SPIEL UND SPORT
Von Kraftlackeln, Keglern und Gasselrennen
Tiroler Volksleben und Brauchtum wären natürlich unvorstellbar
ohne dem Kräftemessen der Burschen, ohne Spiel und einer zünftigen
Gaudi. Zahlreiche bäuerliche Gesellschaftsspiele sind bereits aus
früheren Jahrhunderten bekannt, vor allem das Kegeln, das Kartenspiel
und verschiedene Brett-, Würfel- und Tischkegelspiele. Das Glücksrad
war eine beliebte Kirchtagsunterhaltung.
Hat es auch eine sportliche Betätigung in unserem heutigen Sinn früher
nicht gegeben, so haben sich dennoch bestimmte Formen und Regeln entwickelt,
nach denen die Burschen ihre Geschicklichkeit beweisen und ihre Kräfte
demonstrieren konnten: Steinheben, Fingerhakelziehen, Faustschieben, Seilziehen
und vor allem das Ranggeln, ein nach strengen Regeln ausgetragener Ringkampf,
waren solche bäuerlichen Sportarten. Sie werden zum Teil heute noch
wettkampfmäßig ausgeübt. Es gibt auch überregionale
Meisterschaften, da diese urtümlichen Sportdisziplinen im ganzen
bajuwarisch besiedelten Raum verbreitet sind. Von den Tiroler Rangglern
haben sich einige zu international erfolgreichen Ringkämpfern entwickelt.
Im Winter waren neben dem Horn- und Pferdeschlittenfahren (Gasselrennen)
vor allem Eis- bzw. Schneestockschießen beliebt. Der um 1900 aufgekommene
moderne Schilauf hat sich dagegen bei der Tiroler Landbevölkerung
relativ spät durchgesetzt.
Spielkarten aus den Jahren zwischen 1460 und 1475 wurden 1942 in Fließ
bei Landeck hinter der gotischen Vertäfelung einer Bauernstube gefunden
(heute Museum Landeck). Sie gehören zu den ältesten erhaltenen
deutschen Spielkarten. Offenbar war das Kartenspiel immer schon eine der
beliebtesten Unterhaltungen der Tiroler. Zahlreiche Varianten gibt es
von verschiedenen bäuerlichen Brett-, Würfel- und Tischkegelspielen.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Tiroler beim Kegelspiel. Volkstümliche Darstellung aus dem 18. Jahrhundert.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Traditionelles Kräftemessen der Burschen beim Faustschieben (Gemälde
von Franz von Defregger aus dem Jahr 1870) und beim Ranggeln im Zillertal.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Das Aufheben eines schweren Steins war immer schon eine beliebte Kraftprobe
(Gemälde von Franz von Defregger aus dem Jahr 1898). Daraus entwickelte
sich eine regelrechte Sportart, die im gesamten bajuwarisch besiedelten
Raum bis heute wettkampfmäßig ausgeübt wird. Vor allem
in Ebbs in Tirol gibt es regelmäßig Vergleichskämpfe zwischen
Bayern, Tirol und anderen Ländern.
© Max Scherer
Gasselrennen, wie sie der berühmte Maler Alfons Walde
von Kittbühel 1913 auf diesem Gemälde dargestellt hat, werden
auch heute noch an vielen Orten veranstaltet. Die von Pferden gezogenen
Schlitten werden natürlich längst für diese Sportart speziell
gebaut und haben mit den alten bäuerlichen Gefährten nichts
mehr zu tun.
© Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum