Ernst und Scherz.

 

Zehn Jahr ein Kind,
Zwanzig Jahr ein Jüngling,
Dreißig Jahr ein Mann,
Vierzig Jahr ist wohlgetan,
Fünfzig Jahr geht auch noch an,
Sechzig Jahr geht's Alter an,
Siebzig Jahr ein Greis,
Achtzig Jahr schneeweiß,
Neunzig Jahr gebückt zum Tod,
Hundert Jahr ein Gnad von Gott.

*

Grete Müller heiß ich.
Schön bin ich, das weiß ich.
Blonde Löckchen hab ich.
Rote Schuhchen trag ich.
Wenn ich sterb, dann bin ich tot,
Begräbt man mich unter Rosen rot,
Dann sollen die Englein singen
Und mich in den Himmel bringen.

*

Wenn der jüngste Tag will werden,
Da fall'n die Sternlein auf die Erden,
Da beugen sich die Bäumelein,
Da singen die Waldvögelein.
Da kommt der liebe Gott gezogen
Auf einem großen Regenbogen:
„Ihr Toten, ihr sollt auferstehn!
Ihr sollt vor Gottes Gerichte gehn!
Ihr sollt treten auf die Spitzen,
Da die lieben Englein sitzen!
Ihr sollt treten auf die Bahn!"
Der liebe Gott nehme uns all in Gnaden an!


Quelle: Macht auf das Tor! Alte deutsche Kinderlieder, Maria Kühn, Königstein im Taunus und Leipzig 1921, S. 53
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Werner Haas, Dezember 2005.
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