PROZESSIONEN

Vor Blitz und Ungewitter schütze uns, o Herr!

Der Spätfrühling und der Frühsommer sind in Tirol die Zeit der Prozessionen, Bittgänge und Flurumzüge. Der uralte liturgische Anruf Gottes "Vor Blitz und Ungewitter schütze uns, o Herr!", gibt den Sinn dieser Umzüge durch Dörfer und Fluren in kürzester Form wieder. Segnend schreitet der Priester mit dem Allerheiligsten durch die aufblühende Natur, die ganze Bevölkerung begleitet ihn betend und singend.

Mehr als nur ein Bittgang oder eine Flursegnung ist die Fronleichnamsprozession. Sie soll gleichzeitig Ausdruck des Dankes sein und eine Huldigung an den im Allerheiligsten gegenwärtigen Herrgott, heute vielfach auch ein Bekenntnis zu Religion und Kirche. Kaum ein anderer Feiertag im Kirchenjahr wird in Tirol so festlich begangen wie Fronleichnam, dessen wörtliche Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen "Leib des Herrn" lautet. Es sind noch andere Namen für dieses Fest gebräuchlich, etwa "Bluatstag", "Hearntag" oder "Antlaß".

Die Fronleichnamsprozession von Brixen im Thale nach Kirchberg findet - als Rest der früher im Unterland weltverbreiteten Flurumritte - hoch zu Roß statt und heißt "Antlaßritt".

In ihrem barocken Prunk und der Naturverbundenheit ist die Fronleichnamsprozession wohl der typischeste Ausdruck naiv-frommer Volksgläubigkeit in Tirol.

Eine der riesigen Prozessionsfahnen, die von ihren Trägern
großes Geschick und viel Kraft erfordern.





Traditionsgemäß führt die Fronleichnamsprozession in vielen Orten (hier in Obertilliach) durch Feld und Flur. Nur wenige Männer folgendem unter dem "Himmel" getragenen Allerheiligsten "in Zivil". Die meisten sind bei den Schützen, beider Musik oder bei der Feuerwehr und bilden so den ersten Teil des festlichen Zugs.
© Wolfgang Retter




Wie die Fahnen gehören auch die von den einzelnen Ständen mitgetragenen Heiligenstatuen zu jeder Prozession. Mancherorts gibt es auch Vortragebilder.
© Wolfgang Retter





Eine Fronleichnamsprozession hoch zu Roß ist der Antlaßritt im Brixental.
© Friedrich Haider