kehrte sie nach Wien zurück, um sich neuerlich ihrer Arbeit als Ethnologin am Museum für Völkerkunde zu widmen. In der Folge führte sie 1954 und 1956 Forschungsreisen in das Territorium Rondonia in Brasilien, wo sie ethnografisch arbeitete, aber auch archäologische Ausgrabungen durchführte.

1955 wurde sie mit der Leitung des Museums für Völkerkunde in Wien betraut, dem sie seit 1956 als Direktorin vorstand. In dieser Funktion arbeitete sie ebenso am Aufbau der technischen Dienste des Museums und an der Schaffung von Außenstellen wie am Ausbau der Sammlungen und der Einrichtung zahlreicher Sonderausstellungen. Daneben widmete sie sich aber auch intensiv ihrer Forschungstätigkeit, wobei sich ihr persönliches Interesse nun zunehmend auf Mittelamerika verlagerte. In den 60er Jahren führte sie ethnografische Studien im Hochland von Guatemala sowie bei den Bribri in Costa Rica durch. Kürzere Reisen führten sie auch nach Mexiko, Honduras und Panama. Dabei verband sie ihr ethnografisches Interesse zunehmend mit dem gesellschaftspolitischen Engagement für die Entwicklungsförderung. 1965 wurde auf ihre Initiative das Österreichische Lateinamerika-Institut gegründet, das mehrere Entwicklungsprojekte in Lateinamerika unterstützte.

Donner bemühte sich in diesem Zusammenhang insbesondere um den Aufbau kunsthandwerklicher Kooperationen – eine Bemühung, die schließlich auch zur Zusammenstellung der Ausstellung „Volkskunst in Lateinamerika“ führte; diese Ausstellung wurde 1972/73 in Wien und in der Folge auch in Deutschland, Belgien und den Niederlanden gezeigt.

Im Zusammenhang mit ihrem Engagement für die Entwicklungsförderung war Donner auch die Information und Aufklärung der Bevölkerung – in Österreich und Lateinamerika – ein besonderes Anliegen.

Sie unterstützte nicht nur den Aufbau mehrerer (Fach-)Schulen in Guatemala, sondern sie war auch Initiatorin von Informationskursen über verschiedene Regionen und Länder der sog. „Dritten Welt“, die am Wiener Museum für Völkerkunde in Kooperation mit der österreichischen UNESCO-Kommission und dem Lateinamerika-Institut abgehalten wurden.

Diese vielfältigen Tätigkeiten ließen ihr für die Veröffentlichung ihrer umfangreichen Feldforschungsnotizen keine Zeit. Laut ihrem Kollegen Christian Feest hoffte sie, sich nach ihrer Pensionierung der Forschung widmen zu können – eine Hoffnung, die aber durch ihren vorzeitigen Tod zunichte gemacht wurde.

Schriften von Etta Becker-Donner:

Literatur:



• Quellen: Brigitte Fuchs: "Becker-Donner, Etta" in: Wissenschafterinnen in und aus Österreich, Leben - Werk - Wirken, Brigitta Keintzel / Ilse Korotin (Hg.), Wien 2002, S. 53 - 55.