Gegen Kolik.

1. Kolik, werde gut,
Ich beschwör' dich bei dem heiligen Blut,
Du darfst mich nicht quälen bis zum Grab,
So wahr der Herr seinem Sohn das Leben wiedergab.

Hiebei fährt man mit der Hand um den Bauch und schüttelt ihn bei Nennung der höchsten Namen.
(Neudorf bei Graudenz.)

2. Wehremutter, Beremutter,
Du willst Blut lecken,
Das Herz abstoßen.
Nein, das sollst du nicht thun.
Du bist von Gott gesandt,
Du sollst gehen in deinem (!) Ruhestand.
Im Namen etc.

Dreimal. (Plimballen bei Kraupischken.)

3. Bermutter, ich beschwöre dich
In meinem Namen und in deinem Namen,
Wir alle zusammen
Am jüngsten Tag.
In einem Grab! (Allenburg.)


Grimm, Myth. S. 1111, weist nach, daß Bermutter für Kolik und Ruhr genommen worden ist, eigentlich aber die Mutterkrankheit bezeichnet. Vgl. auch Zeitschr. f. d. Myth. und Sittenk., IV, S. 109.

4. Koolke, gehe auf dein heiliges Bettchen und verursache mir keine Schmerzen in meinem Kopfe, in meinem Marke, in meinem Herzen, in meiner Plauz, in meiner Leber, in meinen ganzen Eingeweiden.
I. N. G. Vater unser ohne Amen. Dreimal.
(Angerburg.)

5. Krampf-Koolke, ich breche dich und bespreche dich im Namen des Herrn Zebaoth! Gott der Herr hat's befohlen: An dem Ort, da dich Gott gesetzet hat, sollst du ruhen und nicht weiter gehen.
Im Namen etc. (Pillkallen.)

6. Die Besprechende (denn am besten wirkt eine Frau und zwar eine alte) faßt die Magen- oder Kopfgegend, an welcher der Leidende Schmerz empfindet und drückt sie fest zusammen, so oft sie die Bannformel spricht. Diese wird neunmal wiederholt (die Kunst der Neunen) und nach je dreimaligem Hersagen das Vaterunser einmal gebetet.

Die Formel lautet:

Im Namen etc. Amen! Frau Mutter, ich packe dich, ich drücke dich, geh du nur zur Ruhe in deine Kammer, wo dich der liebe Gott erschaffen hat!

Die "Frau Mutter" ist die Mar. Vergl. Grimm, Mythologie, S. 433, 993, 1011, 1193 ff. Reusch, Sagen des Preuß. Samlandes, Zweite Aufl. Königsberg 1863. S. 2. N. Pr. Pr.-Bl. III, S. 472. Töppen, S. 31.

7. Mutter Macica*) (Kolik), Widersacherin der Mutter Gottes, ich bitte dich durch Gott den Vater, durch Gott den Sohn, durch Gott den Sohn (?) und durch die ganze heilige Dreieinigkeit, daß du dich jetzt schon beruhigest, die Seele und den Leib nicht kränkest, sondern daß du dich hinlegest auf das Kopfkißchen, welches dir der Herr Christus selbst mit seiner Spanne abgemessen.

Vater unser etc. Dreimaliges Kreuzschlagen, kein Amen. (Töppen, S. 50.)

*) Ueber die Macica (Kolik, Magenkrampf) s. Töppen, S. 27 f. Man hält in Masuren die M. für ein lebendiges, eigenartiges Wesen im menschlichen Körper, das Einige als Käfer, Andere als eine nach Art der Quappenleber geformte wurmartige Masse denken. Dieses Wesen soll, wie der Bandwurm, erblich sein.

8. Vater unser etc. Es ging Gottes Mütterchen bei übelem Befinden zu heilen und zu stillen die Macica. Wie dieser Stein in der Erde liegt und nimmer gerührt wird, so soll auch sofort die Macica bei diesem Getauften (Namen) sich nicht wieder aufrühren. Durch Gottes Macht, des Sohnes und des heiligen Geistes Hülfe soll sie sich beruhigen, ganz ruhig und stille sein. Du Macica, sofort hast du ein aufgemachtes Bette, darum sollst du ruhen bei diesem Getauften (Namen) und sollst dich nicht mehr aufrühren, ihn auch nicht quälen. Durch Gottes Macht etc. Im Namen etc. Amen, Amen, Amen! (Töppen, S. 47.)

Wird ein Pferd von Kolik geplagt, so reitet man auf demselben dreimal um den Kirchhof, und das Uebel ist gehoben. (Darkehmen.)


Quelle: H. Frischbier, Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preußen, Berlin 1870. S. 70ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juli 2005.
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