Grabschriften und Marterlen


Gesammelt und herausgegeben
von Ludwig von Hörmann, Leipzig 1890

GRABKREUZE
UND
LEICHENBRETER. [Leichenbretter]

Des Menschen Tod ist unbestimmt
Wie alles hier auf Erden;
Wenn Gott der Herr die Seele nimmt,
Kann nicht ermittelt werden.
Drum zittre, Mensch, und sei bereit,
Denn nachher kommt die Ewigkeit.

Kuffstein. [Kufstein]

 

 

Das Sterben ist schon eine alte Sache,
Noch keinen hat der Tod verschont,
Dem Laster folget Gottes Rache,
Die Tugend nur wird dort belohnt.
Drum macht's dem Sünder tausend Sorgen,
Der täglich sich vorm Tode scheut,
Dem Frommen macht er frohe Morgen,
Der täglich auf den Tod sich freut.

Axams.

 

Hier lieg ich im Rosengarten
Und thu auf Vater und Mutter warten.

Lungau. (Kindergrab.)

 

Im Rosengarten
Will ich auf meine Eltern warten,
Für sie betten alle Zeit
Wie der Kinder Schuldigkeit.

Ötz. (Kindergrab.)

 

O Welt mich reizt eine wahre Lust,
Die ich hege in der Brust,
Ich will sterben, dass ich lebe
Und Gott mir getreulich gebe
Den heilig mir versproch'nen Lohn
Und des Himmels seine Kron'.
Wilten bei Innsbruck.

 

Der bösen Welt, der bösen Zeit
Bin ich Gottlob davon geeilt,
Ich sterb in Jesu, es ist vollbracht,
Und wünsch der Welt eine gute Nacht.
Brixen. (Kindergrab.)
Ähnlich in Kirchberg im Brixenthal.

 

Es liegen zwei Engel in diesem Grab,
Ganz ohne Mängel rief sie der Herr ab,
Wir danken Euch vil
und betten bei Gott,
dass ihr erreicht
auch das Ziel.

Kirchberg im Brixenthal.

 

Mein Leiblein liegt im Grab,
Die Seele ist bei Gott,
Die Freuden, die ich hab,
Sind unaussprechlich groß.

Kirchberg im Brixenthal.

 

Wenn junge Himmelserben
In ihrer Unschuld sterben,
So büßt* man sie nicht ein;
Sie werden vom Vater oben
Im Himmel aufgehoben
Und nicht verlassen sein.

Ötz. 1875.
*verliert man sie nicht.

 

Mein Kind das war ein Rosenknopf (Knospe),
Wollt' eine Rosen werden,
Da kam der Tod und roch daran
Da war's nicht mehr auf Erden.

Leichenbret im bair. Wald.

 

Früh verwelkte Blümlein blühen dort
Schöner nun im Himmelsgarten fort,
Und vergesst, verklärt im ew'gen Licht,
Eure Eltern und Geschwister nicht.
Reichet kindlich ihnen eure Hand,
Zieht auch sie zu euch ins Himmelsland.

Pillersee.

 

Ich liege jetzt im Rosengarten
Und muß auf meine Eltern warten;
Ich liege hier als ledig Kind,*
Weil ich auf der Welt verachtet bin,
Aber dort im Himmelreich
Dort sind wir alle gleich.

(1870) Kirchberg im Brixenthal.
*uneheliches Kind.

 

Kaum hat mein Leben angefangen,
Fallen schon die Blätter ab,
Kaum bin ich in die Welt eingegangen,
Trägt man mich schon zu Grab.

Kirchberg im Brixenthal.

 

Meine Eltern schücken mich in ew'gen Rosengarten,
Wo ich zuerst soll auf meine Freudschaft* warten,
Bis der Posaunen Thon uns rufen wird mit Nam,
Dann führ uns Gott freudenvoll ewig bei ihm zusam.
Was Knospe war auf Erden
Läßt Gott dort Blume werden.

Friesach. (Kärnten)
*Verwandtschaft.

 

Stolzes Mechten (Mädchen) o beschaue
Hier in diesem Spiegel dich,
Nicht zu viel auf Schönheit baue,
Du zerfällst einst sicherlich.

Lanersbach in Dux.

 

Was Gott thut das ist wohlgethan,
Greift es uns auch schmerzlich an;
Dulden ist der Menschen Pflicht,
Drum, o Kind, nimm zur Ruh
Unsern Segen noch dazu,
Ewig trennt der Tod uns nicht.

Eben.

 

Zu gut war er für diese Pilgerwelt,
Drum eilte er zum Thor der Engel,
Sanft verwelkend, wie vom zarten Stengel
In der Sense Schwung ein Blümlein fällt.

Lienz im Pusterthale.

 

Lieber Vater und Geschwister
Lebet wohl hier noch einmal;
Hier in diesem Weltgezitter
Seh'n wir uns das letzte Mal.
Spiegelt Euch an meiner Leiche,
Denkt, es dauert nur eine kurze Zeit,
Sind wir auch im Todenreiche
Selbst ein Kind der Ewigkeit.
Und wenn Euch schwere Leiden quälen,
Nehmt sie nur geduldig an,
Denkt wie viele fromme Seelen
Flechten sich die Marterkron'.

Navis.

 

Alhier Ruhet in Gottes Hand
Maria Magdalena Mainachtin hab ich mich genannt,
ich kahm nicht in die Welt zu sähen,
ob es hier wie in Himmel Thut zugehen,
ich ruhe hier in Gottes reich
und will bitten fihr meine Eltern und fihr Euch,
fihr meine gottel*, die euch bekannt,
und fihr's ganze Vaterlant.
geb. am 21.4.1804 gest. am
22.4.1804.

Am Lueg, alte Kirche vor dem Brenner.
*Taufpathin.

 

Hier ruht die selige N. N.
Und thut in diesem Rosengarten
Auf Ihre Eltern warten,
Nicht auf Ihre Eltern allein,
Auch auf die ganze Pfarr-G'mein (Gemeinde).

Marein bei Neumarkt.

 

Unvermuthet und ungefähr
Kommt der kalte Tod daher,
Und streicht (dich) mit seinem Sensenschnit
In schönster Blüth zum Grabe mit.

Ötz.

 

Siehst du hier wol einen Unterschied
Ob arm ob reich?
Der Tod macht's gleich,
Heut rot,
Morgen todt.

bei Grähn (Tannheim).

 

Hier liegt begraben die ehrsame Jungfrau N. N.
Gestorben ist sie im siebzehnten Jahr
Just als sie zu brauchen war.

Oberinthal.

 

Gottlob hab ich das Glück
Um Mitternacht zu hören,
Der Brautzug kommet an,
Ich laufe ihm entgegen.
Die Ampel ist gefilt,
Versehen voll mit Oel,
Das Hochzeitkleid geschmückt
Mit Freuden mich einstell.
etc.

Ötz.

 

O Jugend steh' bei Anna's Grabe still
Und horch, was ich dir sagen will:
Ich warne dich, bau' nicht auf deine Kraft,
Ich war wie du in schönster Blüh' und Saft,
Ein Baum zerstört mein junges Leben
Und hat durch seinen Fall mir den Tod gegeben.
Drum habe Gott vor Augen, flieh' die Sünde,
Damit der Tod dich gutzubereitet finde.

Hall.
(von e. Baum erschlagen.)

 

Hier lieg ich Blum darnieder
In schönster Blüth schon welch (welk)
Hab aber nichts darwider,
Weils Gott ist sein Befelch (Befehl).

Jerzens im Pitzthal.

 

Magst nichts machen, wenn Gott will,
Anna Maria Prandtnerin.

Sellrain.

 

Gatte, Kinder weinet nicht,
ich hab ausgelitten
Sterben das ist Menschenpflicht,
auch da hilfts kein Bitten!
Lebet wohl, beim Aufersteen
werden wir uns wiedersehen.

Leichenbret im bair. Wald.

 

Hier ruhet die ehr- und tugensame
Jungfrau Rosina Baumgartner.
Liebe Rosina!
Wie so manche Nacht
Haben wir mitsammen zugebracht,
Bis der liebe Hailand kam
Und dich wieder zu sich nahm.

Tulfes bei Rinn.

 

Im letzten Jahr da starb mein Mann,
Wie that ich ihn bewein'
Und jetz ach starb mein einzigs Kind -
Nun bin ich ganz allein!

Leichenbret im bairischen Wald.

 

Denket meiner im Gebet,
sprecht an meiner Grabesstätt:
Mutter ruh' in Frieden hier,
und der Himmel leichte dir.

Leichenbret im bair. Wald.

 

Bei Bludenz mordeten sie ihren Mann
Und dieser Schlag erschlug auch sie,
Was eine Sterbliche nur leiden kann
Litt die Verklärte und verzieh.

Innsbruck.
(Grabstein der Witwe des Oberamtsrathes v. Franzin,
den die Bauern im Kriegsjahre 1796 zu Bludenz unschuldig ermordeten.).

 

Du unerbittlig grausamer Tot
Was machst du uns vir Schmertz und Not.
Ach könnten wir ganz in Schmerz zerfließen
Die gute Mutter hast du uns entrißen.
Da sank, die uns so liebete hinab
Auf ewig in das kille Grab.

Leichenbret im bair. Wald.

 

Ach es thaurt nur kurze Zeit,
Du wirst auch dein Leben schließen,
Dann bin ich jede Stund bereit,
Dich aufs neue zu begrüßen.

Ötz.
(Schluss eines Dialoges zwischen der gestorbenen
Gattin und dem lebenden Gatten.)

 

Hier liegt in Gottes Handen,
Der 95 Jahr gestanden;
Ein Ehrer Mariä u. Gottes zusamm
Ließe all da sein Namen u. Stamm.
Der hochwolgeborne Christ
Joseph Mayrhofer von Koburg
u. Anger gestorben zu Innsbruck
d. 16. Aug. 1775.

Gufidaun (Eisakthal). [Eisacktal]

 

Gott erheb auf Hoffungs Schwingen
Uns im Geist zu deinen Höhn,
Bis auch wir das Ziel erringen
Und die Theure wiedersehn.

Pinzgau 1872.
(Leichenbret an einem Stadel.)

 

Höre, der das lest
Frage nit wer ich gewest.
Hab zwai geborn In Das Leben
Aber Das VerLoren, was ICh geben,
Ein große Sünderin.
Doch denk an mich
Und ich an dich
Hie zeitlich und dort ewiglich.
(Zwei vom Wind entblätterte Rosen;
darunter auf einem Bande:
perij dum peperi; 1711

Stadtpfarrkirche zu Wels.
(Chronogramm.)

 

Gott, welche Trauer!
Achtundachtzig in Einem Grab!
Obergestalen (Schweiz).

(Grabschrift der am 18. Febr. 1720
durch eine Schlaglawine Verschütteten.)

 

Unter diesem Stein
Liegen die Gebein
Einer Mutter, die ihr Leben
Für das Kind hat hergegeben.
Es liegt nemblich hierin
Frau Margarethe Fischerin
Geborne Wengerin
Geweste Pflegerin,
Der Freiherrschaft Landskron,
Gott ewig ihrer Seel verschon.

St. Ruprecht b. Villach

 

Bei Margaretha Fischerin
Liegt auch Johann Fischer drin;
Die Ehe wurde durch das Leben Endt,
Die Liebe aber ungetrennt.
Dann beede hier die Ruh genießen,
Bis sie bei Gericht erscheinen müssen.
Zum Zeichen ihrer Treu
Grad Nachmittag um drei
Gestorben alle zwei,
Gott ihnen gnädig sei,
Welcher zwölf drei viertel Jahr
Bei der Herrschaft Landskron Pfleger war.

St. Ruprecht b. Villach.

 

Jos: Ant. Lachberger Bürgermeister † 1763.
…… am Schluß:
Seine tugendvolle Gemalin
Susanna Regina eine geborne
Baumannin, vormals verwitt-
wete Stengelin, mit welcher ihme
Gott in ihrem 39 jährigen Haus-
stand 20 Kinder geschenkt, hat
den 15. Juni 1780 und im 79. Jahr
ihres Alters angefangen ihme in
der glücklichen Ewigkeit neuer-
dings Gesellschaft zu leisten.

Wels.
(Aussenwand der Kirche,
Gegend des Hochalters.

 

Traget mich zu meinem Grabe
In den sichern Ruheport,
Den ich längst gewünschet habe,
Traget mich nun eilenz fort.
Vielmals hab ich meine Glieder
Zu der Arbeit ausgestreckt,
Nun leg ich mich fröhlich nieder,
Bis mich einst mein Jesus weckt.

Ötz.
(86 Jahre alte ehrsame Radegund
Regensburger von Umhausen 1874.)

 

Allzufrüh den Seinigen mähte
der Herr den Lebensstengel dieses
Mannes ab.

Axams.

 

Geliebter Mann, du siehst
Die Zeit zum Scheiden ist vorhanden,
Drum lebe wohl, ich bin befreit
Von meinen schweren Banden.
Sei Vater für die Weislein,
Pflanz ihnen Tugent ein,
Ich werde auch nicht minder
Mutter in den Himmel sein.

Ötz, 1874.

 

Hin geht die Zeit, her kommt der Tod
Mensch gedenk, thu recht und fürchte Gott.
Buschelsdorf in d. östl. Steiermark.

(Grabstein des Pfarrers Golly,
gest. am 29. Juli 1578.)

 

Mein Mutter und Kinder muß ich verlassen,
Weil ich sie nicht mehr sehen kann;
Ich werde reisen die Himmelsstraßen
Dort bekomm' ich meinen Lohn.
Ja es muß ein jeder sterben
Wie die Blume auf dem Feld,
Er mag sein arm oder reich,
Dort bei Gott sind alle gleich.

Fügen.

 

Gleich wie jede Pluem auch einst muß fallen ab,
So wird eine jede Menschengestalt wie ich im Grab.

Lanersbach in Dux.

 

Hier ligt Katharina Geizkoflerin,
hat zehn Kinder geboren,
die haben ihre Mutter zu früh verlohren.
den Suinen (den Ihrigen) viel Gutes geton,
dafür geb ihr Gott den ewige Lohn,
das wünscht Wilhelm Hohenhauser ihr Ehmon. 1619.

Untermais b. Meran.

 

Vivat die Barmherzigkeit
Gottes, die immer suchet die
Menschen an sich zu ziehen.

Lanersbach in Dux.

 

Kein Zeit, Ort ist uns bekannt,
Wo sich das Leben endet
Die gerechte Gotteshand
Hat uns den Tod gesendet.
Wir schlafen alle sanft,
Bis spät um Mitternacht
Wo mir (wir) im Hauß vermurrt
Und nimmermehr erwacht.

Ein Vater und sein Weib,
3 Kinder auch darzu
Deckt nun den 2. August
Im Hauß die Muhre* zu.
Der Tod kommt unverhofft
Bey dunkler Nacht herein,
Sie werden alle beysamm
Jetzt in den Himmel sein.

Ötz. 1851.
*Erdlawine

 

Das ist eine harte Reis',
Wenn man den rechten Weg nicht weiß;
Frag die drei heiligen Leut,
(Jesus, Maria und Joseph)
Die zeigen dir den Weg zur Ewigkeit.

Häufiger Friedhofvers, bes.
im Unterinnthal.

 

Sie litten vieles hier auf Erden
Doch das thut noth zum selig werden
Denn wer dafür nicht leiden will
Der schweige nur vom Himmel still.

Wildermieming.

 

O Vatter wir vergessen nie
Dein Leben, deine Müh.

Buchboden Friedhof.

 

Was Job über die Menschen hat geschrieben
Ist in der That nicht übertrieben,
Der Mensch vom Weibe kömmt,
Ist arg mit Elend überschwemmt,
Er weilet hier nur kurze zeit
Und wandert dann in die Ewigkeit.

Inzing.

 

Alle Menschen sind mir gleich,
Sind sie arm oder reich,
Jung oder Alt
Alle bekommen meine Gestalt.

Lanersbach.
(Der Tod, die Sense in der Hand,
stützt nachdenkend die Hand auf einen Stein,
worauf eine Kerze verlöscht.)

Das längste Ziel von Lebenstagen
Ist siebenzig bis 80 Jahr,
Ein Inbegriff von tausend Plagen,
Auch wenn es noch so glücklich war.
Geflügelt eilt mit uns die Zeit
Zu einer langen Ewigkeit.

Ötz.
(Grab eines 80 jähr. Bauern.)

 

Ob die ganze Welt dich nennt,
Ober blos dein Nachbar kennt,
Ob du arm bist oder reich,
Ob du roth bist oder bleich,
Dieses ist zuletzt ganz gleich.
Jeder Mensch auf Erden
Muß zu Staube werden.

Leichenbret im bair. Wald.

 

Du Freund es wird dein Ende kommen,
Doch weißt du nicht wo, wann und wie,
Vielleicht wirst du der Welt entnommen
Heut' Abend oder morgen früh,
Vielleicht ist auch dein Ziel bestimmt
Eh' diese Stund' ein Ende nimmt.

Leichenbret in Pinzgau.

 

Szepter Kron und Bauernkappen
Thut man hier zusammenpappen.
Über dem Friedhofseingang in

Jerzens (Pitzthal).

 

Ich lieg im Grab und muß verwesen
Was du jetzt bist, bin ich gewesen!
Was ich jetzt bin, das wirst auch du!
Drumm steh und bett für meine Ruh.

Leichenbret im bair. Wald.

 

Du hast vollbracht; in deine Kammer
Dringt keine Lebensplage mehr,
Es bleibt zurück der stille Jammer
Und Gottes Frieden weht umher.
Geendet ist der Pilgerpfad
Wohl dem der überwunden hat.

Vorarlberg. Viktorsberg aussen
a. d. Kirche.

 

Wolfgang Wisenecker war er genannt,
An allen Orten wohlbekannt.
Geboren in der Grafschaft Tyrol,
Kärnthen hat ihn erzogen wohl.
Im Ertzstift hat er bezahlt
Die Schuld der Natur, als er war alt
70 und 1 Jahr fürwahr.
Hat Wirtschaft gehalten 25 Jahr
An den Tauern mit Treu und Fleiß,
Daraus ihm ward Lob, Ehr' und Preis.
Den letzten December er allda begraben war
Nach Christi Geburth im 1582 Jahr.

Friedhof auf dem Radstädter Tauern.

 

O Gott was wird das werden
Wenn Erden in Erden gelegt wird werden?
Und Erden mit Erden bedeckt wird werden?
Und hat Erden auf Erden nichts guts gethan
Wie wird vor Gott d' Erden bestehen als dann?

Stuhlfelden in Oberpinzgau.

 

Hier lieg ich im kühlen Grab
Wenn kümmert das?
Ich werd schon aufstehn, wenns mich freut,
Zur ewigen Glückseligkeit.

Pinzgau. (Jägergrab.)

 

Was die Erde gab, begehrt sie wieder
Und was Staub gewesen, wird zu Staub,
Doch die Seele stieg vom Himmel nieder
Wohl der Gottheit, keines Todes Raub.
Unsere Thränen fallen auf den Hügel,
Der geliebte Ueberreste deckt,
Doch des Glaubens goldbeschwingter Flügel
Trägt uns aufwärts, wo kein Grab mehr schreckt.

Velden (Kärnten).

 

Gehe nit vorüber
Bett für mich,
Thue meiner doch gedenkhen
Mit Weichwasser spreng auch
Mich und dich,
Den Ablaß thue mir schenken.

1698. Hall.

 

Hör lieber Christ geh nicht vorbei,
Bett mir 1 Vater Unser oder auch 2
Bedenke, es vergelts dirs Gott!
Dieß ist an dich mein letzt Geboth.
Und zum Schluß, gieb ich dir den Gruß:
Gelobt sei Jesus Christus.

Leichenbret im bair. Wald.

 

Nun gute Nacht ihr meine Freunde
Ihr alle meine Lieben,
Ihr alle, die um mich geweint,
Hört auf euch zu betrüben,
Diesen Trost theil ich euch zu
Euch ihr Erdenglieder,
Seht die Sonne geht zur Ruh,
Kommt doch morgen wieder.
Ihr Geschwistert und Verwandte,
Freunde, Nachbarn und Bekannte
Ich wünsch' euch gute Nacht
Bei mir ist's jetzt vollbracht.

Ötz.

 

Im Kreuze leben: guter Theil,
Im Kreuze sterben: Ewiges Heil,
Beim Kreuze schlafen ohne Sorgen,
Beim Kreuz erwachen: Goldner Morgen.

Friedhof in Igels. [Igls, Innsbruck]

 

Es fiel mir ein, was hilft die Kunst,
Die Stärk', die Ehr, die Herrengunst,
Was bleibet mir, das fiel mir ein,
Wann ich zum Tod bereit sollt' sein.
Die Zeit ist aus, das Grab bestellt,
Was hilft mir nun die ganze Welt.

Fügen.

 

Itz fang ich an zu leben,
Da ich gestorben bin,
Und werde wie die Reben
Im Frühling wieder grün.
Der Herr hat mich geschnitten,
Als er mich heimgesucht;
Ich habe Qual gelitten,
Itz bringt sie süße Frucht.
Rinn, ebenso Mühlbach im

Pusterthal.

 

Hier starb ich nur, dort werd' ich leben,
Hier kroch ich nur, dort werd' ich schweben,
Erlöst von Banden und Trug,
In hohem Engelflug.

Waidring.

 

Hier in diesen öden Heinen,
Wo nur rauhe Fichten stehen,
Zeiget sich der Herr den Seinen
Voll Erbarmen helfend schön,
Gottes Mutter läßt hier fließen
Balsam in das bange Herz
Allen, die vor ihren Füßen
Klagen ihren bittern Schmerz.
Sind hier nicht die theuern Brüder,
Deren Fürbitte oft bewährt,
O wie oft in bangen Stunden
Hat nicht hier das bange Herz
Wo nicht Hilf, doch Trost gefunden,
Es wird leichter jeder Schmerz.
A. Z. G. E. G.
1819.

Tummelplatz bei Amras

 

Hier ist die stille Ruhe- und Friedensstätte,
Die mancher junge wackre Krieger fand,
Der muthig einst gefolgt der Schlachttrompete
Für seinen Kaiser und fürs Vaterland.

Sie ruhn bis eine andere Trompete
Sie einst mit uns zur Auferstehung weckt,
Drum denkt mit Liebe ihrer im Gebete,
Mit Liebe, die auf alle sich erstreckt.

Tummelplatz bei Amras.
(Soldatengrab.)

 

Steht still ihr Freunde und Bekannte
An meinem kühlen Grab!
Der Tod hat mich so schnell genommen,
Wo ich es nicht vermuthet hab!

Steh still du Wandrer, merke auf,
Wie du bist, so war ich auch,
wie ich jetzt bin, so wirst du auch werden:
Der Würmer Speis und Staub der Erden.

Ampas.

 

Er gab jedem Recht mit Liebe,
drum ward ihm Liebe mit Recht.

Hötting.
(Grab des Landrichters Auer.)

 

Wenn Gräber lebendes Gebein
Und Meere Leichen von sich spein,
Wenn Berg und Felsen bersten krachen,
Und Völker aus dem Schutt erwachen,
Wenn dann auch uns aus unsrer Gruft
Die weckende Posaune ruft,
Dann laß o Gott! uns Gnade finden
Und vergib uns unsre Sünden
Daß wir mit den seligen Chören
Die Stimme deiner Gnade hören.
R. I. P.

Tummelplatz bei Amras. (Soldatengrab.)

 

Heiter stralte mir die Jugend
In der Freude gold'nem Flor,
Fröhlich blies ich in mein Horn,
Sicher lenkt ich stets mein Rohr,
Daß beim schönen Männerspiele
Pfiff die Kugel nach dem Ziele.
Sieh', da schoß der Schützen bester
Nach dem Herzen mir, der Tod;
Meiner Jugend Rosen welkten,
Blaß ward meiner Wangen Rot.
Erdensohn, in Ernst und Speile
Schaue nach dem höchsten Ziele,
Daß dir lohne Best und Kranz
In des Himmels ew'gen Glanz.

Götzens. (Schützengrab.)

 

O Tod du hast wol gut gezielt und gut getroffen
Um desto sicherer kennen wir als Christen hoffen,
Daß auch sein letzter Schuß in's Zentrum gieng
Und er aus Gottes Hand das Best als Lohn empfieng.

Hall. (Auf einen Schützen.)

 

Im Kampfe wild, doch menschlich,
Im Frieden still und den Gesetzen treu,
War er als Krieger, Unterthan und Mensch
Der Liebe wie der Ehre wert.

Grabmal Speckbachers zu Hall.

 

Nach Crist geburt gezelt für war
Tausend fünfhundert zwelf jahr,
Aprillis vierunzwantzig tag,
Gab auf sein Geist in großer Clag
Der tiefen fuersicht unnd weis
kupfersmit, sogennant matheys
Mit dreyen Gemahlen begraben bei.
die Erst magdlen Weinrauthin, die
im Sechsundsibentzgistn (1476) jar,
dan magdlen Grueberin für war
In dem funffundachzigisten (1485)
vor Im verschiedn sein wie gut Cristen.
die dritt, martha Sewrin genannd,
So gut wie die andren war bekannt;
Sie (diese) liesz (er) nach sich, alz stig in still (zur Ruhe)
Sibn unnd zwanzigist'n Aprill
im viezendn jar bessloßen,
darumb viel Zeher (Zähren) sein vergoßen.
die auch unnd derselb kupfersmid
Mit verehrlichen underschid
Zwen Sun (Söhne) hinder In verlaßen.
der Elter, genannt wolfgang onmaßen
Am Sechsten tag des mons Juny
Wie ein Christenlicher Seine …
(unleserlich)
im funffzeger der jar (?)
Selücklich (seliglich) gefunden hat für war.
darum am Sibenzehenden tag
Oktobris ist, wie Ich Euch sag,
Im dreyzehenden jar (1513) vergangen
mit ain sonderlich verlangen
Gestorben Barbara Lenngyn,
die Elichen ist gewesin
Wolfgangen kupfersmid Hausfraw.
O Gott, Sie all im Himmel schaw!
dan durch die porten ynzug sind
Auch samentlich neun junge kind.
darnach ist, wie ain senfftes glid
der Junger Primus kupfersmid,
So dem leiden Cristi zu eren,
Seiner Eltern gedechtnus zu meren,
Allein aus diesen ursachen
Dise Figuren hat laßen machen,
Cristenlich ain erprobter Man,
den Gott also well han.
den allen durch sein heiligen Namen
Well Gott gnädig, sprecht Amen!

Am Grabmal der Familie
Kupferschmied in Kitzbüchel.

 

Hic jacet Alexander Swikowski, natus 24. Aug. 1793
mortuns infelice visitando Montis*. (sic)

Fusch Vicariatskirche
*Auf dem Gamsberg durch einen Fehltritt verunglückt.

 

Hie ligt begraben der Wol Erwirdig Edl.
Geistlich Hochgelert Herr Georg Podner,
gewester Pfarrherr in Taufers,
ein sonderwarer Liebhaber unser Frauen
und auch ein Guethater dieses Wirdigen Gasthaus etc.
18. Febr. 1655.

Pfarrkirche in Taufers.

 

Mit dem Schwert und mit der Feder
Fochtet er für's Vaterland.
Friedhof von Lienz.

(Auf dem Grabe eines Kanzlisten
und Landesvertheidigers.)

 

Da 45 Sommer viel ich gebaut,
Ward hier ein Gotteshaus zu bau'n mir vertraut;
Ein Balken brach, ich stürzte vom Gerüst herab
Mit neun, und unser zwei, wir stürzten todt in's Grab.

Hall.
(Auf einen Baumeister.)

 

Mir gab Alexander Colin den Possen*,
Hans Stof Löffler hat mich gegossen.

Schwaz
(Grabmal des Hans Dreyli erzherzogl. Rathes,
Berg- u. Schmelzherrn 1578.)
*Modell.

 

Mich Graf Wilhelm von Montfort
Behüte Gott hier und dort. Amen.

Wandgemälde der Martinskapelle in Bludenz.

 

Hier liegt ein Wildschütz, unverdrossen
Hat er über 1300 Gemsen geschossen
Wie auch viel Füchs und Hasen
Und verthut damit sein eigen Wasen.*
Kaltenbrunn, Kaunserthal.

Auf dem Grabstein des berüchtigten
Wilderers Wiesenjaggl.
*Anwesen.

 

Da liegst du, Schusterle, da kannst du ruhig schlafen,
Ein schön's Quartier, ja wohl, hat dir die Welt geschaffen,
Ein Haus, wo ist kein Fenster drin, sechs Bretter dein Gemach,
Darneben deine Todtenbein, die Erde ist dein Dach.

Kematen.
Auf dem Grabe des sg. Umiger Schusters u.
Bauerndichters, von ihm selbst verfasst.

 

Hier liegt der Herr Melcher,
Pfarrer gewesen ist welcher.

Oberinnthal.

 

Hier liegt begraben unser Organist,
Warum? weil er gestorben ist.
Er lobte Gott zu allen Stunden.
Der Stein ist oben und er liegt unten.

Mils bei Hall

 

In diesem Grab liegt Anich(s) Peter,
Die Frau begrub man hier erst später,
Man hat sie neben ihm begraben,
Wird er die ewige Ruh' nun haben?

Oberperfuss.

 

Hier liegt der reiche Lederermeister,
Patriz Gandelhofer heißt er,
Mit seidene Strümpf und Niederschuh* (Schnallenschuhe)
Gieng er ein in die ewige Ruh.

Bruneck.
*Als Beleg seines Reichthums.

 

Hier ruht Franz Schiestl
(Sterbejahr etc.)
Er war in seinem Leben
Ein guter Schwanz
Betet für ihn einen Rosenkranz.

Hall
(Noch vor 16-18 Jahren an
der Friedhofmauer.)

 

Hier liegt begraben mein Weib, Gott sei Dank,
Sie hat ewig mit mir zankt,
Drum, lieber Erlöser, geh' von hier,
Sonst steht sie auf und zankt mit dir.

Hall.
(verfasst von einem Pfannhausarbeiter.)

 

Und er maß sieben Schuh
Gott geb' ihm die ewige Ruh.
Ein unglücklicher Ochenstoß
Oeffnete das Himmelschloß.

Vomp.

 

Hier liegt Matheus Kos
Ein Mann von Handlung groß,
36 Jahre lebte er
Bis der Tod sagt: Matheus komm her
No. 39 in der Stadt,
Wo er seine letzte Nacht hat.
Bischoflack in Krain.

 

Hier liegt Martin Krug,
der Kinder, Weib und Orgel schlug.

Wiesing.*
*(Schullehrer u. Organist daselbst.)

 

Außen steht:
Hier liegt Hans Sauf,
Wandrer mach' das Thürl auf.
Innen steht:
Gott geb' ihm die ewige Ruh'
Wandrer mach das Thürl zu.

Bei dem Rheinthaler Seen.

 

Hier liegt der Hippacher Bot,
Hab ihn selig der liebe Gott,
So wie selig hätt' der Hippacher Bot
Dich du lieber Gott,
Wenn du wärst der Hippacher Bot
Und er der liebe Gott.

Hippach. (Zillerthal.)

 

Hier liegt unter allerhand
Auch Peter Violand,
Er war im Leben welcher
Im bürgerlichen Leben Selcher.
Er lebte in Furcht und Zucht
Und starb in der Wassersucht.

Axams.

 

Ich Johannes Juen
Bitte dich, mein lieber Gott, recht schuen (schön)
Laß mich in Himmel ein,
Wie ich auch würde thuen,
Wenn ich wär Gott allein
Und du Johannes Juen.

Landeck.

 

Hier liegt begraben:
Casper, Balthasar, Melcher
Im Leben Metzgerknecht gewesen ist welcher.

St. Peter

 

Hier liegt der ehrsame Jüngling Kaserer,
welcher im 75sten Jahre seines Alters gestorben ist.

Schnals.

 

Ach, ach, ach, hier liegt der Herr von Zach,
Er war geboren am Bodensee
Und ist gestorben an Bauchweh.

Vomp?

 

Hier ruht in Gott
Der Verstorbene St. Gilgner Both.
Sei ihm gnädig, o Herr,
So er Er's auch wär',
Wenn er wär' Gott
Und du der St. Gilgner Both.

St. Gilgen.

 

Hier ruht die Anna Feilmoser -
Sie hat in ihrem Leben lassen
Viel Altar und Kreuzweg fassen,
Gestorben ist sie im Augustus
Gelobt sei Jesus Christus.

Lienz.

 

Im Leben roth wie Zinober,
Im Tod wie Kreide so bleich,
Gestorben am 17. Oktober,
Am 19. war die Leich.

Brixen.

 

In diesem kleinen Gräbelein
Da liegt mein liebes Hänselein.
Selbst gemacht.*

Axams.
*nämlich das Grabkreuz oder den Vers.

 

Hier ruht Peter Funder,
Der Krapffelder größtes Wunder,
G'red't hat er viel, g'logen noch mehr,
Es schenk ihm die ewige Ruh der Herr.

Krapffeld. (Kärnten)?

 

Hier liegt Andreas Hut,
Der auf Weib und Kinder thut warten.
?

 

Hier ruht Herr Tobias Mair Bürgerl.
Metzgermeister und seine noch lebende Gattin.

Percha in Pusterthal.

 

Hier liegt ein junges Oechselein,
Vom Tischler Ochs das Söhnelein,
Der Herr hat es nicht gewollt,
Daß ein Ochs es werden sollt.

?

Hier liegt mein Weib Anne,
Bei Lebzeit hat sie die Küchl verbrennt in der Pfanne,
Sie lebte in Tugend und Zucht
Und starb plötzlich an der Wassersucht.

?

Wer war dieser Mann von Jenesien?
Wird sich fragen wohl ein Jeder
Er hieß Peter Schreiber von Jenesien
Ward genannt der blinde Peter.

Bozen oberh. des gescheibt. Turms.

Quelle: Ludwig von Hörmann, Grabschriften und Marterlen, Leipzig 1890.
Für SAGEN.at neu erfasst von Waltraud Rück, April 2005.
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