31.
Dezember

Silvester, Melani, Gunther, Balduin, Gottlob

Wind in St. Silvesters Nacht,
hat nie Wein und Korn gebracht.

An Sylvester Wind und warme Sonn',
wirft jede Hoffnung in den Bronn'.

Gefriert's an Sylvester zu Berg und Tal,
geschieht es dies zum letzten Mal.

Wind an St. Sylvesters Nacht
hat nie Korn und Wein gebracht.

Sylvesternacht düster oder klar,
sagt an ein gutes neues Jahr.

Legende:

Sylvester (31. Dezember) ist als Pförtner vor dem Eingang in das neue Jahr mit einem Schlüssel ausgerüstet. Er starb als Papst 335 und gilt als Patron der Haustiere.

Volkskundliche Hintergrundinformationen:

Bei den Germanen war kein bestimmter Tag als "Jahresbeginn" festgelegt, noch im Mittelalter wechselten die Termine. Erst Papst Innozenz XII. setzte Neujahr 1691 auf den 1. Januar fest.

Doch als es noch keinen Kalender gab, waren die Menschen von der ahnungsvollen Bedeutung der Jahreswende erfüllt und von dm geheimnisvollen Schauern der Zwölften oder Rauhnächte umwittert. Diese lichtlosen Tage erschienen ihnen wie eine Loszeit, die voll banger Fragen an die neue Zeit der wieder erstarkenden Sonne war, an eine Zukunft, die im Willen dämonischer Wesen und Kräfte lag.

Vielfach läßt sich aber diese Mißgunst der Zukunft ändern oder mildern durch eine Wallfahrt zum hl. Sylvester auf dem Innichberg (12. oder 13. Jahrhundert), Winnebach (dreizehntes Jahrhundert) oder Stegen bei Bruneck, wo der "Stegener Vestl" ein vielverehrtes Bild hat, um ihn um Schutz für den Viehstand zu bitten. Auffällig ist, daß sich die Wallfahrten im Pustertale häufen, wohl weil Sylvester von alters Viehpatron ist und im oberen Pustertale hauptsächlich Viehzucht betrieben wurde. Jetzt züchtet man den Fremdenverkehr.

Das Christentum hatte noch durch Jahrhunderte gegen den Spuck [Spuk] dieser Zeit zu kämpfen und Reste davon sind noch heute, wie wir sahen, in unserem Brauchtum vorhanden wie die Fragen an die Zukunft in der Andreas- und Thomasnacht und nicht minder in der Sylvesternacht durch Bleigießen, Schuhwerfen und andere Orakelfragen an das Kommende. Der Dichter Scheffel ließ im "Ekkehard" Hadwig und Praxedis aus dem Bleiguß die Zukunft befragen. Das Schuhwerfen der Heiratslustigen reicht ins frühe Mittelalter Zurück. In Brixen werden vier Wünsche auf vier Zettel geschrieben, in die vier Ecken des Schnupftuches geknüpft und unter den Kopfpolster gelegt. Beim Erwachen zieht man einen Zipfel des Tuches und der dort eingeknüpfte Wunsch geht in Erfüllung.

Brauchtum:

Gleichfalls in Brixen ist das Salzmus gekocht worden. Man kostet mit dem Löffel wenig davon, trägt ihn in die Schlafstube, ohne die Türschwelle zu überschreiten, also durch ein Fenster. Man legt den Löffel unter das Kissen und, wovon man in dieser Nacht träumt, das geht in Erfüllung.

Der Sylvestertag begann einst mit Kirchenbesuch, dann setzte eine Generalreinigung des Hauses und Hofes ein, als ob man alles Üble mitsamt den bösen Geistern in ihren Schlupfwinkeln und am Herde hinausfegen könnte.

Vielfach fastete man den Tag über. In mancher Gegend des Pustertales werden zum Abendmahl die gleichen Gerichte aufgetischt wie am Weihnachtsabend.

Auch zu Sylvester ist eine Rauchnacht und geht der Hausvater durch alle Räume und räuchert mit Weihrauch.

Damit findet man auf dem Lande meist sein Genüge, während in den Städten erst der Sylvesterrummel losgeht und oft ein Lärm entsteht, als ob man dort die alten Dämonen vertreiben wollte. Schlag Mitternacht beginnt nach kurzer Verdunkelung im wieder erstrahlenden Lichte das Glückwünschen!

Der Pusterer sucht derweilen das Wetter des kommenden Jahres zu erfahren, woran vielfach sein Glück hängt:

Zwölf Zwiebelschalen stellt man in der Neujahrsnacht in einer Reihe auf und gibt Salz hinein. Die Schalen, in denen das Salz zergeht, zeigen nasse Monate an, die anderen trockene.

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 98ff

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