Tierverschen 57. Melodie.


Zehn Gäns' im Haberstroh,
Sie saßen, sie fraßen
Und waren alle froh.

*

Alle meine Enten
Schwimmen auf dem See,
Köpfchen in dem Wasser,
Schwänzchen in die Höh'.

*

Kuckuck hat sich totgefallen
Von einer hohlen Weiden,
Wer soll uns diesen Sommer lang
Die Zeit und Weil' vertreiben?

*

Kuckuck im Tannenwald,
Sag mer: starb i bald?
Kuckuck im Dachsaloch,
Sag mer: wie lang lab i noch?

*

Kuckuck ob de greene Hassel,
Woveel Iehr war öck noch wasse?
Kuckuck op de greene Ficht,
Woveel Jahr war öck noch bliewe onbefrigt?

*

Was sind's für tausend Vögelein,
Die immer schrein: Kolnik, kolnik!
Der Sperling ist's, der Sperling ist's,
Der immer schreit: Kolnik, kolnik.

Er hat ein kleines Schnäbelein,
Er schnäbelt hin und her,
Und wenn sodann der Abend kömmt,
So schnäbelt er nicht mehr.

Er hat zwei kleine Äugelein,
Er äugelt hin und her,
Und wenn sodann der Abend kömmt,
So äugelt er nicht mehr.

Er hat ein kleines Köpfelein,
Er köpfelt hin und her,
Und wenn sodann der Abend kömmt,
So köpfelt er nicht mehr.

Er hat zwei kleine Flügelein,
Er flügelt hin und her,
Und wenn sodann der Abend kömmt,
So flügelt er nicht mehr.

Er hat ein kleines Schwänzelein,
Er schwänzelt hin und her,
Und wenn sodann der Abend kömmt,
So schwänzelt er nicht mehr.

Er hat ein kleines Füßelein,
Er füßelt hin und her,
Und wenn sodann der Abend kömmt,
So füßelt er nicht mehr.

Der Sperling ist's, der Sperling ist's,
Der immer schreit: Kolnik, kolnik.

*

(Schwalbensprache:)

As ik hier dat erstemal war, dat letztemal war,
War dat Vatt vull, war dat Vatt vull:
As ik wedderkam, ik wedderkam.
War all verschlikkert, verschlakkert, verschlie—rt!

*

Sperling ist ein kleines Tier,
Hat ein kurzes Schwänzchen,
Sitzt vor Hänschens Kammertür,
Macht ein Reverenzchen.

*

Nachtigall, ich seh' dich laufen.
Aus dem Bachlein tust du saufen;
Du tunkst dein klein Schnäblein ein,
Meinst es wär der beste Wein.

Nachtigall, wo ist gut wohnen?
In den Linden, in den Kronen,
Bei der schönen Nachtigall;
Grüß mein Kind viel tausendmal.

*

Auf'm Bergli bin ich gesessen,
Hab' den Vögele zugeschaut,
Ist ein Federte abe flogen,
Hab'n Hausle draus baut.

*

Die Amsel dicht't zu Morgen,
In ihrem grünen Haus:
Wie mag der Mensch viel sorgen?
Das Leben ist bald aus.

*

Als ich auszog, auszog,
Hatt ich Kisten und Kasten voll,
Als ich wiederkam, wiederkam,
Hatte der Sperling,
Der Dickkopf, der Dickkopf,
Alles verzehrt.

*

(Die Lerche im Aufwärtsfliegen:)

Mein Vater ist im Himmel,
Da wollt ich auch gern sein!

(Im Herabsinken:)


Doch ist's so weit, weit, weit.

*

(Die Lerche:)

Wollte mir den Kittel flicken,
Habe keinen Zwi-r-rn,
Hab' nur noch ein Faden-Endchen,
Das muß ich lange zir-r-rn.

*

(Die Kohlmeise:)

Mein Vöglein mit dem Ringlein rot
Singt Leide-Leide-Leide,
Es singt dem Täublein seinen Tod,
Singt Leide-Lei-ziküth, ziküth, ziküth!

*

(Der Rabe:)

Kra, Kra, Kra,
Dei' Haus brennt a,
Messer schleifen,
Kopf abschneiden.

Quelle: Macht auf das Tor! Alte deutsche Kinderlieder, Maria Kühn, Königstein im Taunus und Leipzig 1921, S. 103ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Werner Haas, Dezember 2005.
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