Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 3
© Oksana Fedotova
Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 1
Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 2
Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 3
Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 4

Strecke Karpogory – Schangas.

Die Siedlung Schangas liegt 100 km weit von Karpogory, je nach Wetter und Zustand der Wege nimmt einem die Autofahrt etwa 2,5 - 3 Stunden in Anspruch. Man fährt dabei an einigen Dörfern vorbei.

Im Leben von Pineshje spielten die Kirchen immer eine wichtige Rolle. Insgesamt gab es hier vor der Revolution 1917 3 Klöster, 8 steinerne Kirchen, 54 Holzkirchen und 63 Kapellen. In den 1920er Jahren wurden sie alle geschlossen und die meisten von ihnen wurden zerstört. Zur Zeit werden 2 von 3 Klöster und manche Kirchen restauriert, zum Beispiel die steinerne Kirche im Dorf Schotowa auf der Strecke Karpogory – Schangas.

Das Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Das Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Diese Kirche befindet sich nicht direkt im Dorf, sondern etwas beiseite, auf einem Hügel, so dass die von weitem zu sehen ist.

   

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, der Eingang. Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, der Eingang. Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Diese Kirche ist noch darum besonders interessant, weil sie nämlich aus Stein gebaut wurde, denn man hat früher im Norden hauptsächlich aus Holz gebaut. Im Innenraum der Kirche kann man noch die Reste des Reliefs an den Wänden sehen:

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, Innenraum. Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Die steinerne Kirche bei Dorf Schotowa, Innenraum. Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Die Kirche ist aber nicht das einzige sehenswerte Objekt in Schotowa. Mich hat noch der hölzerne Wasserturm begeistert, denn so eine Konstruktion habe ich noch nie vorher gesehen:

Der Wasserturm im Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Der Wasserturm im Dorf Schotowa, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Etwas Ähnliches haben wir dann im Dorf Marjina gesehen, nur war der „Turm“ selbst nicht so hoch:

Der Wasserturm im Dorf Marjina. Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Der Wasserturm im Dorf Marjina, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Die Dorfeinwohner kommen also da mit Eimern und holen sich Wasser, das aus diesem Schlauch fließt:

Wasserturm im Dorf Marjina, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Am Wasserturm im Dorf Marjina, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Autostraße in Pineshje © Oksana Fedotova

Die Autostraße in Pineshje.
© Oksana Fedotova, 14.Oktober 2006.

Schangas.

Schangas, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Schangas, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 15.Oktober 2006.

Schangas ist eine ziemlich junge Siedlung, sie entstand im Jahre 1987 und wird nächstes Jahr nur 20 Jahre alt. Schangas ist keine einfache Siedlung. Hier befindet sich eine Ansiedlungs-Strafkolonie, das Territorium um die Siedlung herum ist geschlossen und die Autos werden bei der Einfahrt kontrolliert. In Russland gibt es Kolonien mit strengen Haftbedingungen, Kolonien mit allgemeinem Strafvollzug und nämlich Ansiedlungs-Strafkolonien.

Die Kolonie selbst befindet sich ganz in der Nähe der Siedlung, man erreicht sie in 7-8 Minuten zu Fuß. Da wohnen die Häftlinge. Die Menschen, die da arbeiten (hauptsächlich natürlich Militärleute), haben ihre Häuser in der Siedlung.

Die Häftlinge arbeiten im Sägewerk auch ganz in der Nähe der Siedlung und kommen in Gruppen mit Begleitung an bestimmten Tagen ins Bad, das extra für sie in der Siedlung gebaut wurde.

Außerdem können sie mit schriftlicher Erlaubnis in ihrer Freizeit in die Siedlung gehen und das einzige kleine Geschäft da besuchen. Sie verdienen hier auch Geld, aber sehr wenig. Das Geld für das Notwendigste bekommen sie meistens von ihren Verwandten. Dann gehen sie ins Geschäft uns kaufen Zigaretten, Zucker, Tee, Kaffee und Kekse, ich habe das einmal selbst beobachtet. Ende des Sommers dürfen sie auch in den Wald, um Pilze zu suchen und Beeren zu sammeln. Wenn jemand aber nicht rechtzeitig zurückkommt, wird er gesucht.  

Die Häftlinge dürfen auch von den Verwandten besucht werden, für diese Zwecke gibt es eine kleine Wohnung in einem Holzhaus in der Siedlung.

So einfach ist das Leben von Häftlingen vielleicht auch nicht, aber man darf darüber nicht viel erzählen und reden. In der Zeitung des Pineshskij Bezirkes „Pineshje“ findet man auch kaum Artikel über Schangas und die Kolonie.

Die Siedlung selbst, wo die Mitarbeiter mit ihren Familien wohnen, ist wie schon gesagt ziemlich klein - da gibt es nur 2 Zweifamilienhäuser und 12 Häuser mit 12 Wohnungen.

Das Haus mit 12 Wohnungen. Schangas, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Das Haus mit 12 Wohnungen. Schangas, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 15.Oktober 2006.

Brennholz vor einem 2-Familienhaus. Schangas, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Brennholz vor einem 2-Familienhaus. Schangas, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 15.Oktober 2006.

In den Häusern gibt es Wasserleitung (nur kaltes Wasser) und zentrale Heizung, man heizt aber auch Ofen, damit es richtig warm in der Wohnung wird.

Wasserturm in Schangas, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Der Wasserturm in Schangas, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 15.Oktober 2006.

Im Sommer arbeiten die Familien in ihren Gemüsegärten, die ihnen den langen Winter zu überleben helfen. Im Geschäft gibt es keine große Auswahl von Lebensmitteln: Tee, Zucker, Süßigkeiten, selten und wenig Obst, Nudeln, Hühnerfleisch. Brot wird hier nicht gebacken und nach Schangas auch nicht gebracht. Darum fahren oft die Einwohner nach Karpogory (jede Familie hat hier ein Auto) und kaufen da so viele Lebensmittel wie möglich. Die Kleidung und andere Waren werden in Schangas auch nicht verkauft, man muss alles in Karpogory besorgen. Um Technik, Möbel zu kaufen oder um noch mehr Auswahl von Waren zu haben, fährt man nach Archangelsk. Nicht einmal Blumen werden in Karpogory verkauft. Darum freut sich eine Frau besonders, wenn ihr Mann zu ihrem Geburtstag z.B. einen Blumenstrauß aus Archangelsk bringt oder einen Bekannten bittet, der bei Gelegenheit nach Archangelsk fährt, Blumen mitzubringen.

Es gibt in Schangas auch keine Unterhaltung, ohne die eine Stadt nicht zu denken ist – kein Cafe, keine Bar, kein Kino. Keine Telefonleitung ist da, Festnetztelefon gibt es nur in der Kolonie. Mobiltelefone funktionieren nur in Karpogory und in den nahe liegenden Dörfern. Komischerweise (und darüber freuen sich alle Einwohner der Siedlung sehr) gibt es eine bestimmte Stelle in Schangas, wo es Handy-Empfang gibt. Hier kommen die Einwohner extra, um sms zu schreiben oder kurze Anrufe mit Handy zu machen.

Zu Unterhaltungen gehören hier die Arbeit im Gemüsegarten, Suche nach Beeren und Pilzen im Wald im Sommer und Herbst, das Angeln. Nicht weit von Schangas fließt der kleine Fluss Joshuga, hier kommen die Männer zum Angeln, im Sommer macht man auch einfach Ausflüge ins Freie.

Fluss Joshuga, Pineshskij Bezirk © Oksana Fedotova

Fluss Joshuga, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 15.Oktober 2006.

In Schangas gibt es ziemlich viele Kinder. Für die Kinder ist die Grundschule da. Hier lernt man 3 Jahre und in jeder Klasse sind natürlich nicht 20-25 Schüler wie in Archangelsk z.B., sondern 2-3. Über der Eingangstür steht geschrieben: Herzlich willkommen!



Das Gebäude der Grundschule. Schangas, Pineshskij Bezirk.
© Oksana Fedotova, 15.Oktober 2006.

Die älteren Kinder müssen mit einem kleinen Schulbus zur Schule in eine andere größere Siedlung jeden Tag fahren, der Bus bringt sie nach dem Unterricht wieder nach Schangas zurück. In dieser größeren Siedlung lernen die Kinder nur bis zur 10.Klasse. Beenden kann man die Schule nur in Karpogory, hierher kommen die Kinder von vielen Dörfern, wohnen da in einem Internat und besuchen die Schule, gehen also in die 10. und 11.Klasse.

Das waren die Erlebnisse und die Eindrücke meiner kurzen Bekanntschaft mit Pineshje.

weiter zu: Fotoserie aus dem Pineshskij Bezirk, Teil 4

Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 1
Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 2
Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 3
Pineshskij Bezirk: Karpogory Schangas, Teil 4

Zurück zur Übersicht: Volkskundliche Berichte aus Russland

Für Fragen und Vorschläge benutzen Sie ausschliesslich das Thema Russland in unserem Forum.
Вопросы и предложения принимаются только в теме Россия на нашем форуме.
Für kommerzielle Anfragen erreichen Sie Frau Fedotova nur über den Webmaster.

© Oksana Fedotova, 2006. Alle Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt!
© Oksana Fedotova, 2006. Все тексты и фотографии защищены авторскими правами.