FRÜHLING

Wie die Tiroler den Winter vertrieben

In einer Zeit des Winterfremdenverkehrs und des Schilaufs kann man sich kaum mehr vorstellen, daß viele überlieferte Frühlingsbräuche darauf abzielten, den Winter zu vertreiben! Mit Lärminstrumenten und Feuer rückte man den bösen Wintergeistern zu Leibe. Verständlich werden solche auf heidnische Vorstellungen zurückgehende Bräuche, wenn man bedenkt, daß früher das Wohlergehen ganzer Dorfgemeinschaften davon abhing, daß die kalte Jahreszeit nicht zu lange dauerte und das Jahr fruchtbar wurde.

Heute hat sich zwar vieles gewandelt und niemand glaubt mehr an die Wirkung solcher Riten, doch blieb in verschiedenen Gegenden einiges von diesem Brauchtum erhalten. Zum Beispiel das Aperschnöllen oder Aperschnalzen, bei dem die Burschen mit großem Geschick rieisige Peitschen schwingen und knallen lassen; das Scheibenschlagen, bei dem Holzscheiben und Strohkugeln entzündet und über Abhänge gerollt werden; das Hexen- und Märzverbrennen und der Funkensonntag; das Grasausläuten, bei dem vor allem im Nordtiroler Unterland Bubengruppen mit Schellen über die Wiesen und Äcker und von Hof zu Hof ziehen, um das Wachstum zu beschleunigen.

Auch der Maibaum ist Teil des Frühlingsbrauchtums. Seine ursprüngliche Bedeutung als Fruchtbarkeitssymbol ist heute jedoch niemand mehr bewußt. Er ist vielmehr Ortsschmuck und von Zeit zu Zeit Mittelpunkt dörflicher Geselligkeit.




Reich verziert ist der Stil dieser Goaßl (Peitsche), mit der einst der Winter ausgetrieben werden sollte.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv


Feuerzauber (links oben das "Hexverbrennen" am Funkensonntag in Pinswang/Außerfern) spielt im Spätwinter- und Frühlingsbrauchtum eine große Rolle. © Friedrich Haider. Rechts oben: Aperschnalzen auf den Höttinger Hügeln hoch über Innsbruck. © Karl Depaoli

Links unten: Grasausläuten im Zillertal. © Heimatwerbung, Bildarchiv. Rechts unten: Maibäume gibt es in ganz Tirol. © Karl Depaoli