ZWIEBEL (Bolle, Küchenzwiebel; Alium cepa)

aus: E. Hoffmann-Krayer, H. Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
Berlin und Leipzig 1932

Zwiebel, Alium cepa © Harald Hartmann

Küchenzwiebel; Alium cepa
© Harald Hartmann

1. Die Zwiebel ist eine uralte Kulturpflanze. Mit anderen Lauch-Arten wurde sie schon im alten Ägypten gebaut. Die Deutschen lernten die Zwiebel aus Italien kennen, wie auch ihre Benennung (ital. cipolla, aus dem spätlateinischen caepula, dem Verkleinerungswort von caepa) beweist 1).

1) Pauly-Wissowa 3, 1, 669ff.; Schrader Reallexikon 2, 710; Hehn Kulturpflanzen 189ff.; Strantz Gemüse 1877, 85ff.

2. Über die Kultur der Zwiebel besteht mannigfacher Aberglaube. Man darf sie nicht im zunehmenden Mond stecken, sonst schießen sie in die Höhe 2), im Südharz dagegen sollen die Zwiebeln bei zunehmendem Mond gesteckt werden, da sie sonst "leicht in den Samen gehen" 3). Sie müssen im Vollmond gesteckt werden 4) anderwärts wieder im Neumond, denn


Schtupf Zwiebel im Nui (Neumond) -
Kriegscht Zwiebel wie Knui (Knie) 5).


Der Vollmond zieht die frisch gesteckten Zwiebeln aus dem Boden 6). Damit die Zwiebeln gut gedeihen, verläßt man zur Zeit des Vollmondes nachts um 12 Uhr stillschweigend das Zimmer und tritt die jungen aufsprießenden Zwiebelröhrchen 7). Nach Columella 8) und Plinius 9) beachtete man auch in der Antike beim Säen der Zwiebeln die Mondphasen 10). Die Zwiebeln soll man im Zeichen des Steinbocks stecken, da werden sie fest und hart 11), dagegen nicht im Zeichen des Wassermanns, da faulen sie bald 12), des Schützen, da schießen sie in die Höhe (Unterfranken) 13) und des Krebses 14). Zwiebeln soll man an Benedikt (21. März; s. 1, 1033) stecken, denn "Benedikt macht die Zwiebeln dick" 15). Am Himmelfahrtstag gesetzt, werden sie recht groß 16), vgl. Gurke, Kürbis. Am Karfreitag gesteckt werden sie gut, das kommt von den Tränen her, die an diesem Tage um Christus geweint werden; auch beim Zerschneiden der Zwiebel tränen die Augen 17). Sie müssen am Gründonnerstag gesteckt werden, sonst gibt es viel Knecht (d. h. in Samen schießende Zwiebeln) 18). Hängt man sie am Andreastag hinter den Ofen, so schießen sie, wenn sie gesteckt sind, nicht so schnell in Samen 19). Wenn man die Zwiebeln abends an Martini vor 12 Uhr zusammenbindet, gibts keine Samenköpfe 20). Wenn die Steckzwiebeln an Fastnacht an das Tischkreuz gehängt werden, so geraten sie selbiges Jahr wohl (Pfälzischer Aberglaube des 18. Jh.s) 21). Beim Zwiebelstecken darf man nicht aufwärts (in die Höhe) schauen 22) oder sich nicht aufrichten 23), sonst schießen sie in die Höhe, auch mißraten sie, wenn man beim Stecken nicht schweigt 24). Beim Zwiebelstecken soll man sich recht ärgern, dann gedeihen sie recht gut (Unterfranken) 25), vgl. Kümmel, Lein, Petersilie. Vielleicht ein Analogiezauber: die Zwiebeln werden recht hitzig (scharf), wenn man beim Stecken in Hitze gerät. Damit wäre etwa zu vergleichen, daß man beim Ansetzen des Essigs recht "sauer" dreinschauen soll, damit der Essig sauer (scharf) wird (2, 1061). Wenn man beim Zwiebelsäen einem bärtigen Mann begegnet, so werden es lauter "Männer" (lange Zwiebeln) 26). Alt und weit verbreitet ist der Brauch sich an Johanni in den Zwiebeln zu wälzen oder darauf herumzutreten (die Zwiebeln "latschen"), damit sie gut geraten und nicht ins Kraut schießen 27). Mannhardt 28) sieht darin einen Fruchtbarkeitszauber und vergleicht es mit dem Wälzen im Saatfeld (Brautlager auf dem Ackerfeld). Dazu würde stimmen, daß nach einem brandenburgischen Glauben ein nackter Mann an Johanni die Zwiebeln umknicken muß 29). Wenn man am Johannistag die Zwiebelstauden nicht bindet, so verschwinden sie unter der Erde 30). Wenn man die Zwiebeln von einer Frau wieten (jäten) läßt, so kommen Maden in die Zwiebeln (Prov. Sachsen) 31). Denkt man hier an die Unreinheit der Frau während der Periode? Der Duft von Rosen soll viel stärker werden, wenn man neben den Rosenstock eine Zwiebel pflanzt 32).

2) Marzell Bayerischer Volksbote 101f.; Kummer Volkst. Pflanzennamen usw. aus dem Kt. Schaghausen 1928, 32; Zincke Oecon. Lexikon 2 (1744), 1926; auch in Frankreich: RTradpop. 20, 357.
3) Niedersachsen 15, 316.
4) Eberhardt Landwirtschaft 201 ; Wuttke 426 § 666 (Pfalz).
5) Bl. schwäb. Albver. 12 (1900), 536.
6) Marzell Bayerischer Volksbote 102.
7) Drechsler Schlesien 2, 60.
8) De re rustica 11, 3, 22.
9) Nat. hist. 19, 113.
10) Vgl. auch Mizaldus Alexikepus 1576, 37.
11) Knoop Hinterpommern 175; SAVk. 8, 279; Mecklenburg: Orig.-Mitt. von Abshagen 1908.
12) SAVk. 8, 279.
13) Marzell Bayerischer Volksbote 100.
14) Treichel Westpreußen 2, 197.
15) Leoprechting Lechrain 167; ZfrwVk. 12, 240; Eberhardt Landwirtschaft 201.
16) Knorrn Pommern 122.
17) ZfrwVk. 12, 129.
18) Heßler Hessen 2, 361.
19) Wirth Beiträge 6/7, 21.
20) BA. Kusel: Rheinpfalz: Orig.-Mitteilung von Müller 1909.
21) Bekker Pfalz 141.
22) Oberfranken: Orig.-Mitteilung von Kerl 1913.
23) Eberhardt Landwirtschaft 201.
24) Meier Schwaben 493 = Wuttke 426 § 666; Wilde Pfalz 283; Eberhardt a. a. O.
25) Marzell Bayerischer Volksbote 119; BayHefte. 1, 200f.
26) Mark Brandenburg: ZfVk. 1, 186.
27) Rockenphilosophie 1707, 2, 213 ; Paullini Baurenphysik 1711, 120 (Schlesien); Lütolf Sagen 558; Alsatia 1852, 140; Veckenstedts Zs. 4, 70 (Prov. Sachsen); Drechsler 1, 147; Fischer SchmäbWb. 4, 100; Eberhardt Landwirtschaft 201; vgl. auch "Die Zwiebeln am Johannistag im Beet herumgedreht, geraten groß" (Ostheim v. d. Rhön): D. Land 13 (1905), 432.
28) Wald- u. Feldkräuter 1, 483.
29) Brandenburg 247.
30) Rogasener Familienblatt 4 (1900), 36.
31) Veckenstedts Zs. 1, 437.
32) Romanusbüchlein 40 f.

3. Ein durch das ganze deutsche Sprachgebiet (nur in Norddeutschland scheint es seltener zu sein) verbreitetes Witterungsorakel besteht darin, daß man in der Christ- oder in der Silvesternacht, ausnahmsweise in der Thomasnacht 33), zwölf mit Salz bestreute Zwiebelschalen, deren jeder man den Namen eines Monats gibt, aufstellt und am nächsten Morgen nach der vom Salz angezogenen Feuchtigkeit auf die Niederschläge in dem betreffenden Monat schließt 34). Die erste literarische Erwähnung des "Zwiebelkalenders" (siehe dort) geschieht offenbar bei Anhorn 35), wo es heißt: "Andere stellen am Christ-Fest-Abend zwölff / außgehölte / vnd mit Salz gefüllte Zwiebelen oder Böllen auf / geben einem jeden Zwibel einen Namen auß den 12 Monaten; vnd vrtheilen deß anderen Tags auß solchen / von dem folgenden Jahrgang". Auch im übrigen Europa (vor allem in Osteuropa) ist dieses Witterungsorakel sehr bekannt, so in Frankreich 36), bei den Rumänen in der Bukowina 37), den Wenden 38), Tschechen 39), Slowenen 40), Serbokroaten 41), Huzulen 42), Bulgaren 43), Russen 44).

33) Fischer SchwäbWb. 6, 1447.
34) Z. B. MAG. 43 (1913), 195; Tille Weihnacht 160 (Ende des 18. Jhs.); Maack Lübeck 22; Marzell Bayerischer Volksbote 4; Bayerwald 23 (1925), 266f.; Schneller Wälschtirol 231; Gredt Luxemburg 875; Haltrich Siebenb. Sachsen 283; Witzschel Thüringen 2, 180; John Erzgebirge 152. 182; MnböhmExc. 8, 52; 28, 417; John Westböhmen 228; Grohmann 89; ZfdMyth. 1, 240 (Mosel); Reiser Allgäu 2, 22; Meyer Baden 483; JbElsaß-Lothr. 10, 219; Alsatia 1851, 170; SchwVk. 3, 86; Schweiz-Id. 4, 660; Fogel Pennsylvania 223.
35) Magiologia 1675, 136.
36) Sébillot Folk-Lore 3, 511; Yermoloff Volkskalender 535.
37) ZföVk. 3, 371.
38) Schneeweis Lausitzer Wenden 1931, 154.
39) Urquell N. F. 1, 310.
40) ZföVk. 4, 147.
41) Schneeweis Weihnacht 129.
42) Urquell 4, 199.
43) Arnaudoff D. bulg. Festbr. 1917, 21; Urquell 3, 346 = Hovorka und Kronfeld 1, 459.
44) Yermoloff Volkskalender 535.

4. Auch sonst dient die Zwiebel vielfach im Orakelwesen. Um die richtige Lotterienummer zu erkennen, wird eine Zwiebel zur Zeit des Vollmondes zuerst ins Wasser, dann in die Erde gelegt; nach neun Tagen nimmt man sie heraus und kann dann aus den Verschlingungen der Zwiebelwurzel Nummern erblicken (Sievering bei Wien) 45). Man schneidet am Johannistag zwei Halme Zwiebellauch gleich hoch ab; der eine bedeutet Glück, der andere Unglück. Welcher von beiden am folgenden Tag höher gewachsen ist, der zeigt dem Fragenden sein Schicksal im folgenden Jahr 46). Ein altes, schon von Praetorius 47) erwähntes Heiratsorakel besteht darin, an Weihnachten in die vier Stubenecken je eine Zwiebel zu legen und ihnen den Namen je eines Junggesellen zu geben. An Dreikönig sieht man nach: wessen Zwiebel ausgetrieben hat, der wird sich als Freier melden. Hat keine Zwiebel ausgetrieben, so kommt auch keine Hochzeit zustande 48). Das gleiche Orakel stellt man im Adlergebirge an, hier dient es jedoch dazu, um die Fruchtbarkeit der betreffenden Jahreszeit zu erkennen 49). Wenn man vier Zwiebeln nimmt und legt sie abends unter das Bett oder unter den Ofen; so kann man am nächsten Morgen aus der ausgetriebenen Zwiebel den Zukünftigen erkennen 50). An Weihnachten schneidet das Mädchen eine weiße Zwiebel entzwei und streut Salz darauf; am Morgen werden sich die Züge des zukünftigen Ehegatten darin abbilden 51). Wenn einem Kranken träumt, er werde viel Zwiebeln essen, so wird er gesund. Wenn ihm aber träumt, er werde wenig Zwiebeln essen, so stirbt er, "denn die Gestorbenen weinen wenig". Wenn einem träumt, er würde mit Zwiebeln gekrönt, so bedeutet dies dem Betreffenden Nutzen, denen aber, die um den Träumenden herum sind, Schaden 52). Weiße Zwiebeln im Garten (es sind wohl weiße Zwiebelblätter gemeint) bedeuten den Tod 53), vgl. Bohnen, Klee, Kohl.

45) Vernaleken Mythen 354 = Hovorka und Kronfeld 1, 459.
46) Toeppen Masuren 64 = Wuttke 230 § 328; Knoop Pflanzenwelt 12, 17; auch als Liebesorakel der Mädchen: Knoop Posen 333; Drechsler 2, 209, ähnlich auch in Bosnien: WissMittBosnHerc. 3, 564: 4, 469.
47) Saturnalia 1663, 409.
48) Grimm Myth. 3, 470.
49) DVöB. 4, 256.
50) Fogel Pennsylvania 60.
51) Manz Sargans 139.
52) Ryff Traumbuch 58. 71.
53) SAVk. 2, 217.

5. Nach einem alten und weitverbreiteten Glauben hält die an der Stubendecke oder über der Tür aufgehängte Zwiebel alles Böse ab, schützt vor Krankheiten und bewahrt, im Stall aufgehängt, das Vieh vor Seuchen. Nach einem Jahr verlieren aber diese Zwiebeln ihre Kraft und müssen erneuert werden 54). Nach antikem Aberglauben hielt eine an der Tür aufgehängte Meerzwiebel (6, 77) alles Böse fern 55). Manchmal heißt es von der im Stall aufgehängten Zwiebel, sie halte die Hexen ab 56), vgl. den verwandten Knoblauch. In den Pestzeiten sollten diese Zwiebeln die "böse, stinkende Luft" in sich aufnehmen bzw. unschädlich machen 57). Wenn die an der Decke der Krankenstube befestigte Zwiebel schwarz wird, dann hat sie die Krankheit angezogen; behält sie aber die (weiße) Farbe, dann muß der Kranke sterben (Iglauer Sprachinsel in Mähren) 58). In England schützt die im Haus aufgehängte Zwiebel vor Fieber 59), in den Vereinigten Staaten von Amerika vor allen Krankheiten 60). Bei der Cholera-Epidemie in München im Jahr 1854 schälte man eine Zwiebel, spickte sie mit Gewürznelken und trug sie in der Tasche 61). Eine in der Tasche getragene Zwiebel bewahrt vor Schwindel 62), sie muß aber ohne zu feilschen gekauft 63) oder geschenkt worden sein 64), vgl. Herbstzeitlose (3, 1758), Roßkastanie (7, 791). Wenn man Zwiebeln in der Tasche trägt, bekommt man keine Blattern 65). Wer eine weiße Zwiebel im Käppi trägt, wird sein Kopfweh verlieren 66). In Litauen nähen sich Frauen bei heftigen Kopfschmerzen zwei oder drei Zwiebeln in die Unterröcke 67). Wenn ein Kind Krämpfe hat, soll man vor dem Bett eine Zwiebel zertreten oder dem Kind in die Hand geben 68). In einem Hebammenbuch vom Jahr 1722 wird es als Aberglaube gekennzeichnet, wenn die Frau gleich nach der Geburt dreimal in eine Zwiebel beißt und sie dann zurück über den Kopf wirft 69). Während der Niederkunft verbrannte man im Wochenzimmer Zwiebeln 70). Stark riechende Dinge sollten wohl die Dämonen vertreiben oder auch bei Krankheiten die "Lebensgeister erwachen", vgl. Teufelsdreck. Zur Förderung des Zahnens läßt man den Säugling oft an einer Zwiebel riechen 71). Ein oft angewandtes Mittel, die Warzen (auch Hühneraugen) zu vertreiben besteht darin, sie mit einer auseinander geschnittenen Zwiebel zu reiben und diese dann unter der Dachtraufe 72) zu vergraben oder in den Mist 73) bzw. in den Abtritt 74) zu werfen 75). Wunden und Blutungen werden geheilt, indem man die Wunden mit einer Zwiebel reibt und sie nachher ins Feuer wirft 76). Eine weiße Zwiebel zieht das Gift aus der Wunde 77). Bei Nasenbluten soll man eine halbe Zwiebel auf die Halsschlagader drücken 78). Gegen das "Aufliegen" bei langen Krankheiten legt man ohne Wissen des Kranken Zwiebeln ins Bett 79). Gegen Gichter binde man dem Kind Zwiebeln auf die Füße 80), bei Husten reibt man die Fußsohlen mit gebratenen Zwiebeln 81). Im Bayerischen Wald werden die dürren Schalen der Zwiebel zu Fußräucherungen bei Podagra verwendet 82). In Hürtigheim (Elsaß) wurden dem hl. Veit für Gichter der Kinder Geld und Zwiebeln geopfert 83). Gegen Bleichsucht werfe man zwei Zwiebeln heimlich in den "Stumptrog" (Trog, in dem die Kartoffeln für die Schweine gestampft werden) und bete dabei ein Vaterunser. So wie die Zwiebeln durch das Stampfen vergehen, vergeht auch die Bleichsucht 84). Der Brauch, den Kühen nach dem Kalben Zwiebeln im Futter zu geben 85), hat wohl ursprünglich apotropäische Bedeutung. Manchmal 86) wird ausdrücklich bemerkt, daß dies die Kühe vor Behexung schütze 87).

54) John Westböhmen 228; Marzell Bayerischer Volksbote 192; Die Oberpfalz 6 (1912), 239; Drechsler 2, 209; Grohmann 90; Seyfarth Sachsen 197; Meyer Baden 400; Bohnenberger 113.
55) Dioskurides Mat. med. 2, 171.
56) Meyer Baden 560.
57) Schroeder Apotheke 1685, 863; Schmidt Mieser Kräuterbuch 40; Schönwerth Oberpfalz 3, 20.
58) ZfVk. 6, 408.
59) Fl. 20, 489.
60) Bergen Animal and Plant-Lore 114.
61) Lammert 256 = Hovorka u. Kronfeld 2, 306.
62) Fischer SchwäbWb. 6, 1447; Tschirch-Festschrift 1926, 257.
63) Meyer Aberglauben 104; Lammert 224.
64) Stoll Zauberglaube 98.
65) Fogel Pennsylvania 270.
66) SAVk. 19, 214.
67) Urquell 3, 70.
68) John Erzgebirge 54 = Seyfarth Sachsen 197.
69) Grimm Myth. 3, 460; Alemannia 3, 173; Birlinger Aus Schwaben 1, 394.
70) Seyfarth Sachsen 230.
71) John Erzgebirge 54.
72) Fogel Pennsylvania 316; MnböhmExc. 20, 71; ZfVk. 8, 197.
73) Wilde Pfalz 282.
74) Lammert 186; Völkerkunde, Wien 3 (1927), 129 (Niederösterreich).
75) Urquell 3, 248 (Schleswig); ZfnvVk. 25, 64; Hermant et Boomans Med. pop. 1928, 106.
76) Wuttke 345 § 615.
77) Fogel Pennsylvania 285.
78) Seyfarth Sachsen 198; Kummer Volkst. Pflanzennamen usw. aus dem Kt. Schaffhausen 1928, 32.
79) Zimmermann Volksheilkunde 77.
80) Fogel Pennsylvania 335.
81) Albertus Magnus Toledo 1, 37 = Höhn Volksheilkunde 1, 89; Urquell 3, 67 (Ostpreußen).
82) Bayerwald 23 (1925), 266.
83) ZfdMyth. 1, 407.
84) Andree Braunschweig 421.
85) Wilde Pfalz 283; Wirth Beiträge 4/5, 7.
86) Drechsler 2, 209.
87) Vgl. auch Meyer Baden 560.

Zwiebel, Alium cepa © Harald Hartmann

Küchenzwiebel; Alium cepa
© Harald Hartmann

6. Verschiedenes. Im Erzgebirge legt man vom hl. Abend bis zum ersten Weihnachtsmorgen eine Zwiebel auf den Tisch, das macht die Hunde und Gänse wachsam 88). Soll hier etwa die scharfe Zwiebel die Tiere "scharf" (wachsam) machen oder soll sie diese vor Behexung schützen? Im Riesengebirge macht man an Pauli Bekehrung (25. Jänner) die Nester der Hühner aus Zwiebelstroh, damit sie gut legen 89). Manchmal (z. B. Allgäu, Westfalen, Luxemburg) enthält der an Maria Himmelfahrt geweihte Kräuterbüschel (5, 540) auch Zwiebeln 90). In Luxemburg sollen aber diese Zwiebeln nicht wachsen, wenn sie die Hausfrau zum Anpflanzen benutzen will 91). An Fastnacht muß man vor Sonnenaufgang Dorschen und Zwiebelhäute in die Maulwurfsgänge legen, dadurch werden die Tiere getötet 92), Vgl. 2, 1249. Nach einer oberpfälzischen Sage rief ein Waldmännchen seinem von den Menschen gefangenen Weibchen zu: "Sarerl, wennst alles sagst, so sag fei net, wofür Roßhaar und Zwiebelschalen gut sind" 93). In der Schweiz (Lengnau) rufen die "Härdwybli" ihrer gefangenen Genossin zu "Was du auch bekennen mußt, verrate nicht, wozu die blauen Zwiebeln gut sind" 94). Ähnliche Sagen gehen über verschiedene Geheimnisse der Zwerge, so über den Kalmus, Salbei (7, 896) und die Walnuß (siehe dort). "Zibelegret" soll übrigens im Aargau ein Hexenname sein 95).

88) John Erzgebirge 248; Ders. Westböhmen 17. 228.
89) Sudetend. Zeitschrift für Volkskunde 2 (1929), 152.
90) Marzell Bayerischer Volksbote 54.
91) Luxemburger Familienfreund Nr. 32 (1913), 2.
92) Oberpfalz 6 (1912), 42.
93) Höser Volksheilkunde 3.
94) SAVk. 8, 276.
95) Lütolf Sagen 199.


Marzell.