KATZENMINZE (Nepeta cataria)

aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

Katzenmintze, © Walter Larcher
Katzenmintze (hier: Nepeta mussinii, Zierpflanze)
© von Univ.-Prof. Dr. Walter Larcher freundlicherweise zur Verfügung gestellt

1. Botanisches. Lippenblütler mit herzförmigen, am Rande grobgesägten Blättern. Die Blüten sind weiß oder rötlich. Ab und zu in Dörfern, auf Schutt, an Zäunen; eine zitronenartig riechende Abart wird manchmal in Bauerngärten gezogen 1).

1) Marzell Kräuterbuch 333.

2. Die Wurzel soll Zorn erregen, wenn sie ein wenig gekaut wird. Man erzählt, daß ein Scharfrichter, der ein sehr weiches Herz gehabt, vor jeder Hinrichtung von dieser Wurzel habe kauen müssen, um nicht vom Mitleid übermannt zu werden 2). Nach Schroeder 3) erzählt dies der Alchymist und Botaniker Thurneysser (16. Jh.), der Aberglaube ist also nicht "aargauisch", wie es an der vorher angegebenen Stelle heißt.

2) ZfdMyth. 1, 446.
3) Apotheke 1693, 1069.

3. Hat eine Hexe der Kuh die Milch gestohlen, so pflückt man stillschweigend vor Sonnenaufgang im zunehmenden Mond drei Stengel der Katzenminze im Namen der Dreieinigkeit, wäscht zuerst das Melkgefäß damit (wohl mit dem Absud der Katzenminze) aus, salzt sie dann gut und gibt sie der Kuh zu fressen. Während sie frißt, sagt man dreimal:


Herr me Gott
Half desem Krot
Gäw mi det Meng
Loss äm det Seng.


So erhält die Kuh die Milch wieder 4). Katzenminze legt man unter das Bett der Wöchnerin 5). Manchmal wird die Katzenminze als "weißer Dorant" (siehe dort) bezeichnet, das bekannte hexenwidrige Kraut 6).

4) Schullerus Pflanzen 355.
5) Gaßner Mettersdorf 12 f.
6) SAVk. 23, 172.


Marzell.