MELISSE (Frauenkraut, Herzkraut; Melissa officinalis).

aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

Stark (zitronenähnlich) duftender Lippenblütler mit eiförmigen Blättern und weißen Blüten. Die aus Südeuropa stammende Pflanze wird oft in Gärten (besonders auf dem Lande) angebaut 1). Im deutschen Aberglauben spielt sie kaum eine Rolle. Nach Plinius 2) muß man mit der Melisse (es kann auch ein anderer Lippenblütler damit gemeint sein) die Bienenstöcke einreihen, damit die Bienen im Stock bleiben 3). Damit man von den Bienen nicht gestochen wird, trage man Melisse in den Händen oder mache ein Kränzlein davon 4). Die Melisse dient bei Herzkrankheiten, denn die Blätter tragen die "Signatur und Anatomey" des Herzens 5).

1) Marzell Kräuterbuch 158.
2) Nat. hist. 21, 82. 149; vgl. Columella De re rustica 9, 8.
3) Wird auch heute noch geübt z. B. Schullerus Pflanzen 356; vgl. Marzell Pflanzennamen 95 f.; Albertus Magnus Buch der Versammlung 1508 cap. 6.
4) Seitz Trost der Armen 1715, 67, vgl. Tabernaemontanus Kreuterbuch 1664, 739
5) I. Frank Signatur usw. 1618, 8; vgl. auch Hildegard Physika 1, 59.


Marzell.