Der Studententag (oder: Tatjanas Tag)
© Oksana Fedotova
Am 25.Januar feiern alle russischen Studenten Tatjanas Tag.
Am 12. Januar (Julianische Kalender) bzw. am 25.Januar (Gregorianischer Kalender) feiert man in Russland den Tag der Heiligen Großmärtyrerin Tatiana (Tatjana). Sie lebte Ende des 2. bis Anfang des 3. Jahrhunderts in Rom. Ihr Vater, der in Rom einen hohen Posten bekleidete, bekannte sich heimlich zum christlichen Glauben und hat auch seine Tochter zu einer Christin erzogen. In der Zeit, wo die Christen verfolgt wurden, hat auch Tatjana sehr darunter gelitten. Sie war aber glaubensstark und wurde dafür vom Gericht zum Tode verurteilt.
Am 12. (25.) Januar 1755 hat die Kaiserin Elisaweta (Elisabeth Petrowna, die Tochter des Zaren Peter des Großen, der die Feier des Neuen Jahres am 1. Januar eingeführt hat) den Erlaß unterschrieben, die erste russische Universität in Moskau zu gründen. Das Projekt der Gründung einer Universität in Russland leitete der Generaladjutant Iwan Schuwalow und das Unterzeichnungsdatum wurde von ihm nicht zufällig gewählt. Er wollte damit seiner Mutter Tatjana ein Geschenk zu ihrem Namenstag machen. “Ich schenke dir eine Universität”, - diese Worte von Iwan Schuwalow wurden zu den geflügelten Worten.
Seit dieser Zeit sagt man auch, die Heilige Tatjana sei die Patronin aller Studenten, obwohl sie mit Studenten ursprünglich nichts zu tun hatte.
Seit 1755 wurde der Studententag (oder Tatjanas Tag) prachtvoll gefeiert (es war auch der erste Tag der Winterferien bei Studenten, so konnten sie es sich leisten). Der russische Schriftsteller Anton Pawlowitsch Tschechow schrieb 1885 über die Feier des Studententages in Moskau: “Dieses Jahr hat man alles getrunken, außer dem Moskwa-Fluß, und das auch nur, weil er gefroren war”.
An diesem Tag gingen die Studenten in Lokale und Restaurants feiern. Aus der Geschichte ist bekannt: das berühmteste Restaurant in Moskau an diesem Tag die “Eremitage” war. Zu diesem festlichen Anlaß wurde dort die teuren Möbel durch Holztische und Bänke ersetzt, alle Spiegel wurden weggeräumt, der Boden wurde mit dichter Schicht Holzmehl bedeckt. So konnten sich die Gäste freier und die Wirte sicherer fühlen.
Das Fest wurde bis spät in die Nacht hinein gefeiert. Die Studenten, die monatelang Vorlesungen besuchen und über den Büchern hocken mußten, fühlten sich endlich wohl und genossen die Freiheit in vollem Masse: man trieb sich überall in der Stadt herum und grölte Lieder (man begann dabei immer mit der klassischen Studentenhymne “Gaudeamus igitur”, am Ende konnten schon verbotene Lieder gesungen werden), die Polizei aber durfte an diesem Tag die Studenten nicht verhaften.
Das Fest hatte noch eine Besonderheit – am 25. Januar wurden alle Alters- und Standesunterschiede aufgehoben. An einem Tisch mit Studenten saßen Beamte, Gelehrte, Rechtsanwälte, Journalisten; sie alle fühlten sich “alte Studenten” und erinnerten sich gern an ihre Studentenzeit. Das war wirklich ein Fest, das alle vereinigte und wo sich alle ausstoben konnten.
2005 wurde von unserem Präsidenten Wladimir Putin der Erlaß unterschrieben, der dieses Fest offiziell festgelegt hat, jetzt steht im Kalender “Der Tag der russischen Studentenschaft”.
Heutzutage Zeit wird dieses Fest auch in allen Universitäten gefeiert – mit Konzerten, Vorstellungen, festlichen Ansprachen. Einige Universitäten versuchen auch ihren Studenten an diesem Tag besondere Freude zu machen. So bekommen heute alle Studenten einer Universität in Tscheljabinsk Sekt geschenkt. In vielen Städten (auch hier in Archangelsk) können Studenten heute ins Kino für den halben Preis gehen, man bekommt auch gratis Getränke in Lokalen, es gibt genug Sonderangebote. In allen Nachtklubs und Diskos sind auch Sonderprogramme für Studenten.
An diesem Tag wird auch allen Frauen namens Tatjana gratuliert, sie bekommen kleine Geschenke und Souvenirs.
* Der Internationale Studententag ist der 17. November – der Tag der internationalen Solidarität der Studenten, 1941 in London festgelegt.
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