MAJORAN (Majorana hortensis, veraltet: Origanum maiorana)

aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

1. Botanisches. Stark aromatisch riechender Lippenblütler mit hellroten oder weißen Blüten, die in dichten, eiförmigen Scheinährchen stehen. Der aus Nordafrika stammende Majoran wird bei uns seit langer Zeit als Gewürz- (besonders für Würste) und Heilpflanze gezogen 1).

1) Marzell Kräuterbuch 202.

2. Wegen des starken aromatischen Geruches gilt der Majoran ebenso wie der nah verwandte Dost (s. d.) vor allem in Süddeutschland als ein gutes Hexenkraut 2). Wenn Majoran im Zimmer steht, ist man vor Hexen sicher 3). Majoran wird gegen „Gespenster" ins Bett gelegt 4). Majoran mit Raute (s. d.) und Thymian (s. Quendel) hilft gegen schädliche Verzauberung der Milch; man legt zu diesem Zweck ein Büschel aus den drei Pflanzen neben das Milchgefäß 5). In Dalmatien dient der Majoran zur Bereitung des sog. „Schreckwassers" für Kinder 6). Gegen Epilepsie gibt man dem Kranken den mit den Fingern zerdrückten Majoran zu riechen 7). Der Majoran scheint bereits in der Antike als antidämonisches Mittel (in Form von Räucherungen) verwendet worden zu sein 8).

2) Höfler Volksmedizin 95.
3) Mindelheim im bayer. Schwaben: BayHfte. 1, 107.
4) Hovorka und Kronfeld 2, 255.
5) Alpenburg Tirol 398.
6) Hovorka und Kronfeld 1, 286; bei der hier zitierten Plinius-Stelle (Nat. hist. 20, 176) handelt es sich nicht um den Majoran.
7) WissMittBosnHerz. 7, 363.
8) Höfler Organotherapie 14. 39.

3. Wenn das Kind lange nicht zu reden beginnt, gibt man ihm einen Löffel voll Majoranwasser 9).

8) Muralt Kinderbüchlein 1697 = Rochholz Kinderlied 318.


Marzell.