Schönna.

Schönna [Schloss Schenna], hoch über der Passer, sollte wegen des Pflanzenwuchses gesucht werden, welcher die mancherlei Wege, die zu seiner Höhe hinaufführen, überschattet. Nirgends in der Meraner Gegend, breitet sich solche Kühlung von den Wipfeln der Nuß- und Kastanienbäume über rasche Bergwasser aus, als dort oben. Durch die Rebengänge blickt man in blaue Fernen des Etschlandes, in die kahlen Felshänge von Sprons, auf die weißen Felder, die hinten im fernen Vinstgau [Vinschgau] glänzen.

Schenna bei Meran, www.SAGEN.at

Schönna [Schenna] bei Meran

Dort oben sieht man vom Etschland einen durch Waldschatten und Wasserkühlung ausgezeichneten Winkel - eine Gestaltung desselben, welcher man längs des weiten Laufes des Flusses nur selten begegnet.

Dazu kommt, daß dieses an die Passer hergetragene Stück eines Parkes durch eine Fernsicht ausgezeichnet ist, welche der des Stammschlosses Tirol gleichkommt und nicht weit hinter dem Ausblicke der hochgelegenen Fragsburg zurücksteht. Denjenigen, welche sich vom Süden her Meran nähern, erscheinen Tirol und Schönna zuerst, bevor irgend ein anderes Mauerwerk um die alte Burggrafenstadt herum sich von den Berghängen abhebt.

Den höchsten Glanz, das höchste Ansehen genoß das Geschlecht, welches zu Schönna hauste, um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Damals war dort oben Ritter Peter, genannt der Petermann Herr, Burggraf von Tirol und durch die Gunst Margarethens der Maultasche ausgezeichnet.

Späterhin waren die Ritter von Starkenberg Herren von Schönna, welchen die Geschichtsbücher unruhigen und hochfahrenden Geist vorwerfen. Sie waren die Anstifter der Adelsverschwörung gegen den Herzog Friedrich, und Allen wurde Verzeihung gewährt, nur ihnen nicht. Forst und Hohen-Eppan mit vielen anderen Burgen befanden sich schon in der Gewalt des Lehensherrn, ehe Schönna seiner Macht unterlag.

In unseren Tagen gehört die Burg dem Grafen von Meran, dem Sohne jenes Erzherzogs Johann, welcher von allen Fürsten seines Hauses die Welt der Berge am Meisten geliebt hat.

Dieser Mann ruht in einem stillen Gewölbe unter einem schönen gotischen Bau, der weithin in die Tiroler Bergwelt schaut und welchen man sein Mausoleum nennt.

Nachdem er auf Schlachtfeldern für die Fahne des Kaiserhauses gefochten, nachdem sein Name mit dem ersten Versuche des deutschen Volkes, alle seine Stämme zur Einheit zu sammeln, unauflösbar verbunden ist, behält seine Asche das Land Tirol.

Zu seiner Ruhestätte rauscht der Fluß herauf, welcher aus der Heimat des Mannes kommt, der für die Unabhängigkeit des Bergvolkes in den Tod gegangen, des Sandwirthes von Passeier.

Und man braucht gar nicht weit von dieser merkwürdigen Ruhestätte gegen Norden zu gehen, nur bis zum Dorfe Prenn hin, so erscheint ein weißes Haupt aus Stubai. Und im Süden glänzen die Gipfel, an deren Hängen die wälsche Sprache ertönt.

So blicken die Hänge um Schönna nach dem Norden wie nach dem Süden des Berglandes.

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Schönna [Schenna]

Quelle: Heinrich Noe, B. Johannes, Die Burgen von Tirol in Bild und Wort, Partenkirchen ca. 1890, Nr. 9 u. 10.

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