Sonnenschein und Regen

Sonne, Sonne, scheine,
Fahr über Rheine,
Fahr übers Glockenhaus,
Gucken drei schöne Puppen raus,
Eine, die spinnt Seiden,
Die andre wickelt Weiden,
Die andre geht ans Brünnchen,
Find't ein goldig Kindchen!
Wer soll's heben?
Die Tochter aus dem Löwen.
Wer soll die Windeln waschen?
Die alten Schnäppertäschen.

*

Liebe, liebe Sonne,
Scheine auf die Tonne,
Scheine auf das Glockenhaus,
Guckten drei alte Jungfern heraus.
Die eine, die spann Seide,
Die andre, die arbeite,
Die dritte schloß den Himmel auf,
Ließ ein bißchen Sonne 'raus,
Ließ ein bißchen d'rinne,
Daß die heilige Maria konnte spinne.

*

O großmächtige Sunne, wie schön gehst abe:
O chönnt i dir au bis Guld abschabe!

*

's ist alles so prächtig und schön,
Der lieb Gott ist g'wüßlich nit höhn (verstimmt).

*


Heiland, tu dein Türle auf,
Laß die schöne Sonne 'raus.
Laß de Schatte drobe.
Den Heiland wölln wir lobe.

*

Wo is denn der Himmel? !
Dös will i dir sogn!
Wenn's Nacht ist und dunkel,
Da schaugst du in d'Höach;
Da sigst du viel Fenster !
Vu Glitz und vu Guld; !
Durch dö schaugst du eini, !
Wie schön ist's decht do;

Lauter Silber und guldig
Unda großes Fenstar,
Dös is halt die Tür;
Do gehst du denn eini,
Sigst Engel drei tanzen,
Und aner is dabi,
Hat a Schlüssel in der Hand,
Hobn Petrus sie genannt.

Quelle: Macht auf das Tor! Alte deutsche Kinderlieder, Maria Kühn, Königstein im Taunus und Leipzig 1921, S. 87f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Werner Haas, Dezember 2005.
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