Fragenstein.

Nächst der Umgebung des Dorfes Ötz möchte es im Oberinntal keinen so warmen Ort geben, als den Zirler Berg neben den Abhängen der Martinswand. Schnee bleibt dort selten liegen, die Sonne liegt heiß auf dem Föhrenwald, der jetzt dort grünt, wo einst die Rebe gedieh.

An diesem Hange, hoch über dem Inn, dem „Strom der siebenzig Gletscher", der ruhig zwischen den Weiden und Erlen seiner Ufer dahinflutet, im Angesichte der Eisgebirge von Dux und der Einsattlung, in welcher der Schienenweg gegen Italien und durch das Innere des Iselberges hin gelegt ist, erheben sich die Trümmer von Fragenstein.

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Fragenstein

Wann es gegründet worden, darüber verlautet keine Nachricht mehr. Für uns hat das alte Gemäuer seine Anziehungskraft durch die Runde von dem Lieblingsaufenthalt des letzten Ritters, des Kaisers Maximilian, von welchem noch das Wappen herrührt, das man über dem Tore (und auch auf der gegenüberstehenden Photographie) bemerkt. Von hier zog er zu seinen Gemsjagden aus; hier rastete er von denselben. Und wie sich im Hintergrunde dieser Erinnerungen die Sage von dem seltsamen Abenteuern an der Martinswand erhebt, so steht sie auf dem Bilde gerade hinter dem Gemäuer gegen Osten, als schön abfallende Vorstufe des gewaltigen Solstein.

Vor der Veste erhebt, sich ein Wartturm, auf dem sich Buschwerk angesiedelt hat und zu dessen unnahbarer Plattform man oft Eichhörnchen sich vor dein Fremdling flüchten sieht. Gerade unten zur Rechten, unweit vom Inn, in der Tiefe, ist der Martinsbühel mit einem zerfallenen Gemäuer, aus dessen Fenstern der Kaiser einst nach den an der wand herumkletternden Gemsen geschossen haben soll. Hier ist auch der Ort, wo Graf Arco, indem er zur rechten Seite des bayerischen Churfürsten Max Emanuel ritt, die feindliche Kugel des Scharfschützen auf sich lenkte und den Fürsten mit Hinopferung des eigenen Leben von einem sicheren Tode rettete.

Quelle: Heinrich Noe, B. Johannes, Die Burgen von Tirol in Bild und Wort, Partenkirchen ca. 1890, Nr. 17.

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