Bei Feuersbrunst.

Hat der Blitz das Haus entzündet, oder ist eine Feuersbrunst auf andere Weise ausgebrochen: es giebt außer dem Wasser ein noch kräftigeres Mittel, die Wuth des entfesselten Elementes zu bannen - es ist dies der Zauberspruch.

Aus der hohen Verehrung, die dem Feuer in früherer Zeit zu Theil wurde, leitet man nach Pisanski (Nr. 22, §.7) die Gewohnheit her, "welche noch in Preußen obwohl auf eine unschuldige Art üblich ist, daß man einander einen guten Abend wünschet, sobald des Abends zuerst ein Licht in die Stube gebracht wird, wenn diese Höflichkeitsbezeigung gleich vor Anzündung desselben bereits beobachtet wäre."

Offenbar liegt dieser dem Feuer dargebrachten Huldigung, die man schon bei den Griechen und auch heute noch in Polen und andern Ländern antrifft, der Sinn zu Grunde, es werde sich, dafür erkenntlich, nur als "wohlthätige Macht" zeigen. Gegen die entfesselte "furchtbare Himmelsmacht" helfen nachfolgende Formeln:

1. Rauch und Feuer, stehe stille
Um Christi, unseres Erlösers Wille!
Und behalte bei dir Feuer und Flamme,
Wie Maria ihre Jungfrauschaft vor und nach ihrem Manne!
Im Namen etc.

Ist dreimal zu sprechen, darauf das Vaterunser ohne Amen zu beten*).

*) Der Einsender, ein Lehrer im Kreise Goldap, hat diese Formel vor mehr denn 20 Jahren von einem pensionirten Lehrer Koruatz in Lissen, Kr. Angerburg, geerbt, der sie ihm kurz vor seinem Tode als ein sehr wichtiges und bedeutungsvolles Dokument übergab.

2. Feuer, Feuer, du heißest Flamme,
Dich (!) gebietet Gottes Lamme,
Daß du sollest stille stehn
Und nicht mehr sollst weiter gehn!

Man geht dreimal um das zu schützende Gebäude, die Formel dabei sprechend. (Plibischken.)

3. Feuer, Feuer, Feuer! Ich gebiete, daß du deine Flamme lösch'st in Maria, Jesu, Gottes Namen! Im Namen etc.

Drei Kreuze zum Schluß. (N. Pr. Pr.-Bl. a. F. XI, S.157.)

4. Feuer, du große Flamm',
Dich beschwöret Gottes Lamm!
Das Feuer geh aus und weich' nicht von der Stell!
Ich beschwöre dich im Namen etc.

Drei Kreuze. (Ebenda.)

Die Besprechung geschieht oft auch zu Pferde und zwar auf einem "weißen" Schimmel. Der Beschwörende jagt dreimal um das brennende Gebäude und schließlich nach der Seite davon, wo keine Gebäude stehen. Die Flamme strebt dem Davonjagenden nach, und muß er eilen, ihr zu entfliehen. Im Samlande schreibt man die gegen den Biß eines tollen Hundes mitgetheilte Form SATOR auf ein Stück Zinn, setzt oben, unten, rechts und links Kreuze, umreitet damit dreimal das Feuer, wirft das Zinn im Namen des dreieinigen Gottes in die Flamme und sagt schnell davon.
(Alt-Pillau.)

Töppen theilt Seite 47 und 49 noch folgende Formeln, "das Feuer zu versegnen", mit:

5. Vater unser etc. Feuer, du glühende Flamme, es befiehlt dir Christus der Herr, der Mann Gottes, durch seinen unwürdigen Diener, du sollst dich weiter nicht ausbreiten, sondern auf dieser Stelle bleiben. Was du erfaßt hast, das behalte durch Gottes Macht und des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes Hülfe.

Das Feuer muß dreimal umkreiset (umlaufen), bei jedemmale das Vaterunser gebetet werden.

6. Es kam zu uns in Eile zu Gast Esechias, Messias. Laß er genug haben an dem, was er von uns selbst nahm die Nacht, im Namen etc.

Amen wird nicht gesprochen.


Quelle: H. Frischbier, Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preußen, Berlin 1870. S. 108ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juli 2005.
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