Gegen das Verrufen.

Der Verrufene wird mit einem Tischtuche bedeckt, dann nimmt man einen struppigen Besen, bestreicht mit demselben kreuzweise den Kranken und betet eine der nachfolgenden Formeln. Bespricht man Thiere, so wird (in Natangen) ein Stück gestohlenes Holz von einem Grenzscheide-Zaun zu Kohle gebrannt und in Wasser abgelöscht. Das so temperirte Wasser wird unter Bekreuzung und dem Gebete der betreffenden Formel auf das Thier gesprengt. Der Rest des Wassers wird dem Thiere zu trinken gegeben.

1. N. N., ich rathe dir gegen das Verrufen.
Hat dich ein böser oder ein guter Geist verrufen?
- Zwei auf der Erd', zwei unter der Erd' -
- Hat dich ein Jung oder eine Margell verrufen?
- Zwei auf der Erd', zwei unter der Erd' -
Hat dich ein Knecht oder eine Magd verrufen?
- Zwei auf der Erd', zwei unter der Erd' -
- Hat dich ein Herr oder eine Frau verrufen?
- Zwei auf der Erd', zwei unter der Erd' -
Im Namen G. etc.

Margell = Mädchen, junge Magd; von dem litt. Merga, Mergele, Mädchen, Jungfrau.

2. Zwei böse Augen haben dich verrufen,
Zwei gute Augen rufen dich zurück!
Im Namen etc.

Man macht mit dem Finger drei Kreuze über den Verrufenen. (N. Pr. Prov.-Bl. VIII, S. 26.)

3. Im Namen etc. Amen.

Ich bestimme etc. nicht mit meiner Macht, sondern mit des Herrn Jesu Hülfe und der heiligen Jungfrau Beistand. Es ging der Herr Jesus auf den Oelberg; es nahm der Herr Jesus ein weißes Stöckchen in seine allerheiligste Hand, da befielen ihn tolle Hunde, sie rissen dem Herrn Jesus die Kleider entzwei und dem heiligen Leibe geschah nichts. So wie diesem gerechten Herrn und dem heiligen Johannes nichts geschah, so wird auch diesem Vieh von der Raserei nichts geschehen, nicht mit meiner Macht, sondern mit des Herrn Jesu Hülfe.
† Und die heilige Jungfrau bittet ihren Sohn, daß nichts geschehe. - Nicht mit meiner Macht, sondern mit des Herrn Jesu Hülfe. Der heilige Johannes hat den Herrn Jesum im Jordan getauft und die Maria Magdalena war bei der Taufe. Der Jordanfluß stand, und so wird auch diese Raserei aufhören, nicht mit meiner Macht, sondern mit der Hülfe des Herrn Jesu, der heiligen Dreieinigkeit, der allerheiligsten Jungfrau und aller Heiligen. -
So fallen meine Worte auf dieses von Raserei Ergriffene, nicht aber mit meiner Macht, sondern des Herrn Jesu, der allerheiligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen Hülfe.
† Schon habe ich jetzt geendigt bei diesem Brüllen, Wiehern etc. mit Gott dem Vater, dem Sohne und dem heil. Geiste. Amen. † † †
Die sämmtlichen Heiligen sind barfuß erschienen, so wird auch diese Raserei erscheinen, nicht mit meiner Macht, sondern mit der Hülfe des Herrn Jesu, und so wie dieses Wasser fällt, so wird auch die Raserei von diesem Vieh abfallen, nicht mit meiner Macht, sondern mit des Herrn Jesu und aller Heiligen Hülfe. Amen. †

Bei jedem Kreuze sind zu beten: ein Vater unser und ein englischer Gruß. (v. Tettau und Temme, S. 269.)

4. Im Namen etc. Amen.

Ich bestimme die Aufhebung der Behexung nicht mit meiner Macht, sondern mit des Herrn Jesu Hülfe. So wahr als der Herr Jesus unter dem Kreuze gestanden, so wird auch diese Behexung aufhören; nicht mit meiner Macht, sondern mit des Herrn Jesu und der allerheiligsten Jungfrau Maria Hülfe. Wie meine Worte fallen, so wird auch die Behexung fortfallen, nicht mit meiner Macht, sondern mit des Herrn Jesu und aller Heiligen Hülfe.
Dreimal Amen zu sagen. Drei Ave Maria zu beten, (v. Tettau und Temme, S. 271.)

5. Ich rathe dir vor Verruf.
Hat dich die Margell verrufen,
Aber (oder) hat dich der Jung verrufen,
Hat dich die Magd verrufen,
Aber hat dich der Knecht verrufen,
Hat dich die Wirthin verrufen,
Aber hat dich der Wirth verrufen!

Vergl. 1. (Allenburg.)

6. N. N., wer hat dich "errufen?
Ist es Herr oder Frau, Knecht, Magd oder Margell, oder falsche und böse Nachbarschaften, die dir was zu Leide gethan haben? Ich rufe dich zurück im Namen etc. (Alt-Pillau.)

7. Oeck rop di torügg von Herr on Fru,
Oeck rop di torügg von Knecht on Magd,
Oeck rop di torügg von Jung on Margell,
Oeck rop di torügg von Allem, wat under on
bäwer de Eid öss. (Alt-Pillau.)

8. N. N., wer hat dich verrufen?
Klein oder Groß?
Jung oder Alt?
Sichtbar oder Unsichtbar?
Zwei schlimme Augen haben dich verrufen,
Zwei gute Augen werden dich wieder rufen!
Im Namen etc.

9. Böse Augen sahen dich,
Falsche Herzen gönnen's dir,
Jesus Christus helfe dir!
Im Namen etc.

10. Fleisch verrufen, Fleisch wieder rufen!
Bist du ein Mann,
So bleibe von dann,
Bist du aber ein Weib,
So bleibe vom Leib!
Im Namen etc. (Stablauken.)

11. Mein Vieh stehet in Gottes Kraft,
Es stehet in Gottes Macht,
Es stehet im Namen Jesu Christ,
Der es bewahret vor Teufelslist.
Sein Blut bewahre euch vor allem Bösen! Amen.

12. Fuchs (Brauner etc.), ich überfahr' dich,
Gott der Herr bewahr' dich,
Gott der Herr ist der höchste Nam',
Der alle Flüch' leicht fällen und stillen kann.
Im Namen etc. † † †

Dreimal zu sprechen, wobei man auf der rechten Seite des Thieres steht und mit dem rechten Rockzipfel oder mit der flachen Hand von der Nase über Ohren und Rücken zum Schwanz und die Füße abwärts streicht und schließlich mit dem rechten Fuß dem Thiere drei Stöße an den Bauch giebt, indem die Namen des dreieinigen Gottes gesprochen werden. (Sodann nimm Essig, wasche die Geschwulst etc. und streue feines Kornmehl darauf, decke sie zu und lasse das Thier ruhig stehen. Es wird besser. - Hilft auch, wie schon aus dieser Bemerkung zu ersehen ist, gegen bloße
Geschwulst.) (Neudorf bei Graudenz.)

13. Min Kohke (Osske etc.), hebbe di twee böse Ooge
gesehne, sulle di dree goode weddasehne.
Im Namen des Vaters etc.
Dreimal ohne Amen. (Creuzburg.)

14. Gottes Segen! wie gut ist das! (Dogehnen im Samland.)

Quelle: H. Frischbier, Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preußen, Berlin 1870. S. 27 - 32.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juli 2005.
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