Eugenie Goldstern
Europäische Ethnologin

Eugenie Goldstern, geboren 1883 in Odessa, ermordet 1432 in Izbica.

Ein Leben, geprägt vom untergehenden Zarismus – Goldstern wird 1883 in Odessa geboren - , dem Antisemitismus und schließlich dem Faschismus, dem Goldstern zum Opfer fällt.

Sie rettet sich vor den großen Pogromen in der Ukraine, kommt 1905 nach Wien. Durch ihren aus Lemberg stammenden Vater ist sie gebürtige Österreicherin. Sie studiert Ethnologie in Wien bei Michael Haberlandt. Da sie in Österreich nicht promovieren kann, setzt sie ihre Studien in Neuchatel fort, sie macht ihre ersten Feldforschungen in den Alpen. Sie ist eine Schülerin von Arnold van Gennep, dessen „Rites du Passage“ noch heute aktuell sind und von Claude Levi-Strauss rezipiert wurden. Ihre Promotion erfolgt im Fach Humangeographie in Fribourg 1921 über Hochgebirgsvolk in Savoyen und Graubünden.

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und in den zwanziger Jahren bereist sie die Randzonen der europäischen Klutur in den Hochgebirgstälern Österreichs, der Schweizer Alpen des Oberrheingebiets, aber auch des schweizerisch-italienischen Kontaktraumes Frankreichs, Italien und der Schweiz.

Ohne institutionelle Unterstützung muss sie, als unabhängige Privatgelehrte, aus eigenen Mitteln Reisen, Forschungen und auch Sammlungen bestreiten. Sie betreibt Feldforschung, teilnehmende Beobachtung, zeichnet, fotografiert, vermisst. Sie begeistert sich für das einfache Spielzeug von Bergbauernkindern. Sie ersteht Kerbhölzer, die als urtümliche Rechtsurkunden die Verteilung von Nutzen und Pflichten in den demokratisch verfassten Gemeinden regeln. Sie entdeckt, dass das „Primitive“ nicht typisch für Länder der dritten Welt ist. Mit der einfühlsamen Beobachtung von fremden Ritualen werden Grenzen überschritten, gewohnte Lebensentwürfe in Frage gestellt. Die strenge Ordnung altüberlieferter nachhaltiger Wirtschaftsformen in alpinen Gegenden wird modellhaft dargestellt.

Eugenie Goldstern schreibt eine Dissertation über Bessans/Hochsavoyen, die später als erste Gemeindemonografie überhaupt gerühmt wird. Diese Schrift wird ins Französische übersetzt. Der Name „Goldstern“ ist deshalb in der Maurienne noch immer ein Begriff. Sie schafft eine einmalige und auch heute noch immer wieder von Franzosen im Wiener Museumsdepot konsultierte Sammlung aus der höchste gelegenen französischen Gebirgsgemeinde. Sie baut eine Vergleichssammlung auf, die Verbindungen aufzeigt, die nationale Schranken überwindet und regionale Sonderformen in größere Zusammenhänge stellt. Es wird ökologisch verantwortungsvoller Umgang mit knappen Ressourcen in entlegenen Randgebieten anschaulich belegt. Es gelingt ihr, nachzuweisen, dass urwüchsige Formen des Wirtschaftens und der Kultur nicht an weit entfernte Völker gebunden ist. Mit anthropologischen Untersuchungensmethoden, die sonst bei Kolonisierten angewandt werden, stellt sie mitten in Europa archaische Lebensformen fest.

Eugenie Goldsterns Leben ist geprägt von Vertreibung und Flucht. Sie vertraut ihre Alpin-Sammlung dem Österreichischen Museum für Volkskunde an. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges muss sie ihre Studien abbrechen, weil sie als Spionin verdächtigt wird. Ihre Studien im Aosta-Tal beenden die Schwarzhemden Mussolinis. In Wien sucht sie in der männerdominierten Volkskunde Anerkennung. Ihr Forschungsansatz, der dem um sich greifenden Rassenwahn entgegensteht, hat in der damaligen Zeit keine Chance.

Währende sich das Volkskundemuseum zum Tummelplatz nazistischer Umtriebe entwickelt, wird Goldstern 1942 von den Nationalsozialisten in das Lager Izbica deportiert und umgebracht.

Eugenie Goldstern ist eine bedeutende Persönlichekt und hervorragende Wissenschafterin, die in der Volkskunde Großartiges geleistet hat. Das Werk von Frau Goldstern steht in der Tradition einer Ethnologie, die durch den Kulturvergleich und die Begeisterung für ursprüngliche Formen der Wirtschaft, des gestalterischen Ausdrucks und gemeinschaftlichen Lebens geprägt ist. Die Randgebiete, mit denen es sich beschäftigt, sind Sitz von kulturellen und wirtschaftlichen Eigentümlichkeiten, die fremde Völker einen.

Schriften von Eugenie Goldstern:

Literatur: