Aufschriften und Inschriften, Wirtshausschilder, Haussprüche
b) Im übrigen Österreich, Bayern und Schweiz.

Aufschrift an einem Neubau in Tiffen, Kärnten:

Schimpfen kann a jeder Bauer
Besser machen fällt ihm sauer,
Jeder baut nach seinem Sinn,
Keiner kommt und zahlt für ihn.


An einem Wirtshause bei Villach befinden sich nebeneinander 3 Bilder:

Links:
Ein Mann mit Barret,
Talar und Buch in der Hand.

In der Mitte:
Ein Frauenzimmer
Mit nackter Brust
Rechts:
Ein bärtiger Jude.
  Darunter:
Der Jurist mit seim Buch
Der Jud mit seim G'such
Und was unter der Frauen Fürtuch
Dieselben drei Geschirr
Machen die ganze Welt ir.
 

An einem Hause bei Saalfelden, Pinzgau:

O Maria, Jungfrau rein,
Laß uns Dir empfohlen sein,
Beschütze unser Haus und Kinder
Und die Ochsen und die Rinder.


An einem Hause in Friedau, Steiermark:
(Mit dem Bildnis des HI. Florian.)

Heiliger Ritter Florian
Nimm Dich um unser Haus und Hof an,
Lösche das Feuer der Sünd,
Daß es nit thuet brinnen.
Daß wir dem ewigen Tod entrinnen.


An einem Hause in Peggau, Steiermark:

Allen zu gefallen kann möglich nicht sein,
Es sein viel zu viel Köpf und zu wenig verstand darein.


An dem Hause eines Glasers im Salzkammergut:

Der Herr beschütze Korn und Wein,
Der Hagel schlag' blos die Fenster ein.


Aus Salzburg:

Hausknecht! was suchst den du
Mit der Latern?
An Schützen, der koa Kusred woas'
Suchet i gern!


An einem Hause in Oberfranken:

HI. Florian, du sackrischer Schwanz,
wir brauchen dich nimmer, wir haben d' Assecuranz.


An dem Hause eines Schusters in Schwaben:

Hier giebt es Schuhe
Oben rund und unten glatt,
Passen sie nicht dem David,
So passen sie doch dem Goliath.


An dem Hause eines Schäfflers in Landsberg am Lech:

Ein gut gebunt'nes Faß
Ein ausgezeichneter Magen
Kann zwanzig Maß vertragen
Und thut sich nit beklagen.


An dem Hause eines Schlossers in Schwaben:

Wenn an jedes lose Maul
Ein Schloß müßt' ang'hängt werden,
Dann war' die edle Schlosserkunst
Die beste Kunst auf Erden.


Aus der nördlichen Schweiz:

Viele Leute tadeln mich,
Aber ich glaub' sie irren sich;
Ich glaube aber auch dabei
Das Keiner ohne Tadel sei.


An einem Hause im Kanton Zürich:

Wenn einer kommt und sagen kann,
Daß er Jedermann hab recht gethan,
So bitt' ich diesen lieben Herrn,
Er woll' mich diese Kunst auch lehr'n.


In einem Gasthause im Kanton Luzern:

Komm' herein, du lieber Gast
Wenn Du Geld im Beutel hast;
Hast Du ein's, so setz Dich nieder,
Hast Du kein's, so pack Dich wieder.


An einer Weinkneipe an der Schweizergrenze:

Wer Geld hat, sauft den Wein
Wer keins hat, schenkt sich Wasser ein.


An einem Hause im Kanton Wallis:

Dies Haus hat gemacht, zuvor betracht'
Meister Johannes Anders.
Wem's nicht gefallt, schau es nicht an,
Wirds doch nicht machen anders.

Quelle: Marterln (Votivtafeln und Feldkreuze), Aufschriften und Inschriften (Wirtshausschilder und Haussprüche), Grabschriften in Tirol, Vorarlberg und dem übrigen Österreich. Mit einem Anhang. Hg F. Pleticha, Meran-Mais 1909. S. 46 - 48.