JULI



aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932


1. Der Juli hieß bei den Römern, die das Jahr mit dem März begannen, ursprünglich Quintilis, der 5. Monat. Im Jahre 45 v. Chr. erhielt er zu Ehren Julius Cäsars, der in diesem Monat geboren war, den Namen Julius 1). Der älteste deutsche Name, Heumonat 2) (Hewimânoth, Heuwet), dürfte schon vor Karl dem Großen üblich gewesen sein, da er sich in den meisten germanischen Sprachen und auch bei den Finnen, Esten, Letten und Kleinrussen findet 3). Im holsteinischen (Borhesholmer) Kalender (16. Jh.) heißt der Juli Hundemaen, was mit dem Hinweis darauf erklärt wurde, daß im Juli die Hündin läufig wird 4). Sie wird aber auch im Frühjahr läufig, weshalb man besser an die Hundstage (siehe dort) denkt. Im deutschen Banat heißt der Juli auch Wärmemond 5); auf Sylt Barigtmuun (Erntemonat) 6), im dänischen Ormemaaned, was auf die um diese Zeit auftretende rote Schildlaus bezogen wird, wie man dies von den slawischen Monatsnamen annimmt 7) (tschech. cerven = Juni, cervenec = kleiner Juni, Juli). In Fischarts "Aller Praktik Großmutter" stehen die Namen: Dieboltmonat (Theobald, 1. Juli), Hundshochzeit und Jakobsmonat(25. Juli) 8).
Wegen Personifikation des Juli siehe Monat.

1) Meyer Konv.-Lexikon 6 10 (1905), 360.
2) Weinhold Monatnamen 43 f.; H. Fredenhagen Deutsche Monatsnamen (Festschrift zur 18. Hauptversammlung d. Allg. des Sprachvereins. Hamburg 1914. S. 141).
3) Reinsberg Böhmen 329.
4) Weinhold a. a. O. 46.
5) Ebd. 60.
6) Ebd. 32.
7) Ebd. 51.
8) Ebd. 36. 46. Zum Namen "erster Augst siehe August.


2. Im Juli tritt die Sonne in das hitzige Zeichen des Löwen 9) und die Hundstage (siehe dort) beginnen. Daher empfahl der hundertjährige Kalender besondere Achtsamkeit. Man soll sich vor hitziger Speise und Trank hüten, allerhand kühlende Früchte und Sachen mit Maß genießen, schleimige Speisen fleißig meiden, Arzneien, Purgieren, Baden und Aderlassen unterlassen, auch sich der Unkeuschheit und übrigen Schlafens enthalten und den Kopf nicht mit Sorgen und Kummer beschweren 10). Der Juli, in dem im alten Rom am 7. die Nonae Caprotinae zu Ehren Junos gefeiert wurden, die an die Saturnalien erinnern 11), ist erst in neuerer Zeit der beliebteste Monat für verschiedene Festlichkeiten und Vereinsveranstaltungen geworden 12).

Spärlich sind die auf Wetter und Landwirtschaft bezüglichen Überlieferungen. Der Juli soll, besonders für den Weinbau, sonnig sein, denn "was der Juli nicht kocht, kann der September nicht braten" 13), wird dann später schwer zur Reife kommen. Nach ungarischem Volksglauben soll man von dem am 1. Juli gemähten Heu den Tieren zu Weihnachten zu fressen geben, dann bleiben sie das ganze Jahr gesund; und wenn man an diesem Tage ein Stück Roggenbrot ißt und darauf Wein trinkt, so wird man im Jahre nie hungrig sein 14). Regen am 2. Juli 15) (Maria Heimsuchung), aber noch häufiger am 10. Juli (Siebenbrüder) 16) bedeutet, daß es sechs, im zweiten Falle sieben Wochen lang regnet. Der 13. Juli (Margaretha) gilt allgemein als Regentag 17). Im Böhmerwald sagt man: "D' Margredl brunzt gern" 18), und in Tirol heißt Margaret die Wetterfrau. Regnet es an ihrem Tage, so hält der Regen vierzehn Tage an 19). Von anderen Lostagen (siehe dort) des Juli ist besonders wichtig der Jakobstag (25. Juli) 20).

9) Ausdeutung bei Nork Festkalender 450 ff.
10) Hovorka und Kronfeld 2, 379 f.
11) Frazer 2, 313.
12) Vgl. Reinsberg Festjahr 199 ff.
13) Vld. 21 (1919), 90 (Österreich); Wäldlerkalender 4 (Oberplan 1926), 103.
14) ZfVk. 4 (1894), 404.
15) Baumgarten Aus der Heimat 1, 50; ZrwVk. 1914, 270.
16) Hesemann Ravensberg 108; Reinsberg Böhmen 349 und Wetter 155; Haldy Bauernregeln 68 f.; Jungbauer Volksdichtung 225.
17) Reinsberg Böhmen 350 und Wetter 154; Haldy 67.
18) Jungbauer Volksdichtung 225.
19) Zingerle Tirol 167. Ähnliches gilt von Maria Magdalena (22 Juli), die "gern weint", d. h. Regen bringt (Leoprechting Lechrain 189).
20) Reinsberg Festjahr 214 ff.; Sartori Sitte 3, 29 f.
Vgl. Ulrich (4. Juli), Jakob (25.), Anna (26.), Abdon (30.).


Jungbauer