30
. November

Andreas Ap., Bernard

Wirft herab Andreas Schnee,
tut's dem Korn und Weizen weh. -

Schau in der Andreasnacht,
was für Gesicht das Wetter macht:
So wie es ausschaut, glaub's fürwahr,
bringt's gutes oder schlechtes Jahr.


Andree bringt Schnee,
tut den Saaten weh
und treibt die Preise in die Höh.
Andreasschnee bleibt hundert Tage liegen.

November trifft oft herein,
braucht nit viel dahinter z'sein.

Legende:

Kreuzigung © Wolfgang Morscher
Kreuzigung des heiligen Andreas, Pfarrkirche hl. Andreas Kitzbühel
Deckengemälde im Langhaus, Künstler: Josef Gold 1897
Wolfgang Morscher, 29. Mai 2005

Andreas (30. November) ist wohl, wie etwa Laurentius mit seinem Rost, allgemein am deutlichsten gekennzeichnet durch das schiefe, schräggestellte Kreuz, an dem er seinen Martertod erlitt, der Legende nach, weil er sich nicht für würdig hielt, wie sein Herr und Meister Jesus Christus an ein senkrecht stehendes Kreuz geschlagen Zu werden.

Er, der Fischer, war der erstberufene Apostel und steht im Range hinter Petrus und Paulus.

Schon berufshalber ist er der Patron der Fischer und Schiffer.

Volkskundliche Hintergrundinformationen:

Er steht an der Schwelle zum Advent einer Zeit der Erwartung, der Sehnsucht aus düsteren Nächten zum befreienden Lichte, einer schon von unseren Ahnen gefürchteten Zeit, in der die Totenschar der wilden Jagd durch die Lüfte braust, die zwölf Rauhnächte alle Zauberkräfte entfesseln und man sich nach der dumpfen Dämonenabwehr nach Befreiung und nach dem wieder sich kräftigenden Lichte sehnte.

Da wirft der Mensch das Los über das künftige Schicksal, über die Gestaltung der Zukunft, und dabei überwiegen namentlich weiblicherseits die Erkundigungen des Kommenden in Liebe und Ehe, auch heute noch.

Ich möchte da den Münchner Prediger Ignatius Ertl sagen lassen, was er 1702 über die Zaubermacht und den Entzauberungswunsch solch Glaubensbeseelter anführt:

"Jetzt halten manche für einen kräfftigen Glaubens-Articul jetzt seye durch Spiegel, Liechter und Kehrbesen ec. gut auszuforschen, was ein junger Gesell für ein Weib, und eine junge Dirn oder Tochter für einen Mann überkommen werde; welches aus den Ehe-Leuten, Kindern und Haus-Gesind vor dem anderen sterben solle. Jetzt thut man läßlen (auslosen) mit Schuhwerffen, Stuben-Aus-Kehren, mit Spiegel-Gaffung und Kartenmischung auff das künfftige Wahrsagen; da wollen die neubegierigen Jungfraen schon vor hinein die Figur und Leibsgestalt ihres Liebsten ansehen, ob sie einen jungen oder alten, schönen oder häßlichen, reichen oder armen Ehmann sollen zu Theil werden."

Und Goethe im "Osterspaziergang" des "Faust":

Bürgermädchen: Agathe, fort! Ich nehme mich
in acht,
Mit solchen Hexen öffentlich zu gehen;
Sie ließ mich zwar in Sankt Andreas' Nacht
Den künft'gen Liebsten leiblich sehen.
Die Andere: Mir zeigte sie ihn, im Kristall,
Soldatenhaft mit mehreren Verwegnen:
Ich seh' mich um, ich such' ihn überall,
Allein mir will er nicht begegnen."

Und Clemens Brentano hat uns ein einschlägiges Echo-Lied überliefert:

"Andreas, lieber Schutzpatron,
Gib mir doch einen Mann!
Krieg ich einen oder keinen? -
(Echo:) einen!
Einen Krieg ich? Das ist schön!
Wird er auch beständig sein,
Wird er auch zu andern gehn ... ?
Oder sucht er mir allein
Und sonst keiner zu gefallen? -
(Echo:) Allen!

Brauchtum:

Die Häufigkeit der Liebesorakel am Andreastage hat neben der zukunftsweisenden Kraft der Adventnächte seinen Grund im Namen Andreas. Im Griechischen heißt "aner" Mann (im zweiten Fall: "andros").

Manche geben schon heute einen Andreaszweig in das Wasser und bewahren ihn in der warmen Stube, um Weihnacht soll er blühen.

Andreas war einst Bauernfeiertag und bringt manchenorts die erste Klöpfelsnacht.

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 81ff

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