LEBENSSTATIONEN

Was Löffel und Tabakdosen mit Liebe zu tun haben

"Schenkt man sich Löffel in Tirol ...", so wußte jeder, was das bedeuten sollte, könnte man in Abwandlung eines bekannten Operettenliedes sagen. Denn Löffel mit eindeutiger Beschriftung waren wie Tabakdosen, Spanschachteln, selbstgeschnitzte Minnekästchen, bemalte Glasflaschen und andere liebevoll verzierte Gegenstände - bevorzugte Geschenke verliebter Burschen und Mädchen. Heute gibt es diese Liebesgaben freilich nur mehr im Tiroler Volkskunstmuseum zu bewundern.

Bildmotive und Beschriftung kennzeichnen diese Tabakdose und den Löffel - beide aus Bein - eindeutig als Liebes- und Freundschaftsgaben. Auf der herzförmigen Tabakdose steht: "Gries (grüß) mir das Herz in deinen Leib, das es gögen mir bestendig bleibt." Der Löffel trägt die Inschrift: "Fester noch als ein Stein, soll unsre Freundschaft sein."
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv

Alle Stationen des Lebens von Geburt und Taufe bis zu Tod und Begräbnis waren früher - und sind es zum Teil noch heute, auch wenn sich im Lebenslaufbrauchtum sicher mehr als in anderen Bereichen verändert hat - von religiösen und weltlichen Bräuchen begleitet. Ein Höhepunkt war die Hochzeit mit allem was dazugehörte, vom Brautkranz bis zum üppigen Mahl, vom Hochzeitslader bis zum Kastenfähren. Bei diesem da und dort noch geübten Brauch wird das aus Bettkästen und Truhen bestehende Heiratsgut der Braut in fröhlichem Zug von deren Haus zum Hof des jungen Paares geführt.


Typisches bäuerliches Hochzeitsmahl aus der Zeit knapp vor dem Ersten Weltkrieg
© Haymon-Verlag, Bildarchiv

Hatte sich dann Nachwuchs eingestellt, sollten religiöse Motive auf der Wiege das vielen Krankheiten ausgesetzte Neugeborene dem Schutz Gottes und seiner Heiligen empfehlen. Doch auch auf den eingekerbten Drudenfuß zur Abschreckung böser Geister wollte man vielfach nicht verzichten. In vielen Wallfahrtskirchen findet man Votivtafeln, deren Darstellungen eindeutig ihren Sinn erkennen lassen: Sie wurden zum Dank für eine glückliche Geburt oder auch nur dafür gestiftet, daß das Neugeborene noch die Taufe erhalten konnte, bevor es starb.

Der Wiltener Gnadenmutter für eine überstandene Zwillingsgeburt gestiftete Votivtafel. Das rote Kreuz über dem Kopf des einen Wickelkindes besagt, daß es gestorben ist, aber noch getauft werden konnte.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Alte, mit dem Marienmonogramm verzierte Wiege
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv

Dem Tod haben Gläubigkeit, Verbundenheit mit dem natürlichen Lebensrhythmus und wohl auch eine Portion Fatalismus viel von seinem Schrecken genommen. Daß er oft sogar mit makaberem Galgenhumor kommentiert wird, zeigen viele Grabinschriften und Marterln, das sind Gedenktafeln an Orten, wo sich Unglücksfälle ereignet haben.



Durch einen Ochsenstoß
Kam ich in des Himmels Schooß.
Mußte ich auch gleich erblassen
Und Weib und Kind verlassen,
Kam ich doch zur ewigen Ruh'
Durch dich, du Rindvieh du.

Kaspar Werndl.
Am Wege nach Salthaus, Passeier

Hier ruht der
Brugger von Lechleithen
Er starb an einem
Blasenleiden
Er war schon je ein
schlechter Brunzer
drum bet' für ihn ein
Vaterunser


Von Humor bis in den Tod zeugen manche Grabinschriften auf Tiroler Friedhöfen und noch mehr viele Marterlsprüche an Stellen, wo sich Unglücke ereignet haben. Foto © Karl Depaoli