SCHNITTLAUCH (Allium schoenoprasum)

aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

Lauchart mit röhrenförmigen, stielrunden Blättern und bläulichroten Blüten. Als Speisegewürz für Suppen usw. oft in Gärten gezogen.

Schnittlauch © Wolfgang Morscher

Schnittlauch
Botanischer Garten, Universität Innsbruck
Foto © Wolfgang Morscher, 6. Juli 2001


Der Schnittlauch darf nicht bei abnehmendem Mond verpflanzt werden, sonst "verkriecht" er sich in der Erde 1), am besten gedeiht er, wenn man ihn am Vorabend von Georgi (siehe 3, 650) versetzt 2). Man düngt ihn mit Kaffeesatz 3). Wenn man schönen Schnittlauch ziehen will, muß er gebettelt oder gestohlen sein 4), Vgl. Raute. Der Tod des Hausherrn wird auch dem Schnittlauch angesagt 5).

1) Marzell Bayerischer Volksbote 102; Barbisch Vandans 1922, 322.
2) Marzell a. a. O. 121.
3) Wartmann St. Gallen 10; Eberli Thurgau 135.
4) Vonbun Beiträge 132; Barbisch Vandans 1922, 348; Fischer SchwäbWb. 5, 1077.
5) Freiburg i. B.: Meyer Baden 585.

2. Je schöner im Garten der Schnittlauch ist, desto böser ist die Hausfrau 6), Vgl. Petersilie. Im Schwäbischen heißt es: "Wo der Schnittlauch und d' Katz nex (nichts) ist, da ist au' s' Weib nex" 7). Wenn der Schnittlauch "verkreist" (verwächst), stirbt jemand aus dem Haus 8).

6) Oberes Eisacktal: Der Schlern 8 (1927), 126.
7) Fischer SchwäbWb. 5, 1077.
8) Ebd.

3. Als erstes Grün gehört der Schnittlauch zum Gründonnerstaggemüse, dessen Genuß Gesundheit verleiht 9). In Rußland bäckt man an Christi Himmelfahrt Piroggen (Pasteten) mit Schnittlauch als Erstlingsgemüse im Frühjahr 10).

9) Wuttke 74 § 86; Drechsler Schlesien 2, 209.
10) Yermoloff Volkskalender 243.


Marzell.