FASNACHT

Im Banne der Masken

Alljährlich im Spätwinter stehen in Tirol tausende Menschen im Banne der Spiegeltuxer, Muller und Zottler, der Scheller und Roller, der Hexen, des Panzenaffs und der Bärentreiber, der Sacknerinnen und der Kübelemajen, der Schleicher und der Wampeler - oder wie die seltsam-schönen, grotesk-wilden Gestalten der Tiroler Fasnacht sonst alle heißen.

Die Figuren und Masken, Paare und Gruppen, die zeremoniellen Schritte und Tänze reichen mit ihren Wurzeln in graue Vorzeiten zurück. Sie haben mit Sonnenkult und Fruchtbarkeitszauber, mit dem Vertreiben böser Kräfte und der Beschwörung der Lebensgeister zu tun. Mystische Lebensauffassung und die enge Naturverbundenheit der Vorfahren kommen darin zum Ausdruck.

Als man den religiösen Inhalt des Fastnachtsgeschehens nicht mehr begriff, entarteten die Bräuche nicht selten und wurden von der Obrigkeit als heidnisch und unsittlich verboten. In veränderter Form entstanden sie immer wieder neu. Die Barockzeit und das 19. Jahrhundert hinterließen am deutlichsten ihre Spuren in Masken und Kostümen. Die heute üblichen Umzüge sind eine Einführung des vorigen Jahrhunderts. Mitwirken dürfen nur Männer, während die Frauen für den schönen »Aufputz« zuständig sind.

Daß die Tiroler Fasnacht nichts Totes und Museales ist, daß Spektakel und »Hetz« eine wesentliche Rolle spielen, beweisen nicht zuletzt die fantasievoll geschmückten, mit Figuren und Aufbauten versehen Wagen, die den Zug der altehrwürdigen Gruppen und Figuren ergänzen und für Heiterkeit, Bewirtung und viel Schabernack sorgen. Auch witzig-kritische Ansprachen gehören in den meisten Fasnachtsorten mit zum brauchtümlichen Geschehen.

Fasnachtsbräuche kannte man ursprünglich in ganz Tirol. Erhalten haben sie sich aber nur im Raum Innsbruck, im Oberinntal nicht nur in Imst - und im Südtiroler Unterland (Egetmann in Tramin). In einigen Städten gibt es - als Import sozusagen - einen modernen Faschings und Karnevalsbetrieb.



Bemaltes Ausschneidefigürchen eines Thaurer Zottlers, aus dem 19. Jahrhundert.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv


Schnappschuß vom Imster Schemenlaufen (Laggescheller und Laggeroller), der in seiner Aussagekraft symbolisch für die gesamte Tiroler Fasnacht stehen kann.