Fensterliadln

Das Liebeswerben war früher von einem Brauchtum umrankt, das die Beziehungen zwischen den Geschlechtern streng nach der herrschenden Sitte regelte. Die Poesie spielte dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Von diesem uralten Brauchtum haben sich nur mehr einige Sprüche erhalten. Aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, bleiben die Reime unverstanden und tragen damit den Keim des Vergessenwerdens in sich.

(61) Kimm her vu Tux,
hun a Fötzl wiar a Fuchs,
a Barschtl wiar a Goaß,
mögst nit wissn, wiar a hoaßt ?

(62) Bin i gången üba Schnea und Harscht,
ist miar gwåchsn an ellnlånga Bårscht;
bin i gangen üba Såchsn,
ist er miar no länga gwåchsn;
bin i gangen üba'n Fearn,*
håb i mi låssn schearn.
Feins Diandl,
magst nit a so an hålbfotzetn Buam gearn ?

*Fernpaß

(63) Iatz kimm i her vu Zirl
mit aner Schüssl voll Wirl
und an Hafl voll Kraut;
tue mir auf, du guete Haut!

(64) Schneid Birbam, schneid Buchsbam,
Diandl, wia war's, wenn i in da Fruah kam ?

Quelle: Karl Horak, Volksüberlieferungen aus Wattens und dem Wattental, in: Wattener Buch - Beiträge zur Heimatkunde von Wattens, Wattenberg und Vögelsberg, Schlern-Schriften, Innsbruck 1958, S. 289 - 308.