Das Kriegstagebuch des Franz Tauschmann

von Franz A. Rabl

Franz Tauschmann, Geburtsjahrgang 1903, beginnt also im Jahre 1914 (mit 11 Jahren!) als Schüler der Volksschule Altenmarkt (Steiermark) dieses Kriegstagebuch zu schreiben und hat einige Bilder und Essensmarken eingeklebt.

Wie dieser einfache Mensch aus seinen Informationen, mit seinem Patriotismus umgeht, sprachliche Parolen übernimmt, davon handelt dieses Tagebuch.

Ich habe versucht, so gut es ging, aus dem Kurrent zu übersetzen. Die Eigenart der Rechtschreibung, einige Ausdrücke und Ortsbezeichnungen sowie Beschädigungen des Papiers und Fehlstellen, aber auch meine mangelnde Kenntnis beeinträchtigen die solide Wiedergabe dieses Dokuments.

Dieses Büchlein habe ich von der Frau seines Neffen bekommen.

Kriegstagebuch 1914 - 1918 der Familie Josef Tauschmann in Altenmarkt © Franz A. Rabl 2009

Kriegstagebuch 1914 - 1918 der Familie Josef Tauschmann in Altenmarkt
Reproduktion: Franz A. Rabl 2009

Das Kriegstagebuch des Franz Tauschmann @ Franz A. Rabl

Kriegstagebuch

1914-1918

der Familie Josef Tauschmann

in Altenmarkt 18

Dem Krieg und seiner großen Zeit
sei dieses kleine Buch geweiht,
damit wir nicht in spätern Jahren
aus diesen Blättern hier erfahren
wie unser Volk gekämpft, gestritten,
wie auch wir Kinder mitgelitten.
Gesorgt, geopfert und entbehrt,
so wie’s die Großen uns gelehrt,
wie gerne wir genäht, gestrickt
und Gaben in das Feld geschickt.
Wie freudig unser Lied erklungen,
wenn wiederum ein Sieg errungen.
Auch Heldenlieder, Reim und Spruch
soll schmücken dieses Tagebuch.
So will ich’s dann beginnen
mit frommen Herz und offnen Sinnen
und weiterführen all die Zeit
bis unser Land vom Feind befreit.
Dann schließ ich es in Gottes Namen,
Er schenk uns bald den Frieden. Amen!

I. Das Kriegsjahr 1914

28. Juni: Ermordung Erzherzog – Thronfolger Franz Ferdinand Este samt Gemahlin Fürstin von Hohen Burg.
28. Juli: Kriegserklärung Österreich – Ungarn an Serbien.
27. Juli: Allgemeine Mobilisierung Österreichs
1. August: Kriegserklärung Deutschlands an Russland
4. August: England erklärt Deutschland den Krieg.
6. August: Österreich erklärt Russland den Krieg.
7. August: Kriegserklärung Montenegros an Österreich.
7. August: England erklärt Österreich den Krieg.
13. August: Vormarsch der Österreicher in Russisch – Polen.
14. August: Einrücken der Österreicher in Serbien. Schabatz erobert.
21. August: Österreich schlagen die russen bei Pielzn.
25. August: Die Deutschen erobern Namur.
26., 27., 28. August: das 3 Korps kämpft in der blutigen Schlacht bei Przemyslani.
7., 8. und 9. September: das 3. Korps kämpft in der Schlacht bei Grodnek. Alois Kohl gefallen.
12. September: Hindenburg schlägt die Russen in Ostpreußen. Die Schlacht bei Tannenberg.
1) O Tannenberg, o Tannenberg,
dein Name will was sagen!
Dort stand der Russen stolze Macht;
dort gab es eine heiße Schlacht.
O Tannenberg, o Tannenberg,
dein Name will was sagen.
2) O Tannenberg, o Tannenberg,
du kannst mir sehr gefallen!
Wie focht so kühn das deutsche Heer!
Wie war der Sieg so groß und schwer!
O Tannenberg, o Tannenberg,
du kannst mir sehr gefallen!
3) O Tannenberg, o Tannenberg,
was rauschen deine Blätter?
Wo ist der Russen Nordarmee?
Zersprengt, gefangen und im See?
O Tannenberg, o Tannenberg,
was rauschen deine Blätter?
4) O Tannenberg, o Tannenberg,
du kannst gar viel erzählen!
Einst siegte hier der Slawen Macht (1410)
Nun ist die Rechnung wettgemacht.
O Tannenberg, o Tannenberg,
du kannst gar viel erzählen!

5. Okt. Bis 4. November kämpft das 3 Korps bei Przemysl.
14 bis 30 November kämpft das 3 Korps am ……….pass
5. … Dezember: vertrieb das 3 Korps die Russen aus dem …. Pass!

II. Das Kriegsjahr 1915

Einrücken!
Die Welt ist außer Rand und Band
da gibt’s an großen Rummel
…..wirbelt draußt am Land
…….olte Trummel.
….Roß und Wagen
…….Seiten
und jedem liegt’n die Feind im Mag’n
man möchte zum Teufel reiten.
3) Do ruckt holt ar a ….an
mit wir sa seine Buama
und oana schreit gleich: ”drauf und tran
was möglich ist das tua ma.“

4) Do ruaft da Woch.. lachend aus:
Tuats nur’n Feind erst pleschen
dann kemats ös vom z’nicht ….
Müsst i enk selber dreschen!.
Am 17. Jänner streckt Montenegro Österreich – Ungarn die Waffen.

Im Winter 1914 wurden für die Soldaten Geld gesammelt. Es kamen 100 Kronen zusammen. Dem Geld haben wir ….. ….
Weihnachten im Feld geschickt.
…Alois Kohl Nr. 82 in ….
Grdrk… Am 25. November 1914 fielen die Leopold und Franz Kohl in der …….paß. Im Herbst

Nachtrag 1915
In den Wintermonaten Jänner, Februar und März …. Im April fanden blutige Schlachten in den Karpahten statt.
Am 21. …. Wurde die Festung Przemysl … Russen …berg.. , nachdem sie sich be……….gehalten hat.
….Mai begannen die Österreichischen und die deutschen mit der großen Offensive, in welche sie am 6. Juli die Festung …. Und am 22. Juni die Stadt Lem….. zurückeroberten.
………..Truppen unsere siegreiche ………… Polen war, so dass…… mit dem ……….

Unseres Kaisers auch
……………………………..
…………
……………
Die feindliche Übermacht in der Bukowina und am Dnester zurück und erwarb sich durch die freiwillige Erstürmung von ..meliza unsterblichen Ruhm.

Der Jaga
An steirischen Jaga ……………..
…….
………….
…………
………….

Unser Schutz.
Uns …… voll ….meln
Ihr ………Heck’n voll Dorn
Gab’s keine Soldaten
So wär’n ma verlorn.
Bis 23. März kämpften Österreich –Ungarn im treuen Bunde mit Deutschland (und seit Dezember 1914 mit den Türken) gegen 7 Feinde: England, Russland, Frankreich, Japan, Serbien, Belgien, Montenegro.
Bis 23. März 1915 kämpfte Österreich –Ungarn im treuen Bunde mit Deutschland (und seit Dezember 1914 mit den Türken) gegen 7 Feinde: England, Russland, Frankreich, Japan, Serbien, Belgien, Montenegro.

Sieb’n Köpf hat der Feind
Wiar a höllischer Droch
Doch der Herrgott im Himmel
Der führt unseren .och.

Die tapferen Truppen Öterreichs und Deutschlands haben dem mächtigen Feind siegreich gehalten wie es unser greiser Monarch in seinen zweiten Aufruf an die Völker am 22. März 1915 stolz verkünden konnte. An diesen tagen hat auch Italien welches 33 Jahren mit Österreich und Deutschland verbündet war Dreibund Österreich – Ungarn den Krieg erklärt.
Und damit die Zahl unseren Feind noch größer wurde durfte auch der kleine Freistaat (Republik) San Marina in Italien mit der Kriegserklärung nich ausbleiben.
Wir können nun jetz(t) Kegelscheib’n
Sagt Willi zum Franzl:
„Es wird uns keiner stehen bleib’n
wir moch’n gleich a Kranzl“

Der falsche Bundesgenosse
1) Ich hatt einen Bundesgenossen
einen schlechter findst du nit
die Trommel schlug zum Streite
er ging an meiner Seite
in feiger Schurken Tritt.
2) Nach dreiunddreißig Jahren
brach schmählich er sein Wort
Er fällt mir in den Rücken
Zu dreierbands Entzücken
Statt Schutz zu sein und Hort.
3) Zum Himmel schreit die Bitte
Sie wird ge……sein
an England und Italien
an allen den ….illen
wird sie ….. sein.

Da unsere Truppen schwere Kämpfe gegen Russland zu bestehen hatten, glaubte Italien mit Leichtigkeit in Tirol, Kärnten und Küstenland einzudringen und diese Länder ohne große Mühe zu erobern. Aber es hat sich gründlich getäuscht. In den Alpenländern meldeten sich freiwillige junge und alte Standschützen um in Verein mit den Landsturmmännern die Grenzen gegen den treulosen -… eltschen Feind zu verteidigen. Der erste Ansturm des Feindes mißland(g).
Ende Juli wurde das 3 Korps von der russischen Front an die italienische beordet. Die Steirer und Kärntner, die ein ganzes Jahr lang ruhmvoll gegen Russland gekämpft haben, haben wiederholt …….. , ……. gegen die verwünschten „Katzelmacher“ kämpfen zu dürfen.
Als ihre Bitte Ende Juli endlich gewährt wurde, da war für den Feind jede Hoffnung auf Erfolg vergebens. Vier große Isonzoschlacht wurden geliefert, aber die …. Kamen nicht weiter. Aus Zorn schossen sie die freie Stadt Görz zusammen. Am Ende des Jahres 1915 stand der Feind genau dort, wo er am 23. Mai gestanden.

Wieder Welschland …..w
Auf zur ….den Männertat
Treu im ……..
…………………
eure Enkel werden euch’s lohnen!

„Minder Welschland! Sei euer ………..

Herrgott führe uns im Streit!
Losungswort zum ……geleit.

Während ein Teil der Armee in Russland und ein Teil in Italien siegreich kämpfte, griff eine dritte Armee anfangs Oktober Serbien an, um den Fürstenmord von Sarajewo zu bestrafen. Als am 11. Oktober Belgrad wieder erobert wurde, griffen auch die Bulgaren am 15. Oktober die Serben an und wurden so unsere Bundesgenossen. Nach 7 Wochen war ganz Serbien erobert.
Je mehr der Stahl gepl….
je besser ist das …wert;
je mehr ein Herz geblutet
je größer ist sein Wert.

Unsere Feinde Unsere Verbündeten

Land Einwoner Land Einwohner
England mit 45 652 000 Österreich 49 458 000
Kanada 7 204 527 Deutschland 64 925 993
Indien 302 000 000 Türkei 34 987 792
Australien 7 616 848 Bulgarien 6 000 000
Russland 166 163 000
Frankreich 39 601 509
Italien 34 686 683 Österreich du edles Haus
Japan 69 647 025 stek deine Fahne aus.
Belgien 7 423 784
Serbien 2 957 207
Montenegro 340 000
San Marina

623 033 189 155 371 785

Es kämpfen 623 033 189 gegen 155 371 785

Auf der ganzen Erde wohnen rund 1 800 Millionen Menschen und zwar in
Asien 920 Millionen
Europa 475 Millionen
Amerika 182 Millionen
Afrika 160 Millionen
Australien 60 Millionen

Von den 5 Erdteilen sind Europa, Asien, Afrika ein großer Teil, nämlich Kanada an diesem Weltkriege beteiligt. Amerika liefert unseren Feinden Munition, Waffen und Lebensmittel, so dass bereits die ganze Erde gegen uns und unsere Verbündeten kämpft.
Auf unserer Seite kämpfen Deutsche, ein Teil der Slawen, Magyaren, Bulgaren und Türken.
Gegen uns kämpfen Engländer, Franzosen, der größte Teil der Slawen, Italiener, Neger, Kaffer, Inder, Indianer, Malaien und fast alle wilden Völker der Erde.

Kriegsgeschwindigkeiten
In einer Stund legen zurück:
Im Schritt reitende Reiter 3,9 km
Fußtruppen 4,3 km
Schneeschuhläufer 18 km
Radfahrer 20 km
Unterseeboot unter Wasser 20 km
Militärzeug 25 km
Unterseeboot über Wasser 30 km
Schlachtschiffe 42 km
Kraftradfahrer 45 km
Kraftwagen 50 km
Kreuzer (Schiff) 55 km
Zeppelin (Luftschiff) 60 km
Torpedoboot 62 km
Rennreiter 80 km
Flugzeug 80 bis 100 km

Kriegsfürsorge

Die Bevölkerung der Pfarre Altenmarkt sowie die Schuljugend der Volksschule Altenmarkt beteiligte sich an der Kriegsfürsorge in hervorragendem Maße.
1) Die Sammlung der Brombeerblätter ergab im Herbste 1914 15 kg
1915 10 kg
2) Zu Weihnachten 1914 übersandte die Schule an die Altenmarkter Soldaten im Felde um bereits 100 K Wollsachen und warme Winterkleider. Der Betrag wurde in Altenmarkt und Umgebung gesammelt.
Deshalb wurde auf den Allerhöchsten Befehl des Kaiser, jenen Schulkinder welche die Aktion betreffend die Herstellung von warmen Kleidungsstücken für die Soldaten und sonst die Kriegsfürsorge in opferwilliger Weise unterstützt haben
der Allerhöchste Dank
für die an den Tage gelegten patriotischen Bemühungen kundgegeben.
(Erl. D. kk.L.Sch.R.v. 15.9.1915, Zl 3 5580
100 )

Am 27. April 1915 zogen die Schulknaben von Haus zu Haus um alte Metalle zu sammeln. Das Ergebnis war 148 kg verschiedene alte Metalle. Diese dienten zur Herstellung von Waffen und Munition und der Erlös derselben kam der Versorgung invalider Krieger zu gute. Die hohe Regierung dankte deshalb allen Kindern, ..ich an dieser Sammlung beteiligt haben. Das eingeschlossene Erinnerungsblatt enthält diesen dank.
4) In der Schulklasse wurden kleine Sammelbüchsen aufgestellt. Die Kinder gaben ihre Sparheller, um damit die verwundeten Soldaten zu unterstützen. Bis Ende 1915 wurden 26 K 60 h dem k.k. Kriegsministerium als Kriegsfürsorgeamt übersendet.
5) Für Erinnerungsblätter brachten die Schüler 31 K zusammen, welcher Betrag ebenfalls der Kriegsfürsorge zugeführt wurden.
6) Am 18. August 1915 fand in Altenmarkt anlässlich des 86. Geburtstages unseres Kaisers und der Siegesfeier von Warschau die …..llung des „Wehrkreuzer“ statt, die über 200 K den Witwen und Waisenfond des im Kriege gefallenen Soldaten des 3 Korps ergab.
7) Vom 27. bis 30. September fand 1915 in ganz Österreich – Ungarn eine Wolle - und Kautschuksammlung statt. In der Schule kamen zusammen 52 kg Wolle, 301 kg Stoffe und 21 kg Gumi.
8) Kriegsanleihe: Zu der III. österr. Kriegsanleihe zeichneten auch die Schulkinder der Schule Altenmarkt 2 100 K. Ich und meine Brüder zeichneten 27 K. Ich zahlte 7 K bekomme auf 15 Jahre 14 K.
9) Die Schulkinder brachten auch 400 kg Äpfel zusammen, welche den verwundeten Soldaten in Fürstenfelder „Rote Kreuz Spital übergeben wurden.
10) Am 27. Dezember 1915 fand ein Schulfest statt, bei dem 123 K 95 h (42 K in der Kirche und 81 K 59 h gesammelt wurden. Dieser Betrag wurde als Ergebnis des 2. Steirischen Soldatentages für ein Weihnachtsfest übergesandt.

Weihnachten im Feld
Die heilige Weihnacht ziagt über die Welt
a Feldwach steht draußen allein im Feld.
I(h)n tramt von der Hoamat von hoamischen Glück
Mit offenen Augen und ……teten Blick:
Hirz ruaft schon die Muata hiaz steigs auf den Bett
Hiaz zündet sie’s Liacht an und geht zu der Mette.
Hiaz tappen’s des …egerl herab von der ..öh’n-
so schwarz sind die Feichten so tief ist der Schnee.
Hiaz gehn’s über ….übers eiserne Brükl
Hiaz hör’s schon die Glocken und sehn den Schein
Hiaz gehen’s über Friedhof in d’Kirchen hinein.
Wia is heint die Kirchn so liab und schön
Als kunnt i a wengerl ins Himmelreich sehn:
Die Glocken, die (O)…rgel, der Gesang und das Liacht und freundlichen Augen wohin ma nur siacht:
O du himmlisches Kinderl gelt wirst mi dahörn
Und bold uns an gsegneten Frieden beschern!“

Das Fest der goldenen Ähre
(Oktober 1915)
Als unsere Feinde im Winter 1914/15 einsahen, dass sie mit den Waffen nichts ausrichten, glaubten sie uns auszuhungern. Sie ließen kein Schiff mit Lebensmitteln nach Österreich und Deutschland. Nun hieß es mit Mehl und Brot sparen. Im Februar 1915verschwanden die Semmeln, Kipfen, usw. Statt dessen wurden Kriegssemmeln gep(b)ackt. Bald darauf hörten auch diese auf und es gab nur mehr schwarzes Kriegsbrot aus Misch- und Maismehl. Im April wurden Brotkarten zum Einkauf von Brot und Mehl eingeführt, damit niemand große Vorräte anha(ä)ufen kann. Jetzt müsste man(n) auch an die neue Ernte denken.
Die Feldarbeit wurde von Frauen, Kindern und Greisen und gefangenen Russen besorgt. Der liebe Gott auch seinen Segen dazu und die neue Ernte fiel gut aus.

Gleichwie draußen unsere Krieger
Kämpft im Lande der Ähren ….. tausend kleine, gold’ne Sieger
Setzen sich dem Feind zu Wehr.

Erntelied
S(a)atengold reich und schwer
wogt wie ein stolzes Meer
über das Land
Erntelust Tag für Tag
lohnet in Flur und .a.. emsige Hand.
2) Prangen in weiten Raum
bieten aus ….. und Baum
lieblich ..a..t.
Gartenbeet Wald und ..aim
Laden uns freundlich ein
Sei unser Gast.
3) Wagen auf Wagen rollt
Ackerfrucht, Saatengold
Heimwärts von Feld
Erntelust Halm und Reis
Künden dir Lob und Preis
Schöpfer der Welt.

Für Kriegsfürsorgezwecke wurden „goldene Ähren“ (Abzeichen) verkauft. In Altenmarkt wurden über 200 K eingenommen und abgesa(n)dt.
Da im Oktober Schulferien waren, so feierten wir das Fest der goldenen Ähre am 2. Dezember 1915 anläßlich des 2. Steir. Soldatentages. Es wurde das Festspiel: „Im Zeichen der Ähre“ (von Adolf Frankl) aufgeführt. Zuerst sangen wir:

Das deutsche Lied
Deutsches Volk so groß und stark
Reich an Macht und Ehre
Fest und kernig bis ins Mark,
hohen Ruhm zu mehren.
Groß in jedem Friedenswerke
Kämpfen voller Siegesstärke -
deutsches Land (Volk), heil dir und Preis.
2) Deutsches Land so lieb und schön
voller Glück und Segen
Freude spritzt auf allen Höhn –
Lust auf allen Wegen;
Fleis und deutscher Arbeits..güte
brachten deutsches Land zur Blüte –
Segne Gott es immerdar.
3) Deutsche Sprache, trauter Klang
klingt durch alle Welten
Rühmend greißt man deutsches Sang
deutscher Geisterhelden.
Ehre deutschen Tun und Streben
Unser Volk gut und Leben
Herz und Hand in deutscher ……

Ein m Leinwand………………….2 K 40 h
Ein m Stoff……………………….2 K 10 h
Ein Stück Taback…………………2 K 8 h

Reise Feindesland
Montenegro Serbien
1 kg Brot ……….18 K 1 kg Salz………….12 K
1 kg Zucker……..10 K 1 Kg Zucker……… 8 K
1 kg Kaffee…..…16 K 1 kg Brot………….15 K
1 l Milch………….2 K 1 l Milch………….2 K

18. August unser Kaiser Franz Josef 2. Dezember
1850 20 Jahre alt 2 Jahre regiert
1861 31 Jahre alt 13 Jahre regiert
1872 42 Jahre alt 24 Jahre regiert
1883 53 Jahre alt 35 Jahre regiert
1894 64 Jahre alt 46 Jahre regiert
1905 75 Jahre alt 57 Jahre regiert
1916 86 Jahre alt 68 Jahre regiert

Kriegsjahr 1916

Steirisches Schützenlied
Dort wo im Oberland noch Gems’ und Adler haust
auf jedem Scheibenstand des Schützen ……
(Bild übergeklebt)

Österreich
„Kein Volk hat Gott erschaffen,
das sich nicht selbst verließ!“

Zu Weihnachten 1915 begannen die Russen wieder mit ungeheuren Kräften einen Vorstoß in der Bukowina und in Ostgalizien. Der Zar versprach seinen Soldaten, die Weihnacht in Cernowitz zu feiern. Aber die Tapferkeit der Österreicher machte diese Wunsch zuschanden.
Nur 6000 gefangene Russen war es vergönnt, Weihnachten in Czernowitz zu feiern. Die große Schlacht dauerte 3 Wochen, bis Mitte Jänner 1916. Die Russen verloren über 2 Million Mann. Die Österreicher wichen nicht um einen Meter zurück.

Steirerfäuste, hart wie Stahl,
riegelt die Karpathenpforte!
Kommt der Russe noch einmal
trommelt ihm ins Ohr die Worte:
„Hast bei uns kein Glück! Zurück!“

Steirerkehlen, rein wie Gold
lasst die Schlachtgesang erklingen
Welsche, wenn ihr kommen wollt,
unsere Bajonette singen:
„Das ist unser Haus! Hinaus!“

Steirerherzen, groß wie Gott,
fromm wie einst ………… Seele
in der Friede (Fremde?) Wut und Spott
donnern eure Sturm……..
„Gott mit uns in Not und Tot!“

Während unsere Nordarmee die zehnfache Übermacht der Russen siegreich aufhielten, während unsere Südarmee die treulosen Italiener gebührend zurückwies, zog unsere Südarmee Mitte Jänner 1916 durch die Eroberung des 1760 m hohen Larcen (?) und durch die dadurch erzwungene Waffenstreckung und Anerkennung der ganzen Welt (ob Freund, oder Feind) auf sich.

Wir gegen acht
Was schert uns solche Übermacht
wir reichen trotzig uns die Hand
und siegen fort zu See und Land.

Am 15. und 21. Jänner 1916 wurde das zweite Aufgebot einberufen. Männer von 42 bis 50 Jahren die einer Musterung für geeignet befunden wurden, mussten zur Kriegsdienstleistung einrücken.
Vater und Sohn kämpfen nun Schulter an Schulter gegen die zahlreichen Feinde (an).

Da fuchtige Bauer
1) England, Franzosen und Russ’n
toan ollleweil fetzen und huss’n –
drei Tiepeln Kreuzsaggralent …………….
Die richtigen Tiepelentent!
2) Da kam auf den blutigen Platz
auch noch die welische Katz
sie schreit und miaut ohne End
verstärkend die Tiepenlntent!
3) ‚s is Platz auf da Erdn ja gnua
und noch geb’n die Tiegel ka Ruah
und zündeln, bis’s umadum brennt
Waflurmische Tiepelentent! ????
4) Hiaz möchte’ i doch wiss’n va oll’n:
Jo, muaß ma si loss’n dos g’folln?
Glaub nit: Drum machts doch an End
Und tiepelts do Tiepelentent!

Anmerkung: Tripelentente = Dreierbund: England, Russland und Frankreich
Gegen Dreibund waren: Österreich – Ungarn, Deutschland, und Italien.
Nach dem Treubruche Italiens und dessen Anschlusse an den Dreiverband entstand ein Vierverband: England, Russland, Frankreich, Italien gegen den Zweibund Österreich – Ungarn und Deutschland.
Auf der Seite des Vierverbandes kämpften noch: Belgien, Serbien, Montenegro, San Marino und Amerika durch die Munitionlieferung (auch Albanien)

Der Seekrieg
Da uns unsere zahlreichen Feinde auf dem Schlachtfelde nicht besiegen konnte, fassten sie den Plan, uns durch Hunger und Teuerung zum Frieden zu zwingen. Dabei sollte ihnen ihre mächtige Flotte helfen. Mit dieser sperrten sie unsere Verbindungen die Zufuhr der Lebensmittel und der Bedarfsartikel ab.
Unsere Flotte war viel zu schwach, eine offene Seeschlacht mit der 10 mal größeren feindlichen aufzunehmen. Deshalb mussten die feindlichen Schiffe einzeln vernichtet werden. Hiezu bedienten wir uns der Untersee- und Torpedoboote. Mit ihrer Hilfe hat unsere und die uns verbündete. Marine bis Ende des Jahres 1915 schon über 600 feindliche Schiffe versenkt.

Ende des Tagebuches.

Nächste Eintragungen: am 3. September 1923

Scherzlieder, Trinklieder, Adressen, Aufzeichnungen (Abrechnungen) über Erträge aus Sandverkäufen (Der Sand wurde mit der Schaufel von der Feistritz in den Kahn geschaufelt, zur Anlegestelle gefahren und händisch wieder ausgeschaufelt. Wer Sand brauchte, holte ihn mit dem Rinderfuhrwerk ab, schaufelte meist selbst auf die Ladefläche und bezahlte die Fuhre) füllen die restlichen freien Seiten des Büchleins aus.

Quelle: Franz A. Rabl, Das Kriegstagebuch des Franz Tauschmann, Altenmarkt, Fürstenfeld, Steiermark.
© Franz A. Rabl, Juni 2009