Totenbrauch-Baschkirien (Baschkortostan)
© Johann Liebhart

Stadt: UFA
Religionsbekenntnis: Russ.- Orthodox
Gesprochen mit Städtern und Dorfbewohnern, die in der Fabrik arbeiteten
August 1993, Johann Liebhart

Ist ein Mensch gestorben, wird dem Toten mit einen Taschentuch das Kinn in die Höhe gebunden, so dass der Mund nicht geöffnet bleibt. Die Augen werden geschlossen und auf die Lider wird ein Geldstück gelegt um das Öffnen zu verhindern.
Die Spiegel werden mit weißen Tüchern verhängt.
Im Normalfall ist die Aufbahrung des Toten in der Wohnung oder im Haus des Verstorbenen. Diese Tradition wird auch in der Stadt so gehalten.

Der Tote wird von alten Frauen gewaschen ( nicht von Angehörigen ) und angezogen. Es sollten, wenn möglich, ein neues Gewand und Schuhe sein. Der Verstorbene wird nicht rasiert. Die Bekleidung darf nicht zu klein sein, sonst kommt der Tote zurück und holt sich Bessere. Und er kommt auch nicht so schnell zur Ruhe.
Wenn der Sarg kommt so wird er zumeist schön ausgekleidet. Der Sarg wird mit Leintuch und Spitzen ausgelegt. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die übrigen Stoffe, Stoffreste, Zwirn und Faden in den Sarg gelegt wird – den was für den Toten ist soll nicht zurückbleiben.
Der Verstorbene wird mit einen weißen Tuch oder mit einer Totendecke abgedeckt.

Die Decke geht bis zur Brust. Die Hände werden über der Decke flach übereinander gelegt. In der linken Hand hält er eine Kerze. In der rechten Hand ein kleines Kreuz und die Heilige Schriftrolle. Auf die Stirn wird in Papierstreifen mit Zitaten aus der Heiligen Schrift und auf die Brust eine Ikone gelegt. In die rechte Hand wird Papierrolle und Kreuz so gesteckt, dass es dem Toten bei dem Kreuzzeichen nicht stört. Die Füße Schuhe bleiben frei. Die Kinder sollen vor dem Toten keine Angst bekommen. Man zeigt ihnen die Füße, dass sie sehen dass der Tote komplett im Sarg liegt. Der Sarg wird so aufgestellt so dass der Kopf des Verstorbenen in der schönen Ecke ist – dort wo die Ikone ( Heiligenbild ) steht. Die Füße sollen zur Türe gerichtet sein. Am Kopfende des Sarges werden 3 Kerzen befestigt. Diese Kerzen werden nur bei dem Gebet oder bei dem Singen angezündet.

Neben der Ikone wird ein Glas mit Hirse ( alte Getreideart ) gefüllt, eine Kerze eingesteckt und angezündet. Im Zimmer wo der Verstorbene aufgebahrt ist, muss ein übergroßes Bild von den Toten aufgestellt werden. Das Bild wird mit einer schwarzen Schleife umzogen.

Jeder der zur Verabschiedung kommt, soll den Verstorbenen in guter Erinnerung behalten.
In der Nacht muss immer jemand wachen. Man darf dabei nicht einschlafen. Wenn jemand dabei einschläft ist das ein schlechtes Zeichen – das bald ein anderer stirbt.

Die Vorbereitung zum Totenmahl. Aus Maisstärke wird ein Getränk zubereitet das so endlich wie Pudding ist. Aber gerade so das man es noch trinken kann. Dieses Getränk nennt man KISSEL. Dazu wird speziell Reis mit Rosinen gekocht – genannt KUTIJA. Anschließend kommen noch Kompotte, Palatschinken mit Honig und Kuchen mit verschiedenen Füllungen.

Die Tür sollte nicht versperrt sein, damit sich die Leute von dem Verstorben verabschieden können. Bei der Verabschiedung bringen die Leute Kränze mit. Zuerst legt man Geldstücke in das vorbereitete Teller. Dann geht man zu dem Verstorbenen küsst ihn auf die Stirn oder Hände. Dabei sagt man: - Verzeih mir, was ich Dir Schlechtes getan habe, lebe wohl. Ich wünsche Dir ein Himmelreich und der Boden sei Dir ein Federnbett – Bei dem Weggehen spricht man den Angehörigen das Beileid aus.

Es muss darauf geachtet werden, dass keine scharfen Sachen wie Nadel, spitze Gegenstände usw., womit sich der Tote verletzen könnte, in den Sarg kommen. Die Münzen werden von den Augen weggenommen sobald sich die Lider nicht mehr öffnen.
Der Verstorbene wird am 3. Tag begraben.

Der Tag des Begräbnis: Es wird von einer zumeist älteren erfahrenen Frau im Haus gebetet und gesungen. Bevor der Sarg aus dem Zimmer getragen wird, geht die Frau zu den Anwesenden und sagt: Verabschiedung des Verstorbenen. Haben sich alle von den Toten verabschiedet nehmen 4-6 Männer den Sarg. Der Sarg wird nicht geschlossen.

Es werden große Handtücher genommen, die unter dem Sarg durchgereicht werden und auf die Schultern der Träger gelegt. Zuerst geht eine Angehörige aus dem Zimmer. In der Hand hat sie ein Handtuch und ein Stück Seife. Die erste Person die ihr begegnet bekommt diese Dinge zur Erinnerung an den Toten. Die Träger nehmen den Sarg auf und tragen den Verstorbenen mit den Füßen zuerst aus dem Zimmer in den Hof. Es werden noch ein einige Gedenkreden gehalten. Danach geht es zur Kirche doch zumeist direkt zum Friedhof ( je nach Stand der Familie und der gewünschten – geforderten Politinteressen - )
Der Tote soll unbedigt ein Stück des Weges getragen werden. Je länger desto besser.
Zuerst geht eine Person mit einen Bild des Toten. Anschließend die Leute mit Blumen.

Die Blumen sollten auf den Weg gestreut werden als Symbol der ewigen Ruhe ( ein Bett mit Blumen ) dann der Sarg, die Angehörigen und Trauergäste. Geht man in die Kirche so wird der Verstorbene eingesegnet. Anschließend wird der Verstorbene zum Friedhof getragen. Der Sarg wird neben dem Grab abgestellt. Der Tote wird nochmals verabschiedet.

Man sagt zu den Verstorbenen: „komm nicht zu uns, wir werden zu Dir kommen“ Das bedeutet er soll uns im Traum nicht erscheinen, da es zumeist ein schlechtes Zeichen ist.

Anschließend deckt man den Verstorbenen mit dem Leichentuch ( Leinentuch ) komplett zu und der Sarg der bis jetzt offen war wird geschlossen. Bevor der Sarg abgelassen wird werden Geldmünzen in das Grab geworfen - für die Reise - . Das Grab wird in Anwesenheit der Angehörigen zugeschüttet und die Kränze werden über das Grab gelegt.

Wenn der Tote in der Kirche eingesegnet wurde wird keine geweihte Erde auf dem Friedhof mitgenommen. War man nicht in der Kirche zur Einsegnung, so ist es zumeist eine Großmutter ? ältere Frau oder Verwandte ( die keiner mehr zur Rechenschaft zieht ) die in die Kirche geht und eine geweihte Erde holt und über das zugeschüttete Grab streut. Als Ersatz für die Einsegnung. Die Handtücher die die Sargträger benützten werden in Teile geschnitten und aufgeteilt. So das jeder Sargträger und Totengräber ein Stück bekommt. Es wird als Handtuch weiterverwendet.

Anschließend ist das erste – POMINAJUT oder POMINKI- ( Totenfeier ).

Direkt am Grab werden Brötchen, Kuchen und Alkoholika ( Wodka ) gegessen und getrunken. Auf das Grab wird von jeden Essen eine Portion und ein Glas voll Wodka gestellt.
Bei dem Verlassen des Friedhofs werden allen Trauergäste ein Stück Seife und ein Taschentuch überreicht. – die symbolische Reinigung -.
Nach dem Pominajut gehen die geladenen Gäste in ein Gasthaus oder in das Haus des Verstorbenen wo das 2. Pominajut stattfindet. Das Totenmahl besteht aus Speisen die vorbereitet wurden. Für den Verstorbenen wird auch ein Gedeck hergerichtet.

Die nächsten Gedenktage ( Pominajut ) sind der 9. Tag, 40.Tag, halbes Jahr und jedes Jahr.
Diese Feiern finden zu Hause und am Friedhof statt.


Gedanken der Bevölkerung:

- stirbt ein Mensch unverheiratet wird er als Braut (Bräutigam) angezogen.
- Wenn ein Kind begraben, wird ein Glas Wasser an das Grab gestellt nicht Wodka.
- Das Grab wird so angelegt so das der Kopf im Osten ist
- Der Grabstein wird immer am Fußende aufgestellt.
- Das tragen von schwarzen Kleider ist nur am Begräbnistag üblich.
- Es gibt keine Nekrologe (Totenanzeigen)
- Man sagt: ich habe ihn (den Toten) gesehen ich muss PODAVAT machen (etwas herschenken) oder Essen geben oder man hat zu wenig Friedhofbesuche gemacht. Noch schlechter ist wenn er dich ruft. Das bedeutet er will dich holen.
- Der so genannte Allerseelentag wird am ersten Sonntag nach Ostern gefeiert. Er heißt der Elterntag. Man geht auf dem Friedhof haltet ein POMINAJUT ab, dabei spricht man laut mit dem Verstorbenen. Es wird ihm alles was im Jahr vorgefallen erzählt. Das kann auch eine Entschuldigung sein wenn man zu wenige Friedhofbesuche gemacht hat. Es ist üblich ein paar gefärbte Eier auf das Grab zu legen.
- Am Elterntag (Allerseelen) stehen am Eingangstor ältere Leute und Kinder. Sie warten bis man ihnen etwas gibt. ( Betteln in versteckter Form). Da Pominajut gefeiert wird hat man Essen und Trinken mit. Es ist üblich dass ein Fremder beschenkt wird und sagt dabei „ POMJANY“ (- denk an ihn - ) ( an den Toten). Der Beschenkte macht ein Kreuzzeichen und wünscht ein Königreich im Himmel.
- Der Verstorbene soll nicht von Angehörigen oder Sohn begraben werden. Man soll nicht sagen können, der Sohn hat den Vater begraben.
- Bei jeden Friedhofbesuch sollte man eine Kleinigkeit zu essen und trinken mitnehmen. Davon wird dem Verstorbenen ein Teil auf das Grab gestellt.
- Zwischen den fixen Gedenktagen, je nach Bedürfnis, wird für den Toten eine Panahida ( Totenandacht ) gefeiert. Man geht in die Kirche nimmt Brot, Kuchen, Obst, Bonbons und ähnliche Sachen mit, damit sich der Verstorbene erfreuen kann. Diese Speisen werden auf ein Platt Papier auf einen bestimmten Tisch gelegt. Auf dem Papier steht für welche Person, das Gedenken, die Panahida abgehalten werden soll. Der Poppe kommt und betet für den Verstorbenen. Die Speisen sind für den Poppen (Priester), für arme Leute und auch für ein Pominki Essen, in der Kirche. Die Teilnehmer sind die Helfer, die für die weltlichen Dinge in der Kirche zuständig sind.

Pominajut-Panahida-Pominkifeier (Totengedenkfeier):

Die wichtigsten Tage nach dem Begräbnistag ist der 9. Tag und der 40.Tag an diesen Tagen sind große Pominajut feiern angesagt.
Zuerst wird zu Hause gefeiert. Zum Tee wird Kuchen, Wurst, Bonbons und Käse gegessen. Es ist aufgefallen das alle Speisen außer Suppe und Hauptspeise sehr süß und üppig waren. Zu dieser Feier sind alle eingeladen die den Verstorbenen gut kannten. Pominajut wird erst ab 13.00 gefeiert. Es kommen laufend Gäste. Wenn sich die Gäste nicht an die Tafel begeben, so bekommen sie Kuchen und Bonbon zum mitnehmen.
Es werden auch verschiedene Gerichte wie Kuchen mit verschiedenen Füllungen mit Obst und Marmelade gebacken. Die Palatschinken werden nicht eingerollt, sondern nur in vier Teile geschnitten sowie auch keine Füllung. Zum trinken wird Kompott und Wodka serviert.
In der Mitte der Tafel wird ein Glas mit Hirse aufgestellt. Darin steckt eine brennende Kerze. An der Seite jedoch gut sichtbar ist ein übergroßes Bild vom Verstorbenen aufgestellt. Für den Verstorbenen wird eine Portion Essen und Wodka an der Tafel serviert. Zum Schluss kommt der Honig auf dem Tisch. Das Besteck besteht nur aus Löffeln und einen Messer für die ganze Tafel. Es darf keine Gabel gedeckt werden.- Der Tote könnte sich verletzen -.

Zu Beginn der Feier wird Wodka eingeschenkt. Man hebt das Glas und bespricht die guten Seiten des Verstorbenen und trinkt das Glas leer. Dann wird die Palatschinke mit der Hand genommen in Honig getunkt und gegessen. Das sollte schon zum Frühstück gegessen werden. Es sollte das erste Essen an diesen Tag sein. Anschließend eine Suppe und die Hauptspeise. Zu Abschluss wird KUTIJA ( gekochter Reis mit Rosinen ) serviert.
Bis 16.00 wird gegessen, getrunken und von den Verstorbenen gesprochen. Anschließend wird auf dem Friedhof gefahren. Es wird ein wenig Essen und Trinken mitgenommen. Das Glas Hirse in der, die Kerze war, wird auf das Grab geschüttet. Mit dem mitgenommenen Speisen wird Pominki gemacht. Einen Teil des Essens und Trinkens wird auf das Grab gelegt. Es warten auf dem Friedhof, viele Seelen, in Form von Tieren, die auf das Ende der Pomikifeier warten und holen.

Wenn man nach Hause geht darf man nicht Dankeschön sagen sondern sich nur verabschieden. Ich, als Gast bekam eine Seife für die symbolische Reinigung. Die anderen Gäste hatten es am Begräbnistag bekommen.
Früher war es so, dass man bei Pominki keinen Alkohol getrunken hat. Ist jedoch Alkohol getrunken worden, so bedeutet das, dass es den Toten im Himmel sehr schlecht gehen würde.
Da der Verstorbene das gleiche Totenmahl im Himmel bekommt, so wird es durch Alkoholgenuss durch Moos und Schlingpflanzen überwachsen.

Johann Liebhart

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