Beim Gewitter.

Sein Haus und sich selbst gegen das Gewitter zu schützen, ist eine Hauptsorge des Landmannes.

Beim ersten Donnerschlag ist das Entblößen des Hauptes nicht ungewöhnlich (Danziger Nehrung), beim Blitzen bekreuzigen sich die Männer, nehmen ihre Hüte ab (Ortelsburg) und senden Stoßgebete zum Himmel empor, etwa: "Gott sei mir Sünder gnädig! - Erbarm' dich, Herr Jesu!" (Johannisburg. Hintz, S. 107.)

In manchen Gegenden wendet man gegen starkes Gewitter Glockengeläute an. "1647 den 18. April 7 bis 8 Uhr Abends tobte (zu Pr. Friedland) ein schweres Gewitter. Es wurde mit allen Glocken demselben geläutet."
(Notizen aus Conitz. Pr. Pr.-Bl. II, S. 209.)

Pisanski erwähnt (Nr. 23, §. 8) der "Donnersteine oder Donnerkeile" (Belemniten *) als wirksames Amulet [Amulett] gegen das Gewitter. Er sagt: "Einfältige Leute verwahren solche Donnerkeile als ein bewährtes Mittel gegen das Unwetter und glauben den Wetterschlag von sich abzuwenden, wenn sie selbige bei sich tragen. Ziehen sich Gewitterwolken zusammen, und drohet der immer stärkere Knall sich ihrer Scheitel zu nähern; so stecken sie die Finger durch das Loch so an dergleichen Steinen von der größeren Gattung befindlich ist, drehen den Stein dreimal herum, sprechen dabei einige abergläubische Worte, werfen ihn mit der größesten Gewalt an die Stubenthüre und glauben auf diese Weise ihr Haus vor dem Wettelstrahl in Sicherheit gestellet zu haben."

*) Sie heißen in der Provinz noch: Dudakiel, Ottertött (Otternzitze), Pillersteen.


Quelle: H. Frischbier, Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preußen, Berlin 1870. S. 107f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juli 2005.
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