26.
Dezember

Stephanus, Dionysius

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Windstill muß St. Stephan sein,
soll der nächste Wein gedeih'n.

Ist es grün zur Weihnachtsfeier,
fällt der Schnee auf Ostereier.

Am Weihnachtstag macht die Sunn zwoa Freudnsprüng!

Blast der Wind am Stefanitag recht,
weard der Wein im nächsten Jahr schlecht.

Scheint am Stephanitag die Sonne,
so gerät der Falchs zur Wonne.

Stephanstag kennt keine Plag'.

Legende:

Stephan (26. Dezember) mit der Palme des Märtyrers und Steinen auf einem Buche. Sein Martyrium erlitten durch Steinigung.

Heiliger Stephanus © Berit Mrugalska
Heiliger Stephanus,
Kirchentür St. Nikolaus (Ultental, Südtirol)
© Berit Mrugalska, 16. Mai 2005

Volkskundliche Hintergrundinformationen:

In alten Kalendern heißt der Stephanstag noch der "große Pferdetag", denn der Heilige galt als Patron der Haustiere, namentlich der Pferde, er verlor aber dieses Patronat im Laufe der Zeit mehr und mehr an St. Leonhard. Die Meinung, daß Stephan an die Stelle Wodans, des Anführers der wilden Jagd getreten sei, ist nicht erwiesen. Immerhin gab es auch hier zulande einst Pferderitte Stephan zu Ehren. Solche wurden einst im Wallfahrtsort Ried bei Sterzing gehalten. Noch heute kutschiert man mit den Rossen gerne aus und sie werden mit geweihtem Hafer gefüttert. Hinter diesen Fahrten und Ritten stecken wahrscheinlich doch uralte Erinnerungen an germanische Umzüge, die mit der Zeit verchristlicht wurden.

Die Stephansminne wurde zuerst ohne kirchlichen Segen getrunken, die Kirche begann mit der Weihe des Weines erst im fünfzehnten Jahrhundert. Doch wie der Pferdekult zu Gunsten Leonhard, schwand dieser
Minnetrunk und ging auf Johannes, den Evangelisten, über.

Brauchtum:

Man macht Besuche bei den Nachbarhöfen, beschaut dort die Weihnachtskrippen und manchmal auch unverbindlich die Haustöchter zwecks künftiger Heirat.

Auch die Ehehalten wandern mit ihren Zeiten heim zu den Angehörigen, und hat eines der Mädchen einen Auserwählten, darf er ihm den Früchtekuchen nachtragen und um Dreikönig mit dem Weibwesen anschneiden. Das Nachtragen gilt als Liebeszeichen, das Anschneiden aber schon als Verlobung.

Des Morgens wurde in der Kirche Wasser und Salz geweiht.

Mit dem "Stefferwasser" weiden die Felder besprengt, auch Speisen, es soll auch tauglich sein gegen das "Vermeinen" (Behexung), wenn man halt noch daran glaubt. Das Salz dient als "Lecksalz" für das Vieh, beim Auftrieb zur Alm und vor dem Abzug davon. Die Bäuerin wirft nicht ungern beim Nahen eines Unwetters etwas von dem Salz nebst Dreißgenkräuter ins Herdfeuer, um die Macht des Gewitters oder allenfalls der Hagelhexen zu bannen, wenn sie halt noch an solche glaubt.

Heute, (oder spätestens um Dreikönig) wird der große Familienzelten angeschnitten. Da und dort gibt es ein "Zeltenschießen".

Im Sarntale geht's auch lustig her: da versammeln sich alle, die beim "Klöckelsingen" dabei waren, und verschmausen die Klöckelwürste und all die anderen Gaben, die ihnen dies Singen einbrachte.

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 93ff

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