St. Niklas.

Vater:

"Es wird aus den Zeitungen vernommen,
Daß der heilige St. Nikolaus werde kommen,
Aus Moskau, wo er gehalten wert
Und als ein Heil'ger wird geehrt;
Er ist bereits schon auf der Fahrt,
Zu besuchen die Schuljugend zart,
Zu sehn, was die kleinen Mägdlein und Knaben
In diesem Jahr gelernet haben
Im Beten, Schreiben, Singen und Lesen
Und ob sie sind hübsch fromm gewesen.
Er hat auch in seinem Sack verschlossen
Schöne Puppen, aus Zucker gegossen:
Den Kindern, welche hübsch fromm wären,
Will er solch' schöne Sachen verehren."

Das Kind:

"Ich bitte dich, St. Niklas, sehr.
In meinem Hause auch einkehr'.
Bring' Bücher, Kleider und auch Schuh'
Und noch viel schöne gute Sachen dazu,
So will ich lernen wohl
Und fromm sein, wie ich soll."

St. Niklas erscheint:

"Gott grüß euch, lieben Kinderlein!
Ihr sollt Vater und Mutter gehorsam sein!
So soll euch was Schönes bescheret sein.
Wenn ihr aber das nicht tut,
So bring' ich euch den Stecken und die Rut'."

*

St. Niklas ist ein braver Mann,
Bringt den kleinen Kindern was,
Die großen läßt er laufen.
Die können sich was kaufen.

*

Ach, du lieber Nikolaus,
Komm doch einmal in mein Haus!
Hab' so lang an dich gedacht!
Hast mir auch was mitgebracht?

*

Äpfel, Hasel-Nüsse.
Ech well was va dr wisse!
oder auch
(Ech well nix vü dr wisse!)

Quelle: Macht auf das Tor! Alte deutsche Kinderlieder, Maria Kühn, Königstein im Taunus und Leipzig 1921, S. 83f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Werner Haas, Dezember 2005.
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