Grabschriften und Marterlen


Gesammelt und herausgegeben
von Ludwig von Hörmann, Leipzig 1890

MARTERLEN.

Hier ist ein Handelsmann
Hans Zukristian
Verschwunden.
Man hat ihn trotz Müh und Fleiß,
Trotz Arbeit und Schweiß
Nicht mehr g'funden.

Bei der Kapelle an der "Hohen
Brücke" am Eingang ins Defereggental.

Kommt her, ihr Wandersleute,
Schaut dieses Denkmal an;
Seht, wie man des Todes Beute
Unvermuthet werden kann!
Drum wachet und betet, benutzet die Zeit,
Und machet euch täglich zu sterben bereit!

Ötzthal [Ötztal] beim Weiler Habichen.
(Christian Höllriegel am 11. Febr. 1848 über
eine "Eisgallen" abgestürzt u. todt geblieben.)

Eilends wollt ich zum Jubileum* gehn,
Blieb mir aber die goldne Zeit nicht stehn,
Sobald ich kam in dieses Thal,
So schlägt mein Stund den letzten Schall.
So wird es Gottes Willen sein,
Führ' mich Gott ins ewige Jubileum ein.

Am Weg nach Walchsee.
*Kirchliche Gedenkfeier meist mit Ablass.

Ich bin gewesen wie du,
Du wirst werden wie ich,
Drum bitt' ich dich,
Denk im Gebet an mich!

Vor Fend im Ötzthal.
(Sturz vom Felsen 1857.)


Steh still, o Wandersmann, geh nicht so schnell vorbei,
Sieh her, o Mensch, wie kurz die Zeit des Lebens sei!
Ein Spiegel ist allhier zum Denkmal aufgestellt,
Zu zeigen, daß der Tod nicht nur die Kleinen fällt.
Bet' Gottes Vorsicht an und seie stets bereit,
So kann es fehlen nicht in alle Ewigkeit.

Am Weg von Ötz nach Habichen.
(Andreas Klotz 1843 in der Ache verunglückt.)

Die Heerde weidend auf der Flur, will ich nach Kindes Weis,
Zum Schutz vor Frost und Zeitvertreib ein Feuer mir anzünden;
Doch ach gar schnell und unvermerkt ward ich der Flammen Preis,
Das Kleid verbrannte mir am Leib, kein Retter war zu finden.
Da hob ich meine Händ' empor und rief aus bangem Herzen:
Maria sieh mit Mutterblick herab auf meine Schmerzen!
Auf meinen Ruf eilt man herbei, zu finden meine Pein,
Allein in meiner Eltern Haus, nach schweren Leidensstunden,
Tritt bald zu mir im Himmelsglanz der Todesengel ein.
Er führt mich heim ins Vaterhaus, wo Ruhe ich gefunden;
Der Blume gleich, auf Wiesengrund, verwelkt dies Erdenleben,
D'rum Herzensreinheit, Kindersinn soll uns das ewige geben!

Scheffau.
(Verbranntes Kind 1840).

Ich war froh und jung an Jahren,
Ahnte meinen Tod noch nicht,
Wußte nicht, daß Essen tragen
Mir des Lebens Licht auslischt.
Drum o Jugend sei bereitet,
Denn es giebt hier viel Gefahr,
Ja oft unvermuthet leitet
Uns der Tod hinab ins Grab.

Dornauberg.

Was hat der Herr mit Ignatz gethan,
Zuletzt schaut er noch den Bruder an,
Er sagt, spring hin auf den Hut geschwind,
Sonst nimmt ihn hinweg der Wind.
Und als er so auf den Hut hin sprang,
Kein Eisen* ist in den Wasen (Rasen) gang.
Er fiel hinunter auf einen Stein,
Der Kopf war entzwei, kein Hirn mehr drein,
Vermuthlich war er auch schon todt,
Tröste ihn der liebe Gott.
Nachschrift. Hier ** verunglückte
Josef Staller im 36. Lebensjahr.

Am Wege nach Virgen zwischen Ruckental u.
Mitteldorf am "grossen Lärchen".
*Steigeisen.
**Nämlich am Hinteregger Kogel beim Bergheuen.

Wie wahr o wie wahr! Als ich in meinen (!) 68. Lebensjahr
den 17. August 1863 für meine Geisen Gras zu Heu machen wollte,
stürzte ich über diese Hohe Felsenwand. Meine Sackuhr ging noch
eine Zeitlang, doch meine Lebensuhr blieb plötzlich stehen, mein
Fleisch und meine Gebeine verdorten, sind bereits verfault, da du
dieses liesest.
Wanderer! bethe für mich Eugen Haslwanter von Ochsengarten.

Zwischen Ötz u. Ochsengarten.

Gottes Vorsehung sei gepriesen,
Das hat sich an mir erwiesen.
Ich Johann Prantl von zwanzig Jahren
Konnte mein Leben nicht bewahren.
Und mußte mein junges Leben
Vor Mittewald zum Opfer geben.
Doch hab' ich noch Gnad' gefunden
Und den Tod nicht gleich empfunden,
Daß ich noch hatte Zeit
Mich vorzubereiten für die Ewigkeit.
Meinen Vater, Geschwisterte und Verwandten
Und Alle, die mich kannten,
Bitte ich um ein Gebet,
Weil dies einzig vor Gott besteht.

Tummelplatz bei Amras.

Ein Jüngling in der schönsten Blüte
Josef Malser, wie bekannt,
Fiel in des großen* Innes Mitte
Und riß ihn mit ins Unterland.
Der Innstrom riß ihn ohn' Erbarmen
Mit einem Ruder in der Hand,
Er strekte kämpfend seine Armen
Vergebens in der Wellen Strand.
Ihn wollten retten viele Leute
Und sprangen lange nach dem Stram (Strom),
Bis endlich diese Todes-Beute
Entseelt, entstellt in Schwaz ankam.

Am "Sebastiani-Kirchl" bei Silz.
*angeschwollenen.

Der tod mit seinen Knochen
Hat den Johann Stembo erstochen.

Bischoflack in Krain.

Er sammelte allerlei Kräuter,
Aber für den Tod hat er keins gfunden.

Oberurnen, Schweiz.
(Auf einen Kräutersammler.)

O Wanderer, o denk daran!
Hier hat den guten braven Mann
Ein Stein gebracht in Todesnacht,
Wer hätte wohl daran gedacht.

Stubachtal.

Wo man und wie man sterben werde,
Unbewußt ist jedem dieß,
Nur daß alles auf der Erde
Sterblich sei, bleibt ganz gewiß.

Ötzthal. [Ötztal]
(Vom Felsen gefallen 1854.)

Oft geht man aus
Und kommt nicht mehr nach Haus,
Darum, o Mensch, sei jederzeit
Auf einen guten Tod bereit.

Ausser Ötz, links.
(Dienstknecht von einer Lawine überschüttet.)

Hier hat Gott den Alois Steiner vom Zeitlichen ins Ewige übersetzt.

Im Velbertauernthal. [Felbertauern-Tal]
(Von e. Baum erschlagen.)

O Wandrer siech dieß Zeichen an
Und denk was stellt es vor?
Schnell sterben das kann jedermann -
Drum bereit' er sich zuvor!

Bei Lengenfeld. [Längenfeld]
(In der Ache ertrunken.)

Wann du stirbst ist dir verborgen
Drum steh immerfort in Sorgen.

Brunau am Eingang d. Ötzthales. [Ötztales]
(Von der Felswand abgestürzt 1842.)

Anno 1609 am 20. Mai ist durch diesen See ein Schüf mit
5 Personen wegen grausamen Wind unter unt iber Gegangen
unt 2 von dißen Personen, nemlich Abraham Gogl und
Brigitta Paßler darin ertrunken Unt die andern 3 sind durch
Anrufung dieser hl. Patratonen, (!) dida (die da) aufgemalt sind,
vom augenscheinlichen Tode glücklich errettet worden.

Renoviert 1869. Am Antholzer See.

Der Weg in die Ewigkeit
Ist doch gar nicht weit,
Um 7 Uhr fuhr er fort,
Um 8 Uhr war er dort.

Stubai.
(Verunglückter Fuhrmann.)

Willst du auf Kraft und Jugend dich verlassen?
Mein Freund besinn dich eines Beßern hier;
Denn sieh wie jung und stark mußt' ich erblassen;
Was mir geschah, geschieht gar leicht auch dir.
Drum flieh die Sünd, sei stets zum Tod bereit,
Damit es dich ja nicht zu spät gereut.

Wattenthal [Wattental], an der Säge.
(1852 beim Holzabschneiden verunglückt.)

Christian Brendle
Ist da auf dieser Stell
am 24. Mai 1864 in die Ewigkeit. -
So wollen wir einnes bedenken,
Ihm ein Vaterunser schenken,
Und wan er kommt aus der Pein,
So ist das Vaterunser wieder dein.
Herr! gib ihm die ewige Ruh.

Schellenberg bei Feldkirch.

Wanderer steh still
Vor meinem Haus der Erden,
Gedenke meiner; was ich bin,
Das wirst du auch bald werden.
Mach dich von Kindheit auf bereit
Und denke an den Tod,
Daß du dort in der Ewigkeit
Kannst ruhen stets bei Gott.

Zwischen Hall und Volders.

So weiß der Mensch kein Tag noch Stund,
Er weiß nicht wie und wann er stirbt,
Dies ist das Wort aus Gottes Mund,
Das leider oft vergessen wird.
So lernet nun aus diesem Falle
Die Wahrheit, die da spricht:
Lebt tugendhaft und fromm ihr Alle,
Ihr wißt die Stund des Todes nicht.
Denkt an den Junggesell da
immerhin und betet da für ihn.
Vater uns. Av. Mar.

Am Eingang ins Ötzthal. [Ötztal]
(Im Inn verunglückt beim Wasserentenschiessen 1853.)

O Wanderer steh still allhier an diesem Ort,
Bet mir ein Vater unser, dann setz die Reise fort;
Was du jetzt bist, war ich in bester Gsundheit Kraft,
Doch kam der Tod wie Dieb bei dunkler Mitternacht.
O denk ein wenig nach,
Was einst der Heiland sprach:
Wachet, betet, seid stets bereit,
Sammelt für die Ewigkeit.

Zwischen Flaurling u. Pfaffenhofen.

Mensch was du haben willst gethan in deiner letzten Stund,
Das thue jetzt, weil d' kannst und auch noch bist gesund.

Ötzthal [Ötztal]. Am Wege nach Tumpen.

Lebet wohl ihr Anverwandte,
Eltern, Geschwister und Bekannte,
Mein Leben ist dahin;
Ich war gesund und munter,
Das Unglück schlug mich unter
Und mein Grabstatt ist der Inn.
O Wanderer stehe stille,
Schenk mir aus Herzensfülle
Mir Armen dein Gebet;
Ich werde Gott darum bitten,
Daß es dir auf allen Schritten
Stets gut und glücklich geht.

Vor Kranebitten.
(Im Inn verunglückt.)

Gewiß ist der Tod,
Gewiß ist der Tag,
Den niemand wissen mag.
O Mensch gedenk dabei,
Daß jede Stund
Die letzte sei.
Andre Leiter von Niederthei.
1845.

Ötzthal. [Ötztal]

Wanderer ich bitte dich,
Steh still und bet für mich,
In den(!) Wasser fand ich meinen Tod.
Wo du ihn nimmst, weiß nur Gott.

Achenthal [Achental], Weg z. Scholastika an einem Baum.

Ein Glück - ein Unglücksfall
Hat sich hier zugetragen,
Es zeigt es das Gemähld,
Es braucht kein weiter fragen:
Die Wiege auf dem Kopf
Die Mutter voller Eil
Nach Hause wollte, denn
Des Windes Sturmgeheul
War fürchterlich, hier riß
Vom Baum ein Ast sich los,
Der schlug die Mutter Tod,
Das Kind nicht, welches Loos!
Das hat die Vorsicht zu
Was Andern vorbehalten,
Du Grübler grüble nicht,
Durchgrüble nicht ihr Walten.

1807. Mötz.

Bei dem Bilde hier, Christ, schaue
Wem (!) der Tod hat fortgerafft;
Nicht auf deine Jugend baue,
Nicht auf deine Körperkraft.
Beide noch in jungen Jahren,
Stark, gesund, voll Munterkeit,
Mußten schon den Tod erfahren
In der schönsten Jugendzeit.

Vor Judenstein.
(Zwei Jünglinge durch eine
Schneelawine verschüttet 1853.)

Dies sind die zwei verunglück-
ten Brieder Andere und Georg
Pfister zu Föchler in Maathseiten,
welche der Tod durch ein Wild
in eine Schnee-Lahne hinein ge-
locket hat und so von der Welt
hinweg gerafft. 1851.

Hinterdux. [Hintertux]

O Wanderer steh still
Allda an diesem Ort
Und bet ein Vaterunser
Dann setz' dein' Reise fort.
Wann du schon jung und schön
Und bist auch stark von Jahren
Der Tod hat List und Tück,
Das hab auch ich erfahren.

An der Poststrasse zwischen Imst u. Silz.
(Beim Holzfällen verunglückt.)

Hier wurde verunglückt den
16. Oktober 1881 Georg Schuwart
im 34. Jahre seines Alters geboren
zu Vomp.
Gott gnade seiner Seele.

Achenthal, am Weg z. Scholastika.

Das eine fällt von einem Fels hinab,
Das and're find't in einem Bach sein Grab,
Es kommt der tod, er scheut kein' Zeit noch Ort
Mit seiner Sense mäht er alles fort.

Vor Fend im Ötzthal.
(Im Latschbach verunglückt.)

Wanderer steh still an diesem Ort
Bett ein Vaterunser mir dann setz' die Reise fort.
Du weißt auch nicht, wann es mit dir ist aus,
Vielleicht bist du noch heut bei mir im Todtenhaus.
Andrä Span.

Natters.

Ein Trauergeschicht zeigt sich allhier,
Was sich hat zugetragen
Fünf Stund von hier in Böttenau*,
Das ist doch zu beklagen.
Ein Schiffbruch litten zechen Leit,
Davon sind Zwei ertrunken,
Die anderen, die auch dabey,
Sind dief hinabgesunken.
Durch dieses Beispiel sechen wir
Wie bald es ist vorbey,
Darum ist's gut al Augenblick,
Das man gerichtet sey.

Tummelplatz bei Amras.
*Pettnau in Oberinnthal.

Hier hat Joseph Rofner glück-
licher Weise durch einen Fall ins
Wasser sein Grab gefunden im
29. Lebensjahre. Betet einen
Vaterunser uns setzt dazu: Herr
gibt ihm die ewige Ruh' von Zaums.

Auf dem Wege nach Volders.

Hier deckte den Metzger Prantel
Zu der Todesmantel.
Für einen Mann von 60 Jahr
Ein starker Fall dies war.

An einer Föhre ober dem tiefen Absturze
auf dem "Bergle" zwischen Riez u. Mieming.

An von meinen Jugendjahren
Bis zu meinem Sterbetag
Bin ich auf dem Inn gefahren,
Bis jetzt wird der Inn mein Grab.
Liebes Weib vergiß mein nicht
Und bete oft zu Gott für mich,
Erfülle deine Mutterpflicht,
Denn ich bete auch für dich.
Kinder lebet fromm auf Erden,
So rufe ich noch zu euch
Daß ihr könnet selig werden,
Dann euch seh im Himmelreich.
Alles bitte ich, groß und klein,
Welche gehen hier vorbei,
Gedenket im Gebet mein,
Daß Gott der Seele gnädig sei.
1851.

Ausser Baumkirchen, am Inn.

Christliches Andenken an
N. N. …, der ohne menschliche
Hülfe ums Leben gekommen ist.

An einer Mühle zwischen Luttach
und Weissenbach. (Taufererthal.)

Christliches
Andenken an den verunglickten
Josef Barthol, von hier, hat durch
ein bar schrit in der Nacht die
Brücke verfehlt, und hat sein
Leben in den Ihnstrom aufge-
opfert.
den 8. März 1877 im 36 Lebensjahr.
O Mensch wie trügt dich die Zeit,
Doch willst du ihr trauen,
Sie trügt dich aber weit,
Wenn du willst auf sie bauen,
Sie(h) diesen starken Mann!
Gesund ging er von Haus,
Er dach(t) wohl nicht daran
Daß jetzt die Zeit ist aus;
Lebt also gut und fromm
Seid auf den Tod bereit,
Wenn er euch ruft jetzt kommt
Mit mir in Ewigkeit.
Vaterunser u. Auvemaria.
R. I. P.

Landeck an der Innbrücke.

Hier verunglicket der ehrsame
Jungesel (!) Andrae Wild, Fich-
arz (Vieharzt) von Sistras.

bei Sistrans.

Allhier an diesem Ort
Da kamm ich nicht mehr fort,
Doch in die Ewigkeit
Da ist es noch gar weit.
Die ihr vorbeigeht, seid meiner eingedenkt
Und meiner Armen Seel ein Vaterunser schenkt.

Zwischen Brennbichl u. Arzl an der Felswand.

Hier ruht der ehrsame Jung-
gesell Alois Festini von Cahama-
hango, welcher in der Fremde
unter einer kleinen Schneelawine
seine wahre Heimat gefunden hat
am 18 Dez. 1871.

Dornauberg.

Allhier an diesem Ort
Da kamm ich nicht mehr fort,
Ich wollte fahren nach Haus
Da ist mein leben aus.
O Mensch sei fromm und wolbereit
Leb nicht in falscher Sicherheit
Die Todesstund kömmt ungewiß herein
Es könnt' noch heint die letzte sein.

Unweit der Stefansbrücke im Wippthal. [Wipptal]
(Verunglückter Fuhrmann.)


Hie secht mein unglickh-fabl;
Zu einem Angedenken
Wolth mir ihr Christen all
ein Vater Unßer schenken. 1788

Ellbögen.

Hier starb Martin Rausch.
Die Lawine traf ihn halt
Auf den Leib und macht ihn kalt.
Auch der Jörg der war darunter
Aber heut noch ist gesund er.

Passeier.
(Aus einem mächtigen Schnee-
berge guckt ein Mannskopf
heraus; links sieht man einen
Knaben eiligst davon laufen.)

Hier liegt Elias Gfahr
Gestorben im sechzigsten Jahr,
Kaum hat er das Licht der Welt erblickt,
Hat ihn ein Wagenrad erdrückt.

Am Bergisel.

Seid wachsam stets weil ihr nicht wißt,
Wann euch der Herr ruft zu Gericht;
Wer jederzeit bereitet ist,
Den schreckt des Herrn Donner nicht.

Am Jausenberg.
(Am 1. Juli 1824 Peter Göll
sammt seinem Weibe und drei
Knechten vom Blitze erschlagen.)

Hier starb Maria Weigl
Mutter und Nätherin von Kindern.

Am Wege nach Salthaus.
(Ein stark beladener Wagen
geht über die Frau.)

Durch einen Ochsenstoß
Kam ich in des Himmels Schooß.
Mußte ich auch gleich erblassen
Und Weib und Kind verlassen,
Kam ich doch zur ewigen Ruh'
Durch dich, du Rindvieh du.
Kaspar Werndli.

Passeier am Wege nach Salthaus.
(Ein feuerfarbiger Ochse mit
hochgehobenem Schweife u. ge-
senkten Hörnern schickt sich
eben an, den Leib einer kreide-
weissen Gestalt, die sich dicht
an die Felswand drückt, zu
durchbohren.)

Hier ruht der ehrsame Johann
Missegger auf der Hirschjagd
durch einen unvorsichtigen Schuß´
erschossen aus aufrichtiger
Freundschaft von seinem Schwager.
Anton Steger

Lavantthal.

Der Tod ist ein schlauer Dieb
Das haben erfahren wir,
Wir waren frisch und gesund
Und todt in einer Stund.
Weg von Moos nach Pfelders.

(Passeier.)

… In einer halben Stunde
Krank, todt und gesunde.

Bregenzer Wald.

Der ewig Richter sitzt,
Und fordert zu Gericht,
Wo der Gerechte schwitzt,
Warumb der Sünder nicht?
So helfe mir denn Gott
Versöhnen in der Noth.
Also ruefet von der Erden
Zu denen, die aus Erden kommen.
1675.
Franz Thadeus Kleinmayr
Urbarrichter zu St. Peter.

Salzburg

Aufi gstiegen,
Kerschen brockt,
Abi gfallen,
Hin gwesen.

Vor Amras unweit des Tummel-
platzes.

… Ausgrutscht
Und z'sammtutscht.

Schlussreim eines Marterls im
Gnadenwalde bei Hall, wo ein
Knecht das Heufuder mit der
Gabel stützte, und bei dieser
Gelegenheit ausrutschte, so dass
die Heulast über ihn stürzte.

Hier ruhen ihrer drei
A Ochs, a Esel und er dabei.

Duxerjöchl.
(Mit Bild.)

Hier liegen begraben
Vom Dunder derschlagen
Drei Schaf, a Kalb und a Bua;
Herr, gib ihnen die ewige Ruah.

Scheibbrand im Pitzthal.

Hier ist N. Niedermair von einer
wilden Kuh ermordet worden,
just als er zur Messe gieng.

Vor Münster

"Andenken der durch die
Schneelawinen verunglückten
sind worden drei Kinder …"

Bei Hopfgarten

Gedenke der Jungfrau Barbara Hechenpleikner,
welche hier unter der Schneelawine
ihr zeitliches Leben in das ewige verwechselt hat.

Paznaun.

Quelle: Ludwig von Hörmann, Grabschriften und Marterlen, Leipzig 1890.
Für SAGEN.at neu erfasst von Waltraud Rück, April 2005.
© digitale Version: www.SAGEN.at